Volltext Seite (XML)
Eine Konferenz -er Großmächte über Egypten. Die heillosen Zustände in Egypten und die Un fähigkeit der englischen Regierung, auf Grund der be stehenden Verträge in Gemeinschaft mit der Regierung des Khedive irgend welche Fortschritte in dem unglück seligen Nillande herbeiführen zu können, haben den englischen Premierminister Gladstone endlich veranlaßt, an die Kabinette der Großmächte anzuklopfen, um unter ihrer Theilnahme und Sanktion irgend welche Neu ordnung für Egypten zu erreichen. England selbst will schlauer Weise, auf der betreffenden, in London zusammenzutretenden Konferenz, nur die «zyprischen Finanzverhältnisfe geordnet sehen, um sich für alle Eventualitäten der Zukunft die Hand frei zu halten. Thatsächlich haben nun aber auch die Mehrzahl der übrigen Großmächte, zumal Deutschland, Rußland und Oesterreich gar kein Interesse daran, eine allgemeine politische Lösung der egyptischen Frage jetzt zu betreiben, es könnte dadurch leicht eine Verschiebung der gegen wärtig für die Erhaltung des Weltfriedens so günstigen Constellation Europas eintreten. Fürst Bismarck hat daher aus diesem Grunde erklärt, daß Deutschland nur dann an der Konferenz theilnehmen würde, wenn schon vorher unter den Großmächten vereinbart würde, daß die Konferenz sich nur mit der egyptischen Finanz liquidation befassen werde. Freilich wird diese Ver einbarung trotzdem nicht verhindern können, daß bei den Konserenzverhandlungen die ganze Zukunft Egyptens zur Sprache kommen wird, und dürste England zumal von Frankreich bittere Wahrheiten über Egypten zu hören bekommen. Neben England ist bekanntlich Frank reich die einzige Großmacht, welche wegen ihrer afri kanischen Colonial- und Handelspolitik, in Egypten Lebensinteressen zu vertheidigen hat. Lange Jahrzehnte hindurch war ja auch Egypten der Kulturliebling fran zösischer Unternehmungen und England hat sich erst durch List und Gewalt während der letzten Jahre seine bevorzugte Stellung in Egypten geschaffen. Sollen die Engländer im Nillande und dem Rothen Meere künftig dominiren, so wäre der Handels- und See machtspolitik Frankreichs ein starker Hemmschuh an gelegt. Da nun aber erst kürzlich der französische Premierminister erklärt hat, daß sich Frankreich als zweitgrößte Seemacht fühle und seine überseeischen In teressen zu vertreten wisse, so darf man sehr darauf gespannt sein, welcher Art die Erklärungen sein werden, welche der französische Vertreter in der Londoner Kon ferenz abgeben wird. Wird Frankreich die gemein schaftliche Oberverwaltung mit England über Egypten wieder verlangen, wird es gar mit Repressalien drohen oder wird es bei einem papierenen Proteste bleiben?! — Klug ist es jedenfalls, daß die leitenden Großmächte des Kontinents mit der allgemeinen Regelung der egyp tischen Frage jetzt nichts zu schaffen haben wollen, sondern nur im Interesse der europäischen Gläubiger Egyptens in die heillos verlodderten Finanzen dieses Unglückslandes einige Ordnung zu bringen suchen werden. Zumal handelt es sich dabei darum, Egypten die Mittel zu schaffen, um einige der nothwendigsten Forderungen zu decken. — Aus Sudan lauten jetzt die Nachrichten wieder sehr schlimm. Die Aufständischen gewinnen Terrain und selbst Osman Digma soll wieder 4000 Mann gesammelt haben. Die Sndanfrage, welche absolut kein europäisches Interesse hat, wird indessen auf der Konferenz gar nicht zur Sprache kommen. Da England den Aufständischen nur eine Lektion ertheilen wollte, Egypten aber nicht die Kraft hat, Sudan zurück zu erobern, wird es hohe Zeit, daß man dieses Land sich selbst überläßt. Abonnements auf die Monate Mai und Juni nehmen zum Preise von 84 Pfennigen alle Postanstalten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Dippoldiswalde. Expedition der „Weißeritz-Zeitung". -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das