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Veißerih-Ieitung Verantwortlicher Redakteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde ward, Diese- Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstag«, Donnerstag» und Sonnabends. — Zn beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 88 Pfg — Inserate, welche der der bedeutenden Aufiage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. für die Spalten-Aeile, »der deren Nanni, berechnet. Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 88 Pfg. Am 6. Januar 177k schlickte in dem Dorse Wilmsdorf bei Possendorf ein Knabe das Licht dieser Welt, welcher später als junger kräftiger Mann die Bewunderung und Hochachtung der deutschen Nation erregte. Dies war der berühmte preußische Major Schill. Sein Vater, der ihn überlebte, war der Obristleutnant Johann Georg von Schill, Besitzer des jetzt dem Herrn Baron von Fink aus Nöthnitz zugehörigen Freigutes zu Wilmsdorf; seine Mutter eine geborene von Traglauer. Nach dem Possendorser Kirchenbuche vom Jahre 1776 (Nr. 3) wurde das Kind am 13. Januar 1776 im elterlichen Hause «ach evangelischer Weise getauft und erhielt dabei die Rainen: Ferdinand Baptista. Seine Pathen waren 1) der Herr Hossecretair Christian Friedrich Naumann in Dresden, 3) die Frau Baronesse von Haussen in Dresden, vertreten durch die Frau Christiane Elisabeth verehel. Pastor Dalichovius in Pdsfendors, und 3) der durch den Besitzer des Rittergutes Possendorf, Herrn Johann Georg Scherber, vertretene Herr Major Polnitz in Warschau. Außerdem nennt das Kirchenbuch noch als abwesende Taufzeugen Herrn Ferdinand Baptista Gras von Renar und die Hofdame Frau von Carossen in Dresden. Fünf Jahre war der Knabe alt, als sein Vater 1780 Wilms dorf verließ und »c^ADthof in Schlesien übersiedelte, von wo er sich später nach PomN«n wendete. Der junge Schill, von seinem Vater zum Soldaten 'bestimmt, focht am 14, October 1806 in der unglücklichen Schlacht bei Jena als Unterleutnant im preußischen Dragvnerregimente der Königin — vorher Anspach-Bayreuth — und ging daraus zu Heilung seiner dabei erhaltenen Wunden in das elterliche -Hau« nach Pommern. Bon dem glühendsten Eifer beseelt, zur Befreiung Deutschlands vom französischen Joche mit Aufopferung aller seiner Kräsw beizutragqn, wendete er sich zunächst an den Commandanten der Festung Colberg, den Obersten Couradou, ihn um Unterstützung bei seinen Slreiszügen bittend, allein dieser hinderte ihn aas neidischer Besorglichkeit in seinem Eifer und ließ das von Schill gebildete FreicorpS nie über 50 bis 60 Mann anwachsen. Mit zwei Dragonern seines Regimentes zum Thore der Festung Colberg hinausreitend, eröffnete Schill seinen gewagte» kühnen Feld zug. Sein hohes Beispiel übte aus die deutsche Nation einen so mächtigen Zauber aus, daß er binnen Kurzem an der Spitze seines respektabel» Freicorps zu größeren Ünternehmungen verschreiten konnte. Sein vorzüglichstes Gefecht in damaliger Zeit war das bei Neugardt, wo er, seine Thätigkeit hemmend, abermals verwundet Bis in die dunkle Nacht hinein bediente er dabei, obschon selbst blessirt, ein« Kanone, deren Mannschaft bereits gefallen war. Bei Dodendorf vernichtete er mit einigen Hundert Husaren drei holländische OuarreeS. Von Wichtigkeit war agch der glückliche Fang des französischen Generals Victor, gegen welchen Blücher aus gewechselt wurde. Sein Streben, in Verbindung mit Blüchern mit größere,» Nachdrucke in Pommern auszutreten, warb ihm dmch dm Tilsiter Frieden veredelt. Eine erwünschte Gelegenheit, Napoleon direct in den Weg treten zu können, bot sich unser« Schill, als er «inen Transport von zwölf für den M. .DM. HOimmtm Zug ¬ pferden erbeutete. Napoleon, wülhend darüber, befahl Schill'n die sofortige Herausgabe dieser Pferde und adressirt« diese Zuschrift: An den Räuberhauptmann Schill. Schill antwortete kurz: „Mein lieber Herr Bruder! Ihre zwölf Pferde stehen Ihnen zu Diensten, sobald Sie die vier Pferde, die Sie vom Brandenburger Thore in Berlin entwendeten, aus demselben wieder ausgestellt haben." Nach dem Tilsiter Frieden wurden Schill's Verdienste von der Negierung anerkannt. Er ward nicht nur zum Major und Chef eines Husarenregimenles ernannt, sondern auch überdies vom König« Friedrich Wilhelm III. und der edlen Königin Louise «hrenvoll ausgezeichnet. Daß er auch der Liebling des Volkes geworden, davon erhielt er den rührendsten Beweis, als er 1808 an der Spitze seines Regiments in Berlin einzog. Ei» beispielloser Freuden taumel beseelte alle Volksklaffen, aus deren begrüßendes Zujauchzsn der jugendliche bescheidene Held nur durch Thronen danken konnte. Er ward jetzt der Mittelpunkt, um den sich daS Berlinische Lcbpr. drehte; edle Frauen, Gelehrte, jüngere und ältere Offiziere, aus wärtige Gesandte, Alle warben mit gleichem Eifer um Schill's nähern Unigang, wobei es auch an heimlichen Hassern und Neider» nicht ganz fehlte. Deutschlands trüber Himmel wurde nach dem Tilsiter Frieden immer dunkler. Die Hoffnung, die man auf Oesterreichs Beihülse gesetzt hatte, ging in der verunglückten Schlacht bei Regeiuöbnrg verloren. Schill, der bei deS Königs — durch die Situation er klärlicher — Unentschlossenheit mit seinem auf 6000 Mann an gewachsene» Freicorps eigenmächtig nach Pommern vordrang, hielt sich mit demselben, durch die Ostsee gedeckt, in Stralsund sür sicher und warf sich am 25. Mai 180!) in diese Stadt, in der er sich sogleich zu befestigen suchte. Napoleon hatte dagegen zu Schill's Untergange die kräftigsten Maßregeln getroffen und 10,000 Mann Holländer und Dänen unter Gratien und Ewald gegen Stralsund vorgeschoben. Da Schill's tapfere Genoffen aus seinen Vorschlag, sich dem Mer« anzuvertraue», nicht eingingen, blieb den mnthigen Streitern nichts übrig, als in Stralsund aus Leben und Tod M fechten.