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)If 'Ä Nr. 117 -M »L flügen in die Umgebung benutzt, bei denen unsere Steinbrüche mit ihren seltenen Versteinerungen große Berücksichtigung fanden. Nach 11 Uhr ward im Saale des Gasthofs zum „goldnen Stern" durch den Vor sitzenden im Gesammtvorstande, Oberlehrer vr. Köhler- Schneeberg, die Versammlung eröffnet, bei der von den 34 Zweigvereinen mit über 3000 Mitgliedern 16 Zweigvereine vertreten waren und bei der man auch liebe Gäste des Gebirgsvereins für die sächsisch böhmische Schweiz begrüßen konnte. Nachdem der Herr Vorsitzende ausführlich die Ziele und Zwecke des Vereins dargelegt und Herr Bürgermeister Voigt ich; Namen der Stadt Dippoldiswalde die Erschienenen begrüßt hatte, erstattete zunächst der Kassirer, Herr Kaufmann Härtel - Schneeberg,: dm Kaffenbericht auf das Jahr 1883, aus dem hervorgcht, daß am I. Ja nuar 1884 ein Kaffenbestand von 98S M. 13 Pf. und ein Vermögen von 1046 M. 16 Pf. vorhanden war. Da der Bericht über die Thätigkeit der einzelnen Zweigvereine im Vereinslokal veröffentlicht wird, sah die Versammlung vom Vortrage desselben ab, und ward sodann durch Akklamation der abtretende Vor stand wieder und Herr Kantor owor. Günther-Zelle als 2. Schriftführer neu gewählt. Als Ehrenmitglieder wurden proklamirt die Herren Pastor Ranft-Frauen hain, Hüttenmeister Müller-Niedcrschlema und Neal- fchullürektor Lr. Reeße-Frankenberg. Als Ort der nächsten Generalversammlung erwählte man alsdann einstimmig den Sitz des Gesammtvorstandes, Schnee berg. Die drei gestellten Anträge fanden dahin Erle digung, daß es die Versammlung für dringend wün- schenswerth erklärte, beim Uebertritt eines Mitgliedes aus dem einen in einen andern Zweigverein, dasselbe nicht nochmals der Abstimmung zu unterwerfen; weiter beschloß man die Gründung eines Reservefonds, dem man alljährlich 20 > des Kaffenüberschusses überwies und einen weiteren Antrag, das Vereinsorgan im Sommer unentgeltlich an Bahnstationen zu vertheilen, lehnte man der großen Kosten halber ab. Nachdem noch Herr Schuhmacher Georgi-Dresden einen höchst lehrreichen Vortrag über den Bau des Fußes, seine Bekleidung und das Gehen gehalten, ward die Ver sammlung geschloffen. — Bei dem nun folgenden ge meinsamen Mittagseffen brachte den ersten Toast Herr vH. Kähler auf König Albert und Prinz Georg aus und reihte sich daran noch eine große Menge launiger und ernster Trinksprüche, wie auch ein Tafellied die allgemeine Festlaune noch erhöhte. — Ein an den Protektor des Vereins, Prinz Georg, bei Beginn der Versammlung abgesendetes Begrüßttngs - Telegramm ward von diesem noch im Laufe des Tages mit den Worten erwidert: „vr. Köhler, Vorsitzender im Ge sammtvorstande des Erzgebirgsvereins, Dippoldiswalde. Meinen herzlichsten Dank Ihnen und den versanimelten Vereinen für den mir gesendeten Gruß. Georg, H. z. S." Es ist üblich und dem Zwecke des Gebirgsvereins entsprechend, mit den Generalversammlungen eine Aus stellung zu verbinden, die nicht nur Das enthält, was unmittelbar zur Erleichterung der Wanderei dient, sondern die auch Material zur erweiterten Kenntniß des Grund und Bodens, seiner Erzeugnisse, seiner Vergangenheit und Gegenwart darbieten soll. Die Ausstellung soll also eben so sehr die unmittelbaren Bedürfnisse der Wanderer, als die geographische, ge schichtliche und gewerbliche Beschaffenheil des Gebirges veranschaulichen und damit die Vaterlandskunde ver tiefen helfen. Von diesen Gesichtspunkten aus werfen wir nun einen Blick auf die in der Turnhalle ver anstaltete Ausstellung, um deren Zustandekommen und Anordnung sich die Mitglieder des hiesigen Erzgebirgs vereins viel Mühe gegeben hatten, die auch erfreulicher Weise nicht vergebens gewesen war; von verschiedenen Seiten war man dem erfreulichen und nützlichen Zwecke fördernd entgegen gekommen. — Da aus Zweckmäßig- keitsrücksichten die oben angegebenen Gesichtspunkte bei der Anordnung der Gegenstände nicht hatten einge- Air rrvolutionäre Bewegung in Belgien. In den» Königreiche Belgien, welches sich unter der Regierung weiser Monarchen so manches Jahr eines idyllischen Zustandes erfreute, fängt es an, immer bedenklicher revolutionär zu gähren