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WeWH -MW Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadlrälhc zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welch« bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk« smne Verbreitung finden, werden mit 10 Psa. di« Spaltenjeile oder der«, Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Eilige« sandt, un redaltionellen Theile, die Spaltenzetle M Pfg. Die „«elSeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljährlich l M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All« Postan- statten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 47. Sonnabend, den 19. April 1884. 49. Jahrgang. — - -- - Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Ueber das Befinden des Kaisers ist zu melden, daß die Unpäßlichkeit, welche denselben kurze Zeit an's Zimmer fesselte, beinahe gänzlich ge hoben ist und daß der hohe Herr, sofern sich das Wetter nur erst günstiger und wärmer gestaltet, dann seine regelmäßigen Spazierfahrten wieder aufnehmen wird. — Das Osterfest hat in die allgemeine politische Weltlage keinerlei Veränderungen gebracht und das Gleiche gilt auch bezüglich des Ganges unserer inneren Politik. Die hervorragendsten zur Zeit noch schweben den Fragen derselben haben während der letzten Tage keine Fortschritte gemacht und was namentlich die an gekündigten Veränderungen im preußischen Staats ministerium anbelangt, so ist hierüber immer noch nichts Positives bekannt. Die „Köln. Ztg." läßt sich nun zwar aus Berlin schreiben, man bezweifele, daß der Kaiser die angeblich vom Fürsten Bismarck ge wünschten ministeriellen Aenderungen genehmigen werde, wenigstens für jetzt nicht, indessen bedarf auch diese Meldung noch der Bestätigung. Dagegen ist die Stille der Feiertage auf dem Gebiete des Parteilebens durch zwei am Ostermontage stattgefundene bedeutsame Kund gebungen unterbrochen worden. In Köln tagte eine Versammlung rheinischer Katholiken und die von ihr einstimmig gefaßten Beschlüsse deuten darauf hin, daß unter den Anhängern des Centrums noch immer eme gewisse Kampfesstimmung herrscht. Zwar protestirt die Versammlung in ihren Resolutionen gegen den Kulturkampf, gleichzeitig fordert sie aber auch die Zurück berufung der exilirten Bischöfe von Köln und von Posen-Gnesen und da die preußische Regierung unter den gegenwärtigen Verhältnissen darauf nicht eingehen kann, so involvirt diese Forderung nur die Fortsetzung des leidigen Kirchenstreites. Im klebrigen forderte die Versammlung zum Ausharren im heiligen Kampfe für die Kirche auf und sprach den Centrumsvertretern im Reichs- und Landtage den wärmsten Dank für ihre feste Haltung aus. Beschlüsse nach anderer Richtung hin, besonders was die Stellung des Centrums gegen über der Verlängerung des Sozialistengesetzes anbe langt, scheint die Kölner Versammlung nicht gefaßt zu haben. Zu derselben Zeit fand in Neustadt a. d. Haardt ein äußerst zahlreich besuchter Parteitag der füd- und südwestdeutschen Nationalliberalen statt, der sich zu einer imposanten Kundgebung des gemäßigten Rationalliberalismus gestaltete. In einer mit großem Beifall aufgenommenen Rede erläuterte der Frankfurter Oberbürgermeister Miquel nochmals das bekannte Heidelberger Programm, beleuchtete die Stellung der nationalliberalen Partei zu den wirthschaftlichen und sozialpolitischen Aufgaben unserer Zeit und hob be sonders den zwischen der nationalliberalen und der deutsch-freisinnigen Partei in der Auffassung der Auf gaben des modernen Staates bestehenden Unterschied hervor. Weiter behandelte Bankdirektor Eckard aus Mannheim die allgemeinen politischen Verhältnisse und Reichstagsabgeordneter I)r. Buhl die Arbeiterfrage. Schließlich nahm die Versammlung einstimmig eine Resolution an, welche den Beitritt zur