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Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde Sonnabend, den 26. Juli 1884. Nr. 88 49. Jahrgang i - zugestehen, während Frankreich 100 Mill, verlangt. Endlich kommt jetzt auch die Madagaskarfrage wieder in Fluß und hat die Deputirtenkammer einen weiteren Betrag von 5 Mill, zur Fortsetzung der französischen Operationen auf Madagaskar bewilligt. England. Bei den Engländern ist jetzt das In teresse an den egnptischen Angelegenheiten vollständig durch die Wahlresormbewegung gegen das Oberhaus verdrängt worden. Die Waffe des Volkes hat jetzt die Führung des Feldzuges gegen das Haus der Lords selbst in die Hand genommen, wie die große Massen kundgebung im Londoner Hydepark beweist, die daselbst stattfand. Dieselbe setzte sich aus nicht weniger als sieben Volksversammlungen zusammen, auf denen ver schiedene liberale Parlamentsmitglieder den Vorsitz führten und wobei die Lords wegen ihres „volksfeind lichen" Verhaltens scharf getadelt wurden. Schweiz. Die Bestrebungen der sogenannten Heilsarmee finden in der Schweiz durchaus keinen günstigen Boden. Nachdem in Bern schon am Sonn tage Demonstationen gegen die Heilsarmee stattge funden hatten, an denen sich gegen 2000 Personen beteiligten, wurde am Montage in derselben Stadt das Versammlungslokal der Salutisten demolirt. Zur Verhinderung weiteren Unfugs mußte eine Kompagnie Infanterie aufgeboten werden. — Die Verhandlungen zwischen dem Bundesrathe und der italienischen Ne gierung wegen der von letzterer angeordneten Sperr maßregeln an der schweizerischen Grenze dauer» immer noch fort. Egypten. In den Nachrichten aus dem Sudan und Oberegypten herrscht beinahe vollständige Stockung. Nur von Gordon ist über Dongola nach langer Pause wieder ein Lebenszeichen eingetroffen. Derselbe meldet, daß in Chartum und Sennaar Alles gut stünde, daß er aber trotzdem Verstärkungen brauche. beliefen. Davon ward ein Drittel der bedrückten ev.- ref. Gemeinde zu Semonitz in Böhmen zugewiesen, das zweite Drittel zur Unterstützung evangelischer Schulen in Oesterreich dem Dresdner Hauptverein vorgeschlagen und das dritte Drittel dem Centralverein zur Verfügung gestellt. Die Kirchenkollekte betrug 15 M. 20 Pf. und wurde für die sogenannte „Liebes gabe" bestimmt, welche die Gemeinde empfängt, deren Unterstützung sich am allernöthigsten erweist. Für die am 5. und 6. August dieses Jahres stattfindende Jahres versammlung des Dresdner Hauptvereins in Kamenz wurde Herr k. Märkel-Reichstädt durch Akklamation als Abgeordneter gewählt. Mit Gesang und Gebet schloß die Versammlung. Möge denn Gottes Gnade geben, daß alle Wünsche, welche an dem Feste für das Wirken des Gustav-Adolf-Vereins ausgesprochen wurden, reichlich in Erfüllung gehen. — Eine äußerst nothwendige, bezüglich der Ge sundheit nicht nur in großen Städten, sondern auch in kleineren bereits längst obligatorisch eingeführte Einrichtung — wir nennen in unserer Nähe nur Frauenstein und Glashütte — wird nunmehr, we nigstens zum Theil, auch in Dippoldiswalde geübt werden: die Trichinenschau. Wie wir hören, läßt Herr Heinr. Kästner am Markt jedes für sein Wurst- waarengeschäft bei ihm geschlachtete Schwein durch Herrn Fleischermeister Einhorn in der „Sonne" mi kroskopisch auf Trichinen untersuchen, so daß Jeder ohne Sorgen die dort gebotenen Fleisch- und Wurst- waaren genießen kann. Hoffentlich folgen die übrigen Fleischermeister unserer Stadt dem Beispiele baldigst nach. — Täglich kann man auf unfern Promenaden be obachten, daß Kinderwärterinnen mit ihren Kinderwagen dergestalt halten, daß das volle grelle Sonnenlicht den armen, ihrer Obhut anvertrauten Kleinen direkt in die Augen fällt. Es beschleicht Jeden das Mitleid, wenn man sieht, wie die armen Hilflosen vergebens mit den Händchen ihre Aeuglein zu schützen suchen. Hoffentlich flößt dieser Hinweis den allzu gedankenlosen Hüterinnen der Kindheit ein wenig mehr Sorge für die ihnen an vertrauten Lieblinge ein. — Der Gemeindeoorstand