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Mchmh-MilW Verantwortlicher Redaetenr: Cärl Ithnt in Dippoldiswalde Nr. 96 Donnerstag, den 14. August 1884. 49. Jahrgang ! ,8 Zum Kapitel „Volksbildung". Will man auf sozialen«, ivirthschaftlichem oder po litischem Gebiete irgendwie Fortschritte fördern, so wird man immer und immer wieder darauf angewiesen sein, diese Förderung zunächst auf dem Gebiete einer wahren und echten Volksbildung zu betreiben. Wenn «vir nm« diesem Thema einmal unsere Aufmerksamkeit widmen, so soll es durchaus nicht geschehen, um etwa prüfend an unser Schul- und Unlerrichtswesen heran- zutreten. Mit diesem und in demselben befindlichen Vervollkommnungswesen kann man ja nn Allgemeinen zufrieden sein, und es liegt keine zwingende Veran lassung vor, den Schulunterricht öffentlich zu unter suchen. — Wir möchten aber sehr nachdrücklich auf eine noch wenig ausgefüllte Lücke Hinweisen, die sich in der Bildung unseres Volkes dadurch ergiebt, daß für die Weiterbildung der jungen Menschen von der Zeit ihrer Konfirmation bis zur Entwickelung zum reiferen Menschen (also vom 14. bis zum 20. Jahre) noch immer zu wenig gesorgt ist. Die Fortbildungs schulen füllen zwar die Lücke ein wenig aus, und es giebt auch manchen verständigen Vater oder einsichtigen Lehrmeister, die dafür sorgen, daß durch geistige An regung und Beschäftigung, also vornehmlich durch gute Bücher der heranreifende Jüngling in seinen Muse stunden beschäftigt und von der unglückseligen Theil- - nähme an dem verfrühten Vergnügungsleben abgehalten wird, aber der Mehrzahl der Jugend wird diese dop pelte Wohlthat, bessere Bildung und Fernhalten von verfrühter Genußsucht noch nicht zu Theil. Es bleibt daher eine hohe Aufgabe der Volksbildungsvereine und der Nächstenliebe unserer begüterten Mitmenschen, nach dieser Richtung ein Mehr zu thun. — Erfreulich ist es gewesen, daß man auf "dem Jahrestags der deutschen Volksbildungsvereine, der vor Kurzem in Görlitz abgehalten wurde, gerade die allgemeine Be nutzung der Volksbibliotheken gute Fortschritte macht. Fast noch mehr Beachtung im Interesse der Volksbil dung und der Ausfüllung der erwähnten Lücke scheint uns aber eine in Bremen eingeführte Einrichtung zu verdienen, welche den Bildungstrieb der die Schule verlassenden Jugend direkt anregt. Der in Bremen eingeschlagene Weg war der, daß die Vorsteher der Schulen in den Stand gesetzt wurden, jedem, zu Ostern die Schule verlassenden, konfirmirten Kinde mit einer kleinen Ansprache ein paar gute Bücher auf dei« Lebens weg zu geben: ein unterhaltendes und ein nützliches Buch. Was die Kinder so bekommen, haben sie gewiß nicht ungenoffen gelassen; denn nach allen eingelaufenen Berichten machte es ihnen selbst wie ihren Lehrern die größte Freude. Allerdings ist das Verfahren ver- lhältnißmäßig theuer. Auf der« Kopf niag etwa eine Mark gerechnet werden müssen. Aber, wenn man sieht, welche Summen heute fortwährend ausgegeben werden für wohlthätige Zwecke, die entweder längst veraltet oder anderweitig schon auf's Ausreichendste bedacht sind, so bildet sich die Hoffnung, daß doch wohl noch auf einen so viel versprechenden Gegenstand sozialer Vorbeugungs- und Verhütungsthätigkeit einmal hin längliches Licht fallen werde, daß auch reiche Wohl täter ihn gewahre,«. — In ausgetretenen Geleisen zu wenig lohnendem Ziele zu fahren, kann sie doch nicht so befriedigen, wie sich dem, ewig neue und immer wirksamere Erziehungsformen ersinnenden menschen bildenden Gedanken des Jahrhunderts zu fruchtbarem Bunde zuzugeselleu! 