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Mchmtz-AitW Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehnk in Dippoldiswalde Donnerstag, den 10. April 1884. 49. Jahrgang >e ch hierbei z. B. nur auf die noch immer ihrer Lösung harrende soziale Frage, die kirchenpolitische Frage rc. zu' verweisen. Eins darf man indessen zum Tröste Deutschlands nicht übersehen — wie auch Fürst Bis marck formell seine künftige Stellung einrichten mag, so lange er sich im Dienste befindet, wird der mora lische Einfluß seiner gewaltigen imponirenden Persön lichkeit immerhin maßgebend bleiben, auch wenn er dem preußischen Ministerrathe nicht mehr angehören sollte. Dann aber sei schließlich noch auf das historisch gewordene „Niemals" hingewiesen, das Kaiser Wilhelm einst auf den Rand des Entlassungsgesuches des Fürsten Bismarck schrieb und in diesem einen Worte liegt eine schwerwiegende Garantie dafür, daß Fürst Bismarck auch fernerhin, möge der Kreis seiner amtlichen Thätig- teit auch ein beschränkterer werden wie bisher, unter stützt von dem Vertrauen seines kaiserlichen Herrn, das letzte Wort in den inneren wie äußeren Angelegen heiten unseres Gesammtvaterlandes mitsprechen wird. Inserat«, «eiche bei der bedeutenden Auslage de» Blattes eine sehr wirk same Berbreitunä finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder derm Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Psg. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Im August oder Anfang Sep tember hält der bienenwirthschaftliche Bezirksverein Dresden eine Wanderversammlung ab, deren Ziel Dippoldiswalde sein wird. Bei Gelegenheit derselben wird eine bienenwirthschaftliche Ausstellung geplant, bei welcher Prämiirung und Verloosung stattfindet. — Die Zahl der am 7. und 8. April aus dem Amtsgerichtsbezirke Dippoldiswalde zur Gestellung gekommenen Militärpflichtigen betrug 381. Das Resultat der Musterung war folgendes: 135 tauglich; 65 Ersatzreservisten I. Classe übungspflichtig; 9 Ersatz reservisten I. Classe nichtübungspflichtig; 5 Ersatzreser visten II. Classe; 92 ein Jahr zurück; 75 dauernd untauglich. — Im Monat März d. I. wurden an hier durch reisende Fremde 325 Marken gegen 348 im gleichen Monat des Jahres 1883 verabreicht. Luchau. Am 7. April gegen Mittag hat ein mit Grabenheben beschäftigter Tagearbeiter vom Ritter gut Reinhardtsgrimma sich seinen Kaffee an einem nahe beim Walde angezündeten Feuer wärmen wollen. Das Feuer ergriff aber das Unterholz und zerstörte dasselbe auf einem 10—11 Scheffel großen Areal des Gutsbesitzers Herfurth Hierselbst, wie auf einem etwa 1 Scheffel großen Stücke des Gutsbesitzers Heber in Niederfrauendorf. Durch die herbeieilenden Mann schaften wurde das Feuer alsbald erstickt; die Spritze der Reinhardtsgrimmaer freiwilligen Feuerwehr konnte Nicht in Thätigkeit treten. Altenberg. Die Altenberger Knappschaftskasse schließt auf das Jahr 1883 mit einer Einnahme von 12,061 M. 92 Pf., einer Ausgabe von 10,654 M. 6 Pf. und einem Kassenbestande von 1407 M. 86 Pf. ab. Das Vermögen derselben, das sich gegen 1882 um 290 M. 11 Pf. verringert bat, beträgt 45,808 M. 41 Pf. Außerdem besitzt die Knappschaftskaffe noch 3 2""/i(>»-<> Kux bei Zwitterstocks tiefem Erb- stolln zu Altenberg, und die knappschaftliche Schulkaffe 0,«6 Kux bei demselben Berggebäude. j Aranenstein. (König!. Schöffengericht.) Hauptverhandlungen am 25 März. Der Handarbeiter Joh. Will). Flemming in Frauenstein, welcher am 2. Februar d. I., in Handelsgeschäften nach Nassau gekommen, von einer, vor der Hausflur des Haus besitzers Ferd. Wolf in Obernaffau stehenden Wanne ein Paar blaue Kinderfausthandschuhe entwendet hat, wird wegen Diebstahls niit 3 Tagen Gefängniß be straft. — Gegen die vom Bürgermeister zu Frauen stein an den Haus- und Feldbesitzer Friede. Arnold daselbst wegen der Beschuldigung, den Materialwaaren- handel der verstorbenen Christiane Lippmann fort betrieben, ohne diesen Gewerbebetrieb vorher vor schriftsmäßig angezeigt zu haben, auf Grund der 88 Fürst Bismarck. Als vor Kurzem das aus fortschrittlicher Quelle stammende Gerücht urplötzlich auftauchte, Fürst Bis marck beabsichtige, seine Aemter und Würden als preußischer Ministerpräsident, preußischer Minister des Auswärtigen und Handelsminister niederzulegen und sich fortan nur noch der Erfüllung der Pflichten seines Reichskanzleramtes zu widmen, verlautete gleich da mals, daß es ihm mit dieser Absicht Ernst sei. Seit dem liegen auch von offiziöser Seite Aeußerungen vor, welche es kaum mehr bezweifeln lasten, daß Fürst Bismarck aus dem preußischen Staatsministerium aus zuscheiden gedenkt und heißt es, daß er anläßlich seines 69. Geburtstages dem Kaiser hierüber bereits Vor trag gehalten habe. Als Motiv für diesen Schritt wird die vielseitige Verantwortlichkeit und Arbeitslast angeführt, welche auf den Schultern des Kanzlers ruhe und welche, eine partielle Entlastung desselben von seinen verschiedenen Funktionen nothwendig mache. Seit 22 Jahren steht nunmehr Fürst Bismarck an der Spitze des preußischen Ministeriums, während welcher Zeit sich zu seinen Aufgaben als preußischer Minister präsident und Minister des Auswärtigen auch diejenigen als Kanzler des deutschen Reiches und als preußischer Handelsminister gesellt haben und eine weniger physisch wie geistig gleich gewaltige Natur als diejenige des leitenden Staatsmannes, würde den schweren Anforde rungen, welche die gleichzeitige Ausübung dieser ver schiedenen Funktionen stellt, nimmermehr gewachsen sein. Aber auch selbst die Niesennatur des Fürsten Bismarck fühlt, daß ihr allmälich diese gewaltige Ar beitslast zu viel wird und vielleicht hat Fürst Bismarck den Eintritt in sein 70. Lebensjahr als äußerlichen Anlaß gewählt, um mit seinen Wünschen nach weit gehendster Beschränkung seiner amtlichen Thätigkeit hervorzutreten. Es wird wohl Niemand geben, der die Berechtigung dieser Wünsche zu bestreiten vermöchte, denn in langen und mühevollen Kämpfen und unter den schwierigsten Verhältnissen ist Fürst Bismarck für das Wohl Preußens und Deutschlands unausgesetzt thätig gewesen — mit welch großartigem Erfolg schließlich, braucht kaum erst besonders hervorgehoben zu werden — und es ist da nur zu begreiflich, daß er sich jetzt, wo er die Schwelle des Greisenalters überschritten hat, bemüht, wenigstens einigermaßen Entlastung zu finden. Nun sind aber die Beziehungen zwischen den Funktionen als Reichskanzler und als preußischer Minister so mannichfach eng verstrickte, daß es überhaupt schwer sein würde, diese Personalunion mit einem Male zu lösen, ohne daß ein solcher Schritt nachtheilige Folgen für die Interessen Preußens wie diejenigen des Reiches haben sollte. Fürst Bismarck selbst täuscht sich offenbar über die Schwierigkeiten dieses Unternehmens nicht im Mindesten und er wird jedenfalls auch noch einen Ausweg finden, welcher die Verwirklichung seiner Absicht gestattet, ohne daß hier aus nachtheilige Folgen für die weitere Entwickelung unserer ganzen Angelegenheiten entstünden. Freilich vermag man sich nur schwer vorzustellen, auf welchem Wege dies zu erreichen sei, denn immerhin wird der Einfluß Preußens, als des größten und führenden Staats im deutschen Reiche, zum Heile Deutschlands aufrecht erhalten bleiben muffen, es wird aber auch immer nothwendig sein, daß die Vertreter Preußens im Bundesrathe durch den leitenden preußischen Mi nister für ihre Abstimmung mit „Informationen" und „Instruktionen" versehen werden, und wenn es auch zunächst nicht zu befürchten wäre, so könnte es doch immerhin sich einmal ereignen, daß die Instruktionen sich in anderer Richtung bewegten, als sie der Meinung des Reichskanzlers entsprächen. Auch eine Reihe anderer Schwierigkeiten würden sich ergeben, wenn die Personalunion zwischen dem Reichskanzler einer- und dem preußischen Ministerpräsidenten, Handelsminister «. s. w. anderseits so plötzlich zerfiele und man braucht 14 und 148 der Gewerbeordnung für das Deutsche Reich vom 21. Juni 1869 erlassene Strafverfügung vom 25. Febr. 1884, hat der Beschuldigte aus gericht liche Entscheidung angetragen. Da die Behauptung Arnold's, daß er den Materialwaarenhandel nicht erst seit dem am 31. Dezember 1883 erfolgten Tode der verw. Lippmann übernommen, sondern bereits am 1. Oktober 1881 von derselben um 1000 Mark ge kauft und weiter fortgeführt habe, Bestätigung findet, so wird der Angeklagte infolge der nach §145 Absatz 2 der Gewerbeordnung eingetretenen Verjährung frei gesprochen. — Der Fleischer und Viehhändler Martin Müller in Frauenstein ist angeklagt, am Abende des 1. Februar d. I. im „Gasthause zur Garküche" in Frauenstein den Gendarm Kröner daselbst, welcher ihn wegen einer Ungebührlichkeit zur Ruhe verwiesen, durch grobe Redensarten und Beschuldigungen wörtlich be leidigt zu haben. Der Angeklagte behauptet, an diesem Tage sehr betrunken gewesen zu sein, wisse daher nicht, was er gesagt habe; indessen ergiebt sich aus dem weiteren Verlaufe der Verhandlung, daß dieser Trunken heitszustand nicht ein derartiger war, daß Angeklagter feiner Sinne nicht mehr mächtig gewesen ist. Letzterer wird demzufolge wegen der ausgesprochenen Beleidi gungen zu 30 Mark Geldstrafe und Tragung der Kosten verurtheilt. Dresden. Der dem Bundesrathe zugegangene Antrag der sächsischen Regierung auf Abänderung der Maaß- und Gewichtsordnung von 1868 soll der bei Benennung der Längen-, Hohl- und Flächen- maaße herrschenden Verwirrung dadurch ein Ziel setzen, daß das Meter die Einheit des Längenmaaßes sein soll, aus welchem die Einheiten des Flächen- und Körpermaaßes — Quadrat- und Kubikmeter — ge bildet werden sollen. Das Gewicht des in einem Würfel von einem Zehntel des Meter Seitenlänge enthaltenen destillirten Wassers im luftleeren Raume und bei der Temperatur von -j- 4 Grad des hundert- theiligen Thermometers bildet die Einheit und heißt das Kilogramm. Nur von Theilen und Vielfachen der aufgeführten Maaßeinheiten wird die Geltung ver langt, ebenso die Theile und Vielfachen des Kilo gramms, mit der einzigen Ausnahme, daß 1000 Icx Tonne heißen sollen. Lediglich die diesen vorgeschlage nen Benennungen entsprechenden Maaße und Gewichte sind zur Aichung und Stempelung zuzulaffen; ferner soll die Aichung und Stempelung des Viertel-Hekto liter, sowie fortgesetzter Halbirungen des Liter zulässig sein. Auch soll die dringend nothwendige Neufassung der Aichordnung möglich gemacht werden, da die mit der Zeit eingetretenen Aenderungen das Verständniß sehr erschwert haben. Die aichtechnischen Vorschriften sind daher bereits umgearbeitet und die deutschen Be zeichnungen der Maaße und Gewichte in den Entwurf nicht ausgenommen worden. — Das im nächsten Jahre abzuhaltende 6. allge meine deutsche Turnfest rückt immer näher, und hat der aus Mitgliedern der Dresdner Turnvereine ge bildete Achtzehner-Ausschuß eine Kommission gebildet, welche die Ermittelung eines geeigneten Festplatzes vornehmen soll. Dieselbe hat vier geeignete Plätze in Vorschlag gebracht, und zwar die unterhalb des Waldschlößchens gelegene sogenannte Sängerwiese, einen Theil des großen Geheges und der jetzigen Vogelwiese, sowie viertens einen Platz am Kgl. großen Garten. Die Beschlußfassung über die Wahl eines dieser Plätze wird dem Zentralausschuß überlassen bleiben, welcher demnächst aus der Mitte der hiesigen Bürgerschaft ins Leben treten soll. Hreiberg. Für die am 21. April beginnende Sitzungsperiode des hiesigen kgl. Schwurgerichts sind aus der Dippoldiswaldaer Umgegend folgende Herren als Hauptgeschworene ausgeloost worden: Bergwerksdirektor I. Dannenberg in Hänichen, Müh lenbesitzer K. G. Treiber in Tharandt, Fabrikbesitzer Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Wel-eritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. - All« Postan- Äalten, Postboten, sowie vi« Agenten nehmen Be stellungen an.