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4L stand des Prinzen in den letzten Wochen, und noch am Sonnabend meldete eine offizielle Hofnachricht, daß das Befinden des Prinzen Karl durchaus befriedige. Ein leichter Anfall in voriger Woche schien bereits ge hoben, als sich Brust- und Athmungsbeschwerden ein stellte»«, und man das Schlimmste befürchten mußte. — Als der Kaiser von dem Zustande des Bruders Kenntniß erhielt, begab er sich sofort zu demselben und wurde von diesem mit den Worten begrüßt: „Hoch soll er' leben." Dies scheinen aber auch die letzten Worte des Prinzen Karl gewesen zu sein; er unterhielt sich nur noch mit Bewegungen des Kopses und der Hand mit dem Kaiser und der Kaiserin. Die Kräfte verließen den Sterbenden rapid und wenige Minuten vor 2 Uhr war der Prinz eine Leiche. Der Kaiser hielt die erkaltende Hand des Bruders ununterbrochen in der seinigen, küßte sie wiederholt und Thränen des bittersten Schmerzes rollten über die Wangen des greisen Monarchen. — Die einzige Schwester des Verstorbenen und des Kaisers, die Großherzogin-Mutter von Mecklen burg-Schwerin, eilte auf erhaltene telegraphische Kunde sofort nach Berlin, ebenso beide Töchter des Verstor benen. Der Sohn, Prinz Friedrich Karl, weilt gegen wärtig an den Nilkatarakten in Egypten, und selbst trotz telegraphischer Kunde und Eilboten könnte der selbe unter 16 Tagen nicht in Berlin eintreffen; er wird also den Beisetzungsfeierlichkeiten des Vaters nicht beiwohnen können. Die Ueberführung der Leiche des Prinzen Karl nach dem Dom findet in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch, die Einsegnung der Leiche am Mittwoch, die Ueberführung nach der Kirche voir Nikolskoy, wo die Gemahlin des verstorbenen Prinzen ihre letzte Ruhe stätte gefunden hat, in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag statt. Zur Leichenfeier werden verschiedene Anverwandte des Kaiserhauses erwartet. Am tiefsten, am schmerzhaftesten empfindet deir Ver lust unser greiser Kaiser Wilhelm, welcher »nit dem Prinzei« den letzten seiner Brüder in die Erde bettet. — Immer einsamer, immer stiller wird es um den königlichen Herrn; sein Trost möge es sein, daß die Seinigen, die ihm verwandtschaftlich nahe stehen, und sein treues Volk den Schmerz theilen, welchen sein liebefühlendes Herz ertragen muß. — Mit dem Prinzen Karl ist ein Mann dahingeschieden, welcher von so Vielen verkannt, von allen Denjenigen aber verehrt und geliebt wurde, welche ihm im Leben nahestanden. — Der Reichstag ertheilte dein Präsidium die Ermächtigung, dem Kaiser anläßlich des Todes des Prinzen Karl das herzliche Beileid des Hauses aus zusprechen. — Der Präsident theilte dann mit, daß aus Amerika eine abermalige Hilfsspende für die Ueberschwemmten eingegangen sei, und zwar aus New- Jork 100000 M. und aus Detroit 12000 M. Hamburg. Die Nachricht, daß sämmtliche Passa giere des in Grund gebohrten Dampfers „Cimbria" (siehe letzte Nr.) gerettet seien, scheint sich leider nicht zu bewahrheiten; im Gegentheil scheint der Verlust an Menschenleben ein ungewöhnlich großer zu sein. Von den 490 Paffagieren und Mannschaften, die auf dem Dampfer waren, sind bisher nur 59 als gerettet ge meldet worden. — Der Zusammenstoß mit dem Dampfer „Sultan," der mit einein großen Loch im Bug, 7 Fuß über der Wasserlinie, in Hamburg angekommen ist, erfolgte bei starkem Nebel Nachts gegen 2 Uhr (19. Jan.) und zeigte sich sofort, daß das Schiff verloren sei. Offiziere und Mannschaften ergriffen sofort die geeig neten Maßregeln und thaten Alles, um so viel als möglich Menschenleben zu retten; leider mit sehr wenig Erfolg. Das Schiffswrack steht aufrecht und sind bei Hochwasser die Marsraaen eben sichtbar. — Der Dampfer „Cimbria", Kapitän Hausen, ist von Caird L Co. im Jahre 1867 zu Greenok für die Ham burger Packet-Dampfschifffahrt-Gesellschaft gebaut worden. Das Schiff ist I00°/ia Mtr. lang, 12 Mtr. breit, 10°/ro Mtr. hoch, besitzt 7y,o« Mtr. Tiefgang und wird durch Schrauben getrieben. Es besitzt 3037 Tonnen Tragfähigkeit und seine Maschine» 2000 Pferdekrast. Die „Cimbria" wurde im Juni 1880 auf der Neiherstieg - Schiffswerft« zu Hamburg zum letzten Male einer gründlichen Revision unterzogen. Allerdings konnte man die bei den neueren Schiffs bauten eingeführte Verlegung der Kajüten auf das Deck nicht durchführen, aber die „Cimbria" erhielt vollständig neue Maschinen. Es wurde hier ein Ver such im großen Maßstabe gemacht, durch eigenartig konstruirte Feueranlagen wenigstens die Hälfte von dem bisher üblichen Kohlenverbrauch zu sparen und dabei die Geschwindigkeit des Dampfers doch nicht zu vermindern. Dieser Versuch ergab durchaus günstige Resultate. Auf ihrer ersten Fahrt nach dein Umbau, welche die „Cimbria" ain 4. Juli 1880 antrat, brauchte sie allerdings 14 Tage bis Newyork — die Fahrge- fchwindigkeit war nie schneller als 12 Knoten per Stunde — aber die Gesellschaft machte in der That die erhofften Ersparnisse, so daß wenigstens nach dieser Richtung hin der Versuch befriedigte. Im Uebrigen wurde die „Cimbria" von Reisenden, die Eile hatten, nicht gern benutzt; man kann die Fahrt jetzt eben um 3 bis 4 Tage schneller machen. Oesterreich. Die kaiserlich österreichische Postver waltung ist der deutschen einen Schritt zuvor gekom men, indein ««unmehr auch dort die iu England, Ita lien und anderen Länden« bewährten Postsparkassen eingesührt worden sind. Die Eröffnung dieser Kassen sand am II. Januar und zwar unter überraschender Theilnahme der Bevölkerung statt. Schon im Laufe des ersten Tages waren die 16 000 Einlagebücher, mit denen die 32 Sammelstellen des Postsparkassen amtes in Wien ausgestattet worden waren, vergriffen. Da ein ähnlich reißender Absatz auch aus den Pro vinzen gemeldet »vurde, so dürste der bisher gedruckte Vorrath von 450000 Büchern nicht lange reichen. Die Staatsdruckerei wird daher Tag und Nacht mit der Anfertigung neuer beschäftigt sein. In den ersten Nachmittagsstunden des Eröffnungstages war bei ein zelnen Sammelstellen der Zudrang so groß, daß trotz aller für rasche Abfertigung getroffenen Vorsorge viel« Leute unverrichteter Dinge fortgehen mußten. Die eifrigen Schaaren, welche sich vom frühen Morgen an in den kalten Gängen der Postämter drängten, um ihre kleinen Ersparnisse für sich und ihre Kinder frucht bringend anzulegen, haben die Anschauungen Lügen gestraft, welche von der Leichtfertigkeit und dem Mangel an Vorsicht der Wiener Bevölkerung verbreitet sind. Die Einlagen betrugen in der inneren Stadt häufig 5, 10, auch 50 Gulden, während in den Vorstädten der Betrag von 50 Kreuzern selten überschritten wurde. Bezeichnend ist auch, daß sehr viele und namentlich kleine Beträge nicht in Baargeld, sondern in Postspar karten erfolgten, woraus hervorgeht, daß sich viele daran gewöhnt haben, kreuzerweise zu sparen. Bon Seiten der Postsparkassenbehörde wird jede Auskunft über ei»« einzelnes Einlagebuch grundsätzlich verweigert; nur auf gerichtliche Anfrage wird Auskunft ertheilt. Nach dem Reglement können sich die Einleger auch Loosungsworte wählen, gegen deren Angabe die Aus zahlung erfolgt. Unter den Ecstgewählten waren u. Ä. die Worte: „Sparen," „Wenig, aber ehrlich," „Selbst hilfe," „Fleißig sparen," „Mit Gott," „Zukunft," „Der Wiener geht nit