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Sonnabend. Nr. 142. 11. December 1875. Weißerih-Ieitung. Amts-Matt für die Königs. Anitskauptmannfchast Dippokdiswakde, sowie für die Königs. Gerichts-Aemter und die Stadträttje zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehnc in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zn beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agcntnrcn. — Preis vierteljährlich 1 Mark 23 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutcndcil Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit lO Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Nanin, berechnet. Zmlkcher Theil. Bekanntmachung. Nach tz 18,, des Reichsgesetzes über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung vom 6. Februar 1875 sind nächst dem ehelichen Vater die Hebammen zur Anzeige der Geburten bei dem Standesbeamten verpflichtet. ES bleibt jedoch nach tz 19 der Ausführungs-Verordnung zu dem obigen Gesetze vom 6. November dieses JahreS auch fernerhin die zeitherige Verpflichtung der Hebammen, dafür zu sorgen, daß alle Geburten, zu welchen sie gerufen werden, rechtzeitig und in vorschriftsmäßiger Vollständigkeit bei der Kirche (dem Kirchner oder Pfarrer) angezeigt werden, bestehen. Ebenso sind die verpflichteten Leichenfrauen nach 8 20 der angezogenen Verordnung nach wie vor zu Aus stellung und Ablieferung der Leichenbestattungsscheine an die Pfarrämter, sowie zu Erstattung der besonderen Todesanzeigen an die OrtsgerichtSpersonen, in der zeitherigen Maaße verpflichtet. Sie haben jedoch nunmehr auch dafür zu sorgen, daß die in 88 56 fg. des Reichsgesetzes vorgeschriebene Anzeige des Sterbefalles beim Standesbeamten rechtzeitig, d. h. spätestens am nächstfolgenden Wochentage bewirk! wird. Die Herren Bürgermeister und Gcmeindevorstände des hiesigen Verwaltungsbezirks werden hiermit veranlaßt, noch vor Ablauf dieses Jahres die Hebammen und verpflichteten Leichenfrauen dem Vorstehenden entsprechend, unter gleichzeitigem Hinweis auf die in der letzten Nummer dieses Blattes bekannt gemachte Bildung der Standesamtsbezirke und Bestellung der Standesbeamten, mit Anweisung zu versehen. Dippoldiswalde, den 6 December 1875 Königliche Amtshauptmannfchaft. v. Boffe. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Die Einwohnerzahl unserer Stadt nach der letzten Zählung wird sich noch um 31 ver mehren, da, wie wir vernehmen, von einem der Zähler die Listen über 2 Häuser nicht abgegeben wurden. Es steigt also die Zahl auf 3153, wozu noch mehrere der als abwesend Aufgeführten kommen dürften. Wir haben sonach einen Zuwachs von 178 Personen oder 6°/o erhalten. — Am I. Januar 1876 soll bekanntlich im ganzen deutschen Reich die Re ich «Währung in Kraft treten und sollen bis zu diesem Termin nach dem Münzgesetz sämmtliche Staats- und Privat-Banknoten eingezogen sein. Gleichzeitig tritt mit diesem Termin das Bankgesetz ins Leben, und werden damit die Noten unter 100 Mark außer Giltig keit gesetzt. So wäre die Währungsreform durchgeführt und die alleinige Goldwährung eingeführt. Wie wir uns bei jedem Griff in die Tasche überzeugen können, wird dies jedoch auch nach dem I. Januar nur eine papierne Thatsache sein, denn so lange die Thaler nicht entweder außer Cours oder auf einen niedrigen Stand als gesetzliches Zahlungsmittel gesetzt werden, so lange haben wir auch die Goldwährung noch nicht. Die Reichsregierung erkennt dies sehr wohl an und sie thut Alles, den Termin zu beschleunigen, wo die Doppelwährung faktisch aufgehört hat. Dies beweist der dem Vernehmen nach vom BundeSrath gefaßte Beschluß: die Coursfähigkeil der Thaler einzuschränken, nämlich dieselben, wie andere Neichssilbermünzen, als gesetzliches Zahlungsmittel nur für Zahlungen bis zu 20 Mark vorläufig fortbestehen zu lassen. — Der Besuch der Theater-Vorstellungen wird ein immer zahlreicherer. Für heute Freitag steht „Mein Leopold" an, und dürfte dies Volksstück, da« überall größten Beifalls sich erfreute, auch bei uns ein Zugstück werden und hoffentlich Wiederholungen finden. Auch für nächste Woche sind ansprechende Stücke vorbereitet. Hirschbach. Ein Abend großer Freude und seltenen Genusses wurde uns am Abend des 4. Decbr. zu Theil durch die so liebevolle Christbescheerung, welche Herr Lehrer Brückner noch vor seinem Weggange von hier seinen Schülern bereitete. Einen erhebenden Eindruck auf alle Gemüther machte besonders die von ihm so schön durchdachte Darstellung der Weihnachtszeit in Gesang, Anführung von Bibelstellen und Declamationen von Seiten der Kinder, w»e durch ab wechselnde Musikbegleitung. Welche Freude strahlte aus den Augen der Kleinen, als beim Gesang: „Stille Nacht, heilige Nacht" zu beiden Seiten die reichgeschmückten Christbäume