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Mr „Wei-eritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 8t Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzeln« Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. MÄmtz-Mms. Amtsblatt e, welche bei der ! i exienden Auflage deS B attes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzrile 20 Pfg. für die Königliche AmtshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhne in Dippoldiswalde. Nr. 94. Dienstag, den 14. August 1883. 48. Jahrgang. Die Duell-Manie. Zu denjenigen Auswüchsen unserer Zeit, welche für die gesummten gesellschaftlichen Zustände der Ge genwart so charakteristisch sind, gehört auch in erster Linie die immer mehr um sich greifende Duellwuth. Jahr für Jahr hält der Zweikampf seine blutige Ernte, und immer mehr schwillt die Zahl Derer an, welche dem „unerbittlichen Gesetze der Ehre" zum Opfer fallen; welche Hoffnungen, wie viel Glück ist nicht schon durch das Duell zerstört, wie viel Thränen trauernden Augen entpreßt, welche Summe von Jammer und Elend über die hinterlassenen Angehörigen gebracht worden! Wir haben hier weniger die studentischen Schlägermensuren im Auge, die im Allgemeinen als ein traditioneller Sport unserer akademischen Jugend und in mancher Beziehung als vortheilhaft für den Körper bezeichnet werden können, als vielmehr den Zweikampf mit Schuß waffen, sowie das sogenannte amerikanische Duell, welch' Letzteres durch den erschütternden Fall des Prof. Gans Edler zu Putlitz in Berlin wieder einmal von sich reden gemacht hat. Ein berühmter Gelehrter, in glänzenden Verhältnissen lebend, eine Zierde der Wissen schaft, im Besitze einer jungen, liebenswürdigen Gattin, endet plötzlich durch Selbstmord, der allgemein einem amerikanischen Duell zugeschrieben wird. Welche Zu stände — wohin sind wir geratheul Leben wir wirklich im neunzehnten Jahrhundert, dem Jahrhundert der Humanität und Aufklärung? Leider, leider, das Duell hat sich trotz der fortschreitenden Kultur bis auf unsere Tage erhalten, obgleich es weder sozial noch moralisch, weder politisch noch religiös zu rechtfertigen ist; es entspringt gewöhnlich nicht persönlicher Nachsucht, es ist kein Akt der Nothwehr, sondern meistens eine Folge des — Standeszwangs. Ja, es ist dies der Kernpunkt der ganzen Sache. Du streitest Dich mit einem Dir bis jetzt vielleicht ganz Unbekannten über irgend eine Bagatelle, es fallen scharfe Worte, beleidigende Aeußerungen werden gegen seitig gewechselt und es bleibt Dir schließlich nichts übrig, als die Waffen den Streit entscheiden zu lasten und Deinen Gegner zu „fordern". Du könntest viel leicht Deinen Gegner gerichtlich belangen lasten, aber nein, dies darf nicht sein, die Beleidigung läßt sich weder mit Gefängnißstrafe noch durch Geldbuße sühnen, sie kann nur durch Blut abgewaschen werden. Du bist dies Deiner Ehre, Du bist dies der Gesellschaft, Deinem Stande schuldig. Dies ist wenigstens die An schauung, wie sie in gewissen Kreisen herrscht, und dieser Anschauung, obwohl sie geradezu ein Hohn auf die gesunde Vernunft ist, obwohl sie die so viel ge priesene Humanität und Zivilisation unseres Jahr hunderts zur Farce macht, fallen alljährlich ebensoviel blühende und vielversprechende Menschenleben zum Opfer. Also, das Duell ist eine barbarische Rohheit, die im Widerspruch mit dem Zeitgeist steht, aber es bleibt dessen ungeachtet bestehen und will sich durch keine Macht, durch keine Gesetzgebung und Rechtsauf- fastung aus der Gesellschaft verdrängen lasten. Diese Anomalie erklärt sich nur aus gewisten psychologischen Strömungen, die in dem einzelnen Menschen vorgehen, der Duellant sucht weniger Rache als Recht, das er wegen mangelhafter allgemeiner Ahndung der Belei digung auf anderem Wege nicht glaubt finden zu können, er will es dadurch, daß er in den Zweikampf