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Dienstag. Nr. 144. 6. December 1881. WePerih-Zeitung. Amts-Matt fik die Königliche AmLshauptmannsHast Dippatdiswakde^ sowie fiir die Königüchm Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Araumstein. Verantwortlicher Redactmr: Cärt Jehm in Dippoldiswalde. Dieser Blütt erscheint wöchmtlich drei Mal: Dienstag», Donnerstag» und Sonnabend». — Zu beziehen durch alle Post» Anstalten und die Agenturen. — Prei» Vierteljährlich 1 Mark 88 Pf-. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage de» Blatte» eine sehr wirksame Verbreitung finden, werben mit lv Pfg. für die Spaltm-Zeile, ,d« denn Raum, berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 5. Decbr. Unsere schöne Stadtkirche hat jetzt eine neue Zierde in einem geschmackvollen vergol deten Bronce-Kronleuchter für 54 Kerzen erhalten, welchen ein hiesiger Bürger derselben zum Geschenk machte. Er ist an Stelle des älteren Kronleuchters gekommen und letzterer in der Altarhalle aufgehängt worden. In einer am gestrigen Sonntag, Abends 6 Uhr, in der Stadtkirche ge haltenen Abendandacht fand gleichsam die Weihe des Kron leuchters statt, indem Hr. Sup. Opitz ausführte, wie uns heute drei Worte anregen müßten: ein Dank es wort an den Geber der neuen Zierde unserer Kirche, dann sei es ein Kais er wort, das bei der Eröffnung des letzten Reichstages zu allen Deutschen gesprochen worden sei, das uns Frieden verkündet habe und jeden Arbeiter sorgenloser in die Zu kunft blicken lasse, — und ein Gotteswort, das „Frieden auf Erden und dem Menschen ein Wohlgefallen" uns kündige. — Die Kirche war recht gut besucht, obgleich eine öffentliche Ankündigung der Feier (außer der Ankündigung beim Früh gottesdienste) nicht ermöglicht werden konnte. — Bei künftig stattfindenden Abend-Gottesdiensten wäre eine umfassendere Beleuchtung des Schiffes, des Altars und der Emporen sehr wünschenswerth. — Wir machen hierdurch noch auf die heute Montag Abend stattfindende Mondfinsterniß aufmerksam. Frauenstein, 4. Decbr. Am 16. vor. M. wurden beim Gutsbes. Merkel in Dittersbach 2 Knechten und 1 Magd verschiedene Kleidungsstücke, sowie Geld aus theils verschlossenen, theils unverschlossenen Behältnissen gestohlen, ohne Verdacht auf eine bestimmte Persönlichkeit zu haben. Am 22. dess. Mts. schlichen sich abermals Diebe in das Gehöfte des Hrn. Merkel, erbrachen die verschlossene Kam- merthüre des Schirrmeisters und stahlen demselben aus dem ebenfalls verschlossenen Schranke und der Lade ca. 36 M. Geld und verschiedene Kleidungsstücke. Den rastlosen Be mühungen der Gendarme von hier und von Mulda ist es gestern gelungen, in dem vagabondirend sich herumtreibenden Dienstknecht Paul Herklotz aus Dorfchemnitz den Dieb zu ermitteln und hinter Schloß und Riegel zu bringen. Ge- uannter Herklotz hat noch mehrere andre Diebstähle begangen. Die im Leihhaus und in Trödlergeschäften versetzten ge stohlenen Gegenstände sind wieder erlangt worden. Das Geld hatte der Dieb bereits ausgegeben. — Ein anderer Diebstahl wurde am 25. vor. Mts. beint'Wirthschaftsbesitzer Rüger in Hartmannsdorf dadurch verübt, daß ein Dieb mittelst Eindrücken des Fensters in die Wohnung Rügers stieg und verschiedene Kleidungsstücke, eine Uhr und Lebens mittel entwendete. In derselben Nacht wurden beim Guts besitzer Fritzsche das. aus dem verschlossen gewesenen Wasser hause 4 Pfd. Rindfleisch gestohlen. In der Person des Schneiders und Armenhausbewohners Tennert aus Herms dorf wurde Tags darauf durch den hiesigen Gendarm der Dieb ermittelt, wie er grade mit Kochen des gestohlenen Fleisches, von dem er erst einige Tassen Bouillon genossen hatte, beschäftigt war. — 1. Decbr. Heute hielt Herr Bezirksschulinspektor Mushacke aus Dippoldiswalde im hiesigen Gasthause zum „goldenen Strauß" einen glänzenden und geistreichen Bor trag über „Lessing als Dichter." Es wurde dem Herrn Vortragenden der reichste Beifall gespendet. Der Erlag des Eintrittsgeldes war jedem Besucher freigestellt und beziffert sich auf 40 Mark, welche Summe zur Unterstützung armer hiesiger Konfirmanden verwendet werden wird. Dem Herrn Vortragenden sei für sein uneigennütziges edles Bestreben auch hierdurch der aufrichtigste Dank gezollt. — Behufs Einführung der Gorlnäherei in hiesiger Stadt und Umgegend werden im Laufe der nächsten Woche von der Firma Neuber in Forchheim zwei Fräuleins nach hier gesendet werden, welche Unterricht in diesem Gegenstände ertheilen werden. Da die Gorlnäherei lohnender als das Stroh- und Rohrstuhlflechteu sein soll, so ist zu erwarten, daß die gebotene Gelegenheit zum Mehrverdienst von Vielen gern ergriffen wird. Dresden. Bei den königl. Hofjagden auf Jahnis- hausener Revier und den Fluren der Nachbargemeinden am 29. und 30. Novbr. wurden 580 Hasen, 35 Fasanen und 10 Rebhühner geschaffen. — In dem Asyl für obdachlose Männer wurden in vergangener Woche 253 ausgenommen; 40 haben gebadet und 410 mußten zurückgewiesen werden. Oschatz. Trotz aller öffentlichen Warnung geschah hier wieder ein Unfall in Folge unvorsichtigen Umgehens mit Petroleum. Ein Mädchen benutzte solches zum Feuer anzünden, goß aus einer Flasche direct in den Ofen, wobei die Flasche explodirte und das Mädchen im Gesicht schrecklich verbrannt wurde. Schneeberg. Nächsten9.Dezbr. wird das 400jährige Bestehen hiesiger Stadt in sehr solenner Weise gefeiert werden. Leipzig. Die der hiesigen Stadt kürzlich zugefallene Grassi'sche Erbschaft beläuft sich auf 2 397423 Mark 11 Pf. Ein Theil davon (400 000 Mark) wird der Er richtung des neuen Concerthauses zugewendet, außerdem wird die Erbauung eines Museums „Graffi" beabsichtigt.