unter" rc. Frankreich. Der Deputirtenkammer ist der Ge setzentwurf, betreffend die Mitglieder der ehemals in Frankreich regierenden Familien, zugegangen. Der selbe bestimmt, daß durch Dekret des Präsidenten-der Republik jedem solchen Mitglied« die Anwesenheit in Frankreich, wenn sie die Sicherheit des Staates ge fährden, untersagt werden könne. Jede zurückkehrende Persönlichkeit wird alsdann vor die Zuchtpolizeigerichte gestellt und zu Gefängniß von 1 bis zu 5 Jahren Gefängniß verurtheilt, nach Abbüßung der Strafe aber an die Grenze zurückgebracht. — Der Maler Gustav Doro ist gestorben. Rußland. In Mi tau ist in der Nacht zum 23. Januar das Schrickenhofer'sche Theater niedergebrannt. Die Entstehungsursache ist unbekannt. Es gelang, das Feuer zu lokalisiren. Das Theatergebäude und das Mobiliar war mit 75,000 Rubel versichert. Amerika. Bei einen« in der Nähe von Los An geles am 20. Januar vorgekommenen Eisenbahn unglück sind 2 Schlafwagen und 3 andere gewöhn liche Wagei« verbrannt. Die Personen, die sich in denselben befanden, waren in die Trümmer so fest eingekeilt, daß sie nicht gerettet werden konnten, und, da die Trümmer Feuer singen, vor den Augen der Ueberlebenden langsam verbrannten, ohne daß Hilfe möglich war. Bis jetzt wurden 17 vom Feuer ver zehrte Leichen aufgefunden. vermischtes. Von der seltsamen Vertheilung der Güter und dem Reich- thum in England kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man bedenkt, daß iin letzten Jahre z. B. 14 Personen starben, welche an beweglichem Vennögen allein je 300 000 Psv. St. (6 Mill. Mark) hinterließen. Das Oberhaus be steht aus 516 Lords. Diese besitzen zusammen über 14 Mill. Acker Land mit einem Einkommen von 15 Mill. Psd. St., also per Mann über 29 000 Psd. St. (580 000 M.) ohne ihr bewegliches Vermögen. Das Einkommen der englischen Hochkirche beträgt über 4 Hz Mill. Psd. St. (90 Mill. M.) jährlich, an 200 Mitglieder des Unterhauses besitzen über 2 Mill. Acker Landes mit einem Einkommen von nahezu 2 Milt. Psd. St. Eine Bitte des Pferdes. „Die Natur schuf mich zu Deinem Besten und Nutzen, aber sie empfahl mich Deiner Barmherzigkeit. All' mein Schaffen geht dahin. Dir zu dienen und nach Deinein Willen zu thun. Also mache mich doch nicht unglücklich durch grausame Behandlung. Ich habe auch meinen Verstand und kann mir alles ganz gut merken, bin auch gern anhänglich und dankbar, nur kann ich nicht sprechen. Oft ist mir ganz bange, weil ich nicht weiß, was Du von mir haben willst. Ich möchte Dich so gern verstehen, aber der Kopf brummt mir von den wuchtigen Schlägen, »nit denen Du in Deiner Zorneswuth mich überhäufst, und die Du obendrein nach ,»einer so empfindliche»« Nase führst. Oder ich bin-betäubt von den Fußtritten, welche Deine großen Stiefel mir in den Leib versetzt haben; ja, mein ganzer Körper thut mir über und über weh von den gewaltige»» Hieben Deiner dicken Peitsche. Mund und Zähne schmerzen mich von dem eisernen Gebiß, welches Du fortwährend zu stark anziehst. Das Kummet, das manchmal wie ein Halseisen mich einzwängt, schnürt mir die Kehle zu und benimmt mir den Athen». Sieh nur die Wunde unten am Halse, welche his auf die Knochen geht, und andere offene Wunden, welche von den Stichen lästiger Insekten heinigesucht werden. Ich bin lahm, weil Du mich so schlecht beschlagen hast, so schlecht, das ein Nagel in das Fleisch gedrungen. Da kann ich freilich nicht 8 Stunden des Tages hin und her jagen auf den steinigen Straßen bei brennender Hitze oder eisigein Winde. Ich würde es gern thun, wen»» ich nicht krank und schwach wäre. Wenn Dir mich dem Stallknecht übergiebst, kommt es häufig vor, daß