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Wchmh-MtW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithnt in Dippoldiswalde Nr. 16 Donnerstag, den 8. Februar 1883 Tagesgeschichte. Berlin. Die Antwort des Papstes auf das Schreiben des Kaisers Wilhelm ist am 6. Febr. hier eingetroffen. Hamburg. Die Verhandlung gegen den „Sultan" wegen des Zusammenstoßes mit der „Cimbria" wird nächsten Sonnabend beginnen. Das Wrack der „Cim bria" soll, da es ein Hinderniß für die Schifffahrt bildet, in nächster Woche gesprengt werden. Frankreich. Die Ernennung des französischen Generals Thibaudin zum Kriegsminister der französischen Republik hat zu so verschiedener Be- urtheilung Veranlassung gegeben bezüglich der Ehren haftigkeit seines Verhaltens zur Zeit seiner Gefangen schaft während des deutsch-französischen Krieges 1870/71, daß eine Klarstellung des Sachverhaltes erwünscht sein muß. Der „Moniteur officiel du Gouvernement gönöral ü Reims" aus der in Frage kommenden Zeit enthält die amtliche Liste der trotz gegebenen Ehren wortes entwichenen kriegsgefangenen französischen Offi ziere. Auf dieser Liste befindet sich gub Nr. 45 an gegeben: „Thibaudin, Oberst vom 67. Infanterie-Regi ment, gefangen in Mainz und von da entflohen". Es fragt sich somit nur, ob dieser Oberst Thibaudin identisch ist mit dem zum Kriegsminister auserlesenen General gleichen Namens. Wie alle übrigen franzö sischen gefangenen Offiziere hatte auch jener Oberst Thibaudin gegen gegebenes Ehrenwort die Erlaubniß Das Steinbeil, welches in der letzten Sitzung des hiesigen Gebirgs vereins zur Vorlage gelangte, ist im Jahre 1882 von Herrn Flemming auf dem ihm gehörigen sog. „unteren Achtundzwanzigscheffelstück" zwischen der Dohnaer Straße und dem Oberreinholdshainer Wege unter den Steinen, welche beim Ackern zu Tage gefördert zu werden pflegen, gefunden worden. Derselbe Grünsteinschiefer, aus welchem das Beil besteht, kommt an dieser Stelle vielfach unter den Steinen im Acker vor, was jedoch nicht ohne Weiteres darauf schließen läßt, daß die Fundstelle zugleich Verfertignngsort ist, da eine große Zahl derartiger Fundstücke gerade aus diesem sehr harten Material besteht. Die Länge des Beiles be trägt 14 om, die Breite- 5 om, ein Ende ist keilförmig zugeschliffen und in ein Drittel der Länge befindet sich ein kreisrundes Stielloch, welches von 21 bis 25 mm zunimmt. Im Innern des Loches zeigen sich sehr deutlich die Spuren des Ausbohrens, was, wie angenommen wird, mit einem Hirschhornstück und scharfem Sand geschehen ist. Die leider in neuerer Zeit durch einen ungeschickten Schlag abgesplitterte Schneide läßt auf dem ziemlich frischen Bruche die Gesteinsart deutlich erkennen und zeigt zugleich, daß von ver Oberfläche des Steinbeils die Verwitterung, welche bei diesem äußerst harten Mineral sehr langsam geht, schon einen Millimeter tief in das Innere vor- drungen ist — der untrügliche Beweis des höchsten Alters des Fundstücks, welches nach Form und Be schaffenheit der Zeit der polirten Steingeräthe vor 2500 bis 4000 Jahren entstammt. Was ist nnn aus diesem Funde zu schließen? gestohlen und der Hausmann Jaspel erschlagen. Die polizeilichen Nachforschungen werden hoffentlich bald Licht über die Schreckensthat bringen. — Neueren Nachrichten zufolge ist der Mörder auch bereits ent deckt, er heißt Raabe und hat die That schon einge standen. Leipzig. Am Montag Vormittag hat Ihre Maj. die Königin, während der König die Vorlesungen in der Universität anhörte, erst die katholische Kirche be sucht, dann die Mägde-Herberge in Reudnitz und das Magdalenenstift. Nachmittags fuhren die Majestäten nach Gohlis, um die Fabrik Leipziger Musikwerke in Augenschein zu nehmen. Um 5 Uhr fand kgl. Tafel statt, und Abends 9 Uhr erfolgte mittelst Extra zuges die Rückreise nach Dresden. Ihre Majestäten haben wiederholt Gelegenheit genommen, ihre volle