Heidelberger Erklärung ausspricht und den liberalen Landesparteien den Anschluß an die Organisation der nationalliberalen Partei des Reiches empfiehlt. Oesterreich-Ungarn. Nachdem der „Ochsenkrieg" zwischen Oesterreich und Ungarn noch in voriger Woche gütlich beigelegt morden ist, richtet sich in Oesterreich die Aufmerksamkeit auf ein Ereigniß, bei welchem alle Völker der habsburgischen Doppelmonarchie gleichmäßig interessirt erscheinen. Am Montag Abend hat Kron prinz Rudolf in Begleitung der Kronprinzessin die längst projektirte Reise nach Konstantinopel angetreten, wo die hohen Reisenden einige Tage dje Gäste des Sultans sein werden. Einen politischen Zweck verfolgt die neuerliche Orientreise des österreichischen Thron folgerpaares zwar nicht, sie hat aber eine tiefgehende politische Bedeutung, welche vornehmlich darin liegt, daß der Erbe des österreichischen Kaiserthrones mit dem Beherrscher des Osmanenreiches in persönliche Berührung tritt; außerdem gedenkt Kronprinz Rudolf auch in Bukarest und Belgrad Besuche abzustatten. Der Sultan nimmt persönlich den lebhaftesten Antheil an den Vorkehrungen, die in Konstantinopel zum Em pfange seiner fürstlichen Gäste getroffen worden sind, sodaß man annehmen darf, daß sich der Aufenthalt des kronprinzlichen Paares in der türkischen Haupt stadt für dasselbe auf das Angenehmste gestalten wird. Frankreich. Die Osterfeiertage haben Frankreich eine große republikanische Kundgebung gebracht, als welche man die am Montag in Cahors stattgefundene Enthüllung der Gambetta - Statue betrachten kann. Den Mittelpunkt der Enthüllungsfeier, welcher nicht weniger als sechs Minister beiwohnten, bildete die Rede des Ministerpräsidenten Ferry, der dem Schmerze über das zu frühe Hinscheiden Gambetta's Ausdruck verlieh und versicherte, das Andenken Gambetta's werde in Frankreich nie erlöschen. Nach ihm feierte Kriegs minister Campenon in beredten Worten die Verdienste des großen Todten um die nationale Vertheidigung und fügte hinzu, daß die französische Armee Gambetta's nie vergessen werde. Den Schluß der Festlichkeiten von Cahors bildete ein glänzendes Bankett, bei dem 'Mmisterpräsidenk Ferry unter lebhaftem Beifall auf die Einigkeit der republikanischen Partei toastete. — Eine Depesche General Millot's bestätigt die am Montag »ach vorhergegangenem Bombardement er folgte Besetzung von Honghoa durch die französischen Truppen. England. Für die englische Negierung bildet nach wie vor das Schicksal Gordon's in dem von den Rebellen eingeschlossenem Chartum eine Quelle großer Besorgnisse. Die Verbindungen Chartums mit Berber und Dongola sind aus's Aeußerste bedroht, ja zum Theil schon abgeschnilten und man sieht darum im Londoner Auswärtigen Amte den weiteren Nachrichten über Gordon mit begreiflicher Sorge entgegen. — Die Königin Victoria hat in Begleitung der Prinzessin Beatrix am Dienstag ihre Reise von Windsor aus angetretcn. Spanien. Der spanischen Regierung ist es ge lungen, die sich auf der Insel Cuba bemerklich machende insurrektionelle Bewegung im Keime zu ersticken. Fast sämmtliche aufständische Banden sind von den Re- gierungstrnppen vernichtet worden und nur die Bande Aguerro's besteht noch, wird jedoch von starken Militär- Abtheilungen eifrig verfolgt. Die von amerikanischen und französischen Blättern über die cubanischen Ver hältnisse gebrachten ungünstigen Mittheilungen werden in einer amtlichen Depesche des Gouverneurs von Cuba als bloße Börsenmanöver bezeichnet. China. In den letzten Tagen hat der Telegraph aus China ein wahres Chaos von sich widersprechenden Nachrichten gebracht, denen zufolge am Pekinger Hofe bald die Kriegs-, bald die Friedenspartei die Oberhand haben sollte. Nach den jüngsten Depeschen scheint nun das erstere der Fall zu sein; Prinz Kong, der Vor sitzende des geheimen Rathes, soll nebst andern Mit gliedern desselben wegen seiner Haltung in der Tonkin- frage in der That abgesetzt werden. Ferner ist der Vicekönig von Canton öffentlich degradirt und die chinesischen Offiziere, welche für den Verlust von Bac- ninh als verantwortlich angesehen werden, sind sogar zur Enthauptung verurtheilt worden. In der Admi nistration werden wichtige Veränderungen erwartet und ist eine allgemeine Rekrutirung angeordnet. Der Gou verneur der Grenzprovinz Jünnan ist ebenfalls nach Peking zur Verantwortung beschicken worden. Die Situation in Peking muß demnach zur Zeit eine recht kritische sein. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat März gestaltete sich in folgender Weise auf den einzelnen Stationen und Haltestellen: Tourbillets. TagcSbillets. Militär- II. III. 11. III. dilletS. Dresden . . . 45 215 111 498 -»»' — Hainsberg. . . 45 469 177 568 32 Dippoldiswalde . 42 621 193 1379 24 an den Haltestellen 97 1002 120 1981 20 Sa. 229 2307 601 4446 76 7659 Demnach bis jetzt (vom Januar 1884 an) 20,832. Befördert wurden 2,647,769 Kilogramm Güter. Dem nach vom Januar 1884 an 6,508,769 Kilogr. Güter. Gegen den gleichen Monat des Vorjahres wurden 528 Billets mehr verkauft und 1,436,693 Kilogramm Güter mehr befördert. — In der Versammlung des Gebirgsvereins am 17. April trug der Vorsitzende, Hr. Stadtgutsbes. Müller, nach der Ausnahme von 3 neuen Mitgliedern, ein Lokalstatut von Dippoldiswalde vor, das von dem Rathe im Jahre 1646 (also 2 Jahre vor Beendigung des 30jährigen Krieges) erlassen worden war, da das bis dahin giltige beim Brande und Plünderung der Stadt am 4. September 1632 verloren ging. Das selbe zeigt durch seine theilweise komischen Bestim mungen, daß die Zustände in der Stadt völlig zügel lose gewesen sein müssen. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatze und erfolgreiche Lüschthätigkeit beim Brande desFischer- schen Gutes in Ulberndorf am 27. Februar hat die König!. Brandversicherungs-Kommission der Kommun spritze von Elend 20 Mark und der Spritze der Ge meinde Obercarsdorf 25 Mark Prämie bewilligt. — Als Wahlkommiffar für die Neuwahlen zu dem Landeskulturrath ist im 5. Wahlkreise Hr. Guts besitzer Steyer in Reinholdshain ernannr worden. Altenberg. Der hiesige Schulvorstand hat be schlossen, versuchsweise den Unterricht in der Fort bildungsschule nur einmal in der Woche und zwar Dienstags von Abends >/- 6 bis 8 Uhr abzuhalten. — Auch soll Mitte August d. I. ein Schulfest ab gehalten werden. Dresden. König Albert beabsichtigt, sich am 19. Mai zu einem mehrmöchentlichen Aufenthalte nach Ems zu begeben. — Das Befinden Ihrer Majestät der Königin Karola hat sich noch nicht gebessert; das Fieber hat immer noch 38—39 Grad und der nicht unbedeutende Krampfhusten nimmt die Kräfte der hohen Kranken sehr in Anspruch. Es heißt, sie werde, falls bis 19. Mai die Genesung erfolgt ist, Se. Maj. den König nach Ems begleiten und gleichfalls mehrere Wochen daselbst verweilen. — Laut Verordnung der königl. sächs. Ministerien werden seit Anfang dieses Monats an sämmtlichen Staatskassenverwaltungen die eingehenden und mit dem Datum vom 11. Juli 1874 ausgefertigten Reichs scheine, zur Beschleunigung des Umtausches derselben gegen solche von Wilcoxschen Pflanzenfaserpapier her gestellte und mit dem Datum des 10. Januar 1882 versehene, eingezogen und nicht wieder zur Ausgabe gebracht. Die Ablieferung der alten Scheine erfolgt an die Jinanzhauplkaffe, und wo mit dieser nicht direkter Verkehr, an die nächste Steuer-, Forstkaffe rc. — Vom 9. bis II. August wird im Dresdner Gewerbehause die 4. Fachkonferenz deutscher Schuh macher abgehalten werden nnd mit derselbe» eine Ausstellung von Maschinen, Werkzeugen, Leder, sowie von Lehrmitteln für Fach- und Musterschulen ver bunden sein.