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und eS r r t r ch 's- ie ll s rg o- kau den aß- er- net itS -t, em itS ng che gen- der >ffen chts. rede >ung fest- ben. :den iga- and ssen sche ibS- e«, ne- us- Wieder zögerte Georg mit der Antwort. „Es wurde Alles ander«, als er sich zum zweiten Male verheirathete", sprach er. Es war fast, als ob seine Frau eifersüchtig gewesen wäre aus die Dienste, welche ich ihm leistete, und mehr und mehr suchte sie mich von ihm ztt ent fernen." „Wie war dies möglich?" warf der Richter ein. „Sie wußte doch, wie lange Jahre sie Ihrem Herrn gedient hatten und mußte von Ihrer Treue und Anhänglichkeit überzeugt sein!" „Sie war davon überzeugt; aber sie war bemüht, allein einen Einfluß auf meinen Herrn auSzuüben, und dies gelang ihr auch. Mein Herr war mehr als doppelt so alt, als sie, und sie pflegte ihn wie einen Vater; sie wußte aber auch seinen Sinn vollständig gefangen zu nehmen und zu beherr schen, und ihr Bruder unterstützte sie darin. Er war täg lich auf dem Gute." . „Ihr Herr war mit seinen beiden Söhnen zerfallen?" „Ja, jedoch erst in den letzten Jahren." „Wodurch war dies herbeigeführt?" „Durch die Frau, welche Alles aufbot, um ihren Mann gegen dieselben, einzunehmen." „Welches Interesse leitete sie dazu?" „Die Söhne hatten ihrem Vater, als er sich wieder verheirathen wollte, von diesem Schritte abgerathen; da konnte sie ihnen nicht verzeihen." „Sie waren jedoch stets mit den Söhnen in Verbindung geblieben?" „Sie haben sich in den Jahren nur einige Male brief lich an mich gewendet, um über das Leben und Befinden ihre« Vaters Auskunft zu erhalten. In einer andern Ver bindung habe ich nicht mit ihnen gestanden." „Ihr Herr machte wenige Tage vor seinem Tode ein Testament, in welchem er seiner Frau den größten Theil seines Vermögen« vermacht haben soll, während seine Söhne nur mit geringen Summen bedacht waren." „Ganz recht", erwiderte Georg. „Woher kannten Sie den Inhalt des Testamentes?" „Ich befand mich, als dasselbe ausgenommen wurde, im Vorzimmer." „Und dort hörten Sie Alles?" „Ja." „Wurde sv laut gesprochen, oder hatten Sie an der Thür gehorcht?" Ueber das Gesicht des alten Dieners glitt eine flüch tige Röthe; es war beschämend für ihn, daß er gehorcht hatte; dennoch gestand er es ein. „ES wirft kein günstiges Licht auf Sie, daß Sie Ihren Herrn behorchten", bemerkte der Untersuchungsrichter. „WaS veranlaßte Sie dazu?" Der Alte holte tief Athem. „Herr Richter", entgegnete er. „Mein Herr war schon seit Wochen krank, und während der ganzen Zeit war ich nicht eine einzige Minute allein bei ihm; seine Frau oder der Pfarrer suchten es stets zu verhindern. Tag für Tag plagten Sie ihn mit frommen Gebeten, wie ich vermuthe, um feinest Sinn zu verwirren. Der Zustand meines Herrn wurde immer schlimmer und schlimmer. Da hörte ich eine- TageS zufällig, daß der Pfarrer zu seiner Schwester sagte: es sei nun die höchste Zeit, den Kranken zu einem Testa mente zu bewegen, und als sie erwiderte, daß er nicht« da von hören wolle, rief er, er werde ihn dazu zwingen. Ich wußte, daß Beide Schlimmes im Sinn führten, denn nicht ohne Grund hatten sie Alles aufgeboten, um die Gunst de« Kranken zu gewinnen, als deshalb der Pfarrer mit dem Notare, einem ihm befreundeten Manne, in das HauS trat, um da« Testament aufzunehmen, horchte ich an der Thür." 1 „Konnten Sie dort Alle« hören?" „Nicht Alles, aber doch genug, um zu wissen, wie un erbittlich und schonungslos Beide auf den Kranken und ' Ein treuer Diener. Criminal - Novelle von Fr. Friedrich. (19. Fortsetzung.) Paul wußte, daß diese Worte auf ihn bezogen waren; er blieb indeß vollkommen ruhig. „Werden Sie ihn auch dann nicht freilassen, wenn ich für ihn Bürgschaft leiste?" fragte er. „Auch dann nicht!" gab der Staatsanwalt zur Antwort. „WaS treibt Sie dazu, Bürgschaft für ihn zu übernehmen, da er Ihnen so nahe nicht steht?" „Er steht mir nahe!" versicherte Paul unwillig. „Ein Mann, der meinem Vater fast vierzig Jahre treu gedient hat, auf dessen Knieen ich al« Kind täglich gesessen habe, hat wohl ein Anrecht auf mein Interesse und meinen Schutz ES giebt auch noch andere Bande al« die deS Blute«, welche die Menschen verbinden; der Alte war in dem Hause meine« Vaters mehr ein Freund, al« ein Diener." Noch einmal lehnte der Staatsanwalt Georg's Frei lassung ab. Tage verflossen. Auf Pauls Veranlassung übernahm das Gericht die Verwaltung von Lessen's Vermögen. Hake war auf'« Aeußerste erbittert darüber und protestirte im Namen seiner Schwester dagegen, indeß ohne Erfolg. Pauline, welche sich bereit« al« Herrin des Gutes angesehen hatte, verließ dasselbe und zog wieder in das HauS ihre« Bruders, weil sie sich den Anordnungen des gerichtlichen Verwalters nicht fügen wollte. Erst nach länger als acht Tagen wurde Georg zum ersten Verhöre vor den Untersuchungsrichter geführt. Die Polizei hatte diese Zeit benutzt, um über seine Anwesenheit in der Stadt und sein Verhältniß zu Lessen und dessen Söhnen die genauesten Nachforschungen anzustellen. Mit ruhiger Festigkeit trat er in das Berhörzimmer. Seine große Gestalt hielt sich noch eben so aufrecht, obschon seine Wangen bleicher geworden waren. Nichts in seinen Mienen verrieth Unruhe oder Aengstlichkeit. Nicht ohne Interesse ließ der Untersuchungsrichter einen Augenblick lang da« Auge auf ihm haften. Das waren nicht die Züge eine« Verbrecher«, der mit Aengstlichkeit eine That zu verbergen sucht, deren Bestrafung er fürchtet. So ruhig war ihm kaum je ein Verhafteter entgegen getreten und doch war Georg dringend verdächtig, da« Testament entwendet zu haben. „Wie lange sind Sie in Lessen'« Dienste gewesen?" fragte er. „Fast vierzig Jahre", gab Georg zur Antwort. „Sie hingen an Ihrem Hetrn und dessen Söhnen?" „Gewiß!" versicherte der Alte. „Mein Herr behandelte mich fast wie einen Freund, und seine Söhne hatte ich heran wachsen sehen, bis sie das väterliche HauS verließen, um sich durch eigene Kraft eine Lebensstellung zu erringen." „Ist Ihre Stelle in dem Hause bis zu Lessen'S Tode immer dieselbe geblieben?" „Ich bin bis zu dem Tode meines Herrn Diener in seinem Hause gewesen." „Ich meine, ob Ihre Stellung zu Ihrem Herrn immer dieselbe geblieben ist?" bemerkte der Richter. „Sie selbst haben erwähnt, daß Ihr Herr Sie fast wie einen Freund behandelt habe." Georg schwieg einen Augenblick, ehe er antwortete. Unwillkürlich zogen sich seine Brauen zusammen; denn nicht ohne Schmerz gedachte er, wie dies Verhältniß während der letzten Jahre seit Lessen'S Wiederverheirathung getrübt war. „Nein", entgegnete er. „Weshalb nicht?" fragte der Richter. „Wodurch wurde eine Veränderung hervorgerufen? Je älter Ihr Herr wurde, um so mehr war er doch auf Ihren Dienst und Ihre Unter stützung angewiesen?"