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Wchnih-IÄilW kt. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde Nr. 86 Dienstag, den 22. Juli 1884. 49. Jahrgang e - - fast ca. 114 Kubikmeter Wasser und kostet allein 5100 Mark. Der Druck des Masters beträgt demnach ca. 114000 Kilo. Nachdem die Leitung am 18. No vember 1867 fertig gestellt worden war, wurde die selbe durch die Herren Oberingenieur Jäger aus Dresden und Techniker Uhland aus Frankenberg ge prüft und für gut befunden. Mit der Uebergabe am folgenden Tage war eine Festlichkeit verbunden. Wäh rend anfangs nur 50 Privatleitungen angelegt wurden, befinden sich deren gegenwärtig in 151 Häusern. Bereits im Jahre 1882 trat bisweilen, namentlich am Oberthorplatze, großer Wassermangel ein, und der Stadtrath ließ deshalb durch den Betriebsingenieur des Dresdner Wasserwerks, Herrn Krummhaar, eine Besichtigung und Prüfung unseres Wasserwerks vor nehmen. Derselbe ordnete zunächst verschiedene Mes sungen des Druckes an den Hydranten und der Wasser menge im Bassin. Am 18. August 1883, an einem sehr heißen Tage, wo also ein bedeutender Wasser verbrauch stattfand, betrug die Menge des Abfallwassers am Bassin in 1'/, Minute 50 Liter, mithin für die Stunde 2000 Liter. Der Wasserstand im Bassin er gab um 10 Uhr 12 Minuten 2340 Millimeter. Diese Messungen wurden viertelstundenweise bis 12 Uhr 20 Minuten fortgesetzt, und es ergab sich dabei, daß in dieser Zeit der Wasserstand um 389 Millimeter abgenommen hatte. Der stärkste Konsum war von i/»—»/.II Uhr, nämlich 244 Liter pro Minute, also 8940 Liter pro Stunde; der schwächste von V«—'/»I Uhr, nämlich 126 Liter pro Minute, durchschnittlich in den zur Messung benutzten 2 Stunden 149 Liter pro Minute. Bei einer späteren Messung, am 15. August, ergab der Durchschnittsbedarf pro Minute nur 137 Liter. Aus diesen Messungen geht hervor, daß das Bassin bis zum Auslaufsrohre 106 000 Liter Wasser enthält und mithin bei fortdauernd stärkstem Verbrauche (149 Liter pro Minute) die Stadt 12 Stunden lang mit Wasser versorgen kann, ohne das Abfallwasser, welches, wie erwähnt, in der Stunde 2000 Liter beträgt. Am 18. August wurde sodann die Quelle selbst gemessen. Dieselbe ergab pro Mi nute 148 Liter, pro Stunde 8880 Liter. Da nun zur Zeit des stärksten Verbrauchs pro. Stunde 8940 Liter gebraucht wurden, aber nur 8880 Liter aus der Quelle zuströmten, so mußte das Bassin pro Stunde 60 Liter Zuschuß liefern, was so gut wie nichts ist. Herr Teicher betonte hier ganz ausdrücklich, daß die Zunahme der Steinbornquelle gegen sonst außer allem Zweifel stehe. Am 25. November 1836 lieferte der Quell pro Minute nur 88 Dresdner Kannen (etwa 82'/» Liter), am 18. August 1883 148 Liter, also beinahe das Doppelte. Wenn nun trotzdem Wasser mangel herrsche, so gehe daraus hervor, daß das Hauptrohr, welches jetzt 95 Millimeter weit ist, zu enge sei, um den Bedarf zu decken. Es gehe denn deshalb auch ein Vorschlag zur Abhilfe des Uebel- standes dahin, das Hauptrohr bis zum ersten Lufthahn,, eine Länge von 800 Meter, oder besser bis zum zweiten Lufthahn, also 1415 Meter, durch ein anderes mit einer lichten Weite von 125 Millimeter zu ersetzen; ein anderer dahin, ein Gegenreservoir am Elend'schen Wege zu bauen. Auch seien noch andere Vorschläge gemacht worden. Inzwischen habe sich auch durch Untersuchung herausgenommener Röhren gezeigt, daß dieselben durch einen blasigen Ansatz von Rost fast bis auf den siebenten Theil ihrer Sollweite verengert worden seien, wodurch natürlich ein Verlust an Druck und der Menge des zugeführten Wassers entstehe. Vortragender hält das zweite Projekt (weitere Röhren in Länge von 1415 Meter) für das beste, obschon es das kostspieligere sei (11500 Mark). Durch An schaffung von Waffermessern würde zwar Wasser ge spart, aber eben immer nicht mehr hereingebracht. — Für diese überaus fleißig und klar zusaniliiengestellten Mittheilungen sprach der Vorsitzende Herrn Teicher aufrichtigen Dank aus, welchem wir uns anschließen. dern sie verleihen demselben