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Mchmtz-IcitWA Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde, Nr. 140 Donnerstag, den 29. November 1883 48. Jahrgang beabsichtigt, die ständigen Fachlehrer an den Gymna sien und Realschulen fernerhin unter gleichen Voraus setzungen wie die wissenschaftlichen Lehrer innerhalb des Normal-Besoldungsetats bis zur Erlangung eines Maximalgehaltes von 3000 Mark, aufrücken zu lassen und zu diesem Zwecke dem Normal-Etat die für eine jede Anstalt nach Zahl der vorhandenen Fachlehrer erforderliche Anzahl ständiger Gymnasiallehrerstellen mit je 1950 Mark Gehalt anzufügen. Diese Maß nahme kann jedoch nur bei den freien Gymnasien und Realschulen in Anwendung kommen. Bei den Landes schulen wird der Gehalt der Fachlehrer eintretenden Falls durch persönliche Zulagen entsprechend zu er höhen sein. — Einer Bestimmung des kgl. Ministeriums des Innern zufolge wird vom Jahre 1884 ab die bisherige Gebührenfreiheit der Prüfungen derjenigen Schmiede aus dem Zivilstande, die in der Lehrschmiede der kgl. Thierarzneischule zu Dresden den geordneten vier monatlichen Husbeschlag-Lehrkursus durchmachen, auf gehoben sein, und es wird von Denjenigen, welche vom Jahre 1884 an in die gedachten Lehrkurse ein treten, eine Prüfungsgebühr von 14 Mark pro Mann erhoben werden. — Für das König-Johann-Denkmal ist beim Landeskomitee bis jetzt die Summe von 145 027 Mk. 61 Psg. eingegangen. — In der Schlußsitzung des deutschen Fisch erei- kongresses in Dresden in voriger Woche fand be sonders umfassende Besprechung die Frage: „Welche ausländische Fischarten soll der deutsche Fischereiverein in Deutschland einzubücgern trachten und welches Verfahren empfiehlt sich für deren Verbreitung?" Fast ausschließlich wurde die Meinung zur Geltung gebracht, für fernere Einfuhr der werthvollsten Fisch arten aus Amerika bestrebt zu sein. Ein umfang reiches, jedoch vorläufig nicht zum Abschluß zu bringen des Gesprächsthema bildete die Frage: „Wie läßt sich die künstliche Erbrütung der Sommerlaichsischarten (Sommerlaicher), namentlich der Zander, Störe- Kar pfen, Schleien, Hechte, Barsche und der Maifische fördern?" Eingehende Besprechung wurde noch der Bildung eines Fischerei-Vereins in Sachsen, wie der gleichen Provinzial - Vereine in mehreren deutschen Gegenden bestehen, gewidmet und Vorberathung über die zunächst vorzunehmenden Schritte gepflogen. Mit Aussprechen des Dankes an alle Theilnehmer der Versammlung, insbesondere auch an die königlichen sächsischen Staatsbehörden, schloß der Präsident den Kongreß. Planen i. V. Hier kam am Sonnabend früh in der aus mehreren Gebäuden bestehenden Geipel'schen Papierfabrik, und zivar in dem Bodenraum, wo sich das alte Papier befand, Feuer aus, wodurch dieselbe vollständig in Asche gelegt wurde. Infolge Sturzes einer Mauer wurden drei Pioniere verschüttet. Der Hauptmann der Pioniere wollte einem der drei Ver schütteten zu Hilfe beispringen, wurde aber dabei selbst getroffen. Es wurde ihm der Helm eingeschlagen und er dadurch am Kopf beschädigt. Außerdem wurde er in das Genick getroffen. Die Verschütteten kamen mit dem Schrecken davon. Sie hatten nur geringfügige Hautabschürfnngen erlitten. Die Fabrik ist vor etwa 300 Jahren aus einem Hammerwerke zu einer Papier fabrik umgemandelt worden. — Von dem hiesigen Schwurgerichte wurde am 24. November der Schuhmacher Joh. Christoph Pohl aus Erkersreuth wegen Raubes und Körperver letzung mit tödtlichem Ausgange, begangen in Gemein- mit dem Fleischergesellen Joh. Weber aus Hof in der Nacht zum 18. Oktober an dem Buchdruckereibesitzer Kleint in Bad Elster, zu 12 Jahren Zuchthaus, 10 Jahre Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte und Stellung uuter Polizeiaufsicht