Volltext Seite (XML)
Dienstag. Nr. 12«. 19. October 1875. Weißerih -Leitung. Amts-Matt für die Königs. Amtsliauplmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königs. Gerichts-Aemter «nd die Stadtmitte z» Dippoldiswalde und Kraucnstcm. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithnc in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags nnd Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark LS Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden niit lO Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. ZmMcher Theis. Erledigt hat sich die in Nr. 115 des Amtsblattes erlassene Vorladung des Handarbeiters Carl Heinrich Leberecht Franke aus Dippoldiswalde durch dessen Gestellung. Dippoldiswalde, am 14. October 1875 Königliches Gerichtsamt. Klimmer. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Das wiederholt angekündigte So- listen.Concert mehrerer Kammermusiker aus Dresden, die bei uns seit ihrem letzten Concert im besten Andenken stehen, wird nächste Mittwoch (im Schießhaussaale) bestimmt statt finden, und machen wir auf diesen musikalischen Genuß hier durch nochmals aufmerksam. — Es kursiren von Neuem falsche Einmarkstücke mit dem Münzzeichen v. Dieselben bestehen aus Zinn und sind in nach ächten Stücken hergestellten Formen gegossen und so vorzüglich nachgeahmt, daß sie leicht für ächte gelten können, namentlich so lange sie noch de« natürlichen Glanz haben. Dresden. In der ersten Sitzung der 2. Kammer des Landtages am Freitag erfolgten die Wahlen der 5 Depu tationen und Constituirung derselben. — Die nächste Sitzung ist Montag, den 18. Octbr., in welcher dem Landtage 11 königliche Decrete vorgelegt werden; darunter befinden sich das Staatsbudget mit dem Finanzgesetz pro 1876—77, der Rechenschaftsbericht auf die Jahre 1872—73, Nachträge zu dem Staatsbudget und dem Finanzgesetz auf die Jahre 1874/75, sowie ein Gesetzentwurf wegen provisorischer Fort erhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1876. — Durch das Finanzgesetz wird die laufende Einnahme und Ausgabe des ordentlichen Staatshaushaltes für jedes der beiden Jahre auf die Summe von 52,909,957 Mark festge stellt. DaS außerordentliche Budget schließt für beide Jahre mit einer Gesammtsumme von 36,367,793 Mark ab. — Noch in dieser Woche wird im hiesigen Residenz theater (Circusstraße) ein großes Spektakelstück: „Die Reise um die Welt," zur Aufführung kommen. Bereits ist das gesammte reiche Ausstattungsmaterial hier angekommen, und die Proben sind im Gange. — In Bezug auf den Verkauf künstlicher Butter, welche den angestellten Ermittelungen zufolge meistentheils lediglich aus gefärbtem, mit wen: i Tropfen Butteräther versetztem Talge oder Schweineschmalze besteht, hat heute der hiesige Rath eine Bekanntmachung erlassen, welche bestimmt, daß der Handel mit solchen Buttersurrogaten in hiesiger Stadt fernerhin nur unter der Bedingung stattfinden darf, daß diese Surrogate nicht unter dem Namen von Butter verkauft werden, sondern daß von den Verkäufern ihren Ab nehmern ausdrücklich bekannt zu geben ist, daß das Verkaufs object nicht wirkliche Butter, sondern nur ein Surrogat der letzteren sei. — In diesem Jahre sind in Dresden 120 neue Häuser, darunter 102 in geschlossener Reihe, aufgeführt worden. Döhlen (im Pl. Grund). Ein hiesiger Bergmann hatte in der Gewerbevereins-Lotterie ein Pianoforte gewonnen. Da es ihm an Zeit fehlte, selbst seinen Gewinn in Empfang zu nehmen, schickte er seine Frau nach Dresden, um das Piano forte, da er davon keinen Gebrauch machen konnte, womöglich zu verwerthen. Dies gelang auch, die Frau verkaufte das Instrument für den Preis von 400 Thaler und eilte nun erfreut nach Hause. Aber welcher Schreck! Sie findet die Trauerbotschaft vor, daß ihr Mann während ihrer Abwesen, heil im Schachte von bösen Wettern erschlagen worden ist. Berlin. Wie bereits gemeldet wird der Reichstag am Mittwoch, den 27. October, eröffnet werden. Man glaubt, daß der Kaiser, falls er in nngeschwächtem Wohlsein aus Italien zurückkehrt, den Reichstag in Person eröffnen werde. — Fürst Bismarck hat nur auf dringendes Bitten seiner Familie dem ärztlichen Einsprüche zugestimmt, den Kaiser auf der Reise nach Italien nicht zu beglesten. Sein Sohn, Graf Herbert Bismarck, wird dem Könige von Italien das tiefe Bedauern seines Vaters, an der Reise nicht theil- nehmen zu können, persönlich aussprechen. Bayern. Der Kampf zwischen den Ultramontanen (die sich „Patrioten" nennen) und den Liberalen ist ent schieden: die ersteren haben mit ihrer Dreistimmen-Majoritäl (79 Ultramontane gegen 76 Liberale) die, auf den Sturz