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„Welßerih. Zeitung" erscheint wöchentlich drei- nial: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wcheritz -MW. Amtsblatt Inserat«, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 1l) Pfg. die Spaltenzeil« oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Amlshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die SLadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichnc in Dippoldiswalde. Nr. 110. Donnerstag, den 20. September 1883. 48. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 19. September. Gestern wurde hier im Rathhaussaale unter dem Vorsitz des Herrn Bezirksschulinspektors Mushacke die alljährliche Haupt- koyferenz der Lehrer des VIII. Schulaufsichtsbezirks, im Beisein vieler geistlicher Lokalschulinspektoren und Mitglieder der Schulvorstände aus dem Bezirke, ab gehalten. — Nach dem Gesänge von zwei Versen des Liedes: „Ach bleib mit deiner Gnade rc." begrüßte zunächst der Vorsitzende die Versammlung, indem er konstatirte, daß während des Bestehens des neuen Schulgesetzes auch im hiesigen Bezirk, sowohl in der äußeren als inneren Entwickelung des Schulwesens geschehen, was man nach den Anforderungen des Ge setzes und der Zeit überhaupt zu erwarten berechtigt sei, und indem er die Lehrer unter Durchführung des Satzes „Leben ist Streben!" zu fortgesetzter Treue in ihr^r Berufs- und Fortbildungsarbeit, zum Festhalten und Verfolgen eines Ideals ermahnte. Nachdem so dann noch Herr Bürgermeister Voigt-Dippoldiswalde eine kurze Begrüßung ausgesprochen hatte und die Lehrer Schmidt-Schellerhau und Seidel-Burkersdorf das von ihnen geführte, sehr umfängliche Protokoll der vorigen Jahres-Versammlung vorgelesen hatten, hielt Herr Bezirksschulinspektor Mushacke einen geist vollen, anregenden Vortrag „über den Einfluß der Kirchen-Reformation auf die Entwickelung des Schul wesens", indem er den Einfluß des Formal- und Materialprinzips der evangelischen Kirche auf Lehre, Zucht und allgemeine Volksbildung klar und eindringlich darstellte, dabei an Aussprüche Luthers anknüpfend. — Nach einer Pause und mehreren geschäftlichen Mit theilungen betonte Herr Superintendent Opitz-Dip poldiswalde, daß am Lutherfeste als das Höchste zu erstreben sei 1. die Wahrheit, 2. das Zurückgehen (soweit dies irgend möglich) an die Quelle, 3. daß man den Mißbrauch und das Wesen unterscheide und daß man 4. aus Luther nicht zu viel mache (daß man die Kirche nicht auf ihn und seine Person stelle). Herr Kirchenrath vr. Hasse nahm Gelegenheit, die vorzüg liche Durchführung des gehörten Vortrages des Vor sitzenden anzuerkennen und sich, der demnächst in den Ruhestand tritt, zu verabschieden. Hierauf gab Herr Kirchschullehrer Großmann-Hermsdorf in freiem Vor trage eine Charakteristik Luthers nach den Stadien seines Lebens und Wirkens, und wurde die Versamm lung mit dem Gesänge des Verses: „Das Wort sie sollen lassen stahn!" geschlossen. — Bei dem gemein schaftlichen Mittagsessen brachte zunächst der Vorsitzende auf Se. Majestät den König (den Fürsten voll Würde und Liebe) ein Hoch aus, welchem sodann weitere Trinksprüche auf den Herrn Bezirksschulinspektor, die Emeriten des Bezirks, die anwesenden Lokalinspektoren, insbesondere die Herren vr. Hasse und Sup. Opitz u. A. folgten. — Die Versammlung war eine anregenoe und auch insofern sofort schon ersprießlich, als sowohl die projektirte Bertheltstiftung, als auch der zu gründende Unterstützungsfond des Bezirks erfreuliche Theilnahme sanden. — Vom schönsten Wetter begünstigt, hielt unser Turnverein am vorigen Sonntag sein diesjähriges Abturnen ab. Der hierzu ergangenen Einladung waren die Vereine zu Seifersdorf, Potschappel, Löbtau und Gorbitz nachgekommen, ersterer Verein mit seiner schmucken Fahne. Um 3 Uhr erfolgte der Auszug nach dem Turnplätze. Die nun unter Leitung des Turnwarts stattfindenden Freiübungen erwarben sich sowohl durch ihre