geht, vermeiden, öffentlich kompromittirt zu werden. Man kann auch zugeben, daß Lagen eintreten, daß der Mensch zum Zweikampf schreiten muß und trotzdem bleibt der Letztere verwerflich; der Mensch hat Pflichten gegen sich, gegen seine Familie, gegen den Staat, die er verletzt, wenn cr sein Leben dergestalt aufs Spiel setzt und dann — wird denn überhaupt bei jedem Duell die angeblich oder wirklich erlittene Schmach gerächt, die beleidigte Ehre wieder hergestellt? Wird eine unverdiente Beleidigung in der Thal durch Säbel oder Pistole oder gar durch einen Selbstmord widerlegt, wie ihn das amerikanische Duell vorschreibt? Es sind dies Fragen, welche zum Theil auf das juristische Gebiet hinüberspielen und deren Erörterung uns hier zu weit führen würde, aber vom allgemein menschlichen Standpunkte aus bleibt das Duell un bedingt verwerflich, und so lange diese Unsitte noch ihre Opfer fordert, sollte gegen sie gestritten werden. Vielleicht wird die wahrhafte Humanität immer drin gender an das Gewisten derjenigen Gesellschaftsklassen klopfen, welche noch heute mit Zähigkeit an dem Duell festhalten, und hoffentlich ist die Zeit nicht mehr all zufern, wo dieses Ueberbleibsel mittelalterlicher Rohheit für immer beseitigt ist. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 12. August. Bezüglich der Unterbringung der zur General-Versammlung des Gustav-Adolf-Vereins angemeldeten und noch anzu meldenden Gäste sind wir genöthigt, einem Mißver ständnisse zu begegnen. Die Abgeordneten kommen Montag, den 27. August, Nachmittags oder Abends hier au und verlassen uns den 29. August. Außer Nachtquartier und Frühstück an 2 Tagen ist es bisher stets Sitte gewesen, den Festgästen am Dienstag, den 28. August, nach den in der Regel bis gegen 2 Uhr währenden Verhandlungen, ein Mittagsbrod anzu bieten, während Mittwoch, den 29. August, ein ge meinschaftliches Mittagsmahl (auf dem Rathskeller) stattsinden soll. Uebrigens besteht selbstverständlich eine Nöthigung zur vollen Verpflegung der Gäste durchaus nicht, die Hauptsache bleibt unter allen Um ständen das freie Quartier. Möchten also diejenigen unserer Mitbürger, die geneigt wären, Gäste auszu nehmen, sich nicht durch die Befürchtung, zu großem Aufwande genöthigt zu sein, von der Unterstützung abhalten lassen, die sie, bei bescheidenen Ansprüchen, dem Feste zu bieten sonst gern bereit wären. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Schmiedeberg im Monat Juli gestaltete sich in folgender Weise auf den einzelnen Stationen und Haltestellen: Tourbillkts. TaqcLbillcts. Militär- II. III. II. III. t'illcts. Dresden . . . 127 759 412 2252 — Hainsberg. . . 157 1265 241 1438 101 Dippoldiswalde . 112 951 201 1524 74 an den Haltestellen 171 1941 166 2454 48 Sa. 567 4916 1020 7668 223 14394 Demnach bis jetzt (von Januar 1883 an) 74079 Billets. Befördert wurden im selben Monat 1,417,393 Kilo gramm Güter, demnach bis jetzt (von Januar 1883 an) 9,700,816 Kilogramm Güter. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatze und erfolgreiche Thätigkeit gelegentlich des infolge Blitz schlages am 6. Juli beim Gutsbesitzer Grumbt in Obercarsdorf entstandenen Brandes hat die kgl. Brand- versicherungskom»iission der Spritze der V. Straube schen Fabrik in Naundorf 30 Mk. und der Spritze der Gemeinde Schmiedeberg 25 Mk. Prämie be willigt. Schmiedeberg. Das von den Geschwistern Tro- nicke und dem Herrn Stadtmusikdirektor Hoppe am letzten Freitag Abend hier gegebene Koncert erfreute sich einer sehr zahlreichen, aufmerksamen Zuhörerschaft. Allen Nummern des gutgewählten Programms wurde reicher Beifall gespendet. Die Perle des Abends bildete unbestritten das herrliche Duett aus den „vier Jahres zeiten" von Haydn, in welchem die prächtigen Stimmen des Herrn Opernsänger Tronicke und der Frau Kröber am schönsten zur Geltung kamen. Daß hin