von Fürstenau, Herr Ferdinand Kadner, dessen 6 jährige Dienstzeit (vom 1. Juni 1878 ab) mit Ende Mai d. I. zu Ende ging, ist vom Gemeinderath für die nächsten 6 Jahre als Gemeindevorstand wiedergewählt worden und fand ge legentlich des Amtstages in Lauenstein erneute Ver pflichtung Kadners für sein Amt durch Herrn Amts hauptmann von Kessinger statt. — Am Vorniittag des 21. Juli hat sich in Lie- benau bei Lauenstein der 53 jährige Wirthschafts- besttzer Friedrich Müller auf dem Heuboden seines Wohnhauses durch Erhängen selbst entleibt. Derselbe hinterläßt Frau und 2 Söhne. — Bei dem am 2l. Juli in Frauenstein abge haltenen Amtstag ist von den Vertretern der Ge meinden und selbstständigen Gutsbezirke des Amts gerichtsbezirkes Frauenstein „Errichtung einer gemein samen Gemeindekrankenversicherung" von Ausdehnung des Versicherungszwanges auf die in § 2 des Neichs- krankenversicherungsgesetzes bezeichneten Arbeiter vor läufig aber abzusehen beschlossen worden. Gleichartigen Beschluß faßten die Vertreter der Gemeinden und selbstständigen Gutsbezirke der Amtsgerichtsbezirke Al tenberg und Lauenstein bei dem am 23. Juli von der königl. Amtshauplmannschaft abgehaltenen Amts tage in Lauenstein. Hier wurde außerdem noch die Errichtung einer gemeinsamen Dienstbotenkrankenkaffe in's Auge gefaßt. Schönfeld bei Schmiedeberg. Wie in den letzten vier Jahren, so kampieren auch in diesen großen Fe rien 16 der Erholung bedürftige Knaben aus der Re sidenz im hiesigen Erbgericht. Der Gesundheitszustand der Kolonie ist bis jetzt ein guter, das Wetter auch befriedigend, und die Verpflegung Seiten der Familie Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Der Stoffmangel an wichtigeren politischen Nachrichten macht sich in unfern inneren Angelegenheiten immer fühlbarer, und es ist daher erklärlich, daß die Zeitungen dem am Montage in Frankfurt a. M. zusammengetretenen deutschen Hand werkertage eingehende Betrachtungen widmen. (Ein Leitartikel über denselben folgt in nächster Nr. D. Red.) Die Verhandlungen drehten sich hauptsächlich um die Jnnungsfrage, wobei fast sämmtliche Redner sich für obligatorische Innungen aussprachen, und um die pro- jektirten Handwerkerkammern, bezüglich deren Noth- wendigkeit sich die Meinungen schnurstracks entgegen liefen. Im Uebrigen wurde tüchtig gegen das Groß kapital losgezogen und ebenso gegen die liberalen Parteien, welche sammt und sonders als Feinde des Handwerks bezeichnet wurden. Aus den in der Diens tagssitzung gefaßten Resolutionen ist diejenige hervor- Zuheben, in welcher der Handwerkertag Beschränkung der ungezügelten Gewerbefreiheit und die Einführung obligatorischer Innungen als Maßregeln zur Hebung des gewerblichen Mittelstandes empfiehlt. — Das VIII. deutsche Bundesschieben in Leipzig nimmt den gün stigsten Verlauf und sind trotz des gewaltigen Zu sammenflusses von Fremden irgend welche Störungen der Ordnung nicht vorgekommen. — Aus den Reichs landen wird gemeldet, doß man in Straßburg für den 19. Oktober d. I. dem Besuche Kaiser Wilhelms an läßlich der an diesem Tage stattfindenden feierlichen Einweihung des neuen Universitätsgebäudes entgegen sehe. Seitens der Berliner Universitätskreise wird eine große Betheiligung an der Straßburger Feier erwartet. Oesterreich-Ungarn. Nachdem in Oesterreich die Czechen, Slovenen und vor allem die Polen sich ein mehr oder minder großes Maß von nationaler Selbst ständigkeit innerhalb des österreichischen Staatsgefüges errungen haben, wollen nun auch die Italiener mit ihren Wünschen nicht zurückbleiben. In Innsbruck haben kürzlich die Abgeordneten aus Wälschtyrol einen Antrag auf administrative Trennung Tyrols in einen deutschen und in einen italienischen Theil eingebracht. Der Antrag ist indessen mit großer Mehrheit abgelehnt morden, und auch die Regierung erklärte sich nach drücklich gegen denselben, indem sie nicht mit Unrecht auf die Nähe der italienischen Grenze hinwics, welche das Experiment einer administrativen Trennung Süd- tyrols