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Mcherih-MW Verantwortlicher Redakteur: Carl Ithlie in Dippoldiswalde Dienstag, den 24. Juli 1883 Nr. 85 48. Jahrgang ML der zum Bärenfelser und bez. Schmiedeberger Forst revier in forstlicher Beziehung geschlagenen Grundstücke des Allodial-Rittergutes Schmiedeberg in Grund- und Hypothekensachen auf die Amtsgerichte Altenberg und Dippoldiswalde, ingleichen von der abfälligen Ent schließung des königl. Ministeriums des Innern auf das Gesuch der Landgemeinden des Amtsgerichtsbezirks Frauenstein um Genehmigung zur Vornahme von nur einer Revision der Feuerstätten im Jahre Kenntniß genommen hatte, stellte derselbe schließlich noch die Tagesordnung für den nächsten Bezirkstag fest, machte Wahlvorschläge für Ergänzung der Pferdemusterungs- Kommission im 1. Musterungsbezirke, beschloß die Ab haltung einer — inzwischen bereits stattgefundenen — Sitzung in Kreischa behufs Uebernahme des-vollendeten Straßenbaues Kreischa-Gombsen und Erledigung ver schiedener anderer, damit in Verbindung stehender Punkte, und erledigte endlich noch eine BezirksvermSgens- Angelegenheit. Die Sitzung dauerte von Vorm.9 bis Nachm.2 Uhr. Aus unserem Kulturleben. Es ist eine längst von Staatsmännern und Forschern anerkannte und noch nicht genügend in allen Volks schichten verbreitete Wahrheit, daß die meisten Kultur fortschritte von Erfindungen und Entdeckungen ab hängen, welche der menschliche Geist im Laufe der Jahrhunderte vollbracht hat, denn selbst für rein geistige Errungenschaften großer Religionsstifter und Welt weisen müßen die technischen und wirthschaftlichen Fortschritte und Leistungen auch als Stützen und Ver breiter dienen und für alles Andere, was der Mensch zu seinem Wohlbefinden bedarf, sorgen sie erst recht in erhöhtem Maße. In unserer Zeit ist nun aber der Erftndungs- und Entdeckungsgeist geradezu der belebende und befruchtende Faktor im menschlichen Thun und Schaffen geworden und schneller als je eilen wir den bedeutsamsten wirthschaftlichen und sozialen Umgestaltungen entgegen. Die Zahl der Erfindungen, die in den letzten fünfzig Jahren gemacht worden, ist vielleicht ohne Bei spiel in der Weltgeschichte. Erfindungen zum Wohle des Menschengeschlechtes wurden freilich, seit der Mensch geschaffen worden, zu allen Zeiten gemacht, denn selbst die Herstellung der einfachsten Haus- und Ackergeräthe, Waffen u. s. w. waren wichtige Erfindungen. Blickt man aber eine Reihe von Jahrzehnten zurück, so muß man sich wundern, wie viele Erfindungen sich in die Spanne Zeit der letzten fünfzig Jahre zusammen drängen. Die Vervollkommnung der Lokomotive, des Dampfschiffs und der Dampfmaschinen, der Telegraph, das Telephon, die Nähmaschine, die Photographie, der chromo-lithographische Druck, die Zylindervruck- preffe, der Elevator für Gasthäuser und andere hohe Gebäude, die Vorrichtung zur Reinigung der Baum wolle von dem Samen und die Spinnmaschine, die Hau- und Mähmaschine, die Dampfdreschmaschine, die Dampffeuerspritze, der Dampfhammer und das ver besserte Verfahren bei der Anfertigung von Stahl, die Anwendung des Chloroforms und Aethers, um bei schmerzlichen chirurgischen Operationen die Empfindung aufzuheben, fallen alle in diese Zeit. Verschiedene andere Entdeckungen stehen in Aussicht. Die An wendung von Kohlengas und Petroleum zum Heizen und Kochen hat sich schon in glücklichen Versuchen erfolgreich gezeigt, ebenso die Benutzung des Dampfes aus einem großen Zentralbecken; die künstliche Be reitung der Butter hat die Milchpächter bereits in Bestürzung versetzt, die Befahrung der Luft mit einem Mittel, das unserem schon vorhandenen Ballon gleicht, steht bevor, und das Treiben von Maschinen durch Elektrizität ist auf dem Wege, zur Thatsache zu werden. Einige Aufgaben haben bisher der Lösung gespottet, doch ist viel Aussicht vorhanden, daß auch sie gelöst werden. Denn sind die Geheimnisse selbst der schwersten