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Mchmtz-IeitNW Amtsblatt Nr. 10. 48. Jahrgang. Inserat«. selche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirk same «erbrritunei finden, werden mit IO Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und coinplicirte Inserate mit entsprechen den, Ausschlag. — Einge sandt, m, revaltionellen Theile, die Spaltenzeilo SOPfg. Die „WeiKkritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Preis vierteljährlich I M. 28 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- statten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Donnerstag, den 25. Januar 1883. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der „Familienabend" am vergangenen Sonntag zum Besten der Nheinüber- schwemmten hat einen Reingewinn von 332 Mark ge liefert; die Summe ist uns überwiesen worden und soll den Ueberschwemmten in der Pfalz und in Hessen zu gleichen Theilen zu Gute kommen. Dippoldiswalde, 24. Januar. Mit je größerem Interesse man die von Zeit zu Zeit veröffentlichten statistischen Berichte über unfern amtshauptmannschaft lichen Bezirk liest, um so unangenehmer fühlt man sich dadurch berührt, daß stets die Stadt Dippoldis walde ungezählt und unerwähnt bleibt. Auch in der letzten Statistik des Pferde- und Rinderbestandes ver mißt man dieselbe. Wir missen recht gut, daß Dippol diswalde, da es die revidirte Städteordnung eingeführt hat, unmittelbar unter der König!. Kreishauptmann schaft Dresden steht und also bei Veröffentlichungen in den Tabellen dieser Behörde vorkommen müßte. Aber einestheils wird von der Kreishauptmannschaft derartige Statistik nicht veröffentlicht, anderntheils ge hört Dippoldiswalde doch unstreitig mit zum amts hauptmannschaftlichen Bezirke, da es im Bezirksaus schüsse vertreten ist; und es erscheint uns deshalb geboten, auch bei amtlichen, den Bezirk betreffenden allgemeinen Zählungen die Stadt Dippoldiswalde, wie alle übrigen Städte des Bezirks, mit aufzuführeu. Es bedarf wohl nur dieses im Namen der Allgemein heit ausgesprochenen Wunsches, um die betreffende Stelle zur Veröffentlichung statistischer Erhebungen zu veranlassen. — Wir machen auf die im Jnseratentheile ent haltene Einladung des Gewerbevereins, die nächsten Freitag stattfindende Versammlung betreffend, bei welcher auch Damen willkommen sind, auch hierdurch aufmerksam. () Kreischa. Nächsten Sonntag, Abends 7 Uhr, wird im hiesigen Bade ein Familienabend für die Mitglieder der hiesigen Vereine veranstaltet, wobei für die Ueberschwemmten am Rhein eine Sammlung ver anstaltet werden soll. Bestimmtes Eintrittsgeld wird nicht erhoben. Eine recht zahlreiche Betheiligung, be sonders auch von Nichtvereinsmitgliedern, wäre der guten Sache wegen sehr erwünscht (s. Inserat). Schlottwitz. Am 22. Januar konnte auf der an steilem Berge hinführenden Straße von Reinhardts grimma nach Schlottwitz sehr leicht ein Unglück ge schehen, indem die Pferde eines, Hrn. Mühlenbesitzer Hausschild hier gehörigen Wagens, der aus der Rein hardtsgrimmaer Waldung Klötzer abfuhr, denselben wahrscheinlich nicht mehr halten konnten und er in den Abgrund stürzte. Die Pferde und der Geschirrführer sind ohne Schaden davongekommen. Lauenstein. Herr Bürgermeister Fischer ist von der Stadtvertretung als solcher auf weitere 6 Jahre Wiedergewählt worden. Löwenhain. In aller Stille feierten am 16. d. M. die Gutsauszügler Kümmel'schen Eheleute das seltene Fest der goldenen Hochzeit. K Frauenstein. (Kgl. Amtsgericht.) Ver handlungen vom 10. Januar. Auf ergangene Anzeige, nach welcher der Gutsbesitzer und Holzfuhrmann Hein rich Julius Dittrich in Holzhau und dessen Sohn Earl Hermann Dittrich daselbst beschuldigt waren, am 2. Dezember vor. I. Abends gegen 6 Uhr unter Benutzung eines mit 2 Pferden bespannten Schlittens aus Abteilung 65 des Rechenberger Forstrevieres einen dem Bretmühlenbesitzer Carl Herklotz in Holzhau gehörigen schwachen Klotz im Werthe von 50 Pfg. und aus Abtheilnng 55 bez. 57 des Nassauer Reviers 11 Stück dem Bretmühlenbesitzer Heinrich Biermann in Rechenberg gehörige schwache Klötzer im Werthe von 9 Mark entwendet zu haben, wurde an dieselben Straf befehle erlassen, wonach gegen Jeden von ihnen wegen Vergehens gegen Artikel 1,», 4,, a, b, o, j. Art. 21 des Gesetzes vom 30. April 1873 mit Gefängnißstrafe von 37 Tagen festgesetzt wurde. Da nun die Be schuldigten gegen diese Strafbefehle Einspruch erhoben hatten, wurde diese Angelegenheit heute in öffentlicher Verhandlung zur Erledigung gebracht. Die Ange klagten mußten allerdings zugeben, bei der Abfuhr der erwähnten Hölzer auf dem Wege nach ihrer Wohnung betroffen worden zu sein, bestritten aber, unreelle Ab sichten gehabt zu haben. Es wurde nun festgestellt, daß die beiden Dittrich für den Holzhändler Biermann schon seit längeren Zeiten mit Holzfuhren beauftragt waren; nach Angabe der Angeklagten waren die er wähnten 11 Biermann'schen Klötzer der Nest einer größeren Quantität für Biermann abgefahrener Hölzer und als solcher liegen geblieben und vergessen worden; sie hätten dieselben, damit sie nicht gestohlen würden, nur herausrücken wollen, um sie sodann in Biermann's Interesse in die Nechenberger Schleiferei zu fahren. Bezüglich des Herklotz'schen Klotzes suchten sie ihre Handlungsweise als ein Versehen hinzustellen; sie hätten denselben für einen Biermann'schen gehalten, da davon einer fehle. Durch die Zeugenaussagen fanden die Angaben der Angeklagten nicht genügende Widerlegung und wurden Letztere infolgedessen freige sprochen. (Kgl. Schöffengericht.) Verhandlung am 15. Januar 1883. Gegen den Dicnstknecht Ernst Emil Ulbricht aus Berthelsdorf liegt die Anklage vor, am 22. Dezember 1882 in Burkersdorf gebettelt, nachdem er hierbei vom dasigen Gemeindediener Carl Friedrich Köhler betroffen und zur Rede gestellt worden war, denselben durch die Worte: „Komm nur her, du Bettel wächter, wir wollen dir schon das Leder vollhauen", beleidigt, auch genanntem Köhler, nachdem dieser ihn hierauf die Arretur angekündigt, dadurch, daß er sich absichtlich auf den Boden geworfen und mit den Füßen eingestemmt hat. Widerstand geleistet, sowie, nachdem er schließlich niit Gewalt auf das Gemeindebureau ge schafft worden war, genannten Köhler durch die Worte: „Er wolle ihn in fünf Stücke zerreißen; wenn er ihn bei Tage nicht erwischen könne, wolle er in der Nacht zu ihm kommen und ihn erstechen", ferner die Haus besitzer Goltzsche und Straßberger in Burkersdorf durch die Worte: „Er wolle ihnen die Bude wegbrennen" bedroht zu haben und endlich seit 30. Oktober 1882 als Landstreicher umhergezogen zu sein. Her Ange klagte, welcher das gegen ihn Angezeigte allenthalben zuaesteht und weiter keine Entschuldigung findet, als daß er betrunken gewesen sei, wird auf Grund der 88 113, 185, 196, 241, 261,-, 74 und 77 des Reichs strafgesetzbuchs mit 6 Wochen Gefängniß und zwei Wochen Haft bestraft, auch der Landespolizeibehörde überwiesen. Auf die ausgesprochene Strafe werden ihm 3 Wochen Gefängniß von der Untersuchungshaft als verbüßt an gerechnet. — Der mehrfach vorbestrafte Tischler Ernst Julius Schneider aus Tharandt wird wegen wiederholten Landstreichens mit 2 Wochen Hast bestraft und sodann der Landespolizei überwiesen. S Frauenstein. (Kgl. Amtsgericht.) Ver handlungen am 26. Januar. Vorm. 10 Uhr: Civil- prozeßsache des Wirthschaftsbes. Ernst Louis Berndt in Reichenau gegen den Schuhmacher Heinrich Böhme daselbst wegen Wohnungsräumung. — Vorm. y, 11 Uhr: Civilprozeßsache des Gutsauszüglers Carl Gott lieb Göhler in Nassau gegen Christiane Friederike verw. Neichelt geb. Böhme daselbst wegen 75 M. Darlehn. — Vorm. 11 Uhr: Civilprozeßsache des Kaufmanns Carl Appell in Freiberg gegen den Gras deckenfabrikanten Friedrich Richter in Nechenberg wegen 34 M. 75 Pfg Kaufpreis für Kohlen. Vorm. 11 Uhr: Zwangsvollstreckungssache der Bret- und Loh mühlenbesitzerin Christiane Wilhelmine verehelichte Müller in Kämmcrswalde gegen den Gutsbesitzer, Loh- und Schweinehdler. Wilhelm Fischer in Nassau, Abnahme des Offenbarungseides betr. — In Rechenberg bei Bienenmühle sind am 20. d. M. infolge Explosion von Dynamitpatronen zwei Kinder des Gutsbesitzers Böhme — ein 16 jähriger Knabe und ein 12 jähriges Mädchen — derart verletzt worden, daß dieselben sofort in ärztliche Behandlung genommen werden mußten. Durch die Explosion, welche in der im Parterre des Wohnhauses gelegenen Stube stattgefunden hat, sind außerdem der Stuben ofen, sowie sämmtliche 4 Fenster der Stube total zer trümmert und verschiedene Beschädigungen an den Wänden und der Decke verursacht worden. Die Pa tronen — 4 Stück — hat der bei'm Grabenbau des Fabrikbesitzers Lieber beschäftigte Steinbrecher Krentz aus Brandenburg, welcher bei dem Besitzer Böhme zur Miethe wohnt, angeblich zum Trocknen in die Ofen röhre gelegt und ist mit Rücksicht auf seine unverant wortliche Handlungsweise behufs Bestrafung bereits gefänglich eingezogen worden. Dresden. Der hiesige Wollmarkt wird am 14. Juni abgehalten werden. — Generallieutenant v. Carlowitz wird sich im Auftrage des Königs zu den Trauerfeierlichkeiten nach Berlin begeben. — Bei dem letzten Hochwasser der Elbe drang in Dresden das Wasser in zusammen 118 Hausgrund stücke ein und setzte deren 86 von 279 Köpfen be wohnte Wohnungen, sowie 218 Gewerbsräume und Werkstätten unter Wasser. 66 Wohnungen und 79 andere Räume davon waren im Parterre, die übrigen im Souterrain gelegen. Gegenwärtig sind alle Räume wieder wasserfrei, einige Wohnungen jedoch noch nicht wieder benutzungsfähig. Der Ueberschwemmung der Keller hat jedoch noch nicht wirkungsvoll begegnet werden können. — Die 2. Klasse der 103. kgl. sächs. Landes- Lotterie wird am 5. und 6. Februar gezogen werden. Die Erneuerung der Loose muß bis zum 27. Januar erfolgen. — In Lindenau bei Kötzschenbroda hat am 19. Jan. der Maurer Kühn seine Tante ermordet und hat die That auch bereits eingestanden. Der Mörder ist etwas geistig gestört und war in seiner Jugend schon einmal auf dem Sonnenstein. Leipzig. Am 20. d. M. ist Göthe's Enkel, Wolfgang Max von Göthe, in Leipzig, wo er seit einiger Zeit Aufenthalt genommen, gestorben. Der großherzogl. sächs. Kammerherr von Göthe stand im 63. Lebensjahre. Er hatte sich nach dem Studium der Rechte in Bonn, Berlin, Jena und Heidelberg früher im preußischen Staatsdienst der Diplomatie ge widmet und war bei den Delegationen in Rom und Dresden (in unserer Residenz als Legationssekretär) angestellt gewesen. Ende der fünfziger Jahre nahm er den Abschied aus dem Staatsdienst und beschäftigte sich mit wissenschaftlichen Arbeiten. Der Verstorbene, der unverheirathet war, veröffentlichte: „Der Mensch und die elementarische Natur," eine größere Dichtung „Erlinde" und eine Sammlung lyrischer Gedichte. Von Göthe's einzigem Sohne, Julius August Walther von Göthe, der 1830 in Nom starb, lebt nunmehr nur noch ein Kind, der am 9. April 1818 geborene Kammerherr Walther Wolfgang von Göthe, der sich zu Leipzig unter Mendelsohn und Weinlig musikalischen Studien widmete und dann seinen bleibenden Aufent halt in Weimar nahm. Tagesgefchichte. Berlin. Schneller, als es nach menschlicher Vor aussicht erwartet werden durste, hat der einzige Bruder des deutschen Kaisers das Zeitliche gesegnet. So schwer auch die Folgen des Alters und besonders die jenigen des unglücklichen Falles in Kassel, der einen Schenkelhalsbruch herbeiführte, sich geltend machten, so überraschend war doch der allgemeine Gesundheitszu-