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Schwachen eindrangen, um ihn zu bewegen, seiner Frau den größten Theil des Vermögens zu vermachen." „Sie theilten dies den Söhnen Ihres Herrn mit?" „Nein, nicht sofort. Mein armer Herr schien über Da», was er gethan hatte, Reue zu empfinden und sehnte sich nach seinen Söhnen, um sich mit ihnen auszusöhnen. Er bat seine Frau, ihnen zu schreiben; sie that es indeß nicht, obschon sie dem Kranken versicherte, geschrieben zu haben. Da schrieb ich ihnen und bat sie, sofort zu kommen, und al« sie gekommen waren, theilte ich ihnen in dem Hause de» Försters, wo ich sie zuerst sprach, mit, was ich über das Testament wußte." „Ihr Herr hat sich mit seinen Söhnen auSgesöhnt?" „Sa." „Er soll kurz vor seinem Tode den Wunsch ausge sprochen haben, da» Testament zu verändern?" „Es war seine Absicht — der Tod vereitelte dieselbe." „Da« Testament ist verschwunden und, wie fest steht, gestohlen; es kann die« nur durch Jemand geschehen sein, der durch das Verschwinden gewann." — Georg schwieg. „Sie schweigen", fuhr der Richter fort. „Haben Sie nichts darauf zu erwidern?" „Nein", gab der Alte zur Antwort. „Es mag sein, daß Sie recht haben; ich weiß eS nicht." „Sie find verdächtig, da« Dokument entwendet zu haben!" „Ich habe es nicht gethan!" „Sie verließen sofort nach dem Tode Ihres Herrn, ohne die Beerdigung desselben abzuwarten, das Haus desselben und kamen hierher nach der Stadt." „Die Frau meines Herrn wie« mich aus dem Hause, und ich kam hierher, weil mein Sohn hier wohnt. Es war mein einziger Zufluchtsort." „Der Förster Bellert bot Ihnen an, in seinem Hause zu bleiben. Sie lehnten eS ab und verriethen sogar eine auffallende Eile, um die Stadt zu erreichen." „Ich wollte fort au« der Gegend, in welcher ich in den letzten Jahren so viel erduldet hatte, ich mochte auch die Frau und ihren Bruder nicht wieder sehen, die mich wie einen Verbrecher au« dem Hause meine« Herrn stießen." „Sie sind mehrere Male hier im Gerichtsgebäude ge wesen?" „Ja, ich besuchte meinen Sohn." „Sie wohnten ja bei ihm und sahen ihn in seiner Wohnung täglich mehrere Male?" „Ich fand im Hause wenig Ruhe, da ich an die Un- thätigkeit nicht gewöhnt war; ich besuchte meinen Sohn, um die Zeit hinzubringen und auch den Ort und die Art und Weise seiner Thätigkeit kennen zu lernen." „Sie wollten die Räume dieses Gebäude« kennen lernen?" „Nein, denn sie interesstrtcn mich nicht." Der Richter schwieg einen Augenblick. Die ruhigen und bestimmten Antworten des Alten überzeugten ihn nicht von der Unschuld desselben; er erkannte indeß aus ihnen, daß er auf diesem Wege nicht zum Ziele gelangen werde. (Fortsetzung folgt.) Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Am 23. Sonntag n. Trin. (19. Novbr.) predigt Herr Diakonus Zimmermann. Vorher Beichte und Communion durch Herrn Sup. Opitz. Nachmittags v Uhr Gottesdienst durch Hrn. Diak. Zimmer mann. Verhavdlnugeu der Stadtverordneten zu Dippoldiswalde. 22. Sitzung am 20. October 1876. Anwesend die Stadtverordneten Wendler, Vorsteher, Buse, Walter, G. Teicher, Lommatzsch und O. Müller, sowie Ersatzmann A. Ulbrich. 1) Genehmigte das Collegium die Abtrennung einer Parcelle von einem der Sparcasse verpfändeten Gute und entließ jene Par celle aus dem Psandnexus. — Hierauf, kam 2) die Berechnung der auszutauschenden und abzutretenden Grundflächen bei Ausführung des festgestellten Bauplanes für den am 14. Juni 187ö abgebrannten Theil hiesiger Stadt zum Vor trag. Man erkannte dieselbe als richtig an. 3) Dem Gutachten des Wahlausschusses bezüglich der Stimm berechtigung und Wählbarkeit hiesiger Bürger zur diesjährigen Stadt verordneten-Ergänzungswahl trat man allenthalben bei, genehmigte den Druck der Wahlliste und verwilligte den diesfallsigen Aufwand aus der Stadtcasse. 4) Kam ein Schreiben der Herren Baumeister C. u. O. Schmidt hier, die Uebergabe der Turnhalle betreffend, zum Vortrag. Man beschloß, mit Rücksicht darauf, daß die Grundlegung durch die später beschlossene Herstellung eines Baugeräthschuppens aufge halten, auch Herr Baumeister O. Schmidt durch Krankheit in seiner Thätigkeit gehemmt worden, von Einziehung der nach dem Vertrag für den Fall verspäteter Uebergabe festgesetzten Conventionalstrafe abzusehen und den Bau- und Schulausschuß mit Uebernahme der Turnhalle für den 22. d. M. zu beauftragen. Zur Einweihung der Turnhalle beschloß man, noch keinen bestimmten Tag festzusetzen, das Arrangement der Einweihungsfeier aber einem Comitee zu übertragen, wählte diesseits in dasselbe den Vorsitzenden Wendler und die Mitglieder des Schulausschusses, überließ diesem Comitee die diesfallsigen Einladungen, wünschte aber, daß zur gedachten Feier Herr Amtshauptmann von Bosse eingelade» werde. Mit Beschaffung der nothwendigen Beleuchtung für die Turn halle beauftragte man den Bau- und Schulausschuß. ü) Beschloß man, die Karrenspritze Nr. 3 zum Schutz gegen den Rost inwendig frisch firnißen zu lassen. Ebenso beschloß man, eine Schlauchwelle, welche 20 bis 30 Mk. kostet, zum Abwickeln der Spritzenschläuche anzuschaffen, und verwilligte den Aufwand für Beides ans der Feuergeräthscaffe. Endlich beschloß man 6) die zur Bezeichnung der Straßen und öffentlichen Plätze vorhandenen Blechtafeln, da viele derselben sehr unleserlich geworden, frisch malen zu lassen und verwilligte den hierdurch entstehenden Aufwand aus der Stadtcasse. Dippoldiswalde, am 30. October 1876. Das Stadtverordneten-Collegium. W. Wendler, Vorsteher. MgemeilM Anzeiger. Auetion. Nächsten Sonntag, den 1V. November, Nach mittag« 3 Uhr, sollen in dem Hause Nr. 13 in Berreuth EtbtheiluNg halber die zum Nachlasse der Frau Johanne verw. Herrforth gehörigen Gegenstände, al« Betten, Wäsche, Kleidungsstücke und häusliche Geräthfchaften, meistbietend gegen gleich baare Bezahlung versteigert werden durch die Ortsgerichten. Berreuth, 13. November 1876.