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Wchnih-Mlng Verantwortlicher Redacteur: C-rl Ahne in Dippoldiswalde. Inserat«, welch« bei der bedeutenden Auflage de» Blattes «in« s«hr w«k- same Berbreitunä finden, werden mit 10 Pfg. di« Epaltenzeile oder deren Raum berechnet, — Ta bellarische und complieirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltrnzeile M Pfg. Die . „Wei-«r»tz.8ettung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sk Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 4S Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- statten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschast Mppoldiswlllde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Nr. 26. Sonnabend, den 3. März 1883. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die Verhandlungen im preu ßischen Abgeordnetenhause über den Kultus-Etat zeich neten sich diesmal neben den üblichen „Kulturkampf reden" der Zentrumsredner durch verschiedene interessante Debatten aus, die sich über den Rahmen einer parla mentarischen Verhandlung weit hinaus erhoben. Es war dies namentlich in der Montags-Sitzung der Fall, in welcher das Kapitel „Universitäten" zu einer Dis kussion führte, die vollständig den Charakter einer theo logisch - naturwissenschaftlichen Disputation annahm. Anknüpfend an eine Rede, welche der derzeitige Rektor der Berliner Universität, Prof. Dubois-Neymond, jüngst in der Akademie der Wissenschaften über den Darwinismus gehalten, war von den Abgeordneten Stöcker und in noch höherem Maße von Herrn Windt- horst, dem Führer des Zentrums, gefordert worden, daß die Wissenschaft von Staats wegen angehalten werden solle, mit ihren Forschungen vor dem von der Kirche für sich in Anspruch genommenen Gebiete Halt zu machen. Von Seiten der Liberalen übernahm es Prof. Virchow, die Angriffe Stöckers auf die freie Wissenschaft zurückzuweisen, was der berühmte Gelehrte in der ihm eigenen, vornehmen und gewinnenden Art that. Auf die Rede Windthorsts, welche in der For derung gipfelte, daß die Kirche von den Fesseln des Staates völlig befreit werde, entgegnete Kultusminister v. Goßler, indem er die Ansicht vertrat, daß weder die wahre Religion von der Wissenschaft, noch letztere von jener etwas zu befürchten habe. Im klebrigen wurden die für die einzelnen Universitäten geforderten Positionen ohne erhebliche Debatte bewilligt. Daneben kamen noch eine ganze Reihe von Spezialfragen, wie die Ueberbürdung der Schüler, die Negulirung der Gehaltsverhältnisse der Gymnasial-Lehrer, die Erwei terung der den Realschulen erster Ordnung zu ertei lenden Berechtigungen rc. zur Sprache, wodurch die Debatten wesentlich in die Länge gezogen wurden. — Die Hoffnungen auf einen baldigen Frieden oder auch nur Waffenstillstand mit Rom, welche durch den Briefwechsel zwischen Kaiser und Papst auf's Neue geweckt worden waren, sind wieder etwas gesunken, seitdem der genaue Inhalt der beiden päpstlichen Schreiben bekannt geworden ist. Trotzdem scheinen -aber die Verhandlungen zwischen Preußen und Rom einstweilen weitergesührt werden zu sollen, wenigstens ist am Montag, wie aus Nom gemeldet wird, die Antwort Kaiser Wilhelms auf den jüngsten Brief des Papstes im Vatikan eingetroffen, und man darf nun gespannt sein, welche Aufnahme das kaiserliche Schrei ben — über dessen Inhalt Genaues noch nicht bekannt ist — seitens der Kurie finden wird. Oesterreich-Ungarn. In Oesterreich durchschwirren allerhand Gerüchte von bevorstehenden Ministerkrisen die Luft, ohne daß hierbei gesagt wird, welche Mit glieder des Kabinets Taaffe in ihren Stellungen be droht seien. Wahrscheinlich verdanken diese Gerüchte ihre Entstehung der zweideutigen Lage, in welcher sich die Regierung des Grafen Taaffe wieder einmal der polnisch-czechisch-klerikalen Majorität des Reichsrathes gegenüber befindet. Die Czechen sind