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DK „Wtißrrih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. W Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-MiW. Amtsblatt Inserate, welche bei der bedeutende» Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte nnd die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 6. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Dem Kaiser ist, wie herkömm lich, anläßlich des Jahreswechsels ein Glückwunsch schreiben seitens der beiden Berliner städtischen Kolle gien zugegangen. Die Antwort besonders, welche der Kaiser dem Schreiben des Magistrats hat zugehen lassen, erscheint bemerkenswerth, da aus ihr die hohe Zuver sicht des greisen Monarchen auf die fernere Erhaltung des Friedens hervorleuchtet. Nachdem in der kaiser lichen Antwort an die Einweihung des Niederwald- Denkmals und an das Luther-Jubiläum erinnert worden ist, heißt es in dem betreffenden Schreiben wörtlich: „Zur größten Befriedigung gereicht es Mir, daß der Jahreswechsel sich unter Verhältnissen vollzogen hat, welche die Hoffnung auf eine ruhige und ungetrübte Zeit begründen, und Ich lebe der Zuversicht, daß unter dem gesegneten Schutze des Friedens, dessen Erhaltung durch den persönlichen Verkehr mit den befreundeten Fürsten eine neue Bürgschaft erhielt, die Nation auch ferner einer gedeihlichen Entwickelung entgegengeht." Diese Worte aus dem Munde des mächtigsten Mo narchen Eüropa's bieten eine sichere Garantie für die Fortdauer der allgemeinen friedlichen Verhältnisse im ueubegonnenen Jahre und werden darum überall da, wo man aufrichtig die Erhaltung des Völkerfriedens Eüropa's wünscht, mit Genugthuung begrüßt werden. — Das preußische Abgeordnetenhaus hat am Dienstag seine durch die Weihnachtspause unterbrochenen Arbeiten wieder ausgenommen. Die Beratbumgen am genannten Tage boten wenig allgemeines Interesse dar und be trafen lediglich verschiedene Etatstheile. Es wurden ohne wesentliche Debatte die Budgets der Verwaltung der direkten und derjenigen der indirekten Steuern, die Einnahmen aus den Reichssteuern und schließlich der ganze Etat der allgemeinen Finanzverwaltung ge nehmigt. In der nächstfolgenden Sitzung am Mittwoch beschäftigte sich das Haus mit der zweiten Berathuug der Eisenbahnverstaatlichungsvorlage, die am 9. Januar angenommen wurde. — Die Grundzüge des neuen Unfallversicherungsgesetzes sind jetzt bekannt gegeben worden. Wer nicht ein blindwüthiger Gegner der Sozialpolitik des Fürsten Bismarck ist, wird sich ge stehen müssen, daß diese Grundlage sich durchaus als Boden für die Verständigung zwischen Bundesrath und Reichstag eignet, und daß darum die Chancen der Annahme der neuen Vorlage im Reichstage günstigere sind, als im vorigen Jahre. Als Kernpunkt des neuen Gesetzes kann man wohl die Einführung der Berufs genossenschaften der Unternehmer mit obligatorischem Beitritt bezeichnen, diese erscheinen als die Hauptträger der Versicherungspsticht, der Zankapfel des Neichszu- schusses ist ganz weggelassen worden. Die Garantie pflicht des Reiches tritt nur ein, wenn eine Genossen schaft leistungsunfähig wird; ganz neu ist die Ein setzung des Neichsversicherungsamtes. Die Arbeiter haben keinerlei Beitrag zur Unfallversicherung zu leisten; die Auszahlung der Entschädigungen soll durch die Post erfolgen, welche den Genossenschaften die auszu zahlenden Entschädigungsbeträge vorschießt. Ueber die Betheiligung der Arbeitnehmer an der Untersuchung der einzelnen Unfälle, an der Feststellung der Entschä digungen und an dem Erlasse der Vorschriften behufs der Unfallverhütung sind die genauesten Bestimmungen getroffen, überall ist das Bestreben zu bemerken, den Betheiligten, und tn erster Linie den Arbeitnehmern, jede durch ihre Interessen gebotene Mitwirkung zu sichern, und so darf man wohl hoffen, daß sich die neue Unfallversicherungsvorlage