Befriedigung über die bei ihrer diesmaligen längeren Anwesenheit in Leipzig empfangenen Eindrücke zu er kennen zu geben. Aus Schneeberg schreibt man unterm 4. Februar: Heute werden es hundert Jahr, daß der 35 Acker große Filzteich oberhalb des Ortes Zschorlau, der die Aufschlagwasser für die Gruben liefert und bei dem eine der größten Torsstechereien in Sachsen sich be findet, vom Regen und geschmolzenem Schnee ange schwellt den Damm durchbrach, und die in demselben angesammelte ungeheure Wassermasse sich mit solcher Macht befreite, daß der Damm in einer Breite von 30 Ellen fortgeriffen und im Dorf Zschorlau von den Fluthen vier Häuser von Grund aus sammt Menschen, Vieh und Habseligkeiten fortgeführt, dreißig andere zum größten Theil zerstört wurden. Achtzehn Personen fanden ihren Tod in den Fluthen, Vie zwei Stunden währte und eine Höhe von 10 bis 14 Ellen erreichte. Unter den Verunglückten befand sich eine ganze Familie, bestehend aus Vater, Mutter und 4 Kindern. Im Auer Hammer riß das Wasser zwei Wohnhäuser und das Brauhaus vollständig weg. Der Schaden, welchen der Dammbruch verursachte, betrug über 30000 Thlr., eine für die damalige Zeit sehr hohe Summe. Die Wiederherstellung des Teiches kostete 17000 Thaler. Der Teich erhält fein Wasser aus dem nahen Filz und wurde die Teichstätte im Jahre 1483 vom Edlen von der Planitz, der Neustadt zur Zeit besaß, für 100 fl. gekauft. Mo „Wei-eritz-Iettimg" «scheint wöchentlich drei, mal: Dienstag, Donners« lag und Sonnabend. — Preis vierieljiihrlich 1 W. Lö Psg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. erhalten, sich frei in der Stadt bewegen zu dürfen, und da er später aus Mainz entflohen ist, so hat er eben sein Ehrenwort gebrochen. Auch in dem Werke von Moritz Busch: „Bismarck und seine Leute" ist in Band II, Seite 362 ein Oberst des 67. Linien- Regiments Thibaudin als zu den wortbrüchig ge wordenen französischen Offizieren gehörig, welche aus Deutschland entflohen sind, erwähnt. — Interessant ist es außerdem, daß sich in derselben Liste, welche oben erwähnt wurde, auch ein Sekonde - Lieutenant Döroulöde vom 16. Bataillon der Mobilgarde auf geführt befindet, welcher trotz gegebenen Ehrenwortes aus Breslau, woselbst er internirt gewesen, entflohen war. Es ist dies derselbe Döroulöde, welcher jetzt seiner Wuth nachträglich in Revanche-Gedichten Luft macht, den deutschen Turnverein in Paris stürmen half, und jene Skandal-Szene am Sarge Gambettas herbeiführte, welche so allgemeine Verurtheilung erfuhr. — In Sachen des Prinzen Napoleon erstattete am 5. Februar der Untersuchungsrichter den Bericht; darnach wird der Prinz, als schuldig des Attentates zum Umsturz der bestehenden Regierungsform, vor die Anklagekammer verwiesen. Letztere wird spätestens in 8 Tagen darüber beschließen. Rußland. Der Kais er zeigt sich jetzt sehr häufig öffentlich, ohne jedes Geleit und im offenen Wagen. Oft verhält der kaiserliche Kutscher die Pferde bis zum abgekürzten Trabtempo, so daß selbst Miethwagen stoppen müssen, um nur das kaiserliche Gespann nicht zu überholen. Der Kaiser schützt sich jetzt einfach dadurch, daß er Niemandem, nicht einmal dem Kutscher, sagt, wohin er fahren will; er giebt letzterem erst während der Fahrt seine Befehle, läßt in diese oder jene Gaffe plötzlich einbiegen und kommandirt Schritt, Trab, stärker, je nachdem es ihm beliebt. — Der „Regierungs-Anzeiger" veröffentlicht ein kaiserliches Manifest, welches bestimmt, daß die Krö nung inMoskau im Monat Mai stattsinden werde. Das Manifest hebt hervor, daß der Kaiser die Krönung nicht vornehmen wollte, bis die, durch die Ermordung des Kaisers Alexander II. aufgeregten Gemüther des Volkes sich beruhigt hätten; jetzt sei diese Zeit gekommen. Inserats, welche vm der bedeutenden Auflage des Blattes ch>e sehr wirk same Verbreitung finden, werden init 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und camplicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile M Psg. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wenn die Direktion der sächs. Staatseisenbahnen ihre Genehmigung ertheilt, soll nächsten Sonntag Abend ein Extrazug von Hains berg bis Schmiedeberg zum Anschluß au den sogen. Theaterzug, welcher in Hainsberg II Uhr 41 Min. eintrifft, abgehen. Um die etwaige Betheiligung er messen zu können, werden etwaige Theilnehmende er sucht, sich schon von jetzt an sich bei den Herren Kauf leuten H. A. Lincke, Gustav Jäppelt und Oswald Lotze durch Unterschrift anzumelden. — Der hiesige Gewerbeverein hat sich mit Herrn Carl, Direktor des Dresdner Residenztheaters, in Verbindung gesetzt, um seinen Mitgliedern und etwaigen Gästen die Gelegen heit zu bieten, Herrn Hofschauspieler Sonntag, der seit einigen Wochen eine starke Zugkraft ausübt, zu bewundern. Der Besuch des Theaters wie auch des Zirkus ist nächsten Sonntag um so leichter und be quemer, als der projektirte Extrazug benutzt werden kann. Nächsten Freitag wird in unserem Blatte ein weiteres Inserat erfolgen. — Wir behalten uns vor, einen erläuternden längeren Artikel über das neue sächsische Landes- Gesangbuch in der nächsten Nr. unseres Blattes zu bringen, wollen aber heute immer die Frage besprechen, wie es mit der Herstellung des Einbandes gehalten werden möchte, und einige Wink geben im Interesse des Kleingewerbes. Sehr Wünschenswerth iväre es, die Einbandarbeit nicht, wie leider den Druck, in eine Hand zu geben, und den Kirchenvorständen möchte dringend ans Herz gelegt werden, nicht fertig gebundne Bücher von einer Centralstelle zu beziehen, sondern bei den, von ihnen zu bewirkenden ersten Massenan schaffungen die Buchbinder des heimischen Ortes oder Bezirkes zu berücksichtigen, was schon die Billigkeit erfordert. In einer Bekanntmachung des Konsistoriums ist gesagt, es werde sich der Preis eines gewöhnlichen Einbandes auf 40—50 Psg. stellen; dies ist — wie auch schon die Dresdner Buchbinder-Innung erklärt — zu niedrig gegriffen, denn dafür läßt sich nur ein Fabrikeinband (wahrscheinlich mit moderner, aber keines wegs bewährter Drahtheftung) Herstellen. Ein solcher Einband kann den Anforderungen aber nicht genügen, die an ein Gesangbuch in der Hand des Volkes und der Kinder gestellt werden, und besonders ist vor der Drahtheftung aus mehreren triftigen Gründen zu warnen. Darum möchte man lieber darauf Bedacht nehmen, ein paar Groschen mehr für den ersten Ein band in die Hand eines bewährten heimischen Meisters zu legen, der Garantie für gute Arbeit bietet. Dresden. Der letzte große Hofball hat am Fastnachts-Dienstag stattgefunden, und waren 750 Einladungen dazu ergangen. Die Vorbereitung zu demselben sollen pompös und wahrhaft bewunderns - werth gewesen sein. — Für den ersten Termin dss. I. der Brand kassenbeiträge bei der Gebäudeversicherung wird wiederum der Erlaß eines halben Pfennigs bei jeder Einheit eintreten; es werden daher diese Beiträge nur mit einem Pfennig von der Einheit erhoben werden. — Nachdem seit 8 Tagen die Personen - Dampf schiff-Fahrten auf der Elbe wieder begonnen haben, ist auch Seiten der Elbschifffahrts-Gesellschast „Kette" der Schleppverkehr wieder eröffnet worden. Meißen. Die kgl. Porzellan-Manufaktur hat sich an der deutschen Kochkunst-Ausstellung in Leipzig mit vier verschiedenen Servicen betheiligt, welche das neue blaue Zwiebelmuster, das orientalische Fächermuster in 2 verschiedenen Arten und die feine Purpur-Blumenmalerei repräsentiren. Wurzen. Am Sonnabend in de: Mittagsstunde ist hier ein Raubmord verübt worden. In der Zimmermann'schen Cartonnägenfabrik wurde das Comp toir gewaltsam erbrochen, die Kaffe mit 1460 Mark Amtsblatt für die Königliche Unüshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen KmLsgerichie und die Sladlräiße zu Dippoldiswalde und Irauenstein