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Sonnabenv. Nr. 151. 23. Dezember 1882. Weißerih-Zeitung. Amts-Matt für die Königliche Amtshanptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte nnd die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstag« und Sonnabend». — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark LS Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. sür die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Weihnachten. Umstrahlt vom gold'nen Märchenglanze zog's Weihnachtsfest nun wieder ein, ES bringt den Frieden, bringt die Freude, Kleinode, ach so hold und rein! ES jauchzen Millionen Herzen und stimmen fromme Lieder an, Der heil'gen Nacht zu Lob und Preise, in der so Großes ward gethan! Ja, Frieden soll auf Erden walten zur seelig-frohen Weihnachtszeit, So sprachen einst der Engel Zungen — und dieses Wort erklinge heut' — Die Quelle wahrer Lebensfreude, die ew'ge Liebe ward «nS kund, Die dann zum Segenspender wurde fast auf dem ganzen Erdenrund. D rum glänzt auch in der Kerzen Strahlen der WeihnachtSbaum so reich geschmückt, Und unter seinen grünen Zweigen fühlt Groß und Klein sich hoch beglückt; Der ew'gen Liebe Strahlenscheine gleicht d'rum auch dieses Baumes Glanz — ES winden sich die WeihnachtSgaben zu einem echten LiebeSkranz. So sek gegrüßt, du Fest der Freude, du Fest der holden Kindlichkeit, Gegrüßt, du Fest der wahren Liebe — o schöner Lenz zur Winterszeit! O, mög' in deinen Strahlen sonnen sich Reich wie Arm und Jung wie Alt, Und in Palästen wie in Hütten herrsch' deines Zaubers Allgewalt! Die Sparkasse zu Frauenstein ist der vorzunehmenden Zinsenberechnnng und Jahresabschlüsse halber vom I. bis mit IS. Januar 1883 geschloffen. Frauenffein, den 20. Dezember 1882. Der Stadtgemeinderath. GroLman«, Brgrmstr. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Das Zeichen des Christbaumes be herrscht in dieser Woche nicht nur das bürgerliche, sondern auch das politische Leben, namentlich, da mit der am ver gangenen Dienstag eingetretenen Vertagung des preußischen Abgeordnetenhauses — welche bis zum 9. Januar (incl.) nächsten Jahres währt — auch die parlamentarische Tä tigkeit einstweilen gänzlich ruht. Es ist ja auch gerade das Weihnachtsfest so recht geeignet, den Blick von dem politischen Tagesstrome, der ja zu dieser Zeit ohnehin schwächer fluthet als sonst, einmal abzulenken und sich dem Zauber hinzu geben, welchen das schönste Fest des Jahres auf aller Her zen ausübt. Zumal bei uns Deutschen macht sich dasselbe in seinem vollsten Glanze geltend und nirgends ist auch die Feier der Geburt Christi von einem solchen Reize umgeben, als beim deutschen Volke, in welchem der lichterstrahlende Tannenbaum seine Wurzeln hat. Denn wo auch der Deutsche seinen Fuß hinsetzen mag, überall pflanzt er den geschmückten Werhnachtsbaum, sei es gleich im fernsten Westen des ameri kanischen Urwaldes, und diese schöne Sitte beginnt sich all- mälig ihren Weg auch unter fremde Völker zu bahnen. Vielleicht ist die Zeit nicht mehr fern, in welcher der Weih nachtsbaum allen zivilisirten Nationen als ein gemeinsames Symbol der Liebe, des Friedens und der Versöhnung leuchtet, und so möge er auch diesmal seine Strahlen aussenden, friedeverkündend und freudespendend! — Die Ausbeute an politischen Neuigkeiten in dieser Woche ist, wie schon ange deutet, eine geringe, auch die letzten Verhandlungen des preußischen Abgeordnetenhauses bieten keinen Stoff zu ein gehenderen Betrachtungen dar. Dieselben waren der Haupt sache nach der Fortsetzung der Etatsberathung gewidmet, wobei nur die Debatte in der Dienstagssitzung bezüglich der Specialberathung des Etats für die Staatsarchive hervor gehoben zu werden verdient. Abg. Majunke (Centrum) verlieh derselben einen fast sensationellen Charakter, als er, anknüpfend an die bekannte Poschinger'sche Broschüre über die Vertretung Preußens im Bundesrathe, das Schlagwort vom „evangelischen Kaiserthum" wieder vorbrachte. Schließ lich verstieg sich der genannte Abgeordnete sogar zu einer