er mich vergißt, weil er lieber spazieren geht. Fast vor Hunger zu Bodeu stürzend und vor Durst verschmachtend, müde, abgearbeitet und heftige Schmer zen leidend, kehre ich heim; er vergißt, »nir das Wasser zu geben, und mein Futter ist schlecht und kärglich'. Mein Lager ist der harte, feuchte und kalte Erdbodens Ich bin todtmüde und möchte so gern schlafen, aber die Schmerzen lassen mich nicht ruhen. Ach, wen«« D»l mich auch nicht lieb hast, wie ich es gern möchte, so bedenke wenigstens, daß alle reichen und guten Leute, wenn sie in einem Wagen fahren wollen, immer das stattliche und gut erhaltene Pferd wählen werden, während so ein armes Thier, wie ich, aus Mitleid und Mißfallen von allen bei Seite gelassen wird. Also das gut gepflegte Pferd wird seinem Herrn viel einbringen; aber «nit mir wirst Du zuletzt arm werden, doch ist das nicht meine, sondern Deine Schuld. Also behandle mich lieber als Freund und sei nicht ferner mein Peiniger, besorge mich gut und Du wirst sehen, daß ich dann viel länger aushalten und das Doppelte arbeiten werde, um für Dich Geld zu verdienen und Dir deine Güte zu vergelten. Daun werden wir zu sammen glücklich und zufrieden sein, wenn jedes von uns Beide»« seine Pflichten thut." Dresdner Schlachtviehmarkt vom 22. Januar. Auf dcm heute stattgehabtcn Schlachtvichmarkte hatte man 416 Rinder, 700 Land- und 13t Ungarschwcinc oder in Summe 1131 Schweine, 725 Hammel und 153 Kälber zum Berkans ge stellt. Da der Markt nur von einer mittelstarken Zahl hiesiger und auswärtiger Käufer besucht war und auch mehrere namhafte, sonst regelmässig kommende Ervorteurc fehlten, so verlief das Berkanssgcschäfl in Rindern und Schweinen ziemlich gedrückt und nur in Hammeln und Kälbern zufriedenstellend. Prima qualität vou Rindern, welche seit langen Wochen nie völlig aus reichend am Platze sich befand, mußte sich Henle nicht nur die wescutliche Prcisreduktivu von 73, 74 und 7b auf 67 bis 70 M. pro Zentner Schlachtgewicht gefallen lassen, sondern hinterließ auch noch Ucbcrstände. Mittelwaare hielt sich aus 57 bis 60 M. und geringe Sorte kostete 33 M. Selbstverständlich blieben auch iu letztbezeichnetcn beiden Qualitäten ansehnliche Posten unver kauft Das Paar englischer Lämmer zu 50 Kilogr. Fleisch wurde mit 72 bis 75 M., jenes der Landhammel in demselben Gewichte mit 60 bis 63 M. und das Paar Ausschußschöpse mit 30 M. bezahlt. Der Zentner Schlachtgewicht vou Landschwcinen eng lischer Kreuzung galt -war wieder 57 bis 60 M. pro Zentner Schlachtgewicht, doch fanden die ausgelricbcnen Quanten nicht allenthalben Nehmer Bon Schlesiern wurde der Zentner Schlacht gewicht mit 54 bis 57 M. bczahlt, während der Zentner lebendes Gewicht von ungarischen Bakonicrn bei 40 bis 45 Psd. Tara 58 bis 62 M., von 50 Stück Mecklenburgern bei 35 bis 40 Psd. Tara 57 M. und von 214 Stück Oswicinern bei 40 bis 45 Pfd. Tara 56 bis 58 M. kostete Serbische Bakonier und Walachen fehlen vollständig. Kalbfleisch galt je nach Qualität der Stücke > zwischen 85 und 105 Pfennige Sparkasse in Reinhardtsgrimma. Nächster Erpeditions-Tag: Sonnabend, den 27. Januar,. Nachmittags 3-6 Uhr. Sparkasse in Schmiedebcrg. Nächste Erpeditions-Tagc: Sonntag, den 28. Januar,. Nachmittags 4—7 Uhr. Sparkasse zu Höckendorf. Nächster Erpeditions-Tag: Sonnabend, den 27. Januar, Nachmittags von 3—6 Uhr. Sparkasse zn Kreischa. Jeden Sonntag geöffnet von Vormittags 11—12 Ubr und Nack'inillagS von 3—'/,5 Uhr. Volks-Bibliothek in Dippoldiswalde. (Jin Schulgebäude.) Jeden Sonntag von 11 — 12 Uhr Mitt. Stadt- und Schulbibliothek in Frauenstrin. Geöffnet jeden Soiin- und Festtag nach dcm Jrühgottesdienst.