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Donnerstag. Rr.llS. 12. Öctober M Weißerih-Ieitung. Amts-Matt für die Königs. Amtshauptmannschast Dippot'diswatde, sowie für die Königs. Gerichts-Aernter und die Stadträtße zu Mppotdiswatde und Irauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark LS Pf-. - Inserate, welche bei der bedeutenden Austage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Die Freiwilltgen-Examen. Wie schon in Nr. 117 d. Blattes mitgetheilt, sind die selben in Leipzig und Merseburg sehr schlecht ausgefallen. Nicht besser war daS Resultat derselben in Berlin. Von 12 Examinanden konnten nur 6 zur mündlichen Prüfung zu gelassen werden, da die schriftlichen Arbeiten der anderen unter aller Kritik schlecht ausgefallen waren. Bon jenen sechs bestand aber, nur eiu einziger die mündliche Prüfung! Die elf Durchgefallenen gehören sämmtlich den wohlhabendsten, wenn nicht reichsten Familien Berlins an; eS wird ihnen um so schwerer werden, jetzt zur Strafe dafür, daß sie das Lernen für überflüssig gehalten haben, drei Jahre lang den Kommißrock und die Muskete tragen zu müssen. Das „Berliner Tageblatt" bemerkt hierzu: „Wir haben nicht nur kein Bedauern für die Durchgefallene», und noch weniger für ihre Eltern, sondern wir freuen uns der Resultate geradezu ganz aufrichtig. Das Institut des einjährig freiwilligen Dienstes ist durchaus nicht bloS eine Vergünstigung für Diejenigen, die zufällig ein besonderes Bildungsstadium erreicht haben, es ist vielmehr ein Stachel, der unablässig vorwärts dringen soll, die bestimmte Bildungs stufe in immer größeren Schaaren zu erreichen, und wir be trachten eS daher als ein Külturmittel von hoher Bedeutung. DaS Gesetz schreibt den Bildungsgang durch höhere Lehr anstalten ganz genau vor und bietet nebenbei durch daö Examen für Diejenigen, welche diesen Bildungsgang unter brechen mußten oder leichtsinnig unterbrechen wollten, noch außerordentliche Gelegenheit, die erforderte Bildung nachzu weisen. Wir haben schon seit längerer Zeit die Ueberzeugung, daß hiermit ein Mißbrauch getrieben wurde, und daß sich das Examen mit den Forderungen der Obersecunda praktisch durchaus nicht deckte. Wir haben Freiwillige gesehen, deren Sprache sie unter das Niveau eines Quartaners stellte, und es ist klar, daß diese aus den zahlreich entstandenen soge nannten „Pressen" hervorgegangen sind. Wir sind der Meinung, daß eine verschärfte Wachsamkeit der obersten Auf sichtsbehörden hier sehr noth thut. Es liegt hier ein Miß brauch vor, der unter dem Deckmantel amtlicher Autorität den wirklichen und reellen Bildungsanstalten eine sehr unge rechtfertigte Concurrenz schafft. Die Bildung ist eine Höhe, die erstiegen und oft mühsam erklettert werden muß; und da der mit Weisheit gesetzlich vorgeschriebene Weg über diese Höhe führen soll, so muß man Achtung geben, daß sie nicht umgangen, daß die andere Seite nicht durch Schlupflöcher erreicht werden kann. Es sinkt damit die kulturhistorische Bedeutung der Höhe, und eS wird der weise Zweck de« Gesetzes damit vereitelt. Und darum freuen wir uns über daS oben mitgetheilte Resultat, weil eS den Beweis liefert, daß der Sache jetzt mit dem nöthigen Ernste begegnet wirb." Die Ausstellung der Obstbauvereins Mr Dippoldiswalde und Umgegend. Der im Jahre 1875, hauptsächlich durch die Bemühungen des Herrn AmtShauptmann von Bosse, gegründete Obstbau verein für Dippoldiswalde und Umgegend bat durch die am 8. und 9. October d. I. im RathhauSsaale zu Dippoldis walde veranstaltete Ausstellung ein rühmliche« Zeugniß seine« Strebens und Gedeihen« abgelegt, dem man um so größere Bedeutung beilegen muß, je entmuthigender in diesem Miß jahre die einer Ausstellung entgegentretenden Hindernisse sich gestalteten. Waren die in den letzten Maitagen vorgekom menen Fröste bei unserem an sich schon weniger günstigen Gebirgsklima natürlicherweise für unsere Obstanlagen von den verheerendsten Wirkungen begleitet gewesen, so mußt« eS große Befriedigung erregen, daß der Aufforderung des Ausstellung«- comitä dennoch in einer Weise entsprochen wurde, daß man unserer Ausstellung das Mißjahr in der That nicht ausah. Auf nicht weniger als 470 Tellern waren Proben von den in uuserm Bezirke erzeugten Gaben der Pomona ausge stellt. Am zahlreichsten waren die Aepfel-, demnächst die Birnensorten vertreten, doch fehlte es auch nicht an pracht vollen Pflaumen; ja sogar Kirschen, Pfirsichen, Feigen, Erd beeren, Weintrauben und — Orangen waren in reifen Exem plaren ausgestellt worden. In Summa hatten sich 101 Aus steller betheiligt, manche, wie Vie Gemeinden Altenberg, Döbra, Geising und Spechtritz, zu einer CollectivauSstellung vereinigt, unter denen namentlich die aus Döbra durch ihre vortreff lichen Sorten, die au« Altenberg wegen der ungünstigen Lage de« ErbauungSorteS allgemeines Interesse erregten. Die übrigen Aussteller vertheilten sich auf Börlas (Brasselt, Horn, Schmieder, Kohl, Lieber, Lorenz), Bärenstein (von Lüttichau, Hiekmann jun.), Beerwalde (Schmieder, Seidler), Dittersdorf (Büttner), Dippoldiswalde (Arnold, Ebert, Röllig, Philipp, Wendler, Rupprecht, Frosch, Jehne, M. Näser), Frauenstein (Röber), FriederSdorf (Beyer, WIeSner), Höckendorf (Kohl), JohnSbach (?. Köhler), Kipsdorf (Holfert, Hickmann), Li eben au (Lotze, Petzold), Luchau (Grahle, Schulze), Malter (Pretzschner), Naun dorf b. Schmiedeberg (Otto, Treutler) Niederfrauendorf (Langer, Süß), Oberhäslich (Leuteritz), Quohren (Fr. W. Göhler), Reinholdshain (Dzondh, Dlttrich, Lotze), Röthenbach (Leuteritz), Reinhardtsgrimma (M'ühler, Rüthrich), Sadisdorf (6. Schwenke), SeiferSdorf (Hoff-