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Wchmtz-Mmig Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehllk in Dippoldiswalde. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung linden, werden mit IO Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« M Psg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Di» „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis Vierteljährlich 1 M. 26 Psg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — All« Posian- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Nr. 28. Dienstag, den 4. März 1884. 49. Jahrgang. Englands Krämerpolitik. In der merkwürdigen Krisis, die gegenwärtig Egypten und seine Nebenländer durchzumachen haben, muß man wiederholt fragen: Was will denn Eng land und sein liberales Ministerium eigentlich in Egypten und im Sudan?! Bald reden die englischen Staatsmänner von Englands Lebensinteressen und sie getrauen sich nicht wegen vieler Geldkosten und Menschenopfer, Egypten vollständig in Besitz zu nehmen, dann predigen sie wieder von Humanität und Freiheit, wagen aber Egypten nicht dem Vicekönig zu überlassen oder diesen doch ehrlich zu unterstützen. Gladstone, derselbe Mann, der seiner Zeit so leidenschaftlich gegen die bulgarischen Gräuel geeifert und allezeit die Hu manität verfochten hat, ist auch seinen eigenen Grund sätzen treulos geworden. Es liegt nun sowohl der Wortlaut der Proklamation Gordan's im Sudan, als auch die Erklärung zu derselben vor, den eine Depesche der „Times" aus Kairo brachte. Darnach ist Gordon Pascha der Ansicht, daß durch die Lostrennung des Sudan von Egypten der Vertrag von 1877, in welchem sich der Khedive Ismail Pascha verpflichtete, den Sklavenhandel im Sudan bis zum Jahre 1889 abzu schassen, einfach hinfällig geworden sei. Wir wissen also jetzt, wie die bestrittenen Worte in der Prokla mation : „Der Sklavenhandel ist gestattet," zu fassen sind. Der General, den England schickte um die Ruhe im Sudan wiederherzustellen, dieser Mann, dem Glad stone unbedingte Vollmacht ertheilte, gab den Sklaven handel nicht blos bis 1889, sondern für alle Zukunft frei. Gordon machte wohl einen schwachen Versuch, dies jämmerliche Zurückweichen vor dem Mahdi zu rechtfertigen. Er versicherte, er habe nur das Halten und Verkaufen von Sklaven gestattet, nicht aber die Sklavenjagd, gegen welche er Maßregeln ergreifen werde. Wie er das wohl anfangen wird? Er hat keine Truppen zur Verfügung, und die egyptischen Garnisonen des Sudans müssen froh sein, wenn sie überhaupt noch gerettet werden. Es fehlt daher jede Möglichkeit, die Freigebung des Sklavenhandels zu beschönigen. Die englische Presse, die auf die Nach richt von Gordon's Proklamation in allgemeine Ent rüstung ausbrach, hat sich natürlich schnell beruhigt, aber laut und einmüthig verdammt das übrige Europa die Schwäche, mit welcher Gladstone seine besten Prin zipien opfert, um einen zweifelhaften Vortheil zu er langen. Wozu sind denn da nun eigentlich englische Truppen nachträglich unter General Graham nach dem Sudan gezogen? — Wenn Gordon bereits den Sklaven handel Preis gab und das Land bis zu einer gewissen Grenzlinie dem Mahdi zusagte, zu welchem Zwecke will man dann noch den Mahdi und seinen Unterfeld herrn Osman Digma bekämpfen?! Oder war das ganze Auftreten Gordon Paschas nur eine Komödie, um den Fanatismus der Sudanesen zu besänftigen und die englischen Garnisonen zu retten oder ist es schließlich den Engländern vor den Erfolgen der An hänger des Mahdi bange geworden?! — Manche Stimmen meinen auch, es liege den Engländern weder etwas an Egypten, noch am Sudan, denn dort sei unter den gegenwärtigen Verhältnissen nichts zu ge winnen, England wolle nur den Suezkanal und