15884 Demnach bis jetzt (vom Januar 1884 an) 78,453. Befördert wurden 2,266,503 Kilogramm Güter. Dem nach vom Januar 1884 an 15,110,832 Kilogr. Güter. Gegen den gleichen Monat des Vorjahres wurden 1490 Billets mehr verkauft und 849,110 Kilogramm Güter mehr befördert. — Wie aus einer Bekanntmachung der hiesigen kgl. Bahnverwaltung in heutiger Nummer hervorgeht, wird von jetzt ab, nachdem sich herausgestellt hat, daß zwei sogen. Theaterzüge im Monat nicht die nöthige Theilnahme finden, stets an« 4. jeden Monats ein solcher Zug verkehren. — Am 9. August ist bei dem Wirthschaftsbesitzer und Maurer Hähnel in Klein bobritzsch eine Kuh erkrankt und infolgedessen auch getödtet worden, welche nach der am 11. d. M. durch den königlichen Bezirks thierarzt, Herrn Lehnert, vorgenommenen Sektion un zweifelhaft mit „Milzbrand" behaftet gewesen ist. Der Kadaver ist sofort zerstückelt, reichlich mit Petroleum übergossen, die Vergrabung desselben angeordnet und alsbald unter Aufsicht der Ortsbehörde — des Herrn Gemeindevorstand Weichest — in's Werk gesetzt worden. Hierauf sind alle sonstigen Vorsichtsmaßregeln, wie Reinigung und Desinfektion des Stalles, der Stall- geräthschaften rc. pom königlichen Bezirksthierarzt an geordnet worden. Altenberg. Wir wollen im Interesse der vielen in unserer Gegend aufhältlichen Sommergäste noch mals erwähnen, daß das diesjährige Bergfest Sonn abend, den 16. August, stattfindet, und daß die Berg parade früh 9 Uhr beginnt. * Frauenstein, 12. August. Vom augenehmsteu Wetter begünstigt, feierten «vir ain vergangenen Sonn tag hier ein sehr wohlgelungenes Sängerfest. Das selbe «var besucht von den Männergesangvereinen aus Altenberg mit 2, Berthelsdorf 25, Bürgergesangverein aus Brand 25, Burkersdorf 34, Colmnitz 23 Mann. Aus Dresden hatten sich eingefunden: Sängerchor des Militärvereins I. mit 10, Eichenkcanz 20, Lied Hoch 26, Saxonia 22, Sängerhain 28, Seraphim 10 Mann. Freiberg hatte ein starkes Kontingent gestellt und zwar: Stradella 25, Lyra 36, Freundschaft 27, Liederkranz 40 Mann. Ferner waren erschienen Hermsdorf und Amtsblatt ' für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirh same BerbreituuäsiMA werden mit Il> PfgHW Spalteazeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Eilige« sandt, nn reoaktionellen Theile, die Spaltenzell« SO Pfg. Verkäufer in der Hauptsache mit ihren Geschäften zu friedengestellt worden. — Als am vergangenen Montag Nachmittag viele Feuerwehrleute in die Umgebung Zwickau's Ausflüge machten, brach in der Stadl in einer Lohgerberei Feuer aus. Da fast alle einheimische» Feuerwehr leute ebenfalls abwesend waren, währte es geraume Zeit, ehe Hilfe erschien, und waren es dann neben Mitgliedern der Altenburger Feuerwehr auch noch die Vertreter der Feuerwehren von Dippoldiswalde und Naundorf bei Schmiedeberg, welche die Geräthe nach dem Brandplatze schafften und erfolgreich die erste Hilfe brachten. - — Am 12. August Vorm. hat sich im Schmidt- schen Steinbruche in der Dippoldiswaldaer Haide der 42 jähr. Handarbeiter und Steinbrecher E. W. Kempe, wohl infolge von Neigung zu Schwermnth, durch Er hängen selbstentleibt. Derselbe hinterläßt eine Frau und sechs Kinder. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat Juli gestaltete sich in folgender Weise auf den einzelnen Stationen und Haltestellen: Kämmerswalde mit je 12, Kleinbobritzsch 18, Löbtau 14, Mulda 13, Lichtenberg 36, Potschappel 14, Ra benau 33, Reichenau 9, Weigmannsdorf 15, Weißen born 22, Sayda 8, Reichstädt 15 Mann. Lockwitz war durch 1 Deputaten vertreten. Mit Hinzurechnung der 23 Sänger vom hiesigen Gesangverein „Lieder tafel", „Chorgesangverein" und „Doppelquartett" hatten sich in Summa 588 Sänger eingestellt. Dieselben wurden von« Nathhausbalkon aus von Herrn Bürger meister Grohmann auf's herzlichste willkommen geheißen. Nachdem der Festzug die mit Ehrenpforten, Guirlanden, Kränzen und Flaggen sehr reich geschmückten Straßen^ durchzogen hatte, begann um 4 Uhr das FestconcertM im Wetzig'schen Garten. Es gelangten hier 3 Massen-, gesänge, „Des Liedes