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Sonnabend. Rr. 92. 6. August 1881. Weißerih-Zeitung Amts-Matt für -i« Königliche Amtshauptmannschafi Dippokdiswakde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte «nd die Stadträtpe zu Dippoldiswalde «nd Iranenstein. Verantwortlicher Redaeteur: Csrt Irhnr in Dippoldi-wal-e. Dieser Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstag», Donnerstags und Sonnabend». — Zu beziehen durch alle Post» Anstalten und die Agenturen. — Prei» Vierteljährlich 1 Mark SS Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blatte» eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mtt 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, «der deren Raum, berechnet. Jagesgeschichle. Dippoldiswalde, 3. August. Gewiß ist die Notiz in Nr. 90 d. Bl., daß der hiesige und der Schmiedeberger Gesangverein am Sonntag (7. August) zum Besten der Feriencolonien in Oberkarsdorf einen Liederabend zu veranstalten beabsichtigen, jedem Freunde humanen Strebens höchst erfreulich gewesen; gilt es doch der genannten Colonie immer mehr Gönner und neue Mittel zu gewinnen, um die Wohlthat einer zeitweiligen Sommerfrische noch mehr Bedürftigen zuwenden zu können. Wesentlich aber dürfte die Theilnahme für diese Erweisung werkthätiger Menschen liebe angeregt werden, wenn wir uns in das Thun und Treiben einer solchen Colonie versetzen. Wir wählen dazu beispielsweise die unter der Leitung des Hrn. Wolf stehende in Niederpöbel. Durch die Güte des Genannten ist uns bereitwilligst Auskunft über alles Wissenswerthe ertheilt worden. Die Colonie, aus 10 Knaben bestehend, befindet sich bei ihrem geregelten Leben sehr wohl. Zeitiges Auf stehen (um 6 Ähr), Waschungen des Oberkörpers mit kaltem Wasser, Morgenandacht, reichliche und verdauliche Nahrung (1. und 2. Frühstück Milch und Butterbrod, Mittags Ge müse mit Fleisch oder Fleischeswerth, Abends Milch und Butterbrod mit etwas Zukost), anhaltende Bewegung in reiner Berg- und Waldluft, frühes Zubettgehen (um 9 Uhr) nach kurzem Abendgebet und infolge dessen ruhiger Schlaf bewirken, daß schon jetzt die bei ihrer Ankunft meist bleichen Gesichter frischer aussehen, Glieder und Lunge sich kräftigen, von der mitgebrachten Hausapotheke bis jetzt Ge brauch noch nicht gemacht worden ist, und dabei auch ein unverkennbarer Einfluß auf das geistige Leben sich zeigt. Trägt schon das geregelte, straffe Leben unter einheitlicher Leitung dazu bei, die Unerläßlichkeit pünktlichen Gehorsams, der Freundlichkeit und Gefälligkeit gegen die Genossen zur Einsicht zu bringen, so gesellt sich dazu das dankbare, trau liche Entgegenkommen gegen den Leiter der Colonie, wobei ein störendes Heimweh nicht fühlbar wird. Und können wir hoffen, daß diese freundliche Gesinnung der Kinder sich auch auf die Eltern fortpflanzen werde; dann dürften die Feriencolonien nicht mit Unrecht auch als eines der vielen humanen Mittel, eine Versöhnung der Gemüther in unserer vielfach verbitterten Zeit herbeizuführen, immer mehr erkannt und deshalb noch reichlicher unterstützt werden. Wenn einst mals der Gedanke: Was Ihr unfern Kindern thut, das thut Ihr uns! bei den Socialdemokraten zum Durchbruche kommt, dann wäre eben hier in den Feriencolonien ein Punkt gefunden, an dem sich ein Hebel zur Lösung der so bedauerlichen socialen Mißverständnisse ansetzen ließe. — „Ueberall", schreibt uns Herr Wolf, „werden unsere Knaben freundlich empfangen, namentlich auch von den zahlreichen Sommerfrischlern." Vorigen Montag unternahm die Colonie einen größeren Ausflug in's Müglitzthal, wobei Herr Uhren fabrikant Großmann, Herr Hesse und Herr Gastwirth Steyer im „goldnen Glas" sich durch ihre Freundlichkeit den be sonderen Dank der jugendlichen Touristen erworben haben. Herr Wolf ist der wohlbegründeten Ansicht, daß den 12 bis 13jährigen Knaben auch bisweilen eine etwas bedeutendere Anstrengung zugemuthet werden könne, um Muskel- und Willenskraft zu stärken, daß aber mit diesen Ausflügen auch Kenntniß der neuen „Heimat" in möglichster Ausdehnung gewonnen werden muß. So sind der Besuch des Perl schachtes in Niederpöbel, einer Schneide- und einer Mahl mühle, eines Meilers, des Hüttenwerks zu Schmiedeberg u. a. theils ausgeführt, theils geplant. Naundorf mit sei nem herrlichen Park ist gleichfalls schon das Ziel kürzerer Exkursionen gewesen und soll es auf Einladung des Herrn Rittergutsbesitzers Otto nochmals sein. Möchten diese No tizen dazu anregen dem mehrberegten humanen Zwecke die Theilnahme immer weiterer Kreise zu erwecken und sich viel leicht selbst durch einen Besuch der Colonie von den sicht baren Erfolgen und dem Geiste zu überzeugen, der in ihnen herrscht. Dippoldiswalde. In der General-Versammlung unseres Verschönerungs-Vereins am Dienstag Abend wurde zunächst Mittheilung gemacht über die Kassenverhält nisse, die leider ein Defizit ergaben, das jedoch von unseren städtischen Behörden in nicht genug anzuerkennender Weise aus städtischen Mitteln zu decken beschlossen worden ist. Auch hierdurch sei denselben der herzlichste Dank dargebracht! — Man beschloß ferner, sämmtliche bisher geschaffenen An lagen, soweit nöthig, fertig stellen, erneuern und Herrichten zu lassen, und als neue Schöpfung des Vereins soll in der Birkenleithe, unterhalb der Mühle des Herrn Röllia, von wo man einen reizenden, noch gar nicht genug bekannten und gewürdigten Ausblick über die Stadt und die nähere und weitere Umgebung genießt, ein vom Spazierwege durch anzulegende Gänge zu erreichendes Rundtheil hergestellt werden, das mit einem Geländer versehen wird und in dessen Mitte ein sog. „Pilz", der vor der Sonne schützen soll, mit Tisch und Bänken Aufstellung finden wird. Dieser Beschluß und die baldige Ausführung desselben (es wird bereits Anfang nächster Woche mit dem Bau begonnen werden) wird gewiß von allen Freunden des Verschönerungs- Vereins und den Bewohnern unserer Stadt mit Freuden vernommen werden. — Wir theilen ferner noch mit, daß der Verein in der letzten Zeit gegen 20 neue Mitglieder gewonnen hat, und daß weitere Anmeldungen von dem