die Schiffsstraße des Nöthen Meeres bequem in seine Hände bringen. Das märe also die rechte Krämer politik und man könnte nur wünschen, daß die Eng länder für ihre politische Heuchelei einmal eine gründ liche Lektion erhielten und wenn es von den milden Schaaren des Mahdi wäre. ^lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Generalversammlung des hiesigen Vorschuß-Vereins am vergangenen Sonn abend, war zahlreich, namentlich von auswärtigen Mit gliedern, besucht. — Der Rechenschaftsbericht für das vergangene Jahr, welcher keinen Verlust aufweist. 41695 Mark 17180 Mark 32321 Mark 77 Pf. Summa der Ausgabe. — Es ist jetzt wieder die Jahreszeit gekommen, in welcher es des Besitzers eines mit Sträuchern und Bäumen bewachsenen Grundstücks Pflicht ist, das Ab raupen derselben vorzunehmen. Die Eier der Spinner sind es, welche man abzuschneiden hat, ehe aus ihnen die ungemein gefährlichen Raupen entstehen. Die Meisen, welche in den Obstgärten als Feinde dieser Eier auftreten, können allein nicht fertig werden; hier muß der Mensch schon selbst helfend mit eingreisen. Die Arbeit ist nicht schwer, aber lohnend. Nach dem Gesetz hat das Abraupen der Obst-und Alleebäume bis zum 31. März zu erfolgen. Säumige, Vie dasselbe bis dahin unterlassen haben, verfallen nach Z 368 Nr. 2 des Neichsstrafgesetzes in eine Strafe bis 60 Mark. Potschappel. Die Liquidation des Potschappeler Kohlenaktienvereins geht nach langer Verzögerung nunmehr ihrem Ende entgegen, nachdem sich für die noch vorhandenen Grundstücke der Staat Herbeigelaffen hat, einen annehmbaren Preis zu bieten. Dresden. Der Umfang der Arbeiten, die der gegenwärtig tagende Landtag noch zu erledigen hat, ist noch ein so großer, daß der Schluß desselben vor Ende März kaum zu erwarten ist. — Die Petitionsdeputation der Zweiten Kammer beantragt, es möge dem ehemaligen Nagelfabrikanten August Zimmermann in Dresden, veffen Maschinen- Nagelfabrik in Elterlein im Jahre 1848 durch auf geregte Horde« von Arbeitern unv fremdem Gesindel zerstört worden und der seitdem, da ihm eine nur geringe Entschädigung gewährt morden, in großer wurde debattelos genehmigt, ferner die geprüfte Jahres rechnung pro 1882 justifizirt. — Die statutengemäß ausscheidenden 3 Herren vom Verwaltungsrath und der Kassirer (ein Mitglied vom Direktorium) wurden mit großer Majorität wiedergewählt und die Wahl von den Betreffenden angenommen. Zum Schluß er stattete noch der Vorsitzende vom Verwaltungsrath Bericht über den Vorgefundenen Bestand der Effekten und sonstigen Werthpapiere des Vereins sowie des Reservefonds bei einer stattgehabten Revision und be tonte die vorzügliche Bonität der Papiere, in welchen letzterer zinsbar angelegt ist. — Die Verhandlung wurde 2/412 Uhr geschlossen. — Die erste Kammer hat in der Sitzung am 20. Februar die Petition des Kirchenvorstandes zu Dippoldiswalde, welche um Beihilfe aus dem Kunstfond zur Ausschmückung der dortigen Nikolai- kirche nachsucht, dem Anträge der Deputation ent sprechend, der Negierung zur Kenntnißnahme über wiesen. — Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Februar 1884 477 Einzahlungen im Betrage von 34050 Mk. 42 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 368 Rückzahlungen im Betrage von 35412 Mk. 36 Pf. Sparmarken ü 5 Psg. sind 800 Stück verkauft worden. — Geschäfts-Bericht des Vorschubvereins für Dippoldiswalde u. Umgegend auf Monat Februar. Einnahme: Pf. Kaffenbestand vom vor. Monat. - eingezahlte Stamm-Einlagen. - eingezahlte Spareinlagen. - Darlehne. - zurnckgezahlte Vorschüsse. - Provision von Vorschüssen. - Zinsen von Vorschüssen. 98 Pf. Summa der Einnahme. Ausgabe: — Pf. gegebene Vorschüsse, zurückgezahlte Darlehne, zurückgezahlte Spareinlagen. Zinsen auf Spareinlagen, zurückgezahlte Stammeinlagen. Regie-Aufwand. 