und wieder Fülle und Zartheit des Tones nicht so ganz hervor traten, liegt in der Bauart des Raumes, in dem das Koncert stattfand. Wenn der für Tanzvergnügunyen zivar hinreichende, aber für dergl. Aufführungen nicht recht geeignete Saal etwas erweitert und akustischer gestaltet werden könnte, so würde dies nicht nur von dem zuhörenden Publikum, sondern auch von den Sängern und Musikern mit großer Freude begrüßt werden. o Aus dem Müglihthale. Der Termin der Wahl rückt immer näher heran, und es ist in der That eigenthümlich, ja kaum erklärlich, mit welcher Gleichgiltigkeit die Wähler des 5. städtischen Wahlbe zirkes diesen wichtigen Zeitpunkt an sich herantreten lasten, ohne auch nur das geringste Zeichen von sich zu geben, an dem man erkennen könnte, wie sie am Wahltage ihre Pflicht gegen die Oeffentlichkeit und das engere Vaterland erfüllen wollen. Einsender dieses hat cs oft bedauert, daß unser Wahlbezirk, bisher stets von tüchtigen und verdienten Männern vertreten, die aus seiner Mitte hervorgegangen und mit den Ver hältnissen und Bedürfnissen der kleinen Städte, aus denen er besteht, vollkommen vertraut waren, sich bei der letzten Wahl hat bestimmen lasten, von der früheren Uebung, deren Nutzen so einleuchtend ist, abzuweichen und einen Vertreter zu wählen, der sich nur in den größten städtischen Verhältnissen bewegt und auf diesem Felde sicher seine Verdienste hat. — Gewiß wäre es in> Interesse des Wahlbezirks, wenn man sich in diesem Augenblicke erinnerte, daß die politischen Verschieden heiten bei den Landtagen der Einzelstaaten nicht all zuschwer in die Wagschaalen fallen, da die großen po litischen Fragen ihrem Wirkungskreis entzogen sind. In allen Fällen sollte ein Bezirk wie der unkrige durch einen Mann von gemäßigter Parteistellung vertreten sein, nicht aber von dem Vorkämpfer einer extremen politischen Richtung. — Hoffentlich hören wir bald von einem erfreulichen Leben in unseren! Bezirke, da mit uns nicht zu spät eine Unthätigkeit gereue, die das Gegentheil von politischer Bildung und Reife be kundet. Lauenstein. Eine edelgesinnte Wohlthäterin, die jedoch ungenannt bleiben will, hat ein Kapital von 7000 Mark zu dem Zwecke deponirt, daß jährlich die Zinsen davon an 6 arme würdige Personen der hiesigen Gemeinde vertheilt werden sollen, was unter Kollatur des Stadtgemeinderathes zu geschehen hat. Diese Stiftung hat hier große Freude hervorgerufen. G Holzhan, 9. August. Nach einer, von der König!. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde bei der hiesigen Gemeindevertretung am heutigen Tage ein gegangenen Mittheilung hat das Königl. Ministerium des Innern geruht, im Einverständnisse mit dem Königl. Finanzministeriuni, auf das Gesuch des hiesigen Ge meinderaths vom 20. Juni d. I. zu beschließen: daß bei dem Ausbaue der Bahnlinie Bienenmühle Landes grenze an dem oberen Ende des Dorfes Holzhau, 4,» Kilometer von Bienenmühle entfernt, eine Halte stelle errichtet werde. Durch diese Maßnahme werden alle in letzter Zeit aufgetauchten Gerüchte, welche den Ausbau der fraglichen Strecke sehr in Frage zogen und bereits mit einer Hand voll anderer Projekte hervortraten, auf das Schlagendste dementirt. Glück auf Dir, mein schönes, in letzter Zeit von Deinen Gegnern so verwünschtes Thal! Dresden. Se. Mas. der König hat den wegen Ermordung seines Kindes zum Tode verurtheilten Handarbeiter Lorenz aus Crösten zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. — Das auf der Prager Straße hier erbaute Schlachten-Panorama naht seiner Vollendung und wird bestimmt am diesjährigen 13. Jahrestage der blutige» Schlacht von St. Privat dem Publikum er öffnet werden. Das malerisch - plastische Panorama stellt den Moment dar, wo am Abend des 18. August 1870 die sächsischen Sturmkolonen (Grenadier-Brigade und Regiment 107) in das stark verschanzte Dorf St.