verurtheilt. — Vom Justizminister ist nach Bernstadt die Auskunft gelangt: es sollten jetzt überhaupt keine kleinen Amtsgerichte aufgehoben, vielmehr etwaige Entschließungen der Kammern abgewartet werden. Daß besondere Gründe eintreten können, ein solches Gericht später aufzuheben, sei natürlich nicht ausgeschlossen. Tagesgeschichte. Berlin. Fürst Bismarck beabsichtigt, gegen Weihnachten von Friedrichsruhe nach Berlin zurückzu kehren, und sich auch an den Arbeiten des Bundes- rathes und Reichstages zu betheiligen. Oesterreich. An der Konferenz der deutsch böhmischen Abgeordneten am 25. November in Prag nahmen 73 Reichstags- und Landtagsmitglieder theil, und nahmen dieselben drei Resolutionen mit Stimmen einhelligkeit an. In Betreff der administrativen Tren nung Böhmens wird, nach Analogie der Schulbezirke, Herstellung thunlichst gleichartiger Verwaltungs- und Gerichtsbezirke und eine dieser Sonderung entsprechende Organisation der zweiten Instanz verlangt. Die Ent scheidung über die Enthaltungsfrage wird der Ge- sammtheit aller österreichisch-deutschen Parteigenossen vorbehalten. England. Aus Zanzibar wird unterm 25. No vember gemeldet, daß das englische Kriegsschiff „Dryad" aus Madagaskar angekommen sei, und habe die Nach richt mitgebracht, daß die an der Nordküste von Ma dagaskar gelegene und noch nicht pacificirte Stadt Votiemar ohne vorausgegangene Ankündigung am 8. d. M. von einem französischen Kriegsschiffe bom- bardirt worden sei. Bei dem Bombardement seien fünf Engländer getödtet worden, die in der Stadt wohnenden, neutralen Staaten angehörigen Untertha- nen hätten bei dem Bombardement eine große Menge ihres Eigenthums durch Zerstörung und Plünderung verloren. (Damit dürften sich die Franzosen viele Unannehmlichkeiten auf den Hals geladen haben, denn jede Nation, die Engländer voran, werden sofort Re klamationen ergehen lassen.) Spanien. Am 25. November begaben sich der Kronprinz, der König und die kgl. Familie zu dem Stiergefecht, wozu auch das Publikum allgemeinen Zu tritt hatte. Der Kronprinz prüfte die Spieße und andere von den Stierkämpfern gehandhabte Instrumente und ließ sich über Zweck und Verwendung unterrichten. Der Kronprinz wie der König trugen Civilkleidung, die Königinnen und Infantinnen trugen wie gewöhn lich bei den Stiergefechten Mantillen. Der Kronprinz wurde beim Eintritt in die kgl. Loge mit Beifallsrufen begrüßt und spendete selbst zu wiederholten Malen den Kämpfern wegen ihrer kühnen Leistungen Beifall. Bei dem Galadiner, das am 24. November nach der Parade in der Bildergallerie des kgl. Schlosses statt fand, erhob sich König Alfons, gedachte zunächst der herzlichen Aufnahme, die er am kaiserlichen Hoflager in Homburg gefunden und trank sodann auf das Wohl des Kaisers Wilhelm, des deutschen Kronprinzen, des ganzen königlichen Hauses und das Bestehen freund schaftlicher Beziehungen zwischen Deutschland und Spanien. Der Kronprinz dankte und brachte die Ge sundheit des Königs, der Königin und der königlichen Familie aus. Egypten. Die Lage in Ober-Egypten wird immer bedenklicher. Aus Khartum wird nämlich gemeldet, daß die Jnsurgenschaaren des Mahdi schon iu der Nähe der Stadt angekommen seien und daß letztere nur für einen Monat verproniantirt sei. Die wirkliche Stärke betrage nur 2000 Mann und es sei unmöglich, daß dieselbe Khartum halten werde, wo übrigens die Be völkerung sich ebenfalls zu erheben in Begriff stehe. Der Nückzugsweg zu Lande ist verschlossen und die Felsen am Nilfluffe sind von den Aufständischen besetzt. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Ein besonderer Genuß musi kalischer Art steht uns für nächste Zeit (wahrscheinlich nächste Woche) bevor, indem die durch ihre vortrefflichen Leistungen rühmlichst bekannte Kapelle des Königl. Grenadier-Regiments „Kaiser Wilhelm", unter persön licher Leitung ihres Dirigenten, des Herrn Musik direktor Trenkler, im Heinold'schen Saale (Deutsche Neichskrone) hier concertiren wird. Ein zahlreiches und dankbares Publikum ist wohl zu erwarten. Herr Heinold hat namhafte Geldopfer nicht gescheut, um durch zweckentsprechende Baulichkeiten seine Lokalitäten in einer praktischen und befriedigenden Weise herzu stellen. — Unter den Viehbeständen der Gutsbesitzer Böhme und Augustin in Holzhau ist die Maul- und Klauen seuche ausgebrochen. Potschappel. Der Mittags um 12 Uhr von Dresden nach Bayern abgehende Personenzug ent gleiste am 26. November kurz vor der Station Potschappel an einer Stelle, die sich in der Reparatur befand. Die Maschine mit Tender haben sich bis an die Axen in die Erde eingewühlt; außerdem sind noch ein Pack-, der Post- und drei Personenwagen aus den Schienen gekommen; Personen sind glücklicher weise nicht beschädigt worden. , Dresden. Das Befinden des an der Gürtelrose erkrankten Prinzen Albert, des jüngsten Sohnes des Prinzen Georg, ist in letzter Zeit stets in der Besserung fortschreitend und vermag der Kranke be reits kleine Spazierfahrten zu unternehmen. Der Appetit ist gut und kann der Kranke einen größeren Theil des Tages außer dem Bette zubringen. Seit ca. 5 Monaten haben sich keine Blutungen mehr ge zeigt. So erfreulich diese Mittheilung ist, so soll doch noch die größte Vorsicht in der Behandlung des Kranken geboten sein, bevor von einer vollständigen Genesung die Rede sein kann, da zu leicht bei derartigen Krank heiten, zumal in so zartem Alter, Rückfälle eintreten. Hoffen wir aber zu Gott, daß die glückliche Wendung zur Besserung immer mehr sich befestige und zur voll ständigen Wiedergenesung des Lieblings der königlichen Familie führen möge. > — (Landtag.) Die 2. Kammer beschäftigte sich am Montag mit der allgemeinen Vorberathung über den Entwurf zu einem neuen Gesetze, die Ergänzung und Abänderung einiger Bestimmungen des allge meinen Berggesetzes. Abg. Ackermann erklärte, daß der vorliegende Gesetzentwurf von dem Wohlwollen gegen die Arbeitet diktirt sei und den Wünschen ent spreche, welche früher in der Kammer laut geworden. Es sei praktisch, daß man mit Erlaß dieses Gesetzes vorgehe, unerwartet der Lösung der Frage der Un fallversicherung im Reichstage. Man müsse dafür eintreten, daß für den invalid gewordenen Arbeiter besser gesorgt werde; es dürfte aber auch die Parti kulargesetzgebung in dieser Richtung nicht stille stehen. Die von den Abgg. Liebknecht und Gen. in vorigem Landtage eingebrachten Anträge seien von der Regie rung im vorliegenden Entwürfe soweit thunlich be- rücksicht worden. Er beantragte sodann, die Vorlage an die Gesetzgebungs-Deputation zu verweisen. Die Abgg. Liebknecht und Bebel warfen dem Entwurf Mangel an Liberalität vor und klagten über Härten . und Mängel desselben. Staatsminister v. Nostitz-Wall- witz widerlegte glänzend die Ausführungen der letzten Redner und nach Schluß der Debatte beschloß die Kammer einstimmig, den Gesetzentwurf an die Gesetz gebungs-Deputation zu verweisen. — Am Dienstag begann die Vorberathung über den Gesetzentwurf wegen eines Staatsschuldbuches. — Zur Erledigung eines früher voin Landtag ge stellten Antrages bezüglich der Turnlehrer wird von unserer Staatsregierung nach eingehenden Erwägungen Anserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 10 Psg. die Spaltenzeile »der deren Siam» berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile M Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenftein Die „Wrißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 Al. 25 Psg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehme» Be stellungen an.