4169 Mark 46 57 - 49 6006 - 10500 - 20035 s 240 - 87 687 - 16 3500 - r 11408 - 17 - 3 - 93 - 83 - 50 - 146 - 17 - materieller Bedrängniß lebt, eine jährliche Unterstützung von 600 Mk. auf Lebenszeit (Petent ist jetzt 75 Jahre alt) aus Staatsmitteln gewährt werden. — Die Finanzdeputation der zweiten Kammer ist, wie man hört, mit der königl. Staatsregierung dahin übereingekommen, in dem Zeughause, in welchem natürlich für seinen neuen Zweck verschiedene Umbauten vorgenommen werden müssen, das Staatsarchiv, die antiken und modernen Skulpturen, sowie die Gyps- abgüffe unterzubringen. Das naturhistorische Museum bleibt im Zwinger, wo durch Ueberführung des Museums der Gypsabgüffe wesentlich an Raum gewonnen wird. Ein Theil des Zeughauses soll Glasüberdachung er halten, damit auch für die bisher noch nicht aufge stellten, gröberen plastischen Objekte der erforderliche Platz beschafft werden kann. — Prinz Georg wird nächste Mittwoch von seinem Ausflug nach Meran nach Dresden zurüäkehren. — Eine neue Illustration für die Frechheit „armer Reisender" wird aus Thierbach gemeldet. Dort trat am Dienstag ein solcher Bursche in die Wohnung eines Oekonomen und verlangte von der anwesenden Tochter sehr energisch Brod und Schinken. Die hinter dem Ofen sitzende Mutter sagte ihm darauf, daß ihre Tochter nicht allein sei, daß sie jedem Handwerks burschen etwas gegeben hätten, infolge seiner Frechheit solle er aber nichts erhalten. Der Strolch zog sich darauf zurück; bei seinem Fortgang schlich er sich in die Scheune und zündete dieselbe an. Das Mädchen verfolgte ihn dahin, ward aber von ihm gefaßt und vor die Tennenwand so geworfen, daß sie sich nicht erheben konnte und infolge der erhaltenen Verletzungen der Arzt geholt werden mußte. Leider war es dem Strolch geglückt, zu entkommen, trotz sofortiger Ver folgung. Der Brand ivurde im Entstehen gelöscht. Freiberg. Für die im 2. Kalendervierteljahre 1884 beginnende Sitzungsperiode des Schwurgerichts Freiberg ist als Vorsitzender der Landgerichtsdirektor von Hellmann ernannt worden. Zwickau. Im 3. Schachte des Brückenberg-Stein kohlenbau - Vereins ist am 26. Februar das erwartete zweite Flötz bei 536,7 Meter Tiefe mit 2,o» Meter Kohlensührung durchsunken worden, während die vom 1. Schachte ans behufs Herstellung eines Fluchtweges und Herbeiführung besserer Wetterführung nach dem 3. Schachte getriebene Verbindungsstrecke letzteren Tags darauf erreichte und sofort den gewünschten Luftauszug aus den Bauen des 1. Schachtes zur Folge hatte. Damit ist der nächste Zweck der neuen Schachtanlage erreicht, wenn auch dieselbe in solchen Dimensionen angelegt ist, daß dieselbe bei Bedarf in die Kohlen produktion mit eingreifeu kann. Tagesgeschichte. Berlin. Prinz Heinrich wird erst am 7. oder 8. März in Kiel eintreffen, und soll während des nächsten Winters ein Kommando im Verwaltungs dienst der Admiralität bekleiden. — Die Forderungen für Marinezwecke, die hauptsächlich für Torpedos und Torpedoboote bestimmt sind, belaufen sich auf 18 Millionen Mark. Dem Bundesrath ist die betreffende Vorlage bereits zuge gangen. — Neuerlich verlautet aus Bundesrathskreisen, daß dem Reichstage der Antrag auf einfache Verlänge rung des Sozialistengesetzes zugehen werde und zwar auf einen Zeitraum von 3'/, Jahren. Wilhelmshaven. Nach einer Mittheilung auS Rüstersiel bei Wilhelmshaven beabsichtigt man, außer dem dortigen Hauptfort noch ein zweites kleines Fort (Nothbattcrie) zu bauen. Dasselbe soll, außer halb des Hauptdeiches, möglichst nahe an der Jadeküste seinen Platz finden und haben bereits wiederholt Ver messungen und Boden Untersuchungen an Ork und Stelle