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Me. „Weißrritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dientitag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-MiW. Amtsblatt Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Psa. die Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate »rit entsprechen dem Ausschlag. — Eilige- sandt, ini redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Umishauptnmnnschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichnt in Dippoldiswalde. Nr. 5. Donnerstag, den 10. Januar 1884. 49. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. An den bei dem königl. Amts gerichte hier im Jahre 1884 stattfindenden Schöffen gerichtssitzungen werden nqchgenannte Herren als Hauptschöffen Theil nehmen: 1. Kaufmann Dreßler, 2. Kaufmann Handwerck, 3. Vorwerksbesitzer Jäckel, 4. Bäckermeister Richter, 5. Stadtgutsbesitzer Müller, sämmtlich in Dippoldiswalde, 6. Gemeindevorstand Enterlein-Elend, 7. Kaufmann Lindner-Großölsa, 8. Gemeindevorstand Hultzsch-Hirschbach, 9. Gutsbesitzer Köhler -Johnsbach, 10. Gemeindevorstand Holfert-Kipsdorf, 11. Gemeindevorstand Liebscher-Kreischa, 12. Königl. Förster Thomschke - Oberfrauendorf, 13. Gemeindevorstand Sommerschuh-Possendorf, 14. Nevierförster Pohlisch-Reichstädt, 15. Gemeindevorstand Zimmermann-Reichstädt, 16. Ortsrichter Schreiber-Reinholdshain, 17. Gemeindevorstand Rauchfaß - Schmiedeberg, 18. Friedensrichter Ranft-Ulberndorf, 19. Gemeinvevorstand Menzer-Seifersdorf, 20. Gemeindevorstand Batzig - Obercunnersdorf. Als Hilfsschöffen sind folgende Herren gewählt worden: 1. Kaufmann Frenzel, 2. Lohgerbermeister Gustav Arnold, 3. Oekonom Ebert, 4. Gasthofsbesitzer Liebmann, 5. Schneidermeister Buse, 6. Kürschnermeister Karl Thümmel, 7. Bäckermeister Lindner, 8. Buchdrnckereibesitzer Jehne jun., sämmtlich in Dippoldiswalde. Während die Hauptschöffen in der durch Ausloosung bestimmten Reihenfolge an den in der Regel wöchentlich einmal stattfindenden Sitzungen in Funktion treten, ist die Theilnahme eines Hilfsschöffen nur dann ge boten, wenn ein Hauptschöffe behindert, oder eine außer ordentliche Sitzung, zu welcher wegen Kürze der Zeit nicht erst Hauptschöffen herbeigezogen werden können, abzuhalten ist. — Auf die nächsten Sonntag, den 13. Januar, von der Gesellschaft „Erholung" zu veranstaltende Theatervorstellung im Schiebhause (siehe Inserat) wollen wir an dieser Stelle das hiesige wie auswärtige Publikum noch ganz besonders aufmerksam machen. Nicht allein im Interesse des anszuführenden Volks stückes „Ihre Familie", welches sich bei seiner ersten Aufführung einer allgemein günstigen Aufnahme und großen Beifalls erfreute, sondern auch hauptsächlich in Anbetracht des guten Zweckes, wonach der Rein gewinn zu gleichen Theilen der hiesigen Kaltwasser- Ladeanstalt und der Kinderbewahranstalt zufließen soll, ist dieser Vorstellung ein zahlreicher Besuch zu wünschen. — Zur Sicherung der Beaufsichtigung Un mündiger, welche nicht selten durch mehrfachen Dienstwechsel sich der Ueberwachung ihrer Vormünder völlig entziehen, und dann nicht selten auf unsittliche Abwege geräthen, macht das „Sächs. Kirchen- und Schulbl." den beachtenswerthen Vorschlag: es möge angeordnet werden, daß in das Arbeits- oder Dienst buch eines unter Vormundschaft Stehenden der Name und Wohnort des Vormundes eingetragen werde und jeder Meister oder Dienstherr, bei welchem der Be vormundete in Arbeit oder Dienst tritt, verpflichtet wird, davon dem Vormunde sofort nach Dienstantritt Kenntniß zu geben. In der That sind die Fälle, wo Waisen, insbesondere Mädchen, infolge mangelhafter Bevormundung in sittliches Elend geräthen, sehr häufig. Es giebt Leute genug, welche 5 und mehr Vormund schaften übernehmen, ohne sich irgend ernstlich um das Wohl ihrer Mündel zu kümmern. Vielleicht nehmen einmal Diözesanversammlungen oder Vereine für innere Mission Gelegenheit, eingehend sich mit der Frage der Verbesserung des Vormundschaftswesens zu beschäftigen. — Dem amtlichen Berichte für das Veterinärwesen über die im Monat Dezember 1883 im Königreiche Sachsen konstatirten ansteckenden Thierkrankheiten zufolge ist in der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde nur in Kipsdorf und Bärenfels der Bläschenausschlag des Rindes vorgekommen. In zwei Gehöften des ersteren Ortes waren zwei Thicre durch die Krankheit gefährdet, von denen eins erkrankte und das andere der Seuche verdächtig war, während in Bärenfels in einem Gehöfte ein Stück Vieh erkrankte. — Aus sanitären Gründen sind die Schulen in Börlas und Börnichen bei Possendorf bis auf Weiteres geschlossen worden. Veranlassung hierzu sind zahlreiche Masernerkrankungen unter den Schul kindern in Börlas und häufigesÄuftreten von Scharlach und Diphtherie unter den Schulkindern in Börnichen. — In Gombsen bei Kreischa ist an Stelle des zeitherigen Gemeindevorstandes, Herrn Gottlob August Graf, der dasige Gutsbesitzer Herr Ernst Friedrich Wilhelm Grahl als Gemeindevorstand und an Stelle des zeitherigen Gemeindeältesten, Herrn Karl Wilhelm Merbitz, der Gutsbesitzer Herr Ernst Jul. Leuschke daselbst als Gemeindeältester gewählt, und sind beide für ihre gedachten Funktionen am 7. Januar von der königl. Amtshauptmannschaft verpflichtet worden. An demselben Tage hat auch die Verpflichtung des Wirth- schaftsbesitzers und Ortsrichters, Herrn Karl Friedrich Wilhelm Schiffel von Niederfrauendorf, als zweiten Gemeindeültesten für dasigen Ort, stattgefunden, nach dem die Einsetzung eines solchen vom Gemeinderath daselbst für nothwendig erachtet und Herr Schiffel hierzu erwählt worden war. Rabenau. Am vergangenen Sonntag hat hier eine letzte Sitzung des zur Ausarbeitung eines In nungs-Statuts der Stuhlbauer erwählten Aus schusses stattgefunden, worin das vorzuschlagende Statut vorgelesen und festgestellt wurde. Es wurde ferner beschlossen, Sonntag, den 13. Januar, eine Versamm lung aller Stuhlbauer einzubernfen, wozu noch beson dere Einladung in diesem Blatte erfolgen wird. Es haben wohl Wenige eine richtige Vorstellung, wie mühevoll die Vorarbeiten für eine derartige Angelegen heit sind; ganz abgesehen vom eigenen Interesse, wäre daher eine recht zahlreiche Betheiligung aller, auch der auswärtigen Meister, an der Versammlung schon mit Rücksicht auf diejenigen Männer erwünscht, welche im gemeinnützigen Interesse sich der mühsamen Vorarbeiten unterzogen haben. Aber auch im eigenen Interesse sollte kein Meister von der Versammlung fern bleiben, denn wenn die traurigen Zustände im Stuhlmacher gewerbe eine Besserung erfahren sollen, kann dies nur durch Zusammenschluß aller Betheiligten erreicht werden. Dresden. Beide Kammern haben am 7. Januar ihre Sitzungen wieder aufgenommen. Die 2. Kam mer genehmigte die Kapitel des Staatshaushaltes, die von der Landeslotterie und den Einnahmen der allgemeinen Kassenverwaltnng handeln, und ermächtigte sodann die Staatsregierung, den Realschulen I. und II. Ordnung andeke entsprechendere Bezeichnungen als bisher beizulegen. — Ueber das indirekte Abgabenwesen im Königreich Sachsen- liegt in einer Publikation der königlich sächsischen Zoll- und Steuerdirektion eine Tabelle vor, der wir hinsichtlich der Vertheilung der privativen (auf Rechnung Sachsens) erhobenen Ab gaben auf den Kopf der Bevölkerung Folgendes ent nehmen: 1834 (im Jahre der Gründung des Zoll vereins) kamen an sämmtlichen indirekten Abgaben