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DK „W«l»«ri». Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis vierteljährlich 1 M. A> Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-MW. Amtsblatt Inserat«, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blatte« eine sehr wirk- same Beröreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — La« bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle» Lheile, di« Kpaltenzeil« 20 Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Wntsgerichle und die SLadirälhe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Nr. 48. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, den 34. April. Als wir gestern früh zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs erwachten, hatten sich die Fluren ringsum mit einer weißen Schneedecke überzogen, und ein naßkalter Wind fegte durch die Straßen. Dadurch wurde zwar der Flaggenschmuck einigermaßen beeinträchtigt, aber sonst verlief die Feier würdig und ungestört. Früh Reveille des Stadtmusikkorps, um 10 Uhr Schulaktus, um 11 Uhr Festmusik auf dem Markte, um 2 Uhr Festdiner auf dem Rathhause. Beim Schulaktus sprach Herr Lehrer Eidner über die historische Bedeutung der Albrechtsburg. Er behandelte in entsprechender Weise zunächst die Vorgeschichte, wo das alte markgräfliche Schloß ein mächtiges Bollwerk gegen die mächtigen Feinde des deutschen Reiches war, schilderte dann den Bau der Albrechtsburg durch Albrecht den Beherzten «!s ein rühmliches Zeugniß fürstlicher Hochherzigkeit und gothischer Baukunst, dann die fertige Burg als Stätte wichtiger geschichtlicher Ereignisse (Reformation und 30jähriger Krieg), in späterer Zeit als Wiege einer hochbedeutenden deutschen Industrie und Kunst fertigkeit, endlich in ihrer nunmehr vollendeten Restau ration als Zeugniß kunstliebender Fürstenhuld und moderner Kunstentwicklung. Der stofflich so reiche Vortrag gab vielfach, besonders in seinem letzten Theil, -Gelegenheit, dem Tage ziemende patriotische Gedanken und Empfindungen anzuregen, woran es denn auch der Redner nicht fehlen ließ. Zu bedauern war der gegen andere Jahre zurückstehende Besuch des Fest- aktus, der durch Choral- und Ariengesang begonnen, bez. beschlossen wurde. — Den Trinkspruch auf Se. Majestät beim Festdiner auf dem Rathhause brachte Herr Bürgermeister Voigt. Die Versammlung hörte ihn stehend an und stimmte zum Schluß die Sachsen- chymne an. — Tags vorher hatte der hiesige Militär verein durch ein in Reinholdshain veranstaltetes Kränz chen eine Vorfeier des festlichen Tages veranstaltet. — Unser Bähnchen. — Nach und nach ver größert sich der Verkehr auf unserer Bahn, wie die nachstehende Frequenz der Monate Februar und März ersehen läßt. Verausgabt wurden Monat Februar: Tourbilleis TageSbilletS Militär!). 1I.Kl.IIl.Kl. II.Kl. Ill.Kl von Dresden . . 24 181 81 395 — „ Hainsberg. . 44 411 38 410 21 „ Dippoldiswalde 71 521 143 982 14 v. d. übr. Haltestellen 49 615 93 1444 12 188 1728 355 3231 47 Summa 5549. 568 420 1320 1798 9 66 59 Tourbillets II.Kl. Ill.Kl. . 40 257 37 490 TaqesbilletS Militärb. II.Kl. Ill.Kl. 139 64 181 154 Monat März: von Dresden . „ Hainsberg. „ Dippoldiswalde 58 594 v. d. übr. Haltestellen 63 814 198 2155 538 4106 134 Summa 7131. Dann wurden im Monat Februar 1075 557 kß Güter, „ „ März 1210525 „ „ transportirt. Da vom 18. d. M. ab niedrigere Fracht sätze für Steinkohlen aus dem Plauenschen Grunde und für Hölzer eingetreten, so wird natürlich der Mo nat April sicher eine ganz hübsche Vermehrung der Transporte zu verzeichnen haben. Die erwähnten Frachtsätze sind in den Güterexpeditionen zu erfragen. Ebenso ist es als ein Fortschritt zu bezeichnen, daß -auch Vieh in Wagenladungen unter gewissen Bedin