Volltext Seite (XML)
Geldprämie von 15 Mark, erfolgte. — Der Antrag de« Vorsitzenden, den leider au- unserer Gegend geschiedenen ehemaligen Mitbegründer de« hiesigen Landwirthschaftlichen Verein«, Herrn Oeconomierath Bering in Zittau, zum Ehrenmitglied zu ernennen, wurde unter allseitiger Zustim mung einstimmig angenommen. — Da hiermit der geschäft liche Theil beendet war, erhob sich der, von den landw. KreiS- vereiuen Angestellte Wanderlehrer, Herr vr. Seifert, um die Fest-Versammlung in einem längeren Bortrage über „Land- wirthschaftliche Reisebilder" im Geiste in die verschiedensten Gegenden unserer Erde zu führen. Beginnend in der land- wirthschaftlich hochentwickelten preußischen Provinz Sachsen, erläuterte der Vortragende die Haide- und Moorkolonien Nordwest-Deutschlands, die Geest- und Marschdistricte der Nord- und Ostseeküste mit ihren verschiedenen Rinddiehstäm- men, schilderte den Rohbau der Kirgtesen im Südosten Ruß land«, die zum Theil nomadische, zum Theil hochentwickelte Laudwirthschaft der kahlen Putzten und gesegneten Tiefländer Ungarns, erinnerte an den unter Friedrich den Großen trocken gelegten fruchtbaren Oderbruch und führte die Versammlung über Oesterreich nach der Schweiz mit ihren Sennereien und Hochlandrassen. Kühnen Fluge« den Kanal und da« Welt meer durchkreuzend, England'« und Amerika'» Wirthschafls- weisen in gedrungenen Zügen schildernd, endete Herr vr. Seifert seinen lebensfrischen Vortrag, indem er seine Zu hörer unter Erwähnung der in Aussicht stehenden Concurrenz, welche der europäischen Landwirthschaft durch die unermeß liche Fleischproduction der Süd-Amerikanischen Staaten, be sonder« Venezuelas, .in Aussicht stände, in die Heimath zu rückführte. — Nach einer hierauf folgenden, durch verschie dene Toaste und Lieder gewürzten Tafel, an welcher natür lich auch die prämirten Dienstboten al« Ehrengäste theil- nahmen, schloß munterer Tanz erst spät »ach Mitternacht die fröhliche Feier. Dippoldiswalde. Der in vor. Nr. d. Bl. berichtete. Einbruch« dich stahl ist von einem, früher hier in Arbeit gewesenen. Schornsteinfegergesellen Namens Gustav Dewitz aus Insterburg (Kreis Gumbinnen) verübt worden. Mit Hülfe des Telegraphen ist derselbe in Altenberg erwischt worden, wohin er mit dir Post sich begeben hatte; beim Aussteigen schon wurde er von dem Diener der Behörde „empfangen." Von dem gestohlenen Gelds (ca. 16 Thlr.) hatte er sich hier Stiefeln, Stock, Cigarren rc. gekauft, und wurden nur noch 4 Thlr. bei ihm vorgefunden. Der Be stohlene (ein Schornsteinfegergesell) kommt somit um seine Ersparnisse. — Die, durch ihre stets gelungenen Vorstellungen im vorigen Jahre hier wohlrenommirte Theater-Gesell schaft unter der Direction des Herrn A. Feist wird wieder bei uns einziehen und am Sonntag, 17. Decbr., ihre Theater abende im Schießhaussaase eröffnen. Wie aus der betr. Anzeige in dieser Nummer hervorgeht, ist das Personal ein zahlreiches und, wie wir hören, wieder sehr tüchtiges, das Repertoir gut und neu. Berlin. Bei einem officiellen Diner, welche« Fürst Bismarck am 1. December dem gefammten Vorstande des Reichstage« gab» hat sich derselbe in bedeutungsvollen Worten über die orientalische Frage ausgesprochen. Wir entnehmen au« denselben, daß ein Krieg zwischen Ruß land und der Türkei kaum mehr zu vermeiden sein dürfte, daß aber dafür gesorgt ist, daß er localisirt bleiben wird durch da« freundschaftliche Berhältniß, in welchem Deutsch land nicht bloß zu Rußland und Oesterreich, sondern