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-r ' Nr. M. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Die Versammlung, die der Kreis verein für innere Mission am Reformationsfest hier ab hielt, war trotz des ungünstigen Wetters recht gut besucht. Nach kurzem Gesang und Gebet setzte zunächst Pastor Ficker, ausgehend von dem inneren Zusammenhang« zwischen dem Werk der Reformation und innern Mission, den Grund und Zweck auseinander, weshalb der Verein zu der heutigen Ver sammlung eingeladen habe, um nämlich seine von ihm selbst aus verschiedenen Gründen unterbrochene Thätigkeit wieder aufzunehmen und dafür hülfreiche Unterstützung zu finden. Nach Vorlegung des kurzen Rechenschaftsberichtes, der einen augenblicklichen Kassenbestand von 37 Mark 2 Pf. nachwies und nach Bestätigung der jetzt an der Spitze stehende« sechs Herren als Direktorialmitglieder für die nächsten 2 Jahre durch die Versammlung, hielt VereinSgeistlicher Hlckmann seinen Vortrag, dessen Einleitung in ergreifender Weise aus dem Wesen der Reformation und unserer lutherischen Kirche die Pflicht Aller nachwies, zur Erreichung der Ziele mitzu helfen, die die innere Mission im Besonder» sich zur Aufgabe gestellt habe. Sodann zur Thätigkeit des sächsischen Haupt- vereinS für innere Mission selbst übergehend, schilderte er in besonders ansprechender Weise daraus die Arbeit und Fürsorge für sittlich gefährdete und verwahrloste Kinder durch Rettungs häuser und Erziehungsvereine, welche letztere solche Kinder in gute Familien unterzubringen suchen, erzählte von dem Segen der Kindergottesdienste, zu denen z. B. in Dresden allsoün- täglich freiwillig sich gegen 2000 Kinder einfinden, und von Anderem dergleichen mehr. Zum Schluß gab er ein Bild von den Arbeiten, die ein Kreisverein auf dem Lande am besten sich zur Aufgabe stellen könnte. Obwohl der Vortrag eine reichliche Stunde dauerte, folgte doch die Versammlung demselben sichtlich mit gespanntestem Interesse bis zum Schluß. Nachdem Pastor Ficker den Dank' dafür ausgesprochen hätte und daran die Bitte knüpfte, daß die Versammelten die herz liche Theilnahme für die Sache der inneren Mission dem nun neu in'S Leben tretenden hiesigen Vereine bewahren möchten, und auS der Mitte der Versammlung noch durch Pastor Zimmermann der Wunsch ausgesprochen worden »bar, ab Und zu in den umliegenden Ortschaften Gottesdienste mit Predigt und Bericht über die Thätigkeit der innern Mission zu halten, wurde die Versammlung mit Gesang geschlossen. Der Ausfall der Collekte und die Anzahl der unmittelbar nach der Ver sammlung sich zur Mitgliedschaft Anmeldenden läßt hoffen, daß diese Stünden nicht ohne Segen gewesen sind; gebe Gott, daß der gute Anfang einen gesegneten Fortgang Habel Weißerih-Ieitung. Amts-Matt für die Königs. Amtsßauptmannschafk Dippoldiswalde, sowie für die Königs. Kcrichts-Aemter «nd die StadträHe z« Dippoldiswalde «nd Kranenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithne in Dippoldiswalde. 7. November 1876. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstag- und Sonnabends. — Zu beziehm durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark SS Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutmden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. - — In der am 3. d. M. abgehaltenen, leider schwach besuchten Versammlung des Gewerbeveretn« wurde unter Anderm beschlossen, mit dem rühmlichst bekannten Professor Hasert in Eisenach, welcher schon seit Jahren populäre Vor träge, unterstützt durch bildliche' Darstellungen mit Hülfe de« HhdrooxygengaS-MikroskopS, in den größten Städten Deutsch lands gehalten hat, wegen eines solchen hier zu haltenden m Verbindung zu treten. Hoffentlich führen die deSfallsigen Bemühungen ju einem guten Resultate, und wird bann der Gewerbeverein, da die Kosten nicht unbedeutend sind, selbst verständlich zum Besuche der interessanten Production öffentlich einladen. Den Schluß des Abends bildete die auszugsweise Mittheilung eines von vr. Niemeyer über Hygieine (Gesund heitspflege) veröffentlichten, höchst interessanten Vortrag«, der in dem von der Leipziger Gesellschaft zur Äerbreittckg von Volksbildung herauSgegebenen Hefte erschienet ist. ' Dippoldiswalde. Dem „Berliner Tageblatt" vom 4. Novbr. entnehmen wir Folgendes: „Es mag ein Schwin del noch so plump angelegt sein : immer finden sich Einfäl tige genug, welche auf denselben hineinfallen. Boti Schneide- mühl werden UNS jetzt Plakate übersendet, in welchen die Inhaber von sogenannten Wanderlagern allen Ernste« dem Publikum versichern: daß jeder Käufer in der Höhe de« ganzen Einkaufsbetrages von den Verkäufern eine Anweisung erhält, deren Auszahlung „genau auf den Amf! k» der Schneidemühler Zeitung bekannt gemacht wird! Einer dieser „Wohlthäter" verpflichtet sich sogar, die Beträge mit 4 pro Cent zu verzinsen! Die Zahl der Einfältigen, welche an diesen handgreiflichen Humbug anbeißen, soll keine geringe sein, und gläubig harren sie auf den Rückzahlungstag, nach- , dem sie für ihr gute« Geld Maaren von-zweifelhaftem Werthe gekauft haben; denn daß der Rückzahlungstermin auf de« Nimmermehrstag fällt, ist einleuchtend und die Anweisung nur ein Zeugniß, das sich jeder Käufer über seine Dumm heit ausstellen läßt." Ueber die Einfalt der Leute, welche dessenungeachtet diesen starken Glauben hegen, könnte mau schadenfroh lache«, wenn die Sache nicht auch ihre ernste Sekte hätte, wenn jene Wanderlager, welche mit ihre« Gchundwaaren die Provinzialstädte überfluthen, nicht den ortseingesessenen reellen Geschäftsleuten de« empfindlichsten Schaden durch die unsaubere Kokkurrenz zusügen wurden. Wenn die Käufer auch hinterher zu der Ueberzeugung gelangen» daß sie in ärgster Weise über'S Ohr gehauen sind, daß die Waare, wchhesie au« jenen ambulanten Lagern heimgebracht haben, durch Appretur und sonstige Kunstgriffe aufgeputzte« Sch Und zeug und doppelt über den Werth bezahlt ist, so bewahrt sie der erlittene Schade« zumeist doch nicht vor erneutem „Reinfall", sobald vsn einem