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Wcheritz-MlW 49. Jahrgang. Donnerstag, dm 27. März 1884. Nr. 38 K z i r . UM 'M : S s H W ß Hit:' Tagesgeschichte. Berlin. Von dem Empfange, welchen das Neichs- tagspräfidium, aus den Herren v. Levetzow, Freiherr zu Franckensteiu und Hoffmann bestehend, bei der Gratulationskour im kaiserlichen Palais erfuhr, wird von zuverlässiger Seite nachträglich Folgendes berichtet: Der Kaiser dankte zunächst, huldvoll wie immer, für die dargebrachten Glückwünsche und. fügte dann hinzu: Werder sei ihm gleich der Beginn des neuen LebenS- Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage de« Blattes eine sehr wirk same Berbreituna^ finden, «erden mit 10 Pf«, die Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, ,m redaktionellen Theile, die Epaltenzeile MPfg. altes Silber im Werthe von 18 Mark verkauft. Gräfe welcher das gekaufte Silber nach seiner Heim kehr prüfte, erkannte in demselben total zusammenge schlagene alte, aus dem 17. Jahrhundert stammende Kircheugeräthe aus der Kirche zu Königsbrück; er er stattete Anzeige und Hutterer wurde verhaftet. Der selbe führte ein komplettes Einbrecherwerkzeug in einem Paket bei sich, bestehend aus ca. 40 Kirchen- und Haupt schlüsseln,. Dittrichen, Feilen rc., auch Spreng- und Schießpulver wurde vorgefunden; ferner enthielt das ca 25 Pfund schwere Paket altes Silber und auch diverse Kirchengeräthe noch ziemlich unverletzt. Hütterer, welcher einen Selbstmordversuch gemacht, hat dem Ver nehmen nach ein volles Geständniß abgelegt; derselbe wurde auch von dem in Bischofswerda eingetroffenen Freiberger Amtswachtmeister rekognoszirt und festge schloffen per Bahn nach Freiberg abgeführt. Löbau. Beini Umbau der hiesigen Hauptkirche und Abbrechen eines Anbaues fand man in einem Gewölbe 16 noch gut erhaltene Särge, wovon der letzte 1634 eingebracht worden ist. Die Leiche in dem letztgenannten, wahrscheinlich ein junges Mädchen (man kann darauf schließen, weil sich am Kopfe noch ein Kränzchen vorfand), war noch wenig in Verwesung übergegangen. Das Kleid, mit dem sie in den Sarg gelegt worden ist, war ebenfalls noch gut und ist wahr scheinlich von gelber Farbe gewesen. Der Inhalt der übrigen Särge war in der Verwesung weiter vorge schritten. An den Särgen selbst ist noch charakteristisch zu ermähnen, daß sie inwendig entweder bemalt oder mit Leinwand ausgeschlagen waren. Man brachte die Ueberreste in ein gemeinsames Grab. Leipzig. Die diesjährige Ost er messe beginnt am 28. April und endigt am 17. Mai. Die Vor oder sogenannte Engros-Woche nimmt daher bereits am 21. April ihren Anfang. — Die 4. Klaffe der kgl. sächs. Landes-Lotterie wird am 7. und 8. April gezogen. Die Erneuerung der Loose ist nach Z 5 der dem Plane zu dieser Lotterie angefügten allgemeinen Bestimmungen spätestens vor Ablauf des 29. März 1884 bei dem Kollekteur, dessen Name und Wohnort auf dem Loose aufgedruckt und aufgestempelt ist, zu bewirken. Crimmitschau. Am 22. März gegen '/«12 Uhr Mittags wurde im sogenannten Crimmitschauer Kirchen holze, an einem vom hiesigen Wochenmarkte nach Thon hausen zurückkehrenden, etwa 21 Jahre alten Mädchen ein, R a u b a n f a l l verübt, Indem erwähnten Kirchen holze stand ein Mensch und stürzte auf das seines Weges dahin gehende Mädchen mit de» Worten: „Das Geld her, oder das Leben!" Da die Ueberfallene dieser Forderung des Räubers nicht sofort uachkam, wurde sie von demselben zu Boden geworfen und nach längerem Kampfe und unter dem Drohen des Erstechens einer Baarschafl von 18 Mark, sowie eines Taschen tuches beraubt, worauf der Mann die Flucht ergriffen hat. Bald daraus ist ein mit einem Milchgeschirr von Crimmitschau nach Mark Sahnau zurückkehrendes, in letzterer Ortschaft dienendes Mädchen einem Unbekannten begegnet, welcher nach der Beschreibung mit dem Räuber identisch, in scharfem Schritt und in sichtlicher Auf regung die Straße nach der Stadt zu gegangen ist und den Hohlweg am alten Gottesacker eingeschlagen hat. Hoffentlich wird es gelingen, des frechen Räubers recht bald habhaft zu werden. 'M ! M «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 26. März. Die vergangene Nacht hat uns wieder mitten in den Winter versetzt! Während es gestern den ganzen Tag über leicht schneite, der Schnee aber nicht liegen blieb, begann Abends bei völliger Windstille ein dichter Schneefall, der ohne aus zusetzen, jetzt noch fortdauert, so daß zur Zeit der Schnee ca. 30 Centimeter hoch liegt. Alle Bäume und Sträucher rc. sind hoch mit Schnee bedeckt, so daß, da der Schnee etwas naß ist, Schneebrüche durchaus nicht ausgeschlossen sind. Alle Kommunikation ist gehemmt und selbst der früh 6,is von Kipsdorf fällige Zug passirte iin langsamen Tempo gegen 7 Uhr die hiesige Station. — Der erste Zug von Hainsberg, der uns zugleich die fälligen Postsachen brachte, kam erst »/«II Vormittags hier an. Auf der Strecke von hier bis Hainsberg mußten zahlreiche, auf den Schienen liegende Bäume, die vom Schnee abgebrochen waren, erst hin weggeräumt und somit die Bahn fahrbar gemacht werden. — Die Oster-Prüfungen an hiesiger Stadt schule finden von Montag, den 31. März, bis mit Donnerstag, den 3. April, statt. Auf die auszugebende Einladungsschrift kommen wir noch zurück. — Bei dem am 20. d. Mts. hier abgehaltenen Viehmarkt waren 48 Stück Pferde, 26 Stück Rinder, sowie 176 Stück Schweine zum Verkauf gestellt, hiervon sind 12 Stück Pferde, 7 Stück Rinder und ca. 150 Stück Schweine zu erhöhten Preisen verkauft worden. — Bei der kgl. Altersrentenbank in Dresden sind im Jahre 1883 aus der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde 4123 Mark eingezahlt worden. — Die kleinste Einlage bei diesem Institut betrug in demselben Zeitabschnitt 1 Mark, während die größte 22421 Mark 52 Pfg. betrug. Mulda. Die nach Lichtenberg einberufene Ver sammlung, welche gegen die Anlage einer Papier fabrik im oberen Muldenthale protestiren sollte, war von etwa 50 Interessenten besucht und ward vom Vorsitzenden des Erzgebirgsvereins Mulda, Pastor Schödel, eröffnet und geleitet. Derselbe legte eingehend die Gründe dar, weshalb protestirt werden solle, und schloß sich denselben die Versammlung allenthalben an. Es ward beschlossen, die Proteste bis Ende der Woche an die Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde abzusenden und noch den sächsischen Fischereiverein und die Amts hauptmannschaft Freiberg für die Sache zu interessiren. Dresden. Der feierliche Schluß des Landtags wird durch Se. Maj. den König morgen Donnerstag im königl. Residenzschlosse stattfinden. Nachmittags 5 Uhr ist große Hoftasel, zu welcher die Mitglieder beider Kammern eingeladen sind. — In dem Befinden des Prinzen Georg ist eine wesentliche Besserung eingetreten, so daß Bulletins nicht mehr ausgegeben werden. Der Masernausschlag ist beinahe vollkommen geschwunden, Fieber nicht vor handen und der Appetit gut. Der Patient fühlt sich noch sehr schwach und angegriffen, doch steht eine bal dige volle Genesung zu erwarten. — Die erste Kammer trat den von der zweiten Kammer bezüglich des königl. Dekrets, den Bau eines neuen Kunstakademie- und Kunstausstellungsgebäudes betreffend, gefaßten Beschlüssen mit dem von der zweiten Deputation beantragten Zusatze bei, daß die Regierung ermächtigt sein soll, das am Südflügel des projektirten Akademiegebäudes gelegene verfügbare Areal, ein- Abonnements-Cinla-nng Mit der nächsten Nummer schließt das 1. Quartal, und bitten wir unsere geehrten Leser, das Abonnement auf das 2. sofort erneuern zu wollen, damit m der Zusendung oer einzelnen Nummern eine Unterbrechung nicht eintritt. ,, Dippoldiswalde. Expedition der schließlich dessen, auf welchem jetzt die Münzgebäuds stehen, nach Bedarf in den Bauplatz emzubeziehen und den Neubau nach Süden durch eine einfache Fassade abzuschließen. Die Kammer ertheilte ferner dem wegen des Baues und Betriebes einer normalspungen Se kundärbahn von Ronneburg nach Meuselwitz verem- barten vorläufigen Abkommen mit der herzogl. sachsen- altenburgischen Negierung ihre Zustimmung und ge nehmigte schließlich den Gesetzentwurf, betreffend die Befugniß zur Ausschließung säumiger Abgabenpflichtiger von öffentlichen Vergnügungsorten, in der von der zweiten Kammer beschlossenen Fassung. — Für den Eisenbahn-Neubau Biencnmühle-Lan- desgrenze(Böhmisch-Moldau) ist nun auch sächsischerseits die Ausführung der Erd- und Felsenarbeiten ebenfalls zur öffentlichen Ausschreibung gelangt. Nach derselben kommen solche in drei Akkorden zum Abschluß, und zwar mit einer Massengewinnung von 60 924, 50 992 und 58117 Kubikmeter, sowie nach den in diese Akkorde fallenden Kunstbauten. Die Blanquets und Vertrags bedingungen können imJngenieurhauptbureau Dresden- Altstadt, böhmscher Bahnhof, in Empfang genommen werden. Bis zum 5. April d. I. sind selbige aus gefüllt wieder bei genanntem Bureau einzugeben. Es verlautet, daß gegen Mitte April mit dem Bau be gonnen werden soll. Die Länge dieser auszuführenden Linie beträgt 13 Kilometer. Das größte Steigungs- verhältniß ist 1:40 und der kleinste Kurvenhalbmeffer 250 Meter. Haltestellen sind projektirt für Rechenberg, Holzhau und Hermsdorf - Rehefeld. Größere Kunst bauten kommen nicht vor. Die Eröffnung der ge summten Linie, inkl. der österreichischerseits zu bauenden, ist bis jetzt auf den 1. Oktober d. I. in Aussicht ge nommen worden. — Betreffs der von der Staatsregierung geplanten Aufhebung des Chaussee- und Brückengelds be antragen die Mitglieder der ersten Kammer v. Schön berg-Mockritz, v. Bodenhausen, Clauß, Demiani: „Die Kammer wolle 1. den Gesetzentwurf, die Aufhebung des Chaussee- und Brückengeldes betreffend, ablehnen; 2. beschließen: „Die Einnahme aus dem Chaussee- und Brückengeld ist nach Abzug der Ausgaben nach Maß gabe der Etataufstellung der Deputationsmehrheit für das Jahr 1885, sowie vorbehaltlich künftig ständischer Genehmigung ferner noch bis Ende des Jahres 1889 anzusammeln und als ungeschmälert zu erhaltender Wegebaufonds auf die einzelnen Bezirksverbände, ein schließlich der Stadtbezirke Mesden, Leipzig, Chemnitz, zu vertheilen;" 3. die königliche Staatsregierung um rechtzeitige Vorlage eines Gesetzes behufs endgiltiger Aufhebung des Chaussee- und Brückengeldes mit dem Schluffe des Jahres 1889 zu ersuchen; 4. die hohe zweite Kammer zum Beitritt zu diesen Beschlüssen auf zufordern. Großenhain. Die Kasernirung des 1. Husaren- Regiments Nr. 18 wird binnen einem Jahre beendet sein. Am 1. April wird die für die 3. Eskadron er baute Kaserne bezogen und spätestens Ostern 1885 wird auch die letzte Eskadron, die noch in Bürger guartieren liegt, ihre neue Kaserne beziehen können. Bischofswerda. Der berüchtigte Kirchenräuber Hütterer, der bekanntlich aus dem Freiberger Ge- fängüiß ausgebrochen war, ist am vergangenen Sonn- .abend in Bischofswerda wieder verhaftet worden. Seit mehreren Tagen hatte er in einem dortmen Gasthofe fein gelebt und an die Frau des Goldarbeiters Gräfe Mr „Wti-eritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Prei« »ierteljiihrtzch 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 8« Pfg., rinmonatlich 42 Pfg. Einzeln« Nummern 10 Pfg. — All, Postan- «alt«, Postboten, sowie di« Agenten nehm« B«< > N Nt 1A ö l t 1 . lichen Amtsgerichte und die Stadträthe für di- Königliche ZtmklMp.mmmschastM^ Verantwortlicher Nedacteur: Täkl Ikhne in Dippoldiswalde