auch zu England steht und welche« gestattet, nicht nur bei Ruß land auf möglichste Einengung der Dimensionen de« nicht vermeidlichen Kriege« hinzuwirken, sondern auch Oesterreich und England zum Anschlüsse au Deutschland« Neutralität zu bestimmen. Man sieht ein, daß nur auf diese Weise Europa vor dem allgemeinen Kriege bewahrt werden kann, mit dem eö durch die orientalische Krisis bedroht ist. Fürst Bismarck betonte ausdrücklich, daß Deutschland sich nach keiner Weise hin gebunden habe; denn wenn e« ein politisches Blendwerk habe zeigen wollen, so wäre jetzt die passendste Gelegenheit dazu gewesen, allein die Zukunft werde die große Un- eigennützigkeit der Politik Deutschlands klar zu Tage fördern. Die Worte de« Fürsten über unser Verhalten gegen Oesterreich zeigen, daß er die Aufrechthaltung der Freund schaft zwischen Deutschland und Oesterreich al« einen Hauptpunkt seine« politischen Programm« betrachtet und daß er es für Deutschlands Beruf hält, wenn Oesterreich in den Krieg htneingezogen werden sollte, für dessen Bestand einzustehen und überhaupt die jetzige Landkarte Europa'« im Großen und Ganzen nicht ändern zu lassen. — Die Schuldenlast der Stadt Berlin hat sich feit 1866, wo dieselbe noch in runder Summe 12,800,000 Mk. betrug, also innerhalb 10 Jahren auf die kolossale Höhe von 119,273,150 Mark — also um etwa 107 Millionen — vermehrt. Wenn die Berliner so fortfahren, können sie'« noch zu etwa« bringen I Elsaß Lothringen. Au« einer Zusammenstellung de« Statistischen Bureauö in Straßburg ergiebt sich, daß die Bevölkerungszahl von Elsaß-Lothringen vom Jahre 1871 bis Ende 1875 um 20,303 Seelen abgenommen hat. DaS Land zählte nämlich im erstgenannten Jahre 1,549,738, im letztgenannten 1,529,404 Einwohner. Demnach betrug die Auswanderung infolge der Option etwa 20,000 Seelen. Weihnachts-Literatur. Von den illustrirten Monatsheften für Knaben und Mädchen: „Die deutsche Jugend" (Leipzig, Verlag von A. Dürr) ist der 8. Band erschienen und als Weihnachsgabe aus das Beste zu empfehlen. Der Text enthält Geschichtliches, Mythologisches, Bio graphisches, Naturwissenschaftliches, Erzählendes; die vielen Illustra tionen sind meisterhaft; auch das Gesellschaftsspiel, das Räthsel rc. sind vertreten. Das Buch ist daher wohl geeignet, aus die Ver edlung des Gemüthes und die Bildung des Geistes einzuwirken. Ein kleines, gar zu nettes humoristisches Bildchen ist „Der kleine Gratulant"; wir lassen dasselbe nebst den lieblichen Berschen hier folgen: Guten Morgen! sollt' ich sagen Und ein schönes Eompliment, Und die Mutter ließ auch frage», Wie der Pathe sich befänd'j Und der Strauß wär' aus dem Garten, Wenn Ihr etwa danach fragt. An der Thür dann sollt' ich warten, Ob Ihr mir auch Etwas sagt. Und hübsch grüßen sollt' ich Jeden, Und ganz still sein, wen» man spricht; Und recht deutlich sollt' ich reden, Aber schreie« sollt' ich nicht. Doch ich sollt' mich auch nicht schämen, Denn ich wär' ja brav und fromm; Nur vom Kopf das Mütze! nehmen, Wenn ich in das Zimmer komm'! Wenn mir Eins was geben tvollte, ' Sollt' ich sagen: Danke schönt Aber unaufhörlich sollte Ich nicht nach der Torte sehn. Und hübsch langsam sollt' ich essen, Stopfen wär' hier gar nicht Brauch; Und — bald hatt 'ich cs vergessen! Gratuliren sollt' ich auch. Vermischtes. Am 1. December ist in Berlin die neu eingerichtete Rohr post in Betrieb gesetzt worden, und werden einige Mittheilungen über das Wesen dieses neuen Verkehrsmittels nicht unerwünscht sein.