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Sonnabend. Rr. 128. 6. November 1875. WePerih-Ieitung. Amts-AUatt für die Königs. Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königs. Gerichts-Aemter und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Ilrauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehm durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 25 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden niit 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raunt, berechnet. Amtlicher Theis. Erledigt hat sich die an den Maurer Friedrich Wilhelm Kaltfchmidt aus Hänichen, gebürtig aus Großburgk, in Nr. 40 dieser Zeitung v. I. 1872 erlassene, in Nr. 99 v. I. 1872 und Nr. 78 v. I. 1873 dieser Zeitung erneuerte Vorladung durch Äufgreifung pp. KaltschmibtS. Dippoldiswalde, am 3. November 1875. Königliches Gerichtsamt daselbst. Klimmer. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Unter zu hoffender Genehmigung der Stadtverordneten ist vom hiesigen Stadtrathe beschlossen worden, an der Südseite des Schulgebäudes eine Turnhalle zu erbauen, und zwar im nächsten Jahre, deren Kostenan schlag auf 4500 Thlr. sich beläuft. — Behufs Vermehrung der Lehrzimmer im Schulgebäude soll die jetzige Cantor- Wohnung geräumt, vom Schuldirector bezogen und die somit in der ersten Etage frei werdenden Locale zu Lehrzimmern eingerichtet werden. — Das Concert des Hrn. Musikdirector Ehrlich aus Dresden mit seiner, aus 35 Mann bestehenden Kapelle, welches nächsten Montag in Herrn Leuschner'S Etablissement stattfinden wird, dürste sehr zahlreichen Besuch finden, denn das (in heutiger Nr. d. Bl. veröffentlichte) Programm ist ein so gewähltes und enthält so viel neue, hier noch nicht zum Vortrage gelangte Nummern, daß Musikkenner und Freunde den Genuß sich gewiß nicht versagen werden. Dresden. An Stelle des, mit Jahresschluß freiwillig ausscheidenden und in Pensionsstand tretenden Bürgermeisters Neubert ist der Bürgermeister vr. Hertel mit 33 Stimmen zum ersten Bürgermeister der Residenz gewählt worden. — Der bei den hiesigen Banken zum Verkauf gestellte Betrag der neuen Dresdener Stadtanleihe von 3 Millionen Mark wurde am 3. November bereits vollständig begeben und mußten viele Käufe unberücksichtigt bleiben. Freiberg. Das hiesige Stadttheater ist so alters schwach, daß am 2. Novbr. die letzte Vorstellung gegeben wurde. Man möchte gern ein neues Theater haben; aber die Stadt kann es nicht bauen, so gern sie möchte, da die Mittel fehlen. Meißen. Die mit voriger Woche vollständig beendigte Weinlese hat in Qualität und Quantität ein sehr be friedigendes Ergebniß geliefert; namentlich hinsichtlich der Quantität ist sie in einzelnen Lagen den besten Jahrgängen gleichzustellen. Gegen die letzten Jahre sind die Preise be deutend zurückgegangen, was bei den gestiegenen Productions kosten im Interesse der Erbauer nur zu bedauern ist. Leipzig. Der Bankrott des Bankhauses Küstner L Co. beschäftigt die Handelswelt allgemein, da eine Zahlungs stockung nicht vorliegt, sondern wegen Ueberschuldung der Concursprozeß eröffnet wurde. Speculationen in amerikanischen und österreichischen Papieren und eigene Gründungen führten den Sturz herbei; der Chef führt den österreichischen Adel und ist Consul der argentinischen Republik. Seit Beginn dieses Jahres haben in Leipzig 63 Firmen fallirt, und man fürchtet, daß die Liste noch lange nicht geschloffen ist. Berlin. Der Kaiser hat am 2. Novbr. die erste Ausfahrt seit seiner Rückkehr aus Italien gemacht; das Be finden ist ein durchaus befriedigendes, dennoch hat er, auf An- rathen der Aerzte, die Reise nach Schlesien zu den großen Jagden des Herzogs v. Sagan aufgegeben. An der Hubertus jagd nahm in seinem Auftrage der Kronprinz Theil. — Schon gelegentlich des Besuches, den König VictW Emanuel vor zwei Jahren in Berlin abstattete, war die Rede davon, die beiderseitigen Gesandtschaften, Italiens inBerlin und Deutschlands in Rom, zum Range von Bot schaften zu erheben; der Plan blieb aber, wohl wegen der erhöhten Kosten, unausgeführt. Jetzt ist man in Mailand auf denselben zurückgekommen und bereits sind die entsprechen den Einleitungen verabredet worden, um den zwischen Deutsch land und Italien bestehenden engen Beziehungen durch Er hebung der beiderseitigen Gesandtschaften zum Range von Botschaften besonderen Ausdruck zu geben. Das italienische Parlament wird die erforderlichen Mehrausgaben gewiß eben so bereitwillig genehmigen, wie der deutsche Reichstag unserer seits. Der Unterschied zwischen Gesandten und Botschaftern besteht bekanntlich darin, daß die letzteren als Vertreter der Person ihres Souverains direkt mit dem Monarchen ver handeln, bei dem sie beglaubigt sind, während die Gesandten auf den Verkehr mit dem Ministerpräsidenten beschränkt sind.