gungen aufgegeben werden kann. — Da die unter den Schulkindern in Röthen bach aufgetretene Masern-Epidemie nunmehr als er loschen zu betrachten ist, ist von der kgl. Bezirksschulin spektion zur Wiedereröffnung der gedachten Schirle Ge nehmigung ertheilt worden. Donnerstag, den 26. April 1883. K Frauenstein. (Kgl. Amtsgericht.) Ver handlungstermin am 27. April 1883. Vorm. 9 Uhr: Zivilprozeßsache Ernestinen Wilhelmine» verehl. Richter, geb. Schmidt, in Nechenberg gegen den kgl. sächsischen Sportelfiskus wegen Freigabe gepfändeter Gegenstände. Glashütte. Dem Vernehmen nach beabsichtigt Herr Tanzlehrer Göhring mit 8 Herren und 8 Damen im Nationalkostüm die schon in den Gasthöfen von Lock witz, Mügeln und Gruna mit großem Beifall ausge führte spanische Tanzaufführung Ende Mai im Gast hof zum „goldenen Glas" hier zu wiederholen. Dresden. Ihre Majestäten der König und die Königin werden Sonnabend, den 28. April, Vor mittags 10 Uhr, von Meran wieder eintreffen. Der König wird zunächst im Residenzschloß abtreten, während die Königin sich nach der Villa in Strehlen begiebt, woselbst die Majestäten von da ab ihren Aufenthalt nehmen werden. — Aus guter Information können wir berichten, daß außer dem ausscheidenden Abg. I)r. Stephani- Leipzig, dem Führer der Nationalliberalen in unserer zweiten Kammer, keiner der ausscheidenden Abgeord neten di« bestimmte Verzichtleistung auf eine Wie derübernahme des Mandats ausgesprochen hat. Es sind besonders auch die Gerüchte von einem Verzicht des Präsidenten der Kammer, Zittauer Oberbürger meister Haberkorn, und des konservativen Abgeord neten Geh. Hofrath Ackermann falsch. — Die zweite diesjährige Quartalsitzung des kgl. Schwurgerichts zu Dresden begann Mittwoch, den 25. April, und sind die Hauptverhandlungen bis mit Mittwoch, den 2. Mai, anberaumt. Es finden insgesammt an 7 Sitzungstagen 13 Verhandlungen gegen 17 (15 männliche und 2 weibliche) Angeklagte statt, und zwar gegen 2 wegen Urkundenfälschung und Betrugs, gegen I wegen Brandstiftung, gegen 1 wegen Meineids, gegen 4 wegen Sittlichkeitsverbrechen, gegen I wegen Mordes, gegen 2 wegen Verbrechen im Amte, gegen 2 wegen Raubes rc. und gegen 4 wegen Auf ruhrs rc. Freiberg. Die Gewerkschaft des Berggebäudes Himmelsfürst Fundgrube hinter Erbisdorf hat für das Jahr 1882 eine Ausbeute von 600 M. auf den Kux; die Gewerkschaft Himmelfahrt Fundgrube gewährt, laut Beschluß der Generalversammlung vom 18. April, da gegen eine Ausbeute von 400 M. pro Kux. — Der aus Waldheim entsprungene, schon mehr fach genannte Zuchthäusler Mitreuter, welcher auch eingestanden hat, den kürzlich geschehenen Einbruch in der Pfarre zu Frankenau verübt zu haben, hat nach träglich auch zugegeben, daß er die daselbst aufbewahrt gewesenen Staatspapiere mit gestohlen und in der Nähe Frankenaus vergraben habe. Auf dieses Geständ- niß hin wurde am Donnerstag der Verbrecher im Bei sein des Staatsanwalts von Chemnitz unter starker Bedeckung nach der Gegend überführt, in der angeb lich die Papiere versteckt sein sollten. Nach längerem Suchen fand man dieselben auch in dem in der Nähe liegenden Gehölz bei Topfseifersdorf. Dec Ein brecher hatte die Werthpapiere in die Aermel seiner Züchtlingsjacke geborgen und dieselbe nebst einer La terne verscharrt. Tagesgeschichte. Berlin. Der Kronprinz von Preußen hat sich am 23. April mit seiner Gemahlin und kleinem Ge folge über Leipzig und München, wo eintägiger Au fenthalt genommen wurde, nach Venedig begeben. Am 12. Mai, zur Eröffnung der Hygieneausstellung, wird der Kronprinz wieder in Berlin sein, die Kronprinzeß aber erst nach Pfingsten dahin zurückkehren. — Man glaubt, daß der Kronprinz mit dem König Humbert von Italien in Monza bei Mailand eine Zusammen kunft haben werde. 