auch eine gewisse praktische und wirthschaftliche Bedeutung. Und auch der natio nale Gedanke kommt hierbei nicht zu kurz. Zwar, die politische Einheit haben wir, — der deutsche Staat ist festgefügt, aber noch regt sich der Partikularismus in kräftigen Zügen, Parteigezänk zerklüftet das deutsche Volk, und dazu blickt das Ausland meist scheel auf die errungene Einheit der Deutschen — muß da nicht ein solches Fest «frischend und segensreich wirken, als eine Mahnung und patriotische Stärkung für uns selbst, als eine selbstbewußte Kundgebung gegen das Aus land? Wenn das deutsche Volk in diesem Sinne seine nationalen Feste feiert, so wird Niemand, welcher nicht überhaupt ein abgesagter Feind aller Volksfeste ist, einen ernstlichen Einwand gegen deren Begehung er heben können, und wir hoffen und wünschen darum, daß auch das VIII. deutsche Bundesschießen, zu dessen würdiger Feier die Stadt Leipzig ja so großartige Vorbereitungen getroffen hat, sich zu einem volksthüm- lichen Feste im schönsten und wahrsten Sinne des Wortes gestalten möge. «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 21. Juli. Die letzte Versamm lung des Gewerbevereins bot besonders 2 Gegen stände dar, die ein allgemeineres Interesse in Anspruch nehmen dürften. Zunächst war es die Mittheilung, daß man gelegentlich der im September hier stattfin denden Generalversammlung der sächsischen Gebirgs vereine eine Ausstellung von Gebrauchsgegenständen für Touristen (Kleider, Schuhwerk, Hüte, Reisetaschen, Necessaires, Stöcke, Pfeifen rc.), sowie von Reise-An denken aus dem Bereiche des hiesigen Gebirgsvereins (Photographieen, Töpfergeschirr, Strohnippes, Gegen stände mit Landschaftsbildern oder bezüglichen In schriften, Gartenmöbel rc.) Seiten des Gebirgsvereins zu veranstalten gedenkt, zu welchem Vorhaben die Mit wirkung des Gewerbevereins gewünscht wird. Obschon Einzelheiten noch nicht zur Besprechung gelangen konnten- schien man sehr geneigt, sich an diesem Unter nehmen, das für einzelne Geschäftsleute recht nützlich werden kann, zu betheiligen. — Ein sehr lebhaftes allgemeines Interesse nimmt bei uns die Wasserver sorgungsfrage in Anspruch. Herr Stadtrath Teicher hatte es übernommen, über dieselbe zu berichten, und entledigte sich derselbe der selbstgestellten Aufgabe auf allgemein befriedigende Weise. Ausgehend von den großartigen Wasserleitungen in New-Jork-Brooklyn, London, Paris, Wien, Hamburg, Dresden rc., kam derselbe zunächst auf die allmählige Entwickelung un serer städtischen Wasserleitung. Dippoldiswalde wird außer von verschiedenen Pumpbrunncn durch 4 selbst ständige Wasserleitungen gespeist, nämlich durch den in Malterer Flur gelegenen Steinborn mittelst eiserner Röhren; durch den Brunnen am Elend'schen Kirchwege mittelst Holzröhren (Ausfluß am Anfänge des Walk stegs) ; aus den Reinholdshainer Teichen mittelst Cha- motteröhren, welche in das Bassin am Oberthorplatze führen, und durch den Büttelsborn im Tempel. Bis zum Jahre 1867 geschah die Wasserzusührung allent halben durch Holzröhren, die in große Holzbtttten mün deten; da aber trotz bedeutender Kosten für diese sich nach und nach ein immer mehr fühlbarer Wassermangel herausstellte, so schritt man im Jahre 1867 zum Bau einer eisernen Röhrenleitung vom Steinborn aus. Wie lange dieser bereits der Stadt Wasser geliefert hatte, ist nicht bekannt; jedoch befinden sich am Bassin die Jahreszahlen 1530, 1676, 1787 und 1867, welche auf den Bau und mehrere Erneuerungen desselben schließen lassen. Der Neubau 1867, hergestellt von Herrn Vanrath Henoch aus Altenburg durch die Firma I. und A. Aird in London, kostete vertragsmäßig 45000 Mark. Die Eisenröhren sind aus dem Ein- siedel'schen Hüttenwerke Gröditz. Die Länge des Rohr netzes beträgt 8546 Meter, und sind in demselben 14 Ständer und 31 Hydranten angebracht. Das Bassin it it ig a- Die „Welßeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis »ierteljährlich I M. 25 Psg-, zweimonatlich H4 Psg-, eiwnonatlich 42 Pfq. Einzelne Nummern 10 Psg. — All« Postan stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden werden mit 1v Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Psg- Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Rationale Feste. Seit Sonnabend wird in den Mauern der alten Meß- und Musenstadt Leipzig das VIII. deutsche Bundesschießen abgehalten, und wird dasselbe nicht nur aus allen deutschen Gauen, sondern auch aus Oesterreich, der Schweiz rc. äußerst zahlreich besucht werden. Es erhellt hieraus, daß die Theilnahme für derartige Feste, wie Schützen-, Turner- und Sänger feste, welche gerade mit deutscher Art und deutschem Wesen so innig verknüpft sind, in unserem Volke noch immer in weiten Kreisen sich aufrecht erhält, während man von anderer Seite stets den Einwand erhebt, daß sich solche Feste heute, wo Deutschland politisch geeint dasteht, überlebt, und darum keine Berechtigung mehr hätten. Es ist allerdings nicht zu leugnen, daß die allgemeinen Schützen-, Turner- und Sängerfeste vor 1870 viel dazu beigetragen haben, den Gedanken der deutschen Einheit zu kräftigen und zu fördern und ihn dem deutschen Volke immer wieder zum Bewußtsein zu bringen, und wenn wir derartige Festlichkeiten nur unter diesem Gesichtspunkte betrachten wollen, so wäre freilich die Frage berechtigt: Wozu brauchen wir noch deutsche Nationalseste? — Zugegeben, daß die natio nale Bedeutung solcher Feste an Erheblichkeit verloren hat, und daß der Ernst der Zeit uns mahnt, Spar samkeit, Enthaltsamkeit und Nüchternheit als Richt schnur in unskrm regelmäßigen Leben uns dienen zu lassen: Kann und muß deshalb ein Volk sich abhalten lassen, nach jahrelangem Zwischenräume altem Her kommen gemäß, sich wieder einmal zu vereinigen zu einem großen, gemeinschaftlichen Feste? Man müßte dann überhaupt jedem Volksfeste als solchem seine Berechtigung absprechen, während doch schon die Ge schichte uns lehrt, daß es deren zu allen Zeiten und bei allen Kulturvölkern gegeben hat. Im alten Griechen land bildeten die olympischen Spiele den Mittelpunkt der nationalen Vereinigung und zu Olympia war es, wo „der Kampf der Wagen und Gesänge die Griechen stämme froh vereinte". Auch die alten Römer ver standen ihre Feste zu feiern und unter den Kaisern verlangte ja die schon degenerirte Nation nur nach ,paiwm ot oiroonsoo", nach Brot und Spielen. Das mittelalterliche Deutschland kannte zahllose Aufzüge, Spiele und Unterhaltungen für das Volk in Stadt und Land; Frankreich und die andern romanischen Länder haben ihre Volks - und nationalen Feste und jenseits des Kanals vereinigen Regatten und großartige Wettrennen, wie z. B. der Derbytag, Tausende und Zehntausende in festlicher Stimmung, und werden so zum Ausgangspunkt volksthümlicher Feste. Das wahre Volksfest, zu welchem sich alle Theile der Bevölkerung, Hoch und Niedrig, Jung und Alt, ohne Unterschied der Religion, der Parteien und der bürgerlichen Stel lung vereinigen, hat seine sittliche Berechtigung in viel facher Hinsicht. Es hebt ganze Massen mit einem Schlage zu einer freudigen Stimmung empor, die, was so selten ist, so anregend auf Herz und Gemüth wirkt, einen gemeinschaftlichen, ungekünstelten Mittel punkt hat. Es hebt sie heraus aus den Lasten und Sorgen der Alltäglichkeit zum heiteren Lebensgenuß. Dadurch wird das Gefühl der Volksgemeinschaft ge hoben und gestärkt, die Gemüther werden versöhnlicher gestimmt, die religiösen, politischen und sozialen Gegen sätze, die leider in den Tageskämpfen sich mehr und mehr schärfen, sie verschwinden in den Tagen des Festes, und weit hinaus über diese Tage kann dieser mildernde Einfluß des Festes seine segensreiche Wir kung ausüben. Die Jugend erhält Anregung und nachhaltige Stimmung durch das ganze Leben, Kunst und Industrie sehen wir im Wettkampfe bestrebt, zur Verschönerung des Festes beizutragen und der wirth schaftliche Puls erhält einen rascheren, frischeren Schlag in vielen Kreisen lange vor dem Feste, während des selben und darüber hinaus. Das sind nicht nur ideale und sittliche Momente eines wahren Volksfestes, son-