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Wchklitz-ZkitWA. Amtsblatt für die Königliche Amtshanplmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträtye - zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit IO Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen den, Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile M Pfg. Die „Weißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ktalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Verantwortlicher Redacteur: Earl Ikhne in Dippoldiswalde, Dienstag, den 19. Februar 1884. Nr. 22. Die Zukunft der deutschen Flotte. Vor fünfzehn Jahren hatte Deutschland noch so gut wie keine Flotte, heute besitzt das deutsche Reich eine solche stattliche Reihe von Panzerfregatten, Panzer korvetten, Panzerkanonenbooten, Avisos rc., daß es ungefähr den dritten Rang unter den Flottenmächten einnimmt. Trotz dieser gewaltigen maritimen Neu schöpfung im deutschen Reiche blicken unsere Staats männer und Patrioten doch nicht ganz ohne Sorge auf die Zukunft der deutschen Flotte, denn man weiß, daß gerade sie eine Institution ist, an der unaufhörlich verbessert werden muß, wenn sie ihrer großen Aufgabe gewachsen sein soll, über die Art der Flottenreform herrschen aber selbst in Fachkreisen sehr entgegengesetzte Meinungen. In manchen Fachkreisen hält man es für bedenklich, die großen Panzerschiffe zu vermehren, da ziemlich sichere Anhaltspunkte dafür vorhanden sind, daß kleine Panzerschiffe init sehr starker Stahlrüstung und Geschützen ersten Ranges armirt, ebenso leistungs fähig sind, als die kostspieligen großen Fregatten, die noch dazu in flachen Gewässern nicht gut operiren können. Auch scheinen die Torpedofahrzeuge und der ganze Torpedokrieg umgestaltend" auf das Kriegsflotten wesen zu wirken, da schon heute so viel feststeht, daß mit Hilfe gut geführter Torpedoboote ganze Panzer flotten, wenn auch nicht vernichtet, so doch in ihren Bewegungen an den Küsten lahm gelegt werden können. Für die weitere Entfaltung der deutschen Flotte tritt aber auch deren bisher unvermeidliche Zweitheilung in ein Ostsee- und Nordseegeschwader als ein großes Hemmniß auf, und der Bau eines Nordseekanals wäre vielleicht der größte Fortschritt für die Entwickelung der gesummten deutschen Marine. Schon in dem Flottengründungsplane vom Jahre 1873 hieß es: „Die Vertheidigung unserer Küsten ist so lange eine in sich getheilte, als nicht der Nord-Ostseekanal Nord- und Ostsee verbindet, und es gestattet, die Schiffe von einem Meere zum andern auf einer inneren Linie zu bewegen, ohne die in fremden Händen befindlichen Wasserstraßen zu passiren." So lange die natürliche Zweitheilung der deutschen Flotte andauert, werden ihre offensiven Defensivmittel niemals auch nur an nähernd so stark sein wie die Angriffsmittel der Gegner, und auch Handel und Schifffahrt werden im Falle eines Seekrieges vollkommen darnieder liegen. Können wir dagegen unsere Streitkräfte vereinigen, so werden wir jeder Blokade in der Nordsee und in der Ostsee sehr erhebliche Schwierigkeiten bereiten können. Die Flotte erfüllt ihre Aufgabe, wenn sie die Gegner un aufhörlich beunruhigt und Hand in Hand mit der Landesvertheidigung Zerstörungen von Küstenplätzen und Landungen verhindert. Im Hinblick auf alle diese für die deutsche Flotte in Frage kommenden Faktoren darf man wohl mit der größten Spannung den Vorschlägen entgegensehen, welche der Chef der Admiralität, Generallieutenant von Caprivi, vem Reichstage bei seinem demnächstigen Zusammentritte unterbreiten wird. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Von großem Glücke, daß sein Unfall so gut abgelausen, kann der Bahnbedienstete W. unserer Bahn erzählen, der, mit dem Abendzuge am 10. Februar von Hainsberg abfahrend, das Un glück hatte, als er, Coupirzange in der einen Hand, Billets in der andern haltend, aus einem Wagen in den andern übersteigen wollte, dabei das Gleichgewicht verlor und, es mar zwischen Coßmannsdorf und Ra benau, roin Wagen stürzte. Da er glücklicherweise nicht verletzt war, raffte er sich sofort aus, lief dem Zuge nach, holte ihn (man fährt ja sekundär) ein und schwang sich wieder auf denselben; die Mütze hatte er leider zurücklafsen müssen. Nachdem Alles soweit gut abgelaufen, bat er di: Mitreisenden, von seinem Un fälle ja Nichts zu erzählen, „da vorn im Zuge der Buchdrucker aus Dippoldiswalde säße, der es so fort in die Zeitung bringe"; leider aber hat ein An derer, wenn auch gerade nicht der Buchdrucker, so doch ein Schriftsetzer aus Dippoldiswalde die ganze Ge schichte mit angesehen, und da sie schon überall erzählt wird, haben auch wir keinen Grund, sie unfern Lesern vorzuenthalten. — Wie wir hören, wird am 1. März Herr Referendar vr. jur. F. Fraustadt vom hiesigen königl. Amts gericht zur königl. Amtshauptmannschast Annaberg ver setzt. Ein Nachfolger für denselben ist noch nicht er nannt. — Wir wollen nicht unterlassen, hiermit nochmals daran zu erinnern, daß nächsten Donnerstag, den 21. Februar, Abends gegen 12 Uhr, ein Extrazug von Hainsberg nach Kipsdorf verkehrt. — Im Alt städter Hostheater wird an diesem Abend „Fidelio", im Neustädter „Am Klavier" und „Moderne Jugend" gespielt werden. — Wir machen darauf aufmerksam, daß nach ß 1 der Verordnung vom 11. April 1874, die Beobachtung der geschloffenen Zeiten in polizeilicher Hinsicht betreffend, Tanzbelustigungen an öffentlichen Orten und Privat bälle, auch wen» dieselben in Privathäusern oder in Lokalen geschloffener Gesellschaften abgehalten werden, in der Zeit vom Montag nach dem Sonntag Ware bis zu und mit dem ersten Osterfeiertag nicht abge halten werden dürfen und daß daher, da in diesem Jahre der Sonntag Lätare gegen den im vergangenen Jahre 19 Tage später und zwar auf den 23. März fällt, öffentliche Tanzbelustigungen sowohl, als auch Gesellschafts-Tanzvergnügen und Privatbälle in der Zeit vor Ostern bis mit 23. März abgehalten werden dürfen. Gleichzeitig sei nochmals daran erinnert, daß Maskenbälle, Kostümbälle, Kappenabende und sonstige Maskenscherze nur bis mit Fastnachtsdienstag, in diesem Jahre also bis mit 26. Februar stattfinden dürfen. Böhm. Zinnwald. Freitag, Nachmittags gegen 2 Uhr, verunglückte aus dem Eichhornschachte der Berg arbeiter Klein, 21 Jahre alt, durch Hinabstürzen in den Schacht, sofort tödtlich. sZj Frauenstcili, 17. Febr. Wir verfehlen nicht, auch an dieser Stelle die Leser unseres Blattes in Frauenstein und Umgegend auf den vom Männerge sangverein „Liedertafel" arrangirten öffentlichen Mas kenball aufmerksam zu machen. Für Herren kostet die Eintrittskarte 1 M. 25 Pf., für Damen 75 Pf., für Zuschauer 50 Pf. Die Karten sind vorher zu lösen an den im Inserat angegebenen Verkaufsstellen. An der Kaffe findet am Ballabende kein Billetverkauf statt. Dresden. Der Besuch des italienischen Kö nigspaares in Dresden ist Ende März mit Sicher heit zu erwarten. Die Vorbereitungen zum Empfange werden bereits eingeleitet. — Der öffentliche Bericht der Rechenschaftsdepu tation der zweiten Kammer über den Rechenschaftsbe richt pro 1880/81 giebt interessante Details über das immobile Staatsvermögen Sachsens in jener Periode. Dasselbe zerfällt mit den dazu gehörigen Aequivalenten in 9,181,160 Mk. Grundeigenthum zur freien Be nutzung der Krone, 40,750,865 Mk. Grundeigenthum zur öffentlichen Benutzung und zu gemeinnützigen und allgemeinen Zwecken, 717,383,115 Mk. Grundeigen thum zum Betriebe der Staatswirthschaften behufs der Produktion materieller Güter, 24,560,752 Mk. Grundeigenthum zu Zwecken des Zivildienstes, zu sammen 791,875,892 Mk. Immobiliarvermögen. Ohne Ansatz^ geblieben sind hierbei die Werthe der Chauffeen