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hiesiger Stadt zu eigen gemacht, dies war zu entnehmen aus den beredten Worten, welche bei dieser Abschieds feierlichkeit zu vernehmen waren, sowie aus einem kost baren Geschenk, welches ihm die Beamten des hiesigen Amtsgerichts überreichten. Die besten Wünsche be gleiten ihn in sein neues Amt. Pirna. Von der hiesigen kgl. Amtshauptmann- schast ist in Uebereinstimmung mit dem Bezirksaus schüsse angeordnet worden, daß Personen beiderlei Ge schlechts vor erfülltem 17. Lebensjahre, welche beim Besuche von öffentlichen Tanzvergnügungen betroffen werden, mit Geldstrafe bis zu 100 Mark oder ent sprechender Haftstrafe zu belegen sind, auch wenn sie sich in Begleitung Erwachsener befinden. Stolpen. Im hiesigen Raths-Archive hat man kürzlich ein Aktenstück von 1756 aufgefunden, in wel chem die, am Anfang des 7jährigen Krieges durch die Preußen erfolgte Besetzung und theilweise Zerstörung des Schlosses Stolpen sehr ausführlich beschrieben ist. Es ist darin mitgetheilt, daß, nachdem der Kom mandant des Schlaffes erschossen und dieses durch einen Handstreich genommen war, sämmtliche Geschütze, große Pulvervorräthe, Gewehre rc. in den tiefen Schloß brunnen geworfen worden sind. Durch diese Nieder schriften des damaligen Stadtschreibers sind die bis herigen Vermuthungen bestätigt worden, und es würde daher eine Ausgrabung des Brunnens, wie sie vom Alterthums - Verein zu Dresden bereits geplant war, gewiß manches Interessante zu Tage fördern. Riesa. Es heißt hier, daß in nächster Zeit die beiden Amtsgerichte Strehla und Lommatzsch auf gehoben werden sollen. Hierdurch würde die Stadt Riesa einen bedeutenden Verkehrszuwachs erhalten, da infolge der Einziehung der genannten Amtsgerichte eine Anzahl Ortschaften derselben dem Riesaer Amtsgerichts bezirke einverleibt werden würde. Die Stadt Strehla soll zu Oschatz kommen, die Stadt Lommatzsch dem Amtsgericht Nossen zugewiesen werden. Auch von dem Amtsgericht Großenhain sollen 17 Ortschaften abge zweigt und dem Riesaer Gerichtsbezirk unterstellt werden; dasselbe solle mit mehren Ortschaften geschehen, die jetzt nach Meißen gehören. Leipzig. Eine Verschönerung des Augustusplatzes steht nächstens bevor, indem da? städtische Museum nach den Beschlüssen der Kollegien zwei Flügelan bauten erhalten wird. Der Totalbau, wie er nach seiner Vollendung sich präsentiren soll, verspricht eine schöne und effektvolle Erscheinung, die sich mit dem auf der entgegengesetzten Seite stehenden stolzen Bauwerk des neuen Theaters messen kann. Vor das, in seinem Aeußern umaestaltete Museum kommt ein monumen taler Springbrunnen. — 174 — Leipzig. Wahrscheinlich in Folge der rauhen, scharfen Luftströmungen ist in den letzten 4 Woche» die Kindersterblichkeit hier eine außerordentlich hohe gewesen: von 301 Tovesfällen in dieser Zeit, einschließlich 19 todtgeborenen, betrafen 140 Todes fälle Kinder unter dem 9. Jahre. Tagesgeschichte. Berlin. Wie es heißt, soll der Kaiser am 15. April zu längerem Aufenthalt in Wiesbaden ein treffen. Offiziell bestätigt ist die Mitheilung aber noch nicht. — Auf der Rittergutsfeldmark des in der Nähe von Berlin gelegenen Dorfes Lichtenberg ist am Sonnabend Mittag ein entsetzlicher Mord und Selbst mord verübt worden. Ein junger Mensch von 25 Jahren hat ein etwa 12 jähriges Mädchen durch die Brust geschossen, so daß sofort der Tod eintrat. Als man den Mörder verfolgte und er nicht entrinnen konnte, zog er das Terzerol nochmals aus der Tasche und schoß sich ebenfalls in die Brust, worauf er todt zu Boden stürzte. Die Persönlichkeit des Mörders und seines Opfers sind noch nicht festgestellt. Kassel. Hier hat sich am 29. März der „deut sche Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke" konstituirt. Es