unzufrieden mit den Konzessionen, welche den Polen in der Schulgesetz novelle gemacht worden sind, und wollen nun ein Gleiches auch für sich herausschlagen; die klerikale Partei hat in der Schulfrage ebenfalls noch besondere Wünsche in petto, und da werden wohl auch die Slo- venen nicht zurückbleiben. Diesen immer neu heran stürmenden Forderungen der Reichsraths-Majorität gegenüber hat das Kabinet Taaffe einen schwierigen Stand, und die Anfang dieser Woche im Abgeordneten hause begonnene General-Debatte über das Budget giebt dem Kabinet volle Gelegenheit zur Entfaltung seiner alten Kunst, zwischen den einzelnen Parteien hin und her zu laviren. Frankreich. In Frankreich läßt die parlamen ¬ tarische Entscheidung in der Thronprätendenten-Frage noch immer auf sich warten und selbst die Vermittelung zwischen Senat und Deputirtenkamnier in Betreff des Entwurfs Barbey hat keine Fortschritte gemacht. Unter dessen ist die französische Regierung durch die Dekrete, welche die Herzöge von Aumale, Alenyon und Chartres ihrer militärischen Funktionen entheben, gegen die Prätendenten praktisch vorgegangen, und man kann annehmen, daß sie auch vor dem letzten Schritte — die eventuelle Ausweisung der Prinzen — nicht zurück schrecken wird, sobald sie hierzu die Ermächtigung des Parlaments erhalten haben wird. In Bezug auf die auswärtige Politik scheint jedoch das Kabinet Ferry bedenkliche Bahnen einschlagen zu wollen; Herr Challemel- Lacour, der Minister des Auswärtigen, hat dem Ver treter Frankreichs auf der Londoner Donau-Konferenz ganz andere Instruktionen ertheilt, als derselbe von Falliores erhalten halte, und die Befürchtung ist nicht ausgeschlossen, daß das ziemlich gelungene Einigungs werk der Konferenz durch eine veränderte Haltung Frankreichs wieder in Frage gestellt wird. England. Die irische Frage, welche seit geraumer Zeit in alle Verhandlungen des englischen Parlaments hineinspielt, bildet auch in dieser Session den rothen Faden, welche sich durch die parlamentarischen Debatten zieht. Im Unterhaus« brachte in der Adreß - Debatte Parnell, das Haupt der irischen Partei, ein Amende ment ein, welches die Verwaltung, die Ausnahme-Gesetze und die Rechtspflege in Irland einer äußerst scharfen Kritik unterzieht. Parnell gab hierbei Erklärungen ab, die fast revolutionär zu nennen sind; so äußerte er, Irland sei nie feindseliger gegen England gesinnt gewesen, als jetzt. Das Amendement wurde schließlich gegen die Stimmen der Anhänger Parnells verworfen. Daß die Stimmung der Iren gegen England eine er bitterte ist, wird leider durch verschiedene Umstände dokumentirt und namentlich hat der irisch-fenische Ge heimbund seine Attentats-Politik noch nicht eingestellt, wie die Auffindung eines mit Dynamit gefüllten und an den Vize-König von Irland adressirten Briefes be weist. Herr Gladstone wird darum wohl bald zu der Einsicht kommen, daß es mit der von ihm Irland gegenüber eingeschlagenen „Politik der halben Maß regeln" nichts ist; entweder Fallenlassen aller Aus nahmegesetze gegen Irland oder die äußerste, konsequent durchgeführte Strenge; auf andere Weise wird die englische Regierung schwerlich zur Wiederherstellung friedlicher Zustände auf der „grünen Insel" gelangen. Rußland. Für die in dem russischen Kabinet gegenwärtig herrschende Strömung ist die Suspension des „Golos", des bedeutendsten liberalen Blattes Rußlands, ein bedeutsames Symptom. Der Minister des Innern, Graf Tolstoi, hat diese Maßregel, welche das Erscheinen des genannten Blattes auf sechs Mo nate verhindert, selbst angeordnet, da ihm die Kritik, welche der „Golos" an der gesammten Politik des Petersburger Kabinets ausübte, augenscheinlich unbe quem geworden ist. Diese Knebelung der öffentlichen Meinung bildet aber einen bedenklichen Prolog zu den bevorstehenden Krönungs-Feierlichkeiten in Moskau, welche durch derartige willkürliche Regierungsakte viel von ihrem segenverkündenden Schimmer verlieren. Spanien. In Südspanien ist die Existenz eines weitverzweigten Anarchisten - Bundes entdeckt worden, infolge dessen gegen 361 Verhaftungen erfolgt sind. Auf das Konto dieses Geheimbundes werden alle in Süd-Spanien in der Gegend zwischen Sevilla und Cadix seit Jahresfrist begangenen „Agrarverbrechen" gesetzt. Die Gerichte haben zahlreiche Dokumente auf gefunden, welche den Zusammenhang der Bande mit der „Internationale" darthun. Da gleichzeitig in Belgien das Vorhandensein eines ähnlichen Bundes entdeckt worden ist, der unzweifelhaft mit den intellek tuellen Urhebern der Unruhen von Montceau-les-mines (Frankreich) in Verbindung steht, so liegt allerdings die Annahme nahe, daß die internationale Verschwörer ¬ bande den versuchten anarchistischen Putschen in Frankreich sowohl, wie in Spanien und Belgien nicht fern steht. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Februar 467 Einzahlungen im Be trage von 53023 M. 90 Pfg. gemacht, dagegen er folgten 352 Rückzahlungen im Betrage von 54173 M. 27 Pfg. — Geschäfts-Bericht des VorschußvereinS für Dippoldiswalde und Umgegend auf den Monat Februar 1883. Einnahme: 20296 Mark 53 Pf. Kaffenbestand vom vor. Monat 45 - — - Stammeinlagen. 10 - 80 - Eintrittsgelder und Bücher. 5303 - 70 - Spareinlagen. 8224 - 60 - verkaufte Staatspapiere. 57 - 90 - Zinsen von Staatspapieren. 14546 - — - zurückgezahlte Vorschüsse. 251 - 47 - Provision für Vorschüsse. 686 - 07 - Zinsen für Vorschüsse. 49422 Mark 07 Pf. Summa der Einnahme. . Ausgabe: 17528 Mark — Pf. gegebene Vorschüsse. 1377 - 60 - gekaufte Staatspapiere. 18605 - 07 - zurückgezahlte Spareinlagen. 3 - 74 « Zinsen. 4 - — - zurückgezahlte Stammeinlagen und Dividende. 134 - 02 - Regie-Aufwand. 37652 Mark 43 Pf. Summa der Ausgabe. — Angekündigte öffentliche Sitzungen deS königlichen Amtsgerichts zu Dippoldiswalde. In Strafsachen den 7. März, Vorm. 9 Uhr: Haupt verhandlung gegen den Zeugarbeiter Friedrich Emil Scharschuh in Schmiedeberg wegen Diebstahls. In Zivilsachen den 8. März, Vorm. 9 Uhr: Drescher Gustav Hermann Ebert in Dorfhain gegen Mühlenbesitzer Friedrich Büttner in Börlas. — Drescher Heinrich Ernst Ebert in Dorfhain gegen den vorgenannten Büttner. — Gastwirth Clemens Böhme in Rhänitz gegen Oekonom Ernst Röhringer in Wilmsdorf. — Wagenbauer Friedrich Hermann Herzog in Grumbach gegen Milchhdlr. H. Schil ling in Quohren. — Gerichtsvollziehergehilfe Her klotz in Freiberg gegen verehel. Bormann in Kreischa. Nassau, 28. Februar. Am vorigen Sonntage wurde unter Vorsitz des Herrn Kreisvereins-Sekretärö Münzner aus Freiberg eine landwirthschaftliche Be zirks-Versammlung im Gasthof zu Bienenmühle abgehalten. Dieselbe war trotz der sehr ungünstigen Witterung gut besucht und erfreute sich der Antheil- nahme des Hrn. Negierungs-Assessors Lotze aus Sayda sowie verschiedener Herren aus allen Ständen, die nicht Mitglieder landwirthschaftlicher Vereine sind. — Im ersten Vortrage sprach Herr 1)r. Kraus, Lehrer an der landwirthschaftlichen Winterschule zu Freiberg in klarer und eingehender Weise „über die Erschöpfung unseres Bodens und die Mittel, welche der Landwirth ihr gegenüber besitze", betonte namentlich die Noth- wendigkeit der Düngungversuche, wie sie schon früher vom Hofrath Stöckhardt empfohlen worden sind. — Auch der zweite Gegenstand der Tagesordnung: „lieber die Bodenkultur des deutschen Reiches", erregte all gemeines Interesse und kann man ein eingehendes Referat hier weglasscn, da über denselben Vortrag, im landwirthschaftlichen Verein zu Dippoldiswalde von demselben Herrn gehalten, in Nr. 24 der „Wei ßeritz-Zeitung" Ausführliches gesagt ist. — Herr Ziegelei-Direktor Burkhardt von Kleinwaltersdorf sprach über die Ziegelbereitung und zeigte Ziegel vor, von denen der eine durch Zusatz von Kohlenstaub porös