und kann zumal die Hauptstadt Brüssel seit zwei Monaten nicht zur Ruhe kommen. Den ersten klaffenden Gegensatz in die politischen Geister Belgiens warf der unverhoffte Wahlsieg der Klerikalen über die Liberalen und die Errichtung des klerikalen Ministeriums Malou. Selbst verständlich benutzte das klerikale Kabinet seine Stel lung, um in seinem Sinne die Gesetzgebung zu revi- diren, und es kam das neue Schulgesetz zu Stande, welches dem Liberalismus, der bisher in Belgien vor herrschte, arg die Flügel beschneidet. Darüber ent standen die schon oft berichteten Straßentumulte, Volks aufläufe und Maffenprügeleien in der Hauptstadt, und diese revolutionären Kundgebungen haben sich bis auf den heutigen Tag fortgepflanzt und der belgischen Ne gierung schon viel Verdrießlichkeiten bereitet. — Es kann kein Zweifel darüber existiren, daß sich die radi kalen Elemente in Belgien ganz unbotmäßig, ja ver brecherisch benehmen, denn ihre Gegnerschaft gegen die Klerikalen sollten sie doch nur im Parlamente, und nicht auf der Straße und Barrikade auskämpsen wollen, zumal der König wie die Minister durchaus nach der Verfassung regieren. Nichtig ist ferner auch, daß die meisten und angesehensten liberalen Blätter Belgiens zur Ruhe mahnen und die Tumulte für thöricht und verbrecherisch erklären. Es hat sich deshalb nunmehr zur Gewißheit herausgestellt, daß die Umsturzpartei in Belgien ihre Anhänger aus einer starken, zumal in der Hauptstadt Brüssel vertretenen Anzahl Republikaner und Radikalen rekrutirt, welche die Strömung jetzt für sehr günstig halten, in Belgien die Monarchie ab zuschassen und die Republik einzusühre». Eine be deutende Anregung zu diesen kühnen Plänen empfangen die belgischen Radikalen durch ihre Kollegen aus Frank reich, und wird in allen ziellosen französischen Zei tungen mit Behagen das Wachsen des republikanischen Geistes in dem durch Sprache und Sitte Frankreich verwandten Belgien bewiesen. Einige französische Blätter gehen sogar schon so weit und behaupten, daß die beabsichtigte Verhängung des Belagerungszustandes über die Hauptstadt Brüssel die eigentliche revolutionäre Explosion hervorbringen und die großen Kämpfe füx die Errichtung der Republik in Belgien beginnen lassen werde. — Diese Auslassungen sind aber offenbar seht übertriebene Hoffnungen, denn die Mehrheit der bel? gischen Bevölkerung hat trotz des ihr innewohnenden leidenschaftlichen, veränderungslustigen Zuges keine Lust, eine Staatsummälzung herbeizusühren. Das Königreich der Belgier ist allerdings verhältnißmäßig jung; erst vor fünfzig Jahren entstand es mit König Leopold aus dem Hause Koburg-Gotha an der Spitze, aber König Leopold und seine Nachfolger machten sich durch ihre Weisheit und Verfassungstreue in Belgien beliebt und erweckten bei den Belgiern Zufriedenheit mit der Monarchie, unter welcher das Land vorzügliche Fortschritte machte. Es liegen auch durchaus keine Anzeichen dafür vor, daß das belgische Königthum in einem Kampfe gegen die Revolutionäre nicht auf das Heer und die Bürgergarden zählen könnte, und so wird wohl die revolutionäre Bewegung in Belgien allmälig unterdrückt werden. «Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde. Unter einer Betheiligung, wie sie der im äußersten Osten des Gebirges liegende Erz- aebirgs-Zweigverein Dippoldiswalde nicht erhofft hatte, fand hier am vergangenen Sonntag die 7. General versammlung des Erzgebirgsvereins statt. Nach Ankunft des Abendzuges am Sonnabend fand eine sehr animirte Zusammenkunft im Vereinslokale statt, und wurde sodann der Sonntag Vormittag zu Aus Jnserate, welche bei der bedeutenden Auslage deS Blattes eine sehr wirt- vrTLME Raum berechnet- — Ta- . bellarische und coinplieitte H Inserate mit entsprechen- dem Aufschlag. — Einge sandt, im redattioneklen Tbeile, die Spaltenzeile A) Pfg. Die „Wei-eritz-Zeitung" scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljiihrlich 1 M. Lk Psg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 4L Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All« Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. WkiKttlh-MtiiH iLmUblv-sj'zU -V - "7k77k.. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen WMWchte und die StadLräthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein w" 7 .lMvE liM Verantwortlicher Redacteur: Carl IkhNt in Dippoldi twalde. I) ß i 4Y. Jahrgang. er -M M* Donnerstag, den 2. Oktober 1884. . IM halten werden können, geben wir jetzt mit Berücksich tigung derselben eine gedrängte Ueberficht der ausge stellten Objekte. — Was zunächst die Veranschaulichung der natürlichen Beschaffenheit des Erzgebirges anlangt, so diente diesem Zwecke eine Ausstellung sämmtlicher geognostischen Spezialkarten der einzelnen Sektionen, welche von der königl. geognostischen Station in Leipzig dargeboten worden waren; ferner eine große Anzahl von derselben Stelle ausgegangener Monographien, z. B. über sämmtliche im Erzgebirge beobachtete Erd beben. Obersteiger Patzig-Hänichen bot eine vorzügliche Sammlung von Mineralien des Gang- und Kohlen bergbaues,' vün alten, bergmännischen Büchern, Pro filen und Photographien, sowie eine selbstgezeichnete, mit Huntotistischen Neimen erklärte Darstellung berg männischer Arbeiten, wie sich dieselben im Laufe der Zeiten zu immer größerer Vollkommenheit entwickelt haben. Baumeister Schmidt-Dippoldiswalde hatte die bet uns speziell vorkommenden Sandsteinarten instruktiv zusammengestellt und aus kleineren und größeren Schleifsteinen einen tempelartigen Bau errichtet. Der Obstbauverein Dippoldiswalde hatte sämmtliche im Erzgebirge vorkommenden Aepfel- und Birnensorten in Gipsnachbildungen ausgestellt, die weder in der Gestalt, noch nach Farbe und Gewicht den natürlichen Produkten nachstanden. Es dienen diese wahrhaft künstlerisch ausgeführten Imitationen zur Belehrung der Mitglieder, besonders auch als Hilfsmittel bei richtiger Benennung dem Einzelnen unbekannter Obst sorten. Schmiedemeister Mende hatte Schmetterlinge und Käfer ausgestellt. Dem geographischen Zwecke dienten eine Menge von Landkarten, Situationszeich nungen, Bildern, Photographien rc. Photograph Kögel- Dippoldiswalde bot gut ausgeführte Bilder aus alter und neuer Zeit, besonders Landschaften der Bahnlinie, Ansichten von Dippoldiswalde rc. Direktor Lamer- Hainsberg hatte eine große Anzahl von Spezialkarten, Zeichnungen, Büchern ausgestellt, wie derselbe über haupt durch alles übrige in historischer und touristischer Hinsicht Dargebotene das erfreulichste Verständniß für den Ausstellungszweck bekundet hatte. Der Erzgebirgs verein Dippoldiswalde hatte aus seiner, sowie aus der Volksbibliothek eine Anzahl Bücher, die besonders auch die hiesige Gegend in's Auge fassen, zur Ansicht aus gelegt. Neben dem alten churfürstl. sächs. Geographen Leonhardt waren Berthold Sigismund, Leupold, El fried v. Taura, Steche u. A. vertreten. Neben den „Monumenten des Mittelalters und der Renaissance aus dem sächs. Erzgebirge" nahm besonders unsere Nikolaikirche die Aufmerksamkeit in Anspruch. Die Stadtgemeinde Dippoldiswalde bot Bilder der Stadt und einzelner Gebäude, alte Pläne rc. zur Ansicht dar. Prof. Polle-Dresden hatte eine alte Handzeichnung, die Umgegend von Dippoldiswalde darstellend, aus gestellt. Sehr zahlreich und mit manchen interessanten Einzelheiten war die Vergangenheit in Manuskripten,' Bildern, Geräthschaften, Münzen rc. vertreten; beson ders fesselten drei Stammbäume die Aufmerksamkeit. Der eine, von der Stadtgemeinde Altenberg ausgestellt, umfaßte die Fürsten des Hauses Wettin; der andere, aus bürgerlichen Kreisen, betraf eine Familie, „welche länger als 200 Jahre ein Gewerbe in demselben Hause betreibt." Der Aussteller, Seifensiedermeister Lommatzsch-Dippoldiswalde, gehört selbst dieser Familie an, zu deren gewerblicher Beständigkeit gewiß selten ein Seitenstück gefunden werden dürfte; während der dritte, der Stammbaum der Familie des Hrn. Lehrer om. Dreßler, nur die Zeit von 1693—1819 umfaßt. Uebri- gens hatte Herr Lommatzsch auch sehr hübsche Hochzeits geschenke von Zinn (Suppenterrine und Armleuchter) vom Jahre 1777 geboten. Die Schützengesellschaft- Dippoldiswalde zeigte alte Festscheiben mit Bildern und Inschriften, ihre älteste, gewaltig zerfetzte Fahne von 1701, alte Waffen, Schützenkleidung, sowie den silbernen Königsschmuck. Die Bäcker-, Fleischer-, Schmiede-, Gerber- und Bauhandwerker-Innungen