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— Wir wollen nicht unterlassen, auch an dieser Stelle die Leser unsere» Blatte» auf die in diesen Tagen beginnende Einsammlung für die Zwecke der Gustav-Adolph-Stiftung aufmerksam zu machen. Ist«» auch erfreulich, daß die Summe, welche durch diese Stiftung den in katholischen Ländern zer streut wohnenden Protestanten zur Gründung und Erhaltung evangelischer Kirchen und Schulen zufließt, von Jahr zu Jahr sich steigert, so können diese Summen anderseits der jährlich wachsenden Anzahl neuer DiaSpora-Gemeinden und ihrer Hilf-bedürftigkeit gegenüber doch nicht al» hinreichend ange sehen werden. Eine große Anzahl von Gesuchen evangelischer Gemeinden muß deShalh Jahr für Jahr theil» unberücksichtigt bleiben, theil» auf nur geringe Unterstützung rechnen. Möge deshalb die in unsrer Stadt und unsrem Bezirke jetzt er öffnete Sammlung eine recht reichliche und die früheren Sammlungen übertreffende sein. Attenberg. Die für die hiesigen Abgebrannten eingegangenen milden Gaben belaufen sich über 10,000 Thlr. (30,000 Mark), und wird eine Hauptquittung in nächster Zeit veröffentlicht werden. Dresden. Da« an der Elbbrücke in Riesa beschäftigte Militär wird am 1. Juli hierher zurückkehren, da die Spreng ungen fast beendet sind. Man hofft, daß die Jnterimsholz- brücke am 1. Juli dem Verkehr übergeben und der frühere Fahrplan wieder eingeführt werden wird. — Die bezüglich der Leichenverbrennung vom Abg. Lehmann in der 2. Kammer eingebrachte Interpellation wurde vom Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz dahin beantwortet, daß die Staatsregierung nicht die Absicht habe, die Landes vertretung mit Gesetzvorschlägen wegen Einführung her Leichen- Verbrennung zu befassen; andererseits sei sie der Ansicht, daß die Einführung ohne vorherige Revision und Ergänzung der bestehenden Gesetzgebung unthunlich sei. — Da» Dekret über den Ankauf der Chemnitz-Ko- motauer Eisenbahn ist der Finanzdeputation überwiesen. Zwickau. Der überaus orthodoxe DiaconuS Stöck- hardt in Planitz, Sohn de« Tharandter Professors, ist vom Landes-Consistorium von seinem Amte suSpendirt werden; er hatte dem letzteren in einer Eingabe vorgeworfen, „daß e» nicht auf dem Standpunkte de« Bekenntnisse« stehe." Solch ein „rechtgläubiger" Herr, wie Stöckhardt, trägt ein solche« Schicksal natürlich mit Freuden al« Märihcer und um so mehr, al« Alle, die nicht an seinen Konventikeln theilnehmen, sich ja im Unglauben befinden. UebrigenS soll ein demselben befreundeter Rittergutsbesitzer sich erböten haben, dem „armen" Stöckhardt nicht nur frei« Station, sondern auch den ver lorenen Gehalt au« eigener Tasche zu gewähren. Spanien. In letzter Zeit wurde mehrfach gemeldet, daß Don Carlos mit zwei Generälen in Mexiko einge troffen sei, wo er ein neues Kaiserreich begründen wolle. Die mexikanische Geistlichkeit solle ihn mit königlichen Ehren empfangen haben, der spanische Gesandte sei beleidigt auS dem Nationalklub ausgetreten rc. An Allem soll kein wahre« Wort sein; Don Carlo« ist nicht in Mexico oder in England, sondern in Frankreich, wo er auf einem Landsitze re« Herzogs von Car« wohnt. Hier hofft er, gegen die Nach- spürungen der Polizei sicher zu sein; auch glaubt er, daß die communistisch-karlistische Verschwörung bald auSbrechen werde. Aber die spanische Regierung ist von den Umtrieben genau unterrichtet und hat all« Vorsichtsmaßregeln getroffen. Bel der in Spanien herrschenden Stimmung ist e» trotzdem keineSweg« sicher, daß nicht binnen Kurzem vielleicht ein neuer Bürgerkrieg auSbricht. Türkei. Der neue VerfaffungSentwurf de« Minister präsidenten Midhat Pascha ist sehr freisinnig; er schlägt Ministerverantwortlichkeit, Preßfreiheit, Geschwornengericht rc. vor und beweist, wie Midhat Pascha vollständig al« Europäer denkt und Politik treibt. — Die Vasallen der Türkei, Egypten, Rumänien und Serbien, werden bei der feierlichen Investitur de« neuen Sultan« Murad vertreten sein; dagegen hat die provisorische Regierung in der Herzegowina an alle Großmächte eine Note gerichtet, in welcher sie die Aner kennung der Insurgenten al« kriegführende Macht verlangt. Darnach steht e« nicht au«, al« würden die Insurgenten auf den, vom Sultan Murad angebotenen Waffenstillstand eingehen. Ein bedeutungsvolle« Ereigniß für die Türket geschah in der Nacht zum Freitag. In da« Sitzungszimmer der Minister tritt ein Adjudant-Major, Namen« Hassan, zieht plötzlich einen Revolver und tödtet den Kriegsminister Hussein Avni Pascha, ebenfalls den Minister de« Aeußeren Raschid Pascha, verwundet den Martneminister und einige Soldaten, auch noch der Diener de« Ministerpräsidenten Midhat Pascha wurde getödtet, der Mörder aber natürlich sofort verhaftet. Letzterer gehört der alttürkischen Partei an und übte einen Act der Rache au« an Denen, die den alten Sultan gestürzt. Zwar gehörte der Kriegsminister derselben Partei an, und Midhat Pascha hat einen gefährlichen Rivalen weniger im Ministerrathe; gleich Diesem ist aber bei dem Morde noch viele« Andere dunkel, und die ganze Sache wird sich erst später klären; die That ist al« ein Zeichen der Haltlosigkeit zu benennen, welche da« osmanische Reich charakterisier. — In politischen Kreisen sieht man die Situation in Konstantinopel sehr düster an, ja man ist auf neue blutige Ereignisse gefaßt. — Der Mörder Hassan ist sofort durch den Strang hinge richtet worden. /X Auch in diesem Jahre, und zwar am 24. Juli, veran staltet der durch seine, seit 1868 alljährlich wiederholten Extrasahrten wohlbekannte Unternehmer Herr Eduard Geucke in Dresden eine Lustsahrt nach der Schweiz, Tyrol und Salzburg. Es wird damit also den verschiedenen Interessen gedient und die herrliche Alpenwclt steht Jedem, der einmal auf billige Weise hinkommen will, in einem weiten Kreise offen. Die Geucke'schen Extrasahrten, sorgsam und eingehend vorbereitet, hatten sich allezeit der regsten Theilnahme zu erstellen, und so werden Touristen und Reiselustige, unter denen Herr Geucke so zu sagen schon seine Reisekundschast hat, die sich ihm alljährlich anschließt, auch diesesmal die günstige Ge legenheit zu einer Alpensahrt wahrnehmen. Von Lindau oder Kufstein oder Salzburg aus kann jeder Theilnehmer beliebig seinen Weg ein schlagen ; auch steht die Rückfahrt an jedem beliebigen Tage innerhalb der vier wöchentlichen Billettsgiltigkeit frei; nur die Hinreise findet gemeinschaftlich statt. Die Fahrpreise sind außerordentlich billig, beispielsweise von Dresden bis Lindau und zurück III Kl. 44, bis Salzburg oder Kufstein 42 M., ab Chemnitz 38 und 36 M., ab Görlitz 48 und 46 M.; für zweite Klaffe und von anderen Stationen aus entsprechend billig (siehe auch Inserat). Das Programm ist höchst instructiv und bietet eine angenehme Vorbereitung zu der herr lichen Reise. Allgemeiner Anzeiger, kxttskktt naest iMl, 8airburg uns siel' 8cimeir WM" am 24.4uN. r»ttrprol86 ruruKorMlvölinNok billig. LMots 4 >Vol Ii6ii xUtlx. "WU Vas anstvdrliebo kroxramm r Lusß. 4t. 30 kk., 4ms«. v. mit Karts von Kokvoir väor Dz^rol sepeoisll rn vsrlanzsn) 60 kf, öranoo xexxen kraneo (naed avsvLrts xexsn vrisknarken), ist ru beriolion ckurod 6as Kpocktttons-Lursall von L!L. ckk Oo., vrossioa