48. Jahrgang. — Prinz Wilhelm wird sich in den nächsten Tagen nach Wien begebek und an den Auerhahn- Jagden in Steiermark theilnehmen. — Die ziemlich große Mehrheit, mit welcher die in den ersten 5 Paragraphen des Krankenkassen gesetzes enthaltenen grundlegenden Bestimmungen im Reichstage zur Annahme gelangten, macht das Zu standekommen des ganzen Gesetzes und die nunmehr rascher vorwärts gehende Erledigung der Einzelbe stimmungen desselben sehr wahrscheinlich. — Der Reichskanzler hat beim Bundesrathe bean tragt, daß für Rechnung des Reiches von den Zwan zigpfennigstücken ein Betrag von 3 Mill. Mark einzuziehen und in Ein- und Zweimarkstücke umzu prägen sei. Es befinden sich jetzt noch I'/» Mill. M. dieser Münze in den preußischen Kaffen, für welche ein Bedarf nicht vorhanden; aus den süddeutschen Staaten ist ein Begehr für diese Münzsorte feit langer Zeit nicht dagewesen und auch bei der Reichsbank wird dieselbe nur selten und in kleinen Beträgen ge wünscht. Den Bedürfnissen des Verkehrs nach kleinen Münzen wird ja auch durch die mehr erwünschten Zehnpfennigstücke in ausreichender Weise entsprochen. — In Breslau wurde der Inhaber eines Bier versandtgeschäfts, M. Tichauer, wegen des Verkaufes von Radeberger Böhmischen Biere statt des Pil sener aus dem bürgerlichen Brauhause, zu längerer Gefängnißstrafe verurtheilt. Der Angeklagte hatte in mehr als tausend Fällen einige Jahre hindurch sogen. Versandtbier nach Kulmbacher Art aus der Görützer Aktienbrauerei und Böhmisches Bier aus der Rade berger Brauerei als echt Culmbacher Bier von Sand ler in Culmbach und echt Pilsener Bier aus dem bür gerlichen Brauhause zu Pilsen zu Preisen verkauft, wie er sie ursprünglich für die echten Biere verlangt hatte. Aus der Kundschaft war keine Klage gegen die gelieferten Biere erhoben, auch wurde nachgewiesen, daß die an Qualität gleichen Biere in Görlitz und Radeberg den gleichen Einkaufspreis haben, als das Pilsner und Culmbacher. Jndeß wurde von dem Staats anwalt, dem von einem ehemaligen Bierfahrer des Bier versandtgeschäfts eine Denunziation aus Rache zuge stellt war, darauf Gewicht gelegt, daß Spesen, Fracht und Steuer das echte Culmbacher und das echte Pil sener Bier um etwa 8—10 Mk. pro Hectoliter gegen die Görlitzer und Radeberger Biere vertheuerten, und also Tichauer sich durch die Behauptung, echtes Eulm- bacher und Pilsener Bier aus den beiden genannten Brauereien zu liefern, einen widerrechtichen Vortheil verschafft hat. Er beantragt I Jahr Gefängniß und 1000 Mk. Geldstrafe, sowie 2 Jahre Ehrverlust. Der Gerichtshof erkannte auf sechsmonatliche Gefängniß strafe. — Aus Lübbenau wird berichtet: In Folge des Hochwassers des vorigen Jahres konnte auf den Spreewaldwiesen fast gar nichts geerntet werden. Das alte stehengebliebene Gras hat nach dem Fallen des Wassers sich gesenkt und bildet einen so dichten Filz, daß das junge Grün keinen Durchgang finden kann, und die Wiesenbesitzer müssen das dürre trockne Gras anzünden. Dies giebt Luft und die Asche einen kostbaren Dünger. Den Passagieren mehrerer von Ber lin kommenden Eisenbahnzüge bot sich ein solcher Prai- riebrand dar, und die meisten konnten sich die wunder bar schöne, mannshohe Feuererscheinung nicht erklären. Oesterreich. In Wien haben am Montag zahl reiche Bäcker die Arbeit eingestellt, und weitere Arbeits einstellungen stehen in Aussicht. Es mußten 200 Mi litärbäcker in Verwendung genommen werden. Ein Bäckergehilfe, der aufreizende Flugschriften ausstreute, wurde verhaftet. — Die in» Ningtheater-Prozeß Verhafteten, Jauner, Nitsche und Geringer, sind ihrer Haft entlassen. — An der deutschen Universität in Prag haben sich für das nächste Sommersemester 1424 Hörer ein-