waren gegen 50 ange sehene Männer von auswärts zugegen; Professor Noffe aus Bonn leitete die Versammlung; viele neue Mit glieder, darunter Graf Moltke, wurden angemeldet. An die Festsetzung der Vereins-Statuten schlossen sich Vorträge über die Schenkfrage, über die Aufklärungen, welche die Alkoholsrage von der Wirksämkeit des Ver eins zu erwarten habe, und über den Branntwein und die englische Gesetzgebung. Frankreich. Behufs Einführung von Repetir- waffen in der französischen Linien-Infanterie hatte der Kriegsminister eine Spezial-Kommission zur Prü fung dieser Frage eingesetzt. Diese Kommission hat nunmehr festgestellt, daß die Umwandlung des jetzigen Gewehres in ein Repetir-Gewehr schlechterdings un möglich sei. Die Kosten der Beschaffung neuer Ne- petirgewehre für die ganze Armee sind auf 30 Mill. Frcs. veranschlagt. — In dem Hüttenwerke Marnaval bei Saint Dizier im Departement Haut-Marne fand am 1. April eine Kessel-Explosion statt, wobei 26 Personen ge- tödtet und 38 verwundet wurden. Rußland. Nunmehr hat auch Rußland eine große Wassersnoth. Aus Charkow — der Hauptstadt der Ukraine, einem der wichtigsten südrussischen Handels plätze — wird berichtet: Durch das Austreten des Flusses ist eine Ueberschwemmung eingetreten; der Bazarplatz, mehrere Straßen und die Vorstädte stehen unter Wasser, viele Kaufläden rc. sind überfluthet, die Lehranstalten geschlossen; auch Menschenleben sind zu Grunde gegangen. — Der Hausminister, der Zeremonienmeister und ein Staatsrath sind von Petersburg nach Moskau ge reist, um an Ort und Stelle die Vorbereitungen zur Krönung zu leiten. — Inzwischen sucht tsie Polizei aller Orten noch möglichst viel „Verdächtige" einzu sperren. Königliches Landgericht Freiberg. (Aus dem „Freib. Auz.") Verhandlungen vom LS. März. Angeschuldigt war der Wirthschaftsbes. und Haus schlächter Börner in Reinholdshain des Verstoßes gegen § 12 des Reichsgesetzes vom 14. Mai 1879. Börner kaufte Ende vorigen Jahres eine Kuh, die zu Anfang Januar zwei todte Kälber zur Welt brachte und dann in Folge einer Entzündung erkrankte. Der zu Nathe gezogene Herr Bezirksthierarzt Lehnert er klärte den Zustand der Kuh für bedenklich und dem zufolge entschloß sich der Angeklagte, das Rind zu schlachten und zu verpfunden, damit er wenigstens einigermaßen seinem Schaden wieder beikäme. Nach den, Schlachten ließ er das Fleisch durch Hrn. Lehnert besichtigen, wobei er diesem erzählte, daß er (Börner) mit seiner Familie bereits von dem Fleische gegessen habe, ohne daß irgend welche Nachtheile sich bei ihnen eingestellt hätten. Jedoch auf Grund früher gemachter Erfahrungen glaubte Herr Lehnert den Genuß dieses Fleisches nicht so ohne Weiteres gestatten zu dürfen und ertheilte deshalb dem Angeklagten die Anweisung, das Fleisch nur in gepökeltem Zustande, und dann auch nur für den eigenen Hausbedarf zu verwenden, auf keinen Fall aber in frischen« Zustande davon Ge brauch zu machen. Nichtdestoweniger hat Börner bei nahe das sämmtliche Fleisch an eine Anzahl von Leuten aus Reinholdshain und Umgegend verkauft und zwar das Pfund zu 35 Pfg. Bei einigen solcher Konsu menten, namentlich beim Handarbeiter Baumgart in Dippoldiswalde und dessen 6jähriger Tochter, hatte sich Erbrechen eingestellt. Es war jedoch nicht zur Genüge nachzuweisen, daß diese Erscheinungen im ur sächlichen Zusammenhangs gestanden mit dem Genüsse jenes Fleisches. — Immerhin muß aber der Ange klagte auf Grund des bezirksthierärztlichen Verbotes gewußt haben, daß das Fleisch geeignet war, die menschliche Gesundheit zu schädigen, und wird er des halb wegen Verletzung der Eingangs gedachten Ge setzesstelle init 2 Wochen Gefängniß belegt. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Nach einer Verordnung des Königl. Ministerium des Innern sind die nach Z 8 Absatz 2 bis 5 der Ausführungsverordnung zur Gewerbeordnung vom 16. September 1869 zu führenden tabellarischen Verzeichnisse über die ertheilten Anzeigebescheinigungen nebst Nachträgen von der Gewerbepolizeibehörde, gleichzeitig mit Abgabe der beglaubigten Abschrift an die Bezirkssteuereiunahme, der Königl. Kreishauptmannschaft abschriftlich zu überreichen, um die gesammelten Abschriften sodann der Fabrikeninspektion zuzufertigen. Die Herren Bürgermeister der mittleren und kleinen Städte, sowie die Herren Gemeindevorstände des hiesigen Verwaltungsbezirkes werden daher andurch ver anlaßt, von den gedachten Verzeichnissen halbjährlich und zwar in den ersten 8 Tagen nach Ablauf der Monate Juni und Dezember jeden Jahres eine zur Einreichung bei der Königl. Kreishauptmannschaft bestimmte Abschrift anher abzu geben, eventuell Vakatschein einzureichen. Gleichzeitig werden mit Rücksicht darauf, daß nach derselben Verordnung alljährlich eine Zählung der Fabrikarbeiter vorgenommen und zu diesem Zwecke die erforderlichen Formulare denjenigen Gewerbeunternehmern, welche Fabrikarbeiter im Sinne der Gewerbeordnung beschäftigen, behufs Ausfüllung dieser Formulare am 1. Mai zugesertigt werden sollen, die gedachten Herren Bürgermeister und Gemeindevorstände andurch angewiesen, unverzüglich und spätestens innerhalb 3 Tagen von Veröffentlichung dieser Bekanntmachung an die Namen der in ihren Gemeinden aufhältlichen Gewerbeunternehmer vorbezeichneter Art anher anzuzeigen. Dippoldiswalde, den 24. März 1883. Königliche Amtshanptmannfehaft. von Keßinger. Ludwig. Bekanntmachung. Nachdem am heutigen Tage der bisherige Standesbeamte in dem zusammen gesetzten Standesamtsbezirke Sadisdorf, Herr Gemeindeältester Carl Gottlob Püschel von da als Stellvertreter des Standesbeamten daselbst und an seiner Statt der bisherige Stellvertreter, Herr Gemeindevorstand Hermann Berger von da als Standesbeamter in Pflicht genommen worden sind, wird dies hiermit zur öffentlichen Kenntnih gebracht. Dippoldiswalde, am 30. März 1883. Königliche Amtshauptmannfchaft. von Keßinger. Ludwig. Bekanntmachung. Nachdem am heutigen Tage der Schachtmeister Carl August Frenzel in Berreuth als städtischer Straßenmeister an- und in Pflicht genommen worden, wird dies andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dippoldiswalde, am 31 März 1883. Der Stadt rat h. Voigt, Brgrmstr. Bekanntmachung. Das den« K. Eisenbahnfiskus gehörige, zur Zeit noch vom Eisenbahnpersonal bewohnte, in der Flur Rabenau gelegene, vormals Kästner'sche Grundstück, be stehend aus dem Wohnhause, Brd.-Kat. Nr. 72, Flurb. Nr. 109a, der Garten parzelle 109 b und dem Grundstück Nr. 110 des Flurbuchs für Rabenau, soll im Wege des Meistgebots veräußert werden. Kaufgebote sind an den Unterzeichneten schriftlich zu richten, in dessen Bureau, Dresden-A., Strehlener Straße Nr. 7 part., in der Vormittagszeit von 10 bis 12 Uhr, auch die näheren Bedingungen erkundet werden können; letztere sind auch beim Haltestellenaufseher in Rabenau einzusehen. Die Besichtigung des Grundstücks ist freig «stellt. Dresden, ain 2l. März 1883. Der Königliche Kommissar für Staatseifenbahnban. Finanzrath Schreiner. Bekanntmachung. Z««m Anschluß an den 11 Uhr 41 M. Nachts von Dresden in Hainsberg ankommenden Zug geht Mittwoch, den 4. April d. I., ein Gxtrazug von Hainsberg bis Schmiede berg, welcher die zum Besuch des Theaters rc. von Dresden zu rückkehrenden Passagiere zu den gewöhnlichen Billetpreisen befördert. Der Zug nimmt nur Passagiere in Hainsberg auf, setzt aber auf allen Stationen und Haltestellen Passagiere ab. Königliche Bahnverwaltung Dippoldiswalde, den 31. März 1883.