schlechte Wetter der letzten Wochen hat hoffentlich mit gestrigem Sonntage seine Endschast erreicht. Gestern strahlte seit langer Zeit endlich wieder einmal die Sonne erwärmend vom Himmel herab und drängte die Schneemassen immer weiter in das Gebirge und die Wälder zurück. Hoffent lich hat aber nunmehr die günstigere Witterung Be stand und erfolgt kein Rückschlag mehr. — In der Schwurgerichts-Verhandlung zu Frei berg am Donnerstag, welche unter Ausschluß der Oeffentlichkeit stattfand, wurden verurtheilt: 1) die 1845 zu Börnichen bei Poffendorf geborene und zu letzt in Burkersdorf bei Frauenstein wohnhafte Berg- arbeiterswittwe und Gorlnäherin Christiane Wilhelmine Rölke geb. Walther wegen Kindestödtung und Ver brechens gegen ZZ 218, 43 des Neichsstrafgesetzbuches zu 5 Jahren Gefängniß und 5 Jahren Ehrenverlust; — 2) der 1830 zu Burkersdorf bei Frauenstein geborene und daselbst wohnhafte Maurer und Wirthschaftsbesitzer Friedrich Wilhelm Fischer wegen Todtschlags und An stiftung zu dem in'§§ 218, 43 des Reichsstrafgesetz buchs gedachten Verbrechen zu 8 Jahren Zuchthaus und IO Jahren Ehrenrechtsverlust. — Die Verhand lung hatte über 14 Stunden gedauert. — Mit dieser Sitzung ward zugleich die diesjährige Quartalsperiode des Schwurgerichts beendet. — Wegen epidemischen Auftretens der Masern unter den Schulkindern zuSeyde bei Frauenstein ist aus obrigkeitliche Anordnung die Schule daselbst zu nächst bis mit 17. Mai geschlossen worden. Von 36 Kindern der ersten Schulklasse liegen gegenwärtig 11, und von 44 Kindern der zweiten Klasse 22 an den Masern erkrankt. — In einer Familie in Lungkwitz bei Kreischa ist ein 5 jähriger Knabe an Diphtheritis verstorben, und leiden die anderen 4 Kinder zur Zeit an der selben Krankheit. — Vielfach wird die Frage gestellt, ob wohl der starke Schneefall der letzten Tage den Blüthen un serer Obstbäume geschadet habe oder nicht. Be kanntlich können sich aus den verschiedenartigen Obst- blüthen nur dann Früchte entwickeln, wenn von den Staubfäden reifer Blüthenstaub auf die unverletzte und empsängnißsähige Narbe des Griffels gelangt. Das geschieht, wenn der Blüthenstaub trocken ist, durch die Bewegungen der Luft und durch den Besuch von Insekten. Das Letztere ist auch noch möglich, wenn ein warmer Regen den Blüthenstaub anfeuchtet, doch werden dann immer weniger Früchte erzielt werden. Der denkbar ungünstigste Zustand für die Blüthen tritt indeß bei starkem Schneefall ein, weil nämlich dadurch nicht nur der Blüthenstaub feucht wird, son dern die Insekten, die eventull noch eine Bestäubung bewirken könnten, zurückgescheucht werden und endlich durch den Schnee die kurz vorher bestäubten Blüthen in der Regel unlergehen. Es dürften also hauptsächlich die Blüthen gerettet sein, die sich noch nicht voll er schlossen und zur völligen Reife des Blüthenstaubes entwickelt haben, während die übrigen als sogenannte taube Blüthen abfallen werden. srZ Frauenstcin, 24. April. Trotz des ungün stigen Wetters prangten am gestrigen Geburtstage unsers aüverehrten Königs Albert sehr viele Häuser in reichem Flaggenschmuck. Eine vom hiesigen Musik chor gespielte Neveille leitete die Festfeier ein, die ihre Fortsetzung im feierlichen Schulaktus fand, welcher in den einzelnen Schulklassen gehalten wurde. Der Männergesangverein „Liedertafel" hatte Abends eine -4^ - Mchmh-ZkitW Verantwortlicher Redacteurr Earl Jehllt in Dippoldiswalde Dienstag, den 29. April 1884. Nr. 51 49. Jahrgang Festfeier im Wehner'schen Gasthause arrangirt. selbe bestand in einer Ansprache des Herrn Lehrer Haupt, welcher einen Rückblick auf die Lebensschicksale unsers Monarchen gab und nicht nur dessen ruhmreiche kriegerische, sondern auch die friedliche Thätigkeit be leuchtete und zu neuer Treue gegen unser geliebtes Fürstenhaus aufforderte. Begeistert stimmte die zahl reiche Versammlung in das dreimalige Hoch und die Sachsenhymne ein. Hieran reihten sich verschiedene auf die Festseier bezügliche vierstimmige Männergesänge. Verschiedene Herren unserer Stadt begingen die Feier des königl. Geburtstages im Aohlünd'schen Gasthause. Hermsdorf im Erzgebirge. Beim hiesigen Guts besitzer Clausnitzer ist am 21. April eine, Tags vor her unter verdächtigen Symptomen erkrankte Kuh ge- tödtet worden. Dieselbe hat, wie bei der am 24. durch den königl. Bezirksthierarzt aus Dippoldiswalde vorgenommenen Sektion konstatirt worden ist, an Milz brand gelitten, und ist mit Rücksicht hierauf auf Anordnung des Letzteren vorschriftsmäßig vergraben worden. Altenberg. Da nächsten Pfingstsonnabend die Vertheilung des von dem verstorbenen Stadtrath Ad. Fürchtegott Büttner gestifteten Legats an 12 notorisch arme Kinder, sowie an 12 notorisch arme alte und würdige Einwohner von Altenberg stattfinden soll, fordert der Stadtgemeinderath Alle, die bei der Ver theilung berücksichtigt werden wollen, auf, sich an Rathsstelle zu melden. Nach der Schenkungsurkunde finden nur Diejenigen Berücksichtigung, welche der Vertheilungsbehörde als am würdigsten erscheinen. V Glashütte, 24. April.. Wenn auch bisher von einer festlichen Begehung des Geburtstages unsers Königs nie etwas nach Außen hin verlautete, würde man doch sehr irren, wenn man annehmen wollte, daß die Bewohner unseres Ortes diesem Tage nicht die gebührende Bedeutung beimessen. Zu einem Fest essen kommt es allerdings für diesen Anlaß bei uns nicht; das liegt in der industriellen Natur unseres Ortes, welche jeden Tag für die Berussthätigkeit in Anspruch nimmt, und in der geringen Zahl von Be amten, welche wir hier haben. Dagegen wurde der Tag, wie stets bisher, durch einen Weckruf der hiesigen Stadtmusik und reichen Flaggenschmuck begrüßt. In der Stadtschule fanden die gewohnten Feierlichkeiten statt und Abends hatte die hiesige Schützengesellschaft eine patriotische Feier. Das Gleiche geschah von dem hiesigen Militärvereine und dem Männergesangvereine. — Möchten wir noch lange Jahre mit freudigen Ge fühlen diesen Tag begehen können! /X Glashütte, 26. April. Am gestrigen Freitag fand im Lehrsaal der hiesigen Uhrmacherschule die Jahres-Prüfung statt, welche mit einer Ausstellung der Schüler-Arbeiten und Zeichnungeu verbunden war. Zu derselben waren außer mehreren Herren von hier auch der Herr Bezirks-Schulinspektor Mushacke und Herr Uhrmacher Engelbrecht aus Berlin (als Vertreter des Berliner Uhrmachervereins) erschienen. Von 9 Uhr Vormittags bis Mittag prüfte Herr Straffer, Lehrer für den theoretischen Unterricht, ausschließlich in Mathe matik, und Nachmittags von 2 bis '/»5 Uhr in Mecha nik und theoretischer Uhrmacherei; von '/,5 bis 5 Uhr examinirte Herr Direktor Lindemann im Französischen, woran sich dann zum Schluß von 5 bis >/,6 Uhr die Prüfung im Englischen von seilen des Herrn Groß mann, d. Z. Vorsitzender des Aufsichtsrathes der deut schen Uhrmacherschule, schloß. Der Verlauf der Prü fung war ein durchaus befriedigender, und von gut unterrichteter Seile wird uns mitgetheilt, daß die Er gebnisse derselben zu den besten gehören, welche die Schnle seit ihrem Bestehen auszuweisen hat. — Mit dem Schluffe dieses 6. Schuljahres verlassen 10 Schüler die Anstalt, um ins praktische Leben überzutreten, einige davon mit vorzüglichen Zeugnissen. Für den Beginn des nächsten Schuljahres, welches am 1. Mar Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei d« bedeutenden Auslage des Blattes ein« sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, mi revaltionellrn Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Wei-erih-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis »ierteljährlich I M. Ai Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern Io Pfg. - All, Postan- stalten, Postboten, sowie »w Agenten nehmen Be stellungen an.