als zu gefährlich erscheinen läßt. Frankreich. In Frankreich theilt sich das Inter esse an den öffentlichen Angelegenheiten zwischen der Verfaffungsrevision, der Cholera und dem Konflikte mit China. Der von der Kammer genehmigte Ver- fassungsrevisionsentwurf ist auch vom Senat in Be- rathung gezogen worden; nach der abfälligen Beur- theilung, welche die Revisionsvorlage bereits in der Senatskommission erfahren hat, steht die Hoffnung, daß der Senat der Vorlage zustimmen werde, auf sehr schwachen Füßen. Da anderseits die Kammer an ihren Beschlüssen festhalten dürste, so wirb wohl das Schicksal der Verfaffungsrevision für dieses Jahr besiegelt sein. — Die Cholera im Süden Frankreichs fordert in Toulon und Marseille täglich noch immer verhältnißmäßig viele Opfer, ohne indessen ihren jetzigen Rayon wesentlich überschritten zu haben. Die Nach richten über das Auftreten von asiatischer oder auch nur sporadischer Cholera in Paris werden regierungs seitig wiederholt dementirt. Die Personen, welche man als an der Cholera verstorben bezeichnete, sind Krank heiten erlegen, die mit der Cholera absolut nichts zu thun haben. — Was den Konflikt mit China anbe langt, so handelt es sich nur noch um die Feststellung der von Frankreich verlangten Entschädigung. Dem Vernehmen nach hat China im Prinzip die Berechti gung dieser Forderung Frankreichs anerkannt, nur die Höhe der zu zahlenden Summe macht Schwierigkeiten und will die chinesische Regierung nur 20 Mill. Fr. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Vergangenen Sonntag, den 20. Juli, feierte der Gustav-Adolf-Verein zu Dippoldiswalde und Umgegend in Hennersdorf sein Jahresfest. Nachmittags 2 Uhr versammelten sich die Abgeordneten und sonstigen Festgenoffen im dortigen „Erbgericht" und begaben sich von da in festlichem Zuge durch das in anerkennenswerther Weise geschmückte Dorf zur Kirche, woselbst Herr ?. Märkel - Reichstädt di: Festpredigt hielt. Auf Grund des Schristwortes 1. Kön. 19, 4—8 führte er aus: „Auf zur Mitarbeit im Gustav-Adolf-Verein. Es ist Engelsdienst!" Dazu mahnt 1. der verschmachtende Elias und 2. der ret tende Engel. Nach dem Gottesdienste fand nach einer Pause von ungefähr einer halben Stunde die öffent liche Versammlung im Erbgericht« statt, welche ein geleitet wurde mit gemeinschaftlichem Gesang und einem Gebet, das der Vorsitzende des Zweigvereins-Vorstandes, Herr k. Hoffmann-Reinhardtsgrimma, sprach. Hierauf hielt derselbe eine Ansprache, in der er nach den dan kenden Worten an Alle, die sich um den liebevollen Empfang bemüht, wie überhaupt dazu beigetragen haben, das Fest zu einem erhebenden zu gestalten, unter Anderem noch hervorhob, wie die werkthätige Bruderliebe des Gustav-Adolf-Vereins nicht nur auf den Empfänger segensreich wirke, sondern auch für den Geber ihres Segens nicht entbehre. An diese Ansprache schloß sich der Bericht, den Herr I'. Kahl- Sadisdorf freundlichst übernommen hatte und in dem er nach den drei Gesichtspunkten „Arbeitsfeld, Noth- stand und die Arbeit selbst" der Versammlung die Mittheilungen erstattete, denen jene mit dem größten Interesse folgte. Darauf referirte der Herr Vorsitzende an Stelle des erkrankten Kassirers, Herr k. Dr. Cas pari-Höckendorf, über die Einnahmen und Ausgaben des Vereins, welche letzteren sich durch die kürzlich veranstalteten Kollekten vorläufig (im Rückstand waren noch 13 Gemeinden mit ihren Beiträgen) mit Abzug der Sammelgebühren und Verlege auf 395 M. 85 Pf. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung sinder^ werden mit IO Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge ¬ sandt, im revaltionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Psg. Die Weißeri-. Zeltung" rrscheint wöchentlich drei mal: Diengtag, Donners tag und Sonnabend. — Preis Vierteljährlich 1 M. 28 Psg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — All, Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. LU Wchmtz-Mm- Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein