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— Alle Freunde der Taschenspielerkunst, der „natürlichen Magie", werden am 1. Feiertag eine angenehme Unterhaltung in der Restauration zur „Reichskrone" finden, woselbst der Zauberkünstler Herr Rößner eine Vorstellung geben wird. Derselbe ist kürzlich in Dresden, Freiberg, Pirna, Glashütte rc. mit vielem Beifall aufgetreten. — Der am 17. Dezember in der Trump'schen Papierfabrik in Hammer-Bärenklau verunglückte Zim mermann Hanke ist am verflossenen Sonnabend ver storben. — Man schreibt uns aus Hainsberg: Wenn man in Dippoldiswalde noch hin und wieder Aeußemngen der Unzufriedenheit darüber hörte, daß es nicht nor malspurig mit der Außenwelt verbunden worden sei, so gipfelte diese Unzufriedenheit weniger in der Per sonenbeförderung auf unserer Sekundärbahn, die ja bis auf den, unbegreiflicher Weise immer noch fehlen den vierten Zug soweit zufriedenstellend ist, sondern vielmehr in dem Güterverkehr, der durch die Zeit, welche die Umladung in Hainsberg beanspruchte, viel fach als zu langsam bezeichnet wurde, und sich daher noch nicht recht entwickeln wollte. Aber auch diesem Mangel sucht die Generaldirektion der Staatsbahnen — und zwar wie es uns scheint ganz auf dem rechten Wege — zu beheben, indem sie die gesammte Um ladung in Hainsberg Herrn Voita in Obercarsdorf übertragen hat, in der gewiß richtigen Voraussetzung, daß ein Unternehmer seine Rechnung nur dabei finden kann, wenn er das Umladen in möglichst beschleunigtem Tempo ausführt. Es werden daher voraussichtlich Fiskus wie Interessenten bei diesem Modus ihre Rech nung finden, denn soviel wir gesehen haben, dürfte diesmal die Wahl ganz auf den rechten Mann ge- , fallen sein. Ein früher in dieser Richtung bereits ge machter Versuch nahm auffallend schnell ein Ende, muß also wohl kein befriedigendes Resultat ergeben haben; es ist umsomehr anzuerkennen, daß sich die Etaatsbahnverwaltung dadurch nicht abschrecken ließ, das Ziel in geeigneter Weise wieder anzustreben. L Frauenstein. (König!. Schöffengericht.) Hauptverhandlungen vom 18. Dezember. Der Bäcker Friedrich Wilhelm Kästner in Hartmannsdorf, der Handarbeiter Carl Friedrich Zimmermann daselbst und der Handarbeiter Gumal Oskar Lorenz in Reichstädt werden wegen der gegen sie angezeigten Ruhestörung im Mangel Beweises freigesprochen, während der Seiler Christian Friedrich Lang in Reichstädt, weil er in der Nacht des 5. September d. I. nach seiner durch den Polizeidiener Börner in Kleinbobritzsch erfolgten Ar- retur sich von diesem gewaltsam losgemacht und außer dem sich für den Handelsmann Schulze aus Hart mannsdorf ausgegeben hat, aus Z 113 und § 360» des Reichsstrafgesetzbuchs zu einer Geldstrafe von 15M. eventuell zwei Tagen Gefängniß und einem Tag Haft verurtheilt wird. Am 15. Oktober d. I. haben der Schmiedemeister Carl Heinrich Büchner in Frauenstein und der Haus besitzer Carl Gottlieb Wolf ebenda, den Hund des da- sigen Schießhauswirths Neichelt heimlich weggefangen, geschlachtet und später verzehrt, und werden daher wegen Diebstahls ein Jeder mit einem Tage Ge fängniß belegt. Von der gegen ihn angezeigten Beschuldigung, seinen Lehrling Ernst Robert Hoyer vom Besuche der Fortbildungsschule fern gehalten zu haben, wird der Schmiedemeister Carl Heinrich Büchner in Frauenstein freigesprochen. , Der schon vielfach vorbestrafte Fleischer und Hand arbeiter Carl Hermann Günther aus Dippoldiswalde wird wegen Landstreichens, Bettelns und Verübung groben Unfugs zu einer Haftstrafe von drei Wochen verurtheilt und der Landespolizeibehörde überwiesen. In den Monaten Juni und August d. I. ist der Schmied Gustav Albert Warg aus Schedewitz in der bei der Steinbrückmühle gelegenen Feldschmiede der Bauunternehmer Born und Richter in Arbeit gewesen und hat während dieser Zeit zu verschiedenen Malen von dem frei herumgelegenen Materiale Eisenstücken entwendet und sich daraus verschiedenes Handwerkszeug angefertigt und dasselbe verkauft. Der Angeklagte wird wegen Diebstahls mit einer Gefängnißstrafe in der Dauer einer Woche belegt. Dem siebzehn Mal vorbestraften Bergarbeiter Ernst Heinrich Uhlemann aus Erbisdorf wird wegen Bettelns eine Haftstrafe von vier Tagen, welche durch die Unter suchungshaft für verbüßt erachtet, zuerkannt. Dresden. Der im Jahre 1848 gegründete und 1874 reorganisirte allgemeine sächsische Lehrerverein ist in den seit seiner Reorganisation verflossenen neun Jahren in stetem Aufblühen begriffen, womit der Be weis geliefert ist, daß die Umgestaltung sich bewährt hat. Der Verein gliederte sich 1874 in 31 Bezirks vereine, gegenwärtig aber beträgt die Zahl derselben bereits 50. Die Mitgliekerzahl betrug 1874 gegen 2950, gegenwärtig gehören dem Vereine ungefähr — 708 — 4350 Mitglieder an, so daß der Zuwachs ca. 47 °/° beträgt. Die Mitglieder vertheilen sich auf etwa 1150 Orte, nämlich auf 140 Städte und mehr als 1000 Dörfer. Einige Bezirksvereine umfassen mehr als 50 Ortschaften, z. B. Borna, Döbeln, Kamenz, Leipzig- Land, Pirna, Rochlitz. Die 37 Bezirksvereine, deren Berichte rechtzeitig eingegangen sind, haben im letzten Vereinsjahre 196 Versammlungen abgehalten, so daß auf jeden Bezirksverein durchschnittlich 5 bis 6 Ver sammlungen entfallen. — Zu dem Akkordvorschlage der Aklienbierbrauerei zum Feldschlößchen in Konkurs sind bis jetzt 2370 Prioritäten von den im Umlaufe befindlichen 3000 Stück angemeldet worden. Aus der Lausitz. Ein Kirchen - Neubau im Konkurs dürfte in Deutschland denn doch zu den Seltenheiten gehören. Ein solcher Fall ist jetzt aber in dem Dörfchen Strahwalde, unweit der Herrnhuter Kolonie, eingetreten. Im vorigen Jahre stürzte plötzlich der Thurm des alten Kirchleins zusammen. Eine Be sichtigung ergab, daß der gesammte Unterbau aus Lehmmauern bestand; ein Neubau erschien unauf schiebbar. Derselbe wurde einem Meister der Umgegend übertragen. Obwohl nun jener die Kirchengelder regel mäßig erhob, vergab er doch die Bezahlung'der Ma terial-Lieferanten. So erschien eines Tages der Ge richtsvollzieher im Auftrage eines Herrnhuter Ziegelei besitzers, das gesammte Baugerüst abzupfänden. Bald darauf wurde der Baumeister unsichtbar und auf Be trieb der Gläubiger schließlich der Konkurs eröffnet. Als Aktiven figurirt lediglich die halbvollendete Kirche. Der Gemeinde wird schließlich nichts übrig bleiben, als die bezahlten Mauern nochmals käuflich zu er werben und einem zahlungsfähigeren Meister die Voll endung des Baues zu übertragen. Leipzig. In den l-tzten Tagen wurden bei ver schiedenen Personen, welche sich als Anhänger der Sozialdemokratie verdächtig gemacht hatten, Haus suchungen vorgenommen, und wurde bei zweien der selben derartig gravirendes Material gefunden, daß ihre gefängliche Einziehung erfolgte. — Die 1. Klaffe der königl. sächs. 105. Landes- Lotterie wird am 7. und 8. Januar 1884 gezogen. Der Loosverkauf hat bereits begonnen. — Seit dem 17. d. M. wird der bei der Gemeinde Plagwitz bei Leipzig als Kassirer angestellte Sch., ge bürtig aus Weißenfels und Vater von drei kleinen Kindern, vermißt. Eine alsbald angestellte Kaffen revision ergab, daß der Beamte eine bedeutende Summe (man spricht von etwa 20000 Mark) mitgenommen und die betreffenden Bücher vernichtet hat. Chemnitz. Die hier seit zwei Jahren bestehende Web sch ule macht in ihrer Entwickelung recht gute Fortschritte. Dieselbe zählte im letzten Semester 90 Schüler und erfreut sich seitens der Interessenten und Fachleute einer warmen Unterstützung, welche sich durch reiche Geschenke äußert. Zwickau. Nachdem der Stadtrath zu Zwickau sich in dankenswerther Weise bereit erklärt hatte, den 10. sächsischen Feuerwehrtag in den Mauern ihrer Stadt für das Jahr 1884 aufzunehmen,, sind vom Landesausschuß sächsischer Feuerwehren die Tage des 19., 20. und 21. Juli, Anfang der Schulferien, hierzu in Aussicht genommen worden. Mit diesem sächsischen Feuerwehrtag soll eine Ausstellung von Lösch- und Neltungsgeräthen verbunden und sollen ebenso wissenschaftliche Prüfungen analog derjenigen zum deutschen Feuerwehrtag in Dresden, vorgenommen werden. Hagesgeschichle. Berlin. Kronprinz Friedrich Wilhelm ist am Sonntag früh »/«8 Uhr wohlbehalten von seiner spa nischen und italienischen Reise in Berlin wieder ein getroffen und hat daselbst mit seiuer Familie im kron- prinzlichen Palais Wohnung genommen. — Der Gegenbesuch des italienischen 'Königs - paares in Berlin ist für den Monat April in Aus sicht genommen. — Preußen bezahlt für die 16 Kilometer lange, Hamburg gehörende Bahnstrecke Bergedorf - Ham burg die Summe von 14 Millionen Mark. Bebra. Die Waaren-Umladehalle der Eisenbahn station Bebra ist am 21. Dezember zu */» mit allen Frachtgütern, sowie mit einer ganzen Reihe beladener Eisenbahnwagen abgebrannt. Der Schaden ist ganz enorm. Elsaß-Lothringen. Welche kolossale Privat vermögen in den Kreisen der elsässischen Großindustri ellen vorhanden sind, davon giebt ein beim Landgericht in Kolmar anhängiger Prozeß Kunde, welcher gegen die Familie des vor einigen Jahren verstorbenen Fa brikanten Hartmann angestrengt ist, wegen Verheim lichung des wahren Vermögensstandes des Verstorbenen und nachträglicher Zahlung von 790476 M. zu wenig erlegter Erbschaftssteuer an die Staatskasse. Oesterreich-Ungarn. Die Aussöhnung zwischen den Ungarn und Kroaten hat wieder einen argen Stoß erlitten. Im kroatischen Landtage kam es am 20. Dezember zu einem unerhörten Skandal; zwölf Deputirte der ehemaligen Militärgrenze, die zum ersten Male im Landtage erschienen, brachten einen Protest gegen den Ausgleich mit Ungarn ein, weil derselbe ohne ihre Mitwirkung abgeschlossen sei, und da der Präsident den Protest nicht zulassen wollte, brach ein beispielloser Tumult aus, sogar auf den Galerieen. Im Saale wurde der Präsident beschimpft, ein Räuber und Verräther genannt, und die Sitzung mußte ge schlossen werden. — Das Wasser in den Teplitzer Quellen ist im kontinuirlichen Steigen begriffen. Das Wasser im Stadtbad steht in einer Seehöhe von 194.45 Meter, jenes im Steinbah in einer Seehöhe von 188.23 Meter. Der Wasserstand des Stadtbades be trug am 1. d. M. 193.80 Meter, so daß die Steigung in etwas mehr als 14 Tagen 65 Centtmeter beträgt, was gewiß nicht unwesentlich ist, wenn erwogen wird, daß bis zur freien Ausflußstelle aus den Löwenköpfen nur noch circa 8 Meter fehlen. Eine höchst erfreu liche Erscheinung bildet aber der Umstand, daß das Wasser in der Niesenquelle bei Dux, welches bekannt lich schon vor der Quellenkatastrophe verschwunden war, am Donnerstag bereits wieder zum Vorschein gekommen ist und gegenwärtig bei einer Schachtsohle von 190.56 Meter in einer Seehöhe van 191.79 Meter steht. Es ist dies ein neuerlicher deutlicher Beweis, daß die Verdämmung im Döllingerschachte eine vollständige und dauernd gesicherte ist. — Die königliche Tafel in Pest bestätigte im Tisza-Eßlarer Prozeß das freisprechende Urtheil der ersten Instanz. Egypten. Was aus dem Sudan berichtet wird, trägt sammt und sonders sehr beängstigenden Charakter. In der Nähe von Suakim soll ein Offizier des Mahdi 20000 Mann befehligen, wovon 1200 mit Reming tons bewaffnet und mit Munition wohl versehen sind. Die egyptischen Garnisonen von Sinkat und Tokah sind ohne Proviant und können sich nicht halten. Die Wiedereroberung von Suchan ist hoffnungslos, ebenso ist mit der jetzigen egyptischen Armee, selbst mit allen Truppen Baker Pascha's, ein Vormarsch auf Chartum unmöglich. Nur mit indischen oder türkischen Truppen wäre derselbe einigermaßen durchführbar. Die egyptischen Soldaten sind unzuverlässig, schmollen und sind halb geneigt, die Prätensionen des Mahdi auzuerkennen. Tonkin. Die Franzosen haben die Stadt Sontay eingenommen; am 16. Dezember wurde die äußerste Umwallung gestürmt, die Citadelle, welche in der Nacht vom Feinde geräumt worden war, wurde ohne Kampf besetzt. Es ist noch unbekannt, wohin sich der Feind zurückgezogen hat. Die Franzosen verloren 15 Todte, darunter 1 Offizier, und 60 Verwundete, worunter 5 Offiziere. Zeitgemäße Bitten. Mit ihr, der garstigen Winterzeit. Beginnt auch des Vög'leins herbes Leid; Rar ist der Bissen, wenn's friert und schneit, Wohin es den Flug nur immer lenkt — Des darbenden Vögeleins gedenkt! Das Christfest nahet! Der Armuth Pein Mag Manchem jetzt doppelt fühlbar sein! Er trauert im stillen Kämmerlein, Von Noth und von Sorgen hart umdrängt — Der darbenden Menschen d'rum gedenkt! Dresdner Schlachtviehmarkt vom 20. Dezember. Auf dem bcutigcn Schlachtviehmarkte waren 55 Rinder, 621 Land-, 285 Ungarschweine, in Summa demnach 896 Schweine, desgleichen 285 Hammel und 751 Kälber zum Ver kauf gestellt. Bei mittelmäßigem Besuche seitens hiesiger wie auswärtiger Fleischer und in Abwesenheit aller sonst regelmäßig hier kaufenden Erporteure gestaltete sich der Geschäftsgang in den einzelnen Vichsorten sehr verschieden. Während in Rindern und Hammel» trotz des schwachen Austriebes nur wenig Umsätze er zielt wurden, fanden Schweine so ziemlich ihre Abnehmer, wo hingegen für Kälber ansänglich keine, später aber rege Kauflust herrschte. Rinder wurden zu letzten Marktpreisen anSgeboten, denen zissolge der Centn» Schlachtgewicht von Primawaare 69—72 Mark, der von Mittclsort« 63—66 M., der von ordi närer Qualität 36 M. kostete. Hammel wurden, was englische Lämmer anbetrisst, pro Paar im Gewichte zu 50 Kilo Fleisch mit 66 M., Landhammel in derselben Schwere mit 60 M. be zahlt, wohingegen Braken gänzlich fehlten. Schweine hinterließen nur geringe Ueberstände, und aalt der Centncr Schlachtgewicht von Landschweinen englischer Kreuzung 54—57 M., der von schlesiern 51—54 M., 120 St. mecklenburger wurden bei 40 Md. Tara mit 49—53 M., Bakonier bei derselben Tara mit 49—52 M. pro Centn» lebendes Gewicht notirt. Kälber er fuhren gegen Schluß des Marktes ein« kleine Preiserhöhung, d. h. das Kilo Fleisch bester Qualität wurde nicht unter 95 Pfennigen, das leichterer Stücke nicht unter 80 Pfennigen ab gegeben. — Schließlich sei erwähnt, daß der nächste Hauptmarkt erst Donnerstag, 27. Dezembrr, abgehallt» wird.