jener zu lösenden Aufgaben unfaßbarer, als das des Ozeankabels, der Photographie oder des Telephons? Wir reden durch ein Kabel, während das Weltmeer uns trennt; wir sprechen in eigener Stimme mit Freunden, die hundert und mehr Meilen von uns entfernt sind. Unter der glühenden Julisonne schaffen wir uns durch chemische Mittel Eis, das dem festesten und krystallinischesten Erzeugniß der Natur gleichkommt. Unsere Wundärzte versetzen die Haut von dem Arme eines Menschen in das Gesicht eines anderen, sie sitzt fest und wird ein Theil seines Leibes. Man ver fertigt eine Quadratmeile von weißem Druckpapier, bringt es auf eine Spule, von der eine Druckerpresse «s abwickelt, bedruckt, schneidet und gefaltet und ge zählt zu vielen Tausenden pro Stunde aushändigt. So wirkt und schafft der geweckte und geschulte Er findungsgeist in tausendfältiger Weise fort und fort und hat uns bereits an die Pforten eines neuen Zeit alters gebracht. Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde. Vergangenen Sonnabend mit dem Frühzuge reiste die Ferienkolonie Schönfeld, 15 Knaben, mit ihrem Lehrer hier durch, um sich für 3 Wochen nach ihrem Bestimmungsort zu begeben. Hoffentlich bringen die nächsten Tage wieder schönes warmes Wetter, damit der Zweck der Ferienkolonien, die Zöglinge gekräftigt in die Heimath zurückkehren zu sehen, erfüllt werde. Außer der guten Landluft soll aber auch eine gute Verpflegung den Kindern Nutzen bringen. Beim ersten Frühstück gegen 6 Uhr erhält jedes Kind ein Drittel Liter gute Milch und eine Semmel oder 100 Gramm Brod, gegen 9'/, Uhr das selbe mit 10 Gramm Butter, Mittags 100 Gramm gekochtes oder gebratenes Fleisch oder Eierspeise mit reichlicher Zukost und 100 Gramm Brod. Nachmittags gegen 4 Uhr giebt's wieder 100 Gramm Brod mit 10 Gramm Butter, und Abends gegen halb 8 ein Drittel Liter gute Milch, 100 Gramm Brod mit 10 Gramm Butter, ein Stückchen Käse oder Wurst, oder ein Ei oder Obst. Gegen 9 Uhr wird zu Bett gegangen, vorher aber gebadet oder wo dies nicht möglich, der Körper kalt abgerieben. — Am vergangenen Sonnabend hat auch in hiesiger Gegend in Paulsdorfer Flur der Roggenschnitt gegonnen. — Vom 1. August ab gelangen neue Streif bänder mit dem Frankostempel zu 3 Pfennig zur Einführung. Das neue Streifband hat eine Länge von 23 ein und eine Breite von 16 om. Dasselbe ist mit quer laufendem Vordruck für die Adresse ver sehen, so daß es bei seiner Verwendung die obere und untere Kante der zu versendenden Drucksache um schließt und die Seitenränder offen läßt. Es bietet zugleich den nöthigen Anhalt für zweckmäßige Faltung, indem der Adreßraum in grüner Farbe da eingefaßt ist, wo das Band der Regel nach zu falten ist. Die neu gestempelten Streifbänder werden bei den Post anstalten in Mengen von 10 Stück zum Preise von 35 Pfennig verkauft. Bei einem Bezüge von mindestens 20 000 Stück feiten eines Abnehmers übernimmt die Reichsdruckerei den Vordruck der Firma des Letzteren in einer an Stelle der oberen Einfaß- linie tretenden Druckzeile ohne jeden Preisaufschlag. — Als billigstes, bis jetzt aber noch immer ganz außer Acht gelassenes Näuchermittel sind die Kirsch- und Pflaumenkerne anzusehen. Die französischen Haus frauen sammeln diese Kerne schon seit Jahren und im Winter, wenn die offenen Kaminfeuer brennen, werfen sie eine Handvoll davon auf die Kohlen. Die Kerne krachen einen Augenblick, brennen dann hell auf und füllt sich das Zimmer mit einem köstlichen Geruch. — In Ulberndorf, und zwar in der Nähe des Obercarsdorfer Gasthofes, hat sich am Mittwoch Vor- Znfrrat«, welch« bei der bedeutenden Auflage des Blatte« eine sehr wirk same Verbreitung finden, »erden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarisch« und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theil«, die Spaltenzeile MPfg. „Wer-erttz-Settuns erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. L8 Psg., zweimonatlich 84 