und Dtraßen, Brücken, Dämme, Quais und Kanäle, sowie die Grubenfelder der fiskalischen Berggebäude, ingleichen die Kapitalwerthe der Regalien. Von den einzelnen Jmmobilarwerthen sind zu erwähnen: Forsten 172,943,989 Mk., Kammergüter, Teiche rc. 11,260,095 Mk., Weinberge 284,399 Mk., Elsterbad 798,709 Mk., 49. Jahrgang. Porzellan-Manufaktur 1,311,600 Mk., Steinkohlenwerk Zauckeroda 7,230,000 Mk., Hüttenwerke 6,741,951 Mk., Nothschönberger Stollen 7,141,632 Mk., Staats eisenbahnen 488,780,939 Mk., Zoll- und Steuerver waltung 2,412,030 Mk., Gebäude zur freien Benutzung der Krone wie oben 9,181,160 Mk., Hoftheater 4,448,030 Mk., Sammlungen für Kunst und Wissen schaft 4,448,030 Mk., Land- und Amts-Gerichte 16,156,808 Mk., Landes-Heil-, Straf- und Versor gungs-Anstalten 9,398,360 Mk., Großer Garten 1,555,540 Mk., Polytechnikum 2,018,280 Mk., Gym nasien und Realschulen 1,936,480 Mk., Lehrer-Semi nare 3,036,582 Mk. Döbeln. Ein Holzbildhauer, welcher am ver gangenen Donnerstage im Hofe der Schmiedgen'schen Restauration am Niederscheunenplan in Döbeln arbei tete, verlor plötzlich den Boden unter seinen Füßen und stürzte in ein tiefes Loch, das sich unter ihm öffnete. Glücklicherweise fand er einen Stützpunkt für seine Hände, auch half ihm kurz darauf ein Hinzuspringelider Mann. Es zeigte sich, daß dies Loch ein vollständig ausgemauerter 17 Ellen tiefer Brunnen mit 3 Ellen Wafferbestand war, in welchem sich noch eine Brunnen röhre befand. Niemand aber hatte eine Ahnung von dem Vorhandensein dieses Brunnens. Viele Gäste haben sich gerade auf diesem Platze bewegt, in dessen Nähe sich ein Kegelschub befindet, ohne die Gefahr zu ahnen. Leipzig. Die 3. Klasse der 105. Landeslotterie wird am 3. und 4. März gezogen; Loose zu derselben sind bis zum 23. Februar bei den Kollekteuren zu ent nehmen. Leipzig. Für die Festbauten zum 8. deutschen Bundesschießen sind von den hiesigen Architekten 17 Entwürfe eingegangen, sämmtlich sehr fleißig und künstlerisch ausgeführte Arbeiten. Bad Elster. Der Soldat Weber vom 7. bayrischen Infanterie-Regimente, welcher am 18. Oktober den hiesigen Buchdruckereibesitzer Kl eint ermordete, ist in Würzburg zu 15 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. Sein Komplice, der Schuhmacher Pohl, wurde bekanntlich am 24. November vom Schwurgerichte zu Plauen zu 12 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Tagesgeschtchte. Berlin. Der Frieden zwischen dem preußischen Staate und dem Vatikan kann augenscheinlich noch nicht so sicher sein, als allgemein angenommen wird, sonst würde nicht, wie es im Bromberger Kreisblatt geschehen, der Steckbrief gegen den Kardinal Ledo- chowski, früher Erzbischof von Posen, erneuert wor den sein. — In Betreff der Torpedobestellung bei der Berliner Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft seitens der deutschen Marine weiß die „N. Pr. Ztg." folgende Daten anzugeben: Von den bisher als dringend er forderlich betrachteten 500 Torpedos sind im Jahre 1882 hundert Stück vorhanden gewesen. Im Jahre 1882/83 wurden 50 Torpedos angeschafft; für das mit I. Juli endende Jahr 1883/84 sind 100 Torpedos für 10 Schiffe bei der Fabrik bestellt worden; für 1884/85 sind 150 Torpedos für 18 Schiffe bei der Fabrik zu bestellen, und auch für das Jahr 1885/86 sind noch 100 Torpedos in Bestellung zu geben. Der Torpedo kostet, wie übrigens bereits bekannt ist, ca. 10,000 Mark. Daß unsere Marine auch hiernach noch weitere Torpedoanschasfungen nöthig haben wird, ergiebt sich aus der unter v. Caprivi ins Auge ge faßten Art, auf die Defensive das Hauptgewicht der maritimen Macht zu legen. Oesterreich. Das österreichische Th,ronfolger- paar macht demnächst eine Rundreise, der man sicher politische Motive unterzulegen berechtigt ist. In direkter Fahrt begiebt sich dasselbe nach Konstantinopel und