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Donnerstag. Nr. 87. 18. August 1881. Weißerih -Leitung. Amts-Matt für die Königliche Amts-anptmmmschast Dippoldiswalde, sowie fiir die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Arauenltcin. Verantwortlicher Redactmr: Carl Ithne in Dippoldiswalde. Dieser Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstag-, Donnerstag- und Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis Vierteljährlich t Mark 88 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage de- Blatter eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit lv Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Amtlicher Theil Auetion. Sonnabend, den 2«. August 1881, von Vormittags 10 Uhr an, kommen im CrbgerichtSgafihofe zu Reichenau verschiedene, anderwärts gepfändete Effecten, als: Kleidungs stücken, Schränke, Tische, Bänke, Stühle und anderes Hausgeräthe, ein Handwagen, ein eiserner Ofen, PferdekummtS, Kummetkiffen, Lederzügel, ein Zaum, Halftern, Sprenggurte, Bauchgurte, Widerhalten, Drensen, Ledertaschen und andere Sattlerarbeiten, sowie zwölf Furchen Kartoffeln, ü 75 Schritt lang, gegen sofortige Bezahlung an den Meistbietenden zur öffentlichen Versteigerung. Specielles Verzeichniß hängt im Erbgericktsgasthofe zu Reichenau aus. Frauenftein, am 5. August 1881. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts daselbst. Arnold, Rdt. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 16. August. Auch der diesmalige Jahrmarkt lieferte den Beweis, daß sich die Ueberzeugung von der Ueberflüßigkeit dieser Art der Verkehrseinrichtungen in immer weitere Kreise verbreitet. Trotz fast in der ganzen Umgegend vollendeter Roggenernte war der Besuch Seitens der Landbevölkerung auffällig schwach, und auch die Zahl der Händler hatte offenbar wieder abgenommen. Freilich war Manches zu sehen: der recht hübsche Circus Müller, eine Gesellschaft equilibristischer Natten, eine Menagerie. Aber auch hier zeigte sich so geringe Schaulust, daß die Nomaden wohl ihr Zelt abbrechen und nach Orten ziehen werden, wo man ihren Leistungen größere Theilnahme ent gegenbringt. Nebenbei bemerkt, war die Witterung aber- dings bereits so frostig, daß sie zu einem Verweilen im Freien nicht einlud. Vielleicht wird der Viehmarkt lebhafter, was recht zu wünschen wäre. Wie wir hören, will Circus Müller diesen noch abwarten. Dresden. König Albert hat sich am 15. August nach Freiberg begeben, hier die Ausstellung besichtigt, sich mit vielen Ausstellern auf das Huldreichste unterhalten, und sich überhaupt sehr lobend über die ausgestellten Gegenstände ausgesprochen. — Abends begab er sich alsdann nach Rehe- feld, wo er bis Sonnabend verweilen und in den umliegen den Revieren jagen wird. Tharandt. Der seitherige hiesige Stadtkassirer Noack hat sich am 13. August, während die kgl. Amtshauptmann schaft Dresden eine Kassenrevision vornehmen ließ, wobei sich der Verdacht der Unterschlagung gegen Noack ergab, der der Staatsanwaltschaft in Freiberg selbst gestellt nnt der Anzeige, ihm amtlich anvertraute Gelder unterschlagen zu haben. Es soll sich um ca. 10000 M. handeln, von denen aber 4500 M. durch Kaution gedeckt sind. Noack verwaltete auch die Sparkasse, doch trifft der Schaden nur die Stadtkaffe. — Vom 15. d. M. ab ist auf der Tharandter Eisen- bahnlinie die Einrichtung getroffen worden, daß die in Deuben nach Hainsberg oder Tharandt gelösten Tagesbillets auf der Rückreise bis Potschappel benutzt werden können. Plauen i. V. Dieser Tage saß hier eine wahre Ra benmutter auf der Anklagebank. Die Angeklagte, die 31 Jahr alte Christ. Louise Lütterer geb. Laug, hatte ihrem Mann ein uneheliches Kind mitgebracht, wurde aber Stief mutter von 3 Knaben, die sie auf alle nur denkbare Weise quälte und peinigte. Der älteste der 3 Kinder befindet sich jetzt in Bräunsdorf, wohin ihn aber, nach Zeugenaussagen, nur die Behandlung der Mutter gebracht hat. Vor Hunger waren die Kinder so herabgekommen, daß sie faktisch nur Haut und Knochen waren, doch auch an Züchtigungen mit Stiefelknechten und armstarkem Knüttel hat es nicht gefehlt. Den 8jährigen Knaben Ernst hat sie aus die Stubendiele geworfm und ihm dann mit den Füßen aus den Leib getreten, mit den Händen am Halse gewürgt, ihm mit Ge walt einen Becher Solaröl in den Mund geschüttet, mit der Drohung, daß sie ihn umbringen werde, wenn er das vel nicht trinke. Als sich der Knabe darauf übergab, schleppte sie ihn in die Küche und stopfte ihm einen Waschlappen in den Mund. Als der Zustand des Knaben noch schlimmer ward, holte sie die im Hause mitwohnende verehel. Weidlich herbei und erzählte dieser, daß der Knabe eine Brotnnde verschluckt habe. Weiter hat sie dem kleinen Ernst, als dieser