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Dienstag. Nr. SS. 13. August 1875. Weißerih-Heilung. Anüs-Matt sirr die Kerichts-Aemter und SLadträtye zu Dippokdiswatde und Imuenstein. Verantwottlichcr Ncdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 23 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden niit 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. ' - -- s—SS—------------ ZrnlkcherTheit. Bekanntmachung. Aus Anlaß der Sedanfeier bleiben die Lokalitäten der Amtshauptmannschaft Donnerstag, -en 2. September -s. Js., geschloffen. Dippoldiswalde, den 30 August 1875. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Boffe. Aus Anlaß der am 2. September dS. Js. Hierselbst staltfindenden öffentlichen Siegesfeier werden an diesem Tage die Dienststunden für den Verkehr mit dem Publikum wie an Sonn- und gesetzlichen Festtagen beschränkt. Dippoldiswalde. Kaiserliche Post- und Telegraphen-Station. Subhastations - Aufhebung. Der auf den 6. November ds. Js. anberaumte Termin zu Subhastation des Arnold'schen Grundstücks, Nr. 294 Brandcataster für Dippoldiswalde, wird nach Zurücknahme der darauf gerichteten Anträge hierdurch wieder aufgehoben. Dippoldiswalde, am 29. August 1875. Königliches Gerichtsamt. Klimmer. Der Aufstand in -er Herzegowina. Die Aufmerksamkeit der Zeitungsleser und die Tätig keit der Diplomatie wird jetzt in höherem Grade in Anspruch genommen durch den seit Anfang Juli in der türkischen Pro vinz Bosnien, und zwar in der Herzegowina, ausge brochenen Aufstand, von dem man anfangs glaubte, der sogenannte „Putsch" sei nicht der Rede Werth, der aber eine immer größere Ausdehnung annimmt und jedenfalls von der saumseligen und durch Geldverlegenheiten behinderten tür kischen Regierung nicht in der gewünschten und gehofften Geschwindigkeit beseitigt werden wird. Oestlich von dem österreichischen Küstenstriche Dalmatien, am adriatischen Meere, liegt das von zahlreichen Armen der Dinarischen Alpen durchzogene Gebirgsland Türkisch-Dal matien, oder die Herzegowina, der südwestliche Theil der türkischen Provinz Bosnien. Die Bevölkerung dieses dürf tigen, nur hier und da ein üppiges grünendes Plätzchen er zeugenden GebirgSlandeS, da« zu drei Viertheilen steiniger Wüstenboden ist, besteht aus beutegierigen Räubern und aus ärmlichen Bauern, die ihren spärlichen Culturboden gegen einen doppelten Feind zu vