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Donnerstag. Nr. 76. 30. Juni 1881. Weißerih-Aeitung. Amts-Matt für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichnc in Dippoldiswalde. Dieser Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehm durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 85 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage der Blatter »ine sehr wirksame Verbreitung finden, werdm mit 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. TaaesgefchiÄte. Dippoldiswalde. Zur Vervollständigung der in der letzten Nummer unseres Blattes gebrachten Notiz über das Feuer in Oberfrauendorf wird uns noch mitgetheilt, daß außer den erwähnten, am Brandplatze zuerst erschienenen Spritzen der Gemeinde Elend und der Feuerwehr zu Rein hardtsgrimma ferner noch die Spritzen der Gemeinden Luchau und Niederfrauendorf anwesend und mit Erfolg thätig ge wesen sind. Der Brand-Calamitose ist am Montag Nach mittag in das kgl. Amtsgericht hier eingeliefert worden. — Der Handarbeiter Karl Gotthelf Richter aus Dippoldiswalde, ein schon oft mit Zuchthaus bestrafter Mensch, hatte, nachdem er aus der Bezirksarbeitsanstalt entwichen, sich landstreichend umhergetcieben und in der Um gegend von Dippoldiswalde mehrfache Diebstähle ausgeführt. Der Gerichtshof der 4. Strafkammer zu Dresden belegte den unverbesserlichen Menschen mit einer Strafe von 4 Jah ren Zuchthaus, 1 Woche Haft, erkannte ihm außerdem die bürgerlichen Ehrenrechte auf 6 Jahre ab und erklärte seine Stellung unter Polizeiaufsicht für zulässig. Dresden. Im Befinde» des Prinzen Albert ist seit dem 26. Juni eine wesentliche Verschlimmerung eingetreten. Der Prinz fiebert stark, und es sind Symptome vorhanden, welche auf eine Blutung in die Hirnhäute hindeuten. — Nach Verordnung des königl. Gesammtministeriums vom 27. Juni ist mit dem 29. Juni beginnend über die Stadt und Amtshauptmannschast Leipzig der kleine Be lagerungszustand verhängt worden. Nach demselben kann allen Personen, von denen eine Gefährdung der öffent lichen Sicherheit und Ordnung zu besorgen ist, der Aufent halt in den genannten Bezirken versagt werden. — Die Schäden, welche die Wolkenbrüche am 28. vor. M. in Niederhäslich, Tharand, Deuben rc. an Wegen, Brücken, Wasserläufen und Privateigenthum ver ursacht haben, sind nunmehr amtlich festgestellt und belaufen sich auf die enorme Summe von 281917 Mark, wovon 60 278 Mark auf Gemeinden und 221639 Mark auf Private kommen. Am stärksten sind die Schäden in den genannten drei Ortschaften, die Stadtgemeinde Tharand ist mit 26 500 Mark, die Gemeinde Niederhäslich mit 15 878 Mark, die Gemeinde Deuben mit 6910 Mark betheiligt, die Schäden an Privateigenthum betragen in Tharand 59 028 Mark, in Niederhäslich 60652 Mark und in Deuben 37312 Mark. Leider ist der seitherige Ertrag der Sammlungen diesen Summen gegenüber als ein spärlicher zu bezeichnen, nament lich fehlen die Zuflüsse aus weiteren Kreisen. Döbeln. Zu dem am 16. bis 18. Juli hier statt findenden IX. sächsischen Feuerwehrtag sind die Vorkeh rungen bereits in vollem Gange und hat das Counts alle Hände voll zu thun. Die meiste Arbeit liegt dem Wohnungs- Ausschuß ob, denn er hat die Aufgabe, den zu diesen Tagen dort zusammenströmenden 2000 Feuerwehrleuten ein be quemes und freundliches Unterkommen für zwei Nächte zu verschaffen, wozu die Einwohnerschaft in entgegenkommendster Weise die Hand geboten hat. Auch beabsichtigt man, eine der Bedeutung des Tages entsprechende Festschrift heraus zugeben. Hoffentlich wird der Himmel an diesen Tagen ein freundliches Gesicht zeigen. Nossen. Am 14. October feiert das hiesige Schul lehrer-Seminar die 25. Wiederkehr des Tages, an welchem es aus Freiberg in hiesige Stadt verlegt wurde. In den Herbstferien desselben, am 28. und 29. September, wird die Feier dieses Tages festlich begangen werden. Leipzig. Der des Mordes, des Raubes und der Brandstiftung angeklagte Max Ziege wurde am 25. Juni vom Schwurgericht wegen Mordes zum Tode und wegen Raubes zu 3 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Die Anklage gegen denselben ging dahin, daß ec am 1. April d. I. das 61 Jahr alte vermögende Frl. Kreußler in deren Wohnung ermordet, dann beraubt und schließlich behufs Beseitigung der Spuren Feuer angelegt hatte. Chemnitz. Der Oberförster Baumgarten stand am 25. Juni vor dem Gerichte, um sich wegen Herausforderung zum Zweikampfe mit tödtlichen Waffen zu verantworten. Der Bezirksarzt sprach sich aber dahin aus, daß sich der selbe zur Zeit in einem Zustande der Geistesstörung befinde, der seine freie Willensbestimmung ausschließe. Von der Idee, ein lenkbares Luftschiff herzustellen, und eine Welt sprache zu erfinden, sei er nicht abzubringen gewesen. Einen solchen Zustand bezeichne man am besten mit „verrückt." Die Verhandlung ward deshalb ausgesetzt und der An geklagte, zwar als geistig gestört, aber nicht gemeingefährlich, aus der Haft entlassen. Berlin. Der socialdemokratische Neichstagsabgeordnete Auer, der aus Berlin ausgewiesen ist, und der diese Stadt nur während der Reichstagssession betreten darf, ist, als er nach derselben wieder dorthin zurückkehrte, auf Grund des Sociallistengesetzes verhaftet worden. — Es ist beschlossen worden, die Festungswerke von Sonderburg-Düppel (Düppler Schanzen) zu entfestigen, und wird in kurzer Zeit dieser für Deutschland erinnerungsreiche Platz aufgehört haben, zu den deutschen Festungen zu zählen. Oesterreich. Mehrseitig verlautet, daß in den ersten Tagen des August in Salzburg eine Zusammenkunft