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226 In der Nacht vom 11. zum 12. dS. Ms. sind au« einem Bienstock in Poffendorf gegen 6 Pfund Honig gestohlen worden, wa« zu Entdeckung des Diebes hierdurch bekannt gemacht wird. Dippoldiswalde, am 22 März 1876. Königliches Gerichtsamt daselbst. Bekanntmachung. Der Gasthofsbesitzer Herr Heinrich Gottlieb Göll hier beabsichtigt in dem unter Nr. 156 des BrandcatasterS für hiesigen Ort gelegenen Hausgrundstück die Schlächterei fortzubetreiben. In Gemäßheit 8 17 der Reichsgewerbeordnung vom 21. Juni 1869 wird dies mit der Aufforderung hierdurch' bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf besonderen Privatrechtstiteln beruhen, bei deren Ver lust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Dippoldiswalde, am 23. März 1876. Der Stadtrath. Voigt, Bürgermstr. > Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 23. März. Die gestrige, zur Feier des Kaiser-Geburtstage« veranstaltete gesellige Vereinigung im RathhauS-Saale, welche recht gut besucht war (auch von vielen Frauen und Mädchen), verlief zu allgemeiner Befriedigung. Nachdem der Gesangverein zur Eröffnung ein Lied gesungen, trug Hr. Bezirks-Schulinspector MuShacke einen von ihm selbst verfaßten und mit großem Beifall auf genommenen Prolog vor, worauf die Sänger abermals ein Lied anstimmten. Nun hielt Herr Schuldirector Engelmann den Festvortrag, in welchem er daS Lebensbild der „unver geßlichen" Königin Luise von Preußen, der Mutter unseres Kaisers, zu Grunde gelegt hatte. In gewohnter klarer und allgemein fesselnder Weise schilderte der Vortragende das Leben und Wirken, die Tugenden und Leiden der großen Frau, und schloß mit einem Hoch auf Kaiser Wilhelm, in das jubelnd eingestimmt ward. Reicher Beifall wärd Hrn. Engel mann zu Theil. Nachdem der Gesangverein ein drittes patriotisches Lied zum Besten gegeben, theilte Redacteur Jehne daS nach dem Tode Luisens erschienene Volkslied, sowie eine in diesen Tagen veröffentlichte „Familienscene des Kaiser hauses" mit. Hr. Schuldirector Engelmann gab zur Berich tigung eines aufgetanchten IrrthumS über die Entstehung der aus dem Jahre 1813 stammenden eisernen Trauringe einige Mittheilungen über die vom Berliner Frauenverein 1813 ent wickelte patriotische Thätigkeit, und Hr. BezirkSschulinspector Müshacke las ein von ihm anläßlich einer, nach der Schlacht bei Gravelotte vorgekommenen Bivouakscene verfaßte« Gedicht vor, worauf ein allgemein gesungenes Lied auf Kaiser und Reich die ansprechende Feier schloß. Wie die Zeitungen melden, ist in sehr vielen Orten des Landes der kaiserliche Geburtstag festlich begangen worden, theils auf Anregung der Behörden, theil« von Corporationen und Gesellschaften. Ueberall hallte der Ruf vieltausendfach wieder: „Gott segne Se. Maj. den deutschen Kaiser!" — Bei dem am 23. d. M. hier abgehaltenen Roß- und Viehmarkt waren 48 Stück Pferde, 29 Stück Rind vieh, sowie 93 Stück Schweine zum Verkauf gestellt. Hier von sind 12 Pferde, 7 Rinder und ca. 80 Schweine zu Hohen Preisen verkauft worden. Dresden. Das Ministerium des Innern macht bekannt, daß in diesem Jahre aus dem „goldenen Stipendien fond" 9 Stipendien an sächsische Studirende der LandeS- Universität verliehen werden können. — Die Actien-Bierbrauerei zum Felsenkeller gewährt für daS abgelaufene Geschäftsjahr eine Dividende von 26 pro Cent. Waldheim. Als am 15. d. MtS. in der Schule zu Grünlichtenberg der Lehrer auf kurze Zeit das Zimmer verlassen hatte, schlug ein Knabe zwei seiner Mitschüler von hinten plötzlich mit den Köpfen zusammen, infolge dessen einer derselben sofort erkrankte und am 18., trotz sofortiger ärztlicher Hülfe, an einer durch den Stoß erlittenen Gehirn erschütterung starb. Pirna. Seit einigen Tagen ist man auf dem früheren Werkplatze der selig entschlafenen sächsischen Baugesellschaft mit Abtragung der beiden Gaskalköken, im Volksmunde der Operngucker genannt, beschäftigt, da sich kein Käufer ge funden hat, welcher für einen Pappenstiel diese Oefen, die herzustellen gegen 120,000 Mark kosteten, erstanden hätte. Im benachbarten Grundstücke der trostlos brachliegenden sächs. Eisenindustrie scheint man wacker über dem Ausschlachten her zu sein; nicht lange wird eS dauern, bis der Wind durch die Sven Fensterhöhlen streichen und Gras auf Hohofen und Werkplatz wuchern wird. Leipzig. Am 31. März wird hier ein, von der poly technischen Gesellschaft veranstaltetes „Nähmaschinen-Con- currenznähen" stattfinden, da« als zeitgemäßes Unter nehmen voraussichtlich zahlreicher Betheiligung sich zu er freuen haben wird. Die Concurrenz dauert von Nachmittag« 2 bis Abends 9 Uhr. Berlin. Am Geburtstage des Kaisers erfolgte die Er öffnung eine« neuen Kunsttempels und Schmuckes der Residenz, der Nationalgallerie, die zur Aufnahme derjenigen Kunst werke bestimmt ist, welche die vaterländische Kunst seit Grün dung des preußischen Königshauses geschaffen. Die kaiserliche Familie und alle anwesende Gäste nahmen an der Feierlich keit Theil. — Nachdem die durch den letzten Sturm an den Tele graphen angerichteten Störungen beseitigt und alle Verbin dungen wieder hergestellt sind, spricht die oberste Behörde allen Beamten ihren Dank aus für den Eifer und die Aus dauer, die sie in den Ausnahmefällen durch Arbeiten im Wasser oder zur Nachtzeit rc. bewiesen haben. Ueber die Anzahl und Art der Beschädigungen sollen statistische Angaben eingesendet werden, um auch daraus die Unentbehrlichkeit unterirdischer Leitungen nachzuweisen. — Die preußische Regierung hat, wie aus Kassel be richtet wird, den Bischof von Limburg aufgefordert, sein Amt niederzulegen. — In Berlin und auf dem Exerzierplätze bei Moabit soll am 23., 25. und 27. Mai ein Turnier, sowie andere Wettkämpfe, zwischen deutschen und englischen Offi zieren stattfinden. Es handelt sich zunächst um das sog. Polospiel, das später in der deutschen Armee eingeführl werden soll; doch sind auch noch andere athletische Wettkämpfe in Aussicht genommen. Auch werden FrühjahrSrennen, Pony rennen, Taubenschießen rc. veranstaltet. Der Kaiser und der Kronprinz haben da« Protektorat über die Wettkämpfe über nommen, an denen voraussichtlich zahlreiche Offiziere der deutschen Armee sich betheiligen werden.