die Sympathie aller billig denkenden Arbeiter erwerben werde. — Die Leiche Eduard Lasker's soll provisorisch in New-Jork beigesetzt und erst später nach Deutschland übergesührt werden. Oesterreich-Ungarn. Mit immer wachsender Spannung blicken die politischen Kreise Oesterreichs auf die im ungarischen Oberhause bevorstehende End- «bstimmung über das Mischehegesetz, bei welcher cs sich Sonnabend, den 12. Januar 1884. um Sieg oder Niederlage des Ministeriums Tisza gegenüber der ungarischen Adelspartei handelt. Frankreich. In Frankreich hat am Dienstag die neue Kanimcrsession unter ziemlich günstigen Auspizien für das Ministerium Ferry begonnen. In Tonkin kann dasselbe wesentliche militärische und diplomatische Erfolge verzeichnen, vor Allem den Sieg von Sontay und die Anerkennung des Vertrags von Hue seitens des neuen Königs van Anuam, und auch in den Fragen der iunern Politik, welche allerdings in der vergangenen Session nicht sonderlich hervortraten, hat sich das ge genwärtige französische Kabinet die Radikalen und Mo narchisten vom Leibe zu halten gewußt. Unter solchen Umständen ist es begreiflich, wenn die Regierung ener gisch au die Revision der Verfassung und an die Wieder einführung des Listenskrutiniums geht, und sollen die betreffenden Vorlagen bereits nach den Osterferien im Parlament eingebracht werden. England. Die egyptische Frage ist für die eng lische Negierung plötzlich wieder brennend geworden. Das bisherige egyptische Ministerium Cherif Pascha, welches sich das anmaßende Auftreten Englands, das in der Forderung gipfelte, Egypten solle seine Truppen ganz aus dem Sudan zurückziehen, nicht länger gefallen lassen wollte, hat demissionirt. In dem Demissions gesuche der abtretenden Minister heißt es: Die englische Regierung verlangt, daß wir den Sudan aufgeben sollen; wir haben aber kein Recht, denselben aufzugeben, weil er ein uns anvertrautes Besitzthum der Pforte ist. Diese Hindeutuug auf die Suzeränetät der Pforte am Nil wird in den Londoner Negierungskreisen sehr unangenehm berühren, aber die englische Anmaßung hat diese Zurechtweisung entschieden verdient. Wie es Nubar Pascha, dem neuen egyptischen Premier minister, gelingen wird, sich mit England freundschaftlich auseinanderzusetzen und zugleich dem Vordringen des Mahdi Halt zu gebieten, erscheint vorläufig noch als ein Näthsel. Italien. Der greise türkische Feldmarschall Mukthar Pascha ist am Dienstag in Rom eingetroffen, um dem Könige Humbert den Großcordon des Nischan-Jmtiaz- Ordens zu überbringen. Der tapfere Marschall scheint von seinem Herrn, dem Sultan, mit Vorliebe zu der artigen Missionen verwendet zu werden. Spanien. Die innere Krisis in Spanien hat zwar während der letzten Tage keine auffälligen Fort schritte gemacht; aber alle Umstände drängen nach irgend einer baldigen Lösung. Bemerkenswerth ist, daß in der Montagssitzung der Kortes der Minister des Auswärtigen erklärte, wenn die Spaltung unter den liberalen Parteien fortdauere, so sei es möglich, daß die Gewalt in die Hände der großen und mäch tigen konservativen Partei, welche als eine geeinigte in Spanien dastehe, übergehe. Nord-Amerika. Die Uankee's sind erbittert da rüber, daß das zweifelhafte amerikanische Schweinefleisch von Europa mehr und mehr zurückgewiesen wird. Im Repräsentantenhause ist eine Bill eingebracht worden, welche den Präsidenten befugt, den Import von Weinen und andern Erzeugnissen eines fremden Landes in die Unionsstaaten zu verbieten, wenn die Regierung dieses Landes den Import amerikanischen Pökelfleisches ver bietet. Ganz — amerikanisch! — Am Dienstag fand in New-Jork Trauergottesdienst für Lasker in dem jüdischen Emmanueltempel statt. Alle Judengemeinden nahmen aw demselben Theil; Senator Carl Schurz hielt die Trauerrede. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Seit Einführung des Stadt geschenkes an Durchreisende und Errichtung einer Stadt-Herberge in hiesiger Stadt sind verausgabt worden: 1878: 3567 Marken ä 20 u. 10 Pf. --- 508 M. 20 Pf. 1879: 3231 Marken ä 10 Pf. ---- 323 Mk. 10 Pf. 49. Jahrgang. 1880: 3312 Marken ä 10 Pf. --- 331 Mk. 20 Pf. 1881: 3926 - - 10 - ----- 392 - 60 - 1882: 3617 - - 10 ------- 361 - 70 - 1883: 3095 - - 10 - — 309 - 50 - — 9. Januar. Heute mit dem Vormittagszuge wurde ein neuer in der Wagenbau-Werkstatt der Sächs. Staatsbahnen zu Chemnitz erbauter schmal spuriger, 4achsiger Personenwagen von Hainsberg ab bis Kipsdorf eingestellt. Derselbe faßt 27 Passa giere III. Klasse, wenn der Heizofen im Koupee sich befindet, im Sommer, nach Entfernung desselben, 28 Passagiere, und 6 II. Klaffe, sowie außerdem noch 6 Stehpassagiere auf der Plattform. Der ganze Wagenkasten steht auf 2 Untergestellen mit je 2 Achsen. Wagenkasten und beide Untergestelle sind in der Be wegung in Kurven von einander unabhängig, da ersterer mit beiden Untergestellen nur in der Mitte der Letzteren durch einen Drehbolzen verbunden ist, wie das Vordergestelle eines Lastwagens oder einer Kutsche (Drehschemel). Der Wagen geht wegen seines engen Radstandes der Untergestelle und wegen der Beweglichkeit derselben sehr ruhig und ohne Geräusch durch die engsten Kurven. An diesem Wagen ist auch durch Einsetzen von losen, dünnen Breteinschüben, die fast bis zur halben Kopfhöhe der sitzenden Passagiere reichen, der unangenehme Zug beseitigt worden, der durchKndichtheit — die nicht beseitigt werden kann — der Schiebefenster entstanden und von den Passagieren übel empfunden worden war. — Wie wir hören, wird der nächste sogenannte Theaterzug auf unserer Eisenbahnstrecke Mittwoch, den 23. Januar, verkehren. — Eine Tochter des am hiesigen Postamte ange stellten Landbriefträgers Burkhard, die in Dresden bei einer Familie am Ferdinandsplatze bedienstet ist, hat am 8. Januar das schreckliche Unglück gehabt, beim Fensterputzen aus der 4. Etage herab in den mit Steinplatten belegten Hof zu stürzen. Die Un glückliche wurde zwar noch lebend, aber ohne Be sinnung , mit bedeutenden inneren Verletzungen und völlig zerschmetterten Beckenknochen aufgehoben, und ist keine Hoffnung auf Erhaltung ihres Lebens vor handen. Die Gewalt des Sturzes war eine so kolossale, daß die Steinplatten durch das Ausfallen des Körpers zerbrochen sind. — Angekündigte öffentliche Sitzungen deS königlichen Amtsgerichts zu Dippoldiswalde. In Strafsachen. Den 16. Januar, Vormittags 9 Uhr: Hauptverhandlung gegen den Dienstknecht Carl August Kirsten in Ammelsdorf wegen Sachbeschädigung; 10 Uhr gegen Fabrikarbeiter David Louis Künzel und Christiane Pauline verehel. Künzel in Rabenau wegen Diebstahl bez. Hehlerei; II Uhr gegen Zigarrenarbeiter Ernst Moritz Lorenz und Steinarbeiter Ernst Friedrich Schlitter in Possendorf wegen Diebstahl bez. Hehlerei; 11 Uhr gegen Fleischer Carl Gottfried Böhme in Höckendorf wegen Diebstahl. — In Zivilsachen. Den 17. Januar, von Vormittags 9 Uhr an: Hausbesitzer Carl Gottfried Grumbt in Schlottwitz gegen Mühlenbesitzer Adolf Hermann Orgus daselbst; Gutsbesitzer Friedrich Ernst Rühle in Großdoberitz gegen Ernestine Emilie verehel. Kranke in Spechtritz; Arzt Pollack oou. in Dippoldis walde gegen Mühlenbesitzer Julius Körner in Ammels dorf ; Hausbesitzer Ernst Gustav Klare in Lößnitz gegen Hausbffitzer Heinrich Gottlieb Hubald in Lungkwitz; Schuhmacher Louis Hentschel in Dresden gegen Kauf mann Emil Seidel in Gombsen; Bauunternehmer Ernst Robert Barthel in Lichtenberg gegen Fabrikbesitzer Dornbusch in Schlottwitz; Kaufmann Frieser in Dresden gegen Gutsbesitzer Kunze in Wölkau. Frauenstein, 9. Januar. Im Dezember vo rigen Jahres wurden in die hiesige Sparkasse 42250 Mk. 48 Pf. in 352 Posten eiugezahlt und 34459 Mk. 24 Pf. in 154 Posten aus derselben erhoben. Die Gesammteinnahmc betrug in 620 Kaffenposten 94944