auf den Kopf: 0.48 M.; 1840: 1.09 M.; 1850: 1.02 M.; 1860: 1.08 M.; 1870: 1.04 M.; 1880: 1.14 M.; 1881: 1.19 M. und 1882: 1.28 M. Nimmt man hinzu, was pro Kopf der Bevölkerung an ge meinschaftlichen, bez. Reichssteuer» erhoben wurde, so stellt sich die Gesaminterhebung an indirekten Steuern in Sachsen pro Kopf so: 1834: 3.03 M.; 1840: 5.42 M.; 1850: 4.78 M.; 1860: 5.88 M.; 1870: 6.39 M.; 1880: 8.76 M.; 1881: 9.72 M. und 1882: 10.42 M. Innerhalb eines 50 jährigen Zeitraumes ist also die Abgabe auf den Kopf — sowohl Hinsicht» Sachsens, wie des Reichs — um das Dreifache ge wachsen; doch ist diese allmälige Progression sehr sprunghaft. — Am 7. Januar ist die im hiesigen Justizgebäude untergebrachte Guillotine nach Freiberg zu einer dort in den nächsten Tagen vorzunehmenden Hin richtung transporlirt worden. — Da König Albert betreffs des vom königl. Schwurgericht Freiberg gegen den Handarbeiter Wilh. Th. Schmidt aus Pobershau wegen Mordes gefällten Todesurtheils vom Rechte der Begnadigung keinen Gebrauch gemacht hat, dürften die Vorbereitungen zur Hinrichtung diesem gelten. Die Exekution wird der sächsische Landesscharfrichter Brand aus Pfaffroda vollziehen. Schandau. Die hier im vorigen Jahre gegrün dete Holz- und Strohflechtschule wird, da seitens der Stadtverordneten die Leitung und Verwaltung der Schule aus städtischen Mitteln abgelehnt worden ist, wieder eingehen, zumal auch die aus Staatsmitteln zugesicherten Unterstützungen nur für eine beschränkte Zeit zugesagt worden sind. Leipzig. Die Zahl der Studirenden an hiesiger Universität hat die bisher noch nie dagewesene Höhe von 3433, darunter 2071 Nichtsachsen, erreicht. Zittau. Sämmtliche Mitglieder des Stadtverord neten-Kollegiums in Zittau haben sich geweigert, der städtischen Forst-Deputation anzugehören. Die Schuld an den entstandenen Konflikten soll nach vor liegendem Berichte der Forstmeister Wittich tragen, mit welchem kein Kollegial - Mitglied mehr arbeiten wolle. Man darf nun darauf gespannt sein, welche Schritte der Stadtrath in dieser Angelegenheit thun wird. Tagesgeschichte. Berlin. Die parlamentarischen Dispositionen gehen dahin, daß der Reichstag am 4. März einberufen wird. Bis dahin soll der Entwurf des Unfallversicherungs gesetzes fertig und auch einige größere Entwürfe an derer Art zur Vorlage an den Reichstag bereit sein. Diese Entwürfe würden dann an Kommissionen ge wiesen werden, die mindestens einige Wochen mit der Vorprüfung beschäftigt sein würden; in dieser Zeit aber würde das preußische Abgeordnetenhaus Zeit haben, seine Arbeiten zu beenden. — Prinz Heinrich, der Sohn des deutschen Kron prinzen, wird von seiner großen Reise, die über 2 Jahre gedauert hat, spätestens am Geburtstage des Kaisers nach Berlin zurückkehren. Die „Algo", auf der die Reise unternommen wurde, befindet sich bereits auf der Rückfahrt. Oesterreich. In dem Handelsministerium finden gegenwärtig Berathungen über den Bau einer Tauern- bahn statt, durch welche die kürzeste Verbindung zwi schen Süddeutschland und der Südbahn hergestellt werden würde. Die Verhandlungen, bei denen zunächst nur eine allgemeine Diskussion stattfindet, sind wahrscheinlich durch den Umstand hervorgerufen worden, daß die Südbahn das Projekt einer Tauernbahn zur Verbin dung zwischen der Südstation Spital an der Drau mit Bayern einer Prüfung unterziehen läßt. Frankreich. Nach einer dem Ministerpräsidenten Ferry zugcgangenen Depesche Tricou's, des franzö sischen Gesandten in Tonkin, ist dem Letzteren vom Hofe von Hue eine Erklärung zugestellt worden, worin der Hof von Hne und die Regierung von Annam ihre Zustimmung zu dem Vertrage vom 25. August v. I. offiziell aussprechen und es dem guten Willen Frank-