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Dienstag. Nr. 92. 8. August 1882. Weißeritz-Ieitung. Amts-Matt sirr die Königliche Arntshaupimarmschast Dippoldiswalde, sowie für die Königüchen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Dieser Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstag«, Donnerstag» und Sonnabend». — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark LS Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage der Blatter eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Herr Stadtrath Rüger in Dresden bittet uns um Aufnahme nachstehender Erklärung: „In Nr. 91 Ihres geschätzten Blattes hat Herr Uhrenfabrikant Großmann in Glashütte zu meinem lebhaften Bedauern die Annahme eines Mandats für die 2. Kammer abgelehnt und mich für dieses Ehrenamt in Vorschlag gebracht. So dankbar ich Herrn Großmann für diesen unzweideutigen Beweis freundschaftlicher Gesinnung auch bin, so bin ich doch eben falls außer Stande, die Vertretung Ihres Wahlbezirks, Falls sie mir ausgetragen werden sollte, zu übernehmen. Nach länger als dreißigjähriger Thätigkeit fühle ich mich ermüdet, halte es deshalb für politische Pflicht, den Fechtboden des öffentlichen Lebens zu räumen und jüngeren nachstrebenden Kräften freie Bahn zu lassen. Vollkommen stimme ich mit Herrn Großmann in der Anschauung überein, daß es Auf gabe des Wahlbezirks sei, einen im Bezirke wohnhaften, mit dessen Bedürfnissen und Interessen ausreichend bekannten Mann, ganz abgesehen von dessen politischer Ansicht, zu wählen. Ich enthalte mich indeß, Namen zu nennen und hoffe übrigens, daß Herr Großmann selbst noch nicht sein letztes Wort in dieser Frage gesprochen haben wird. Da gegen möchte ich vorschlagen, daß gelegentlich eine Ver sammlung von Delegirten aus sämmtlichen Städten des Wahlbezirkes zusammengerufen werde, welche sich mit der Aufstellung eines Kandidaten, Niedersetzung eines Wahlkomito's und Beschaffung der nöthigen Geldmittel zu beschäftigen haben würde. Dresden, den 5. August 1882. , Rüger." Dippoldiswalde, 5. August. Der gute Ruf, der dem „Amerikanischen Cirkus Merkel" vorausgegangen war, wurde auch bei uns durch den Augenschein bestätigt. Es liegt hier durchaus kein Schwindel oder (um uns amerika nisch auszudrücken) Humbug vor. Das Unternehmen ist gut geleitet und ist die vorausgeschickte Reklame, im Ver- hältniß zu dem Gebotenen, durchaus nicht überschwänglich. In kleineren und vielen Mittelstädten dürfte etwas Der artiges noch gar nicht dagewesen sein. Neben dem punkt 11 Uhr erfolgenden Einzuge nut Elephanten und Kameelen mit Reitern und Führern, 3 Terrassenwagen mit unifor- mirten Bläsern und einer großen Menge eleganter Thier-, Personen-, Requisiten- und Kaffenwagen, interessirte zunächst die Sicherheit, Schnelligkeit und Geschicklichkeit im Aufbau der 2 großen Zelte auf dem Markte, von denen eins bereits fertig war, als der Einzug erfolgte. Nachdem die Thier wagen in bestimmter Ordnung hineingefahren waren, wurde es an der Seite im Nu geschloffen, die Kaffenwagen besetzten den Eingang, und — die Menagerie war eröffnet. In Zeit von 2 Stunden stand nun auch das Riesenzelt zu der Abends 8 Uhr beginnenden Vorstellung fix und fertig da. Und ebenso exakt erfolgte der Abbruch, nachdem gegen '/-11 Uhr die Produktionen zu Ende waren. Man mußte sehr zeitig aufstehen, wenn man den Abgang der Thierwaaen mit ansehen wollte; die Personenwagen fuhren erst */»8 Uhr ab, Zeit genug, um bereits um 11 Uhr wieder in Pirna, wohin der Cirkus geht, am Einzuge theilnehmen zu können. Was nun das Gebotene anlangt, so waren die Thiere der Menagerie durchweg schöne, zum Theil vorzügliche Exemplare, und die Produktionen des Cirkus mußten sämmtlich als ge lungen bezeichnet werden, wenn auch die gebotenen gym nastischen Uebungen sich nicht sonderlich vor bereits früher hier gesehenen auszeichneten. Das Zusammenwirken der Künstler, die rasche Aufeinanderfolge der einzelnen Nummern des Programms, sowie die Eleganz der Kostüme müssen besonders lobend erwähnt werden. Die Theilnahme des Publikums war sehr rege, und hatten auch unsere Nachbarn aus Dorf und Stadt, zu Fuß und zu Wagen ein bedeuten des Kontingent von Schaulustigen entsendet, so daß, wie wir annehmen dürfen, trotz der jedenfalls sehr hohen Tages kosten (man spricht von 2400 Mk.) der gestrige Tag dem Cirkus Merkel keinen Schaden gethan hat. — Am Sonntag Abend in der 8. Stunde ist in der Görtz'schen Restauration hier der große Kronleuchter herabgefallen. Zum Glück hatte die öffentliche Tanzmusik noch nicht begonnen, so daß Niemand verletzt worden ist. In Altenberg findet nach mehrjähriger Pause nächsten Sonnabend, den 12. d. M., wieder ein solennes Bergfest mit Kirchenparade und Gottesdienst (Vormittags 9 Uhr) in altherkömmlicher Weise statt. Freunde des Berg baues und solche, welche einen Beraaufzug anzusehen noch nicht Gelegenheit hatten, machen wir hierauf aufmerksam, unfern Nachbarn in Altenberg aber wünschen wir für dieses Fest vor allen Dingen — gut Wetter! Dresden. Infolge der andauernd schlechten Witterung der vergangenen Woche ist das Dresdner große Vogel schießen um 2 Tage verlängert worden, trotzdem der Be such der Vogelwiese stets ein sehr guter gewesen ist. — Prinz Georg feierte am 6. August sein 50 jähriges Jubiläum als Mitglied der Dresdner Scheibenschützengilde, und be- theiligte sich am Schießen nach der zu Ehren des Tages gestifteten Jubelscheibe. Berlin. Der Ausschuß der Hygiene-Ausstellung hat an 20 der bedeutendsten Eisenwerke Deutschlands die Aufforderung zu einer beschränkten Submission für das neue Ausstellungsgebäude, das aus Glas und Eisen aufgeführt