Krystall" von Schmidt, „Liedes-- freiheit" von Marschner und „Der frohe Wanders mann" von Mendelssohn-Bartholdy, sowie 19 Einzel gesänge zum Vortrage. Einen großartigen Eindruck verursachte die prachtvolle, feenhafte Illumination deS Parkes am Festabende. Durch dieselbe hat sich unser sängerfreundlicher Herr Bürgermeister die bleibende Zu neigung aller Sänger erworben. Bei dem auf 3 Sälen stattfindenden Sängerballe amüsirte man sich auf das Köstlichste. Viele Sänger blieben am Sonntage über Nacht. Hatte mau schon am Sonntage Abend dem Humor freien Lauf gelassen, so erfolgte dies in ver stärkter Auslage am Montage. Daß es unfern Sänger gästen hier gefallen hat, dafür spricht, daß die letzten am Dienstag Abend 6 Uhr von hier fortgingen. Möchten alle Sangesbrüder den Bewohnern unserer Stadt, welche sich sämmtlich beeifert, ihre Sänger freundschaft darzulegen, ein freundliches Andenken be wahren. Allen, welche zur Verschönerung des Festes beitrugen, den Festjungfrauen, dem Militäroerein, der Schützengesellschaft, der Feuerwehr, den Behörden und sängersreundlichen Bewohnern unserer Stadt sei auch hierdurch der aufrichtigste Dank gezollt. — Bei den« Gewitter am Dienstag früh erschlug der Blitz 2 Pferde des Gutsbesitzers und Standes beamten Karl Sohr in Pretzschendorf und betäubte einen Knecht. Von der sächs.-böhm. Grenze. In der Nacht zum 9. Aug. gelang es, einen der berüchtigsten Wild schützen der sächs. und böhm. Forsten, Namens Weber, in Böhmisch - Brandau nebst einem Mitschuldigen, Namens Ullmann, festzunehmen, nachdem dieselben schon seit Jahren die Wilddieberei betrieben hatten. Ein Fuhrwerk, welches mitten in der Nacht gefahren kam, wurde nämlich von zwei österreichischen Gendarmen angehalten und der Führer desselben, ein bekannter Wildverkäufer aus Kommotau in Böhmen, befragt, ob das Mitfahren gestattet sei, worauf denselben erwidert» worden sein soll, daß dies nicht gehe, da der Wagek> Kälber geladen habe. Hierauf wurde derselbe durch sucht und fünf Stück Rehe anstatt Kälber vorgcfunden. Befragt, woher dieses Wild stamme, gab der Kommo- tauer die Bezugsquelle an, und erfolgte nunmehr die Verhaftung desselben, während noch am selben Morgen gegen 5 Uhr auch die obengenannten Weber und Ull mann in ihrer Behausung zur Arretur gebracht und dem Bezirksgericht überliefert wurden. Schon seit Jahren ist man dem Weber auf der Spur, aber nie mals konnte man denselben, der schon öfter sich in Untersuchungshaft befunden, genügend überführe». — Da auch vor ca. 14 Tagen zwei dergleichen Wilderer von österreichischen Grenzbeamten sestgenommen und an die zuständige Behörde abgeliefert worden sind, so hofft man, nunmehr die gefährliche Gesellschaft hinter Schloß und Riegel zu haben. Dresden. Von den jetzt im Bau befindlichen Schmalspurbahnen Sachsens wird die Linie Radebeul- Radeburg jedenfalls noch im Herbst d. I. eröffnet werden. Dieselbe wird gewiß von den Vergnügungs reisenden viel besucht werden, denn sie führt nach dem bekannten Orte Moritzburg mit seinen idyllischen An- Lokaks und Sächsisches. Dippoldiswalde. Trotzdem das Wetter am ver gangenen Montag als ein für die Erntearbeiten außer ordentlich günstiges bezeichnet werden mußte und auch an demselben viel Getreide in die Scheunen geborgen wurde, war doch der Jahrmarkt an demselben Tage ziemlich gut besucht und sind auch, wie wir hören, die Die „Wei-eritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Lb Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — All« Postan. Italien, Postbote», sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. Tourbillets. Tagcsbillets. Militär- II. III. II. III. billcts. Dresden . . . 176 793 489 2227 25 Hainsberg. . . 167 1214 349 1600 33 Dippoldiswalde . 81 1216 304 1822 55 an den Haltestellen 284 2319 248 2405 77 Sa. 708 5542 1390 8054 190