Zusammensetzung wie durch ihre Ausführung allseitigen Beifall. Das sich anschließende Niegenturnen, an welchem sich auch Gäste in recht er freulicher Anzahl betheiligten, bot ein schönes Bild turnerischer Leibesübungen; es wurde wacker und fleißig geturnt. Unser Turnverein zeigte da wiederum, daß die edle Turnkunst in unsrer Stadt eine gute Pflegstätte gefunden und daß keine leibliche Uebung so segensreich. so durch und durch die leibliche und geistige Gesund heit und Frische fördernd wirkt, wie das deutsche Turnen in seiner für Jeden das Passende bietenden Reichhal tigkeit und Unerschöpflichkeit. Ein allgemeines Kür turnen beschloß die turnerische Thätigkeit. Nach dem Einzuge in die städtische Turnhalle sand ein gemüth- liches Beisammensein der Turner in ihrem Vereinslokale statt, bis dann die Mehrzahl der auswärtigen Turner auf den Bahnhof begleitet wurden, von wo der Abend zug sie wieder heimwärts beförderte. Der Abends im „goldenen Stern" stattfindende Ball war gut besucht und zeigte von den Strapazen der Arbeit am Nach mittag keine Spur, denn es wurde fleißig und — lange getanzt. Die Tanzpausen wurden durch Gesangsvor träge ausgefüllt und können wir auch diesen Leistungen der Turner das beste Lob ertheilen; es zeigte sich auch hierin ein Eifer, der den Mühen des Leiters wohl entspricht. Wir schließen mit dem Wunsche, daß unser Turnverein unter seiner bewährten Leitung frisch, fromm, fröhlich und frei weiter gedeihen möge! „Gut Heil" zur Winterarbeit! — Von Hrn. M. Leuteritz in Reinholdshain er halten wir als Genoffen der in letzter Nr. ermähnten großen Kartoffel eine andere im Gewichte von 450 Gramm. Der Mutterstock trug außer dieser Riesin und außer 8 anderen im Gewicht von 240 bis 306 Gramm, doch noch mehrere kleinere Kartoffeln. Eine seltene Fruchtbarkeit eines einzigen Stockes. K Frauenstein. (Kgl. Amtsgericht.) Ver handlungstermine am 21. September. Vorm. 9 Uhr: Zivilprozeßsache der I. L. Schlesinger'schen Buchhand lung in Oederan gegen den Gutsbesitzer Neubert in Neubau. — Vorm. 9 Uhr: Zivilprozeßsache des Vieh händlers Isaak Pick in Soborthen bei Teplitz gegen den Gutsbes. Heinrich Dittrich in Holzhau. — Vorm. '/«10 Uhr: Sühnetermin auf Antrag des Tischlers Carl Gottlieb Kuhnert in Nassau gegen den Seiler Carl Maximilian Hugo Kuhnert in Naffan und Ge noffen. — Vorm. 10 Uhr: Sühnetermin auf Antrag des Zimmermanns Friedrich Fürchtegott Hornuff in Berthelsdorf gegen Christiane Pauline verehel. Hornuff verwittw. gew. Uhlig geb. Neichelt in Reichenau. — Vorm. 10 Uhr: Zivilprozeßsache des Baumwärters Julius Heinrich Kaden in Nassau und Genossen gegen den Zimmermann Karl Ihle in Naffan. Bienenmühlc. Eine Kommission, bestehend aus Delegirten, Generaldirektor der Prag-Duxer Bahn und Vertretern des sächsischen Ministeriums des Innern sowie des königlichen Finanzministeriums verhandelte, wie wir bereits in vorletzter Nummer berichteten, am 13. September über die Anlage des Grenzbahn hofe s in M >llde. Auf Wunsch der sächsischen Staats regierung wird die Grenzstation anstatt Mulde den Namen „Moldau" führen. Die sächsischen Regierungs vertreter machten die Zusicherung, daß der Bau der Anschlußstrecke Bienenmühle-Moldau sofort nach Ge nehmigung des Landtages, die unzweifelhaft erfolgen dürfte, in Angriff genommen werden wird. Den Be trieb im Moldauer Grenzbahnhofe wird die Prag- Duxer Bahn gegen Entschädigung seitens der sächsischen Staatsbahnen führen. — Die ganze Strecke Kloster- grab-Bienenmühle soll bereits Anfang Oktober 1884 dem Betriebe übergeben werden. Dresden. Die diesjährige Entlassung der zur Reserve zu beurlaubenden Mannschaften bei den an den Herbstübungen theilnehmenden Truppen erfolgt am ersten oder zweiten Tage nach Beendigung dieser Hebungen, oder nach dem Eintreffen in den Garnisonen. Für alle Truppentheile aber ist der 29. d. M. der späteste Entlassungstag der Reservisten. Die zu halb jährlicher aktiver Dienstzeit eingestellten Trainsoldaten werden am 31. Oktober dieses und am 20. April künftigen Jahres, die Oekonomiehandwerker am 29. d. M. entlassen. Die Beurlaubungen zur Disposition der Truppentheile (sogenannter Königsnrlanb) erfolgen in diesem Herbste an den Terminen zur Entlassung der Reservisten, und die Zahl der zu Beurlaubenden wird von der Zahl der einzustellenden Rekruten ab- häügen. Bei den diesjährigen Herbst-Kontrol-Ver sammlungen treten diejenigen Mannschaften des Jahr ganges 1871, welche in der Zeit vom 1. April bis Ende September eingetreten waren, sowie die Vier jährig-Freiwilligen der Kavallerie des Jahrganges 1873, welche vom 1. April bis 30. September in den aktiven Dienst getreten waren, zum Landsturm über. — Vom 18. September an präsentirt sich im Zoo logischen Garten eine Singhalesentruppe (Be wohner der Insel Ceylon), bestehend aus 13 Männern, 5 Frauen, 3 Kindern, unter den Männern ein Zauberer, mit 12 Arbeitselephanten, 8 Zwergzebus, Wagen und Geräthschaften. — Man darf aber durchaus nicht glauben, daß es nicht kostspielig sei, den Europäern eine solche fremde Völkertruppe vor Augen zu führen. Nachdem der Entschluß gereift, Singhalesen nach Eu ropa überzuführen, reiste Herr Menges, Hagenbeck's altbewährter Afrikareisender, zunächst nach Colombo auf Ceylon, von wo aus er sich mit den Häuptern der Ortschaften Willetoata, Katugastota und Wettegama in Verbindung setzte, mit deren Hilfe er nach langen beiderseitigen Unterhandlungen endlich das Engagement ver Leute zum Abschuß brachte und nun mit der Zu setzung und Ausrüstung der Truppe begann. In dieser Zeit, vom ersten Anküpfungspunkte bis zum Perfekt werden des Ganzen wurden für Depeschen (Kabel) zwischen Ceylon und Hamburg nicht weniger als 3300 Mark verairsgabt. Zum Ankauf der zwölf großen Arbeitselephanten, der acht Zwergzebus mit Wagen rc. machten sich 108000 Mark nöthig. Die so organisirte Truppe trat nun ihre Reise nach dem Kontinent an und kostete dieselbe von Ceylon bis Marsaille die Kleinigkeit von 23000 Mark, die Reise von Marseille bis nach ihrem ersten Stationspunkt Paris erforderte weitere 8000 Mark, die Kosten eines Extrazuges zur Weiterreise von Paris nach Berlin beliefen sich auf 7600 Mark. Zu diesen enormen Transportspesen kommen noch die zu zahlenden monatlichen Gehalte der Leute und Führer im Betrage von 5700 Mark und die Unterhaltung der mitführenden Thiere im Be trage voit 3600 Mark. Aus diesen Zahlen ersieht man, ein wie kostspieliges Geschäft es ist, uns die ver schiedensten Völkerschaften der Erde vorzuführen. Freiberg. In der nächsten Freitag beginnenden Sitzungsperiode des Freiberger Schwurgerichts kommen n. A. folgende Anklagesachen zur Verhandlung und Aburtheilung: am 22. September, Vorm. 9 Uhr, wider Julius Oswald Baumgart aus Pretzschendorf wegen Verbrechens gegen ß 177,«» des Reichsstrafge setzes; — am 27. September, Nachm. '/»4 Uhr wider den Agenten Karl Heinrich Göhler aus Großdorfhain wegen schwerer Urkundenfälschung und Betrug. Sebnih. Die Webwaarenfabrikation in Sebnitz und Umgegend ist nach der „Deutschen In dustrie-Zeitung" im Nückgehen begriffen. Während Anfangs 1862 allein 549 Webermeister vorhanden waren und 1877 noch 469 Webwaarenfabrikanten, Webermeister, Scherer und Schererinnen, sowie 191 Webergesellen, Webermädchen, Andreher und Spuler, also zusammen 660 Personen dieser Branche Kommu nalanlagen zahlten, sind in diesem Jahre nur noch 338 Webwaarenfabrikanten, Webermeister, Scherer und Schererinnen, sowie 92 Webergesellen, Webermädchen, Andreher und Spuler, also zusammen 480 Personen zn den Kommunalanlagen heranzuziehen gewesen, so daß ein Personalrückgang von 180 Köpfen seit 1877 zu verzeichnen ist Schwarzenberg. Es verlautet, daß das Jngeni- curburean in Schwarzenberg nach der erfolgten Voll endung der Bahn Schwarzenberg-Johanngeorgenstadt (auf der 17 Kilometer langen Strecke verkehren nach jeder Richtung 4 Züge, die am 20. September den