Psg-, «innwnatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All- Postan- ftalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmm Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Umlshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein 4. Sitzung des Bezirks-Ausschusses am 14. Juli. Die von Ernst Leberecht Sei vier in Schlottwitz erbetene beschränkte Erlaubniß zur Verabreichung von Lebensmitteln und Bier in der dortigen Dornbusch'schen Fabrik an die daselbst beschäftigten Arbeiter wurde mit Vorbehalt jederzeitigen Widerrufs ertheilt. Ebenso entsprach der Bezirks-Ausschuß dem Gesuche Otto Grahl's in Reinhardtsgrimma um Konzession zum Ausschank von bayrischem Bier und Wein unter der Voraussetzung und Bedingung, daß das betreffende Lokal, was noch zu erörtern sei, den polizeilichen An forderungen genüge und der Schankbetrieb tatsächlich auf die beiden gedachten Getränke beschränkt bleibe. Dagegen wurde das Gesuch Gottfried August Seiferts in Oberhäslich um Erlaubniß zum Fortbetrieb der von ihm käuflich erworbenen Lotze'schen Gastwirthschaft da selbst abgelehnt, da mit Rücksicht auf den durch die Eröffnung der Eisenbahn, sowie auch schon früher durch Herstellung neuer Verkehrswege verminderten Verkehr in Oberhäslich ein Bedürfniß zum Fortbetrieb der Lotze'schen Konzession gegenwärtig nicht mehr an zuerkennen sei. Die Dispensationsgesuche zu Grundstücks-Dismem brationen bei Fol. 24 von Schönfeld, Fol. 29 von Waltersdorf, Fol. 37 von Obercarsdorf und Fol. 39 von Reinhardtsgrimma, sowie die Hin- zuschlagung des Fol. 143 von Stadt Bärenstein zum dasigen Rittergut fanden, bez. unter Konsolidations bedingung, Genehmigung. Anlangend die Ueberweisung mehrerer, zum Ge meindebezirk Specht ritz gehöriger Parzellentheile in den Gemeindebezirk Lübau und die dadurch bedingte Veränderung der Verwaltungsbezirksgrenzen Dippoldis walde und Dresden-Altstadt, so beschloß der Bezirks- Ausschuß in Rücksicht auf § 2 des Gesetzes vom 21. April 1873 auf Grund des allerseits erklärten diesfallsigen Einverständnisses die Zustimmung hierzu bei der Bezirksversammlung zu befürworten und ge nehmigte derselbe hierauf nach 8 7 in Verbindung mit Z 83 der revid. Landgemeinde-Ordnung definitiv die von der Königl. Oberforstmeisterei beantragte Aus- bezirkung verkaufter Waldparzellen aus den Staats forstrevieren Nassau und Rechenberg und deren Zuweisung zum Gemeindebezirk Rechenberg. Zu der Aufnahme von Kapitalien feiten der Ge meinden Hennersdorf und Ruppendorf bei Kreditinstituten behufs Abstoßung der Kaufgelder für die bewirkten Gutsankäufe, insoweit diese Kaufgelder nicht durch den Erlös für das Inventar und bez. durch den Wiederverkauf eines Theiles des Gutes ge deckt werden, wurde unter der Voraussetzung ange messener Tilgung der Kapitalien Genehmigung ertheilt. Weiter gab der Bezirks-Ausschuß seine Zustimmung zu der Seiten des Stadtgemeinderaths zu Frau en - stein behufs der ganz oder theilweisen Abtragung im Interesse des Straßenbaues Dippoldiswalde-Frauen stein beschlossenen Veräußerung des ehemaligen Pfarr scheunengrundstücks, vorausgesetzt, daß der erzielte Kaufpreis zu Abstoßung der von der Stadtgemeinde gezahlten Kaufsumme mit verwendet werde, genehmigte sodann im Einverständniß des Gemeinderathes zu Kreischa die Uebertragung der Gutsvorstehergeschäfte des Rittergutsbezirkes Kreischa auf den dasigen Ge- memdevorstand, und entschied in einer Unterstützungs wohnsitzstreitigkeit zwischen Reichenau und Schön - seid zu Gunsten Reichenaus. Nachdem sich hierauf der Bezirks-Ausschuß in Be zug auf die Bewirthschaftung der Gemeindewaldungen nach entgegengenommenem Vortrag des Ergebnisses der von den Gemeinden erforderten bezügl. Anzeigen über die weiter zu treffenden Anordnungen in den einzelnen Fällen geeinigt, sowie von der Entschließung des königl. Finanzministeriums in Bezug auf die vom Bezirks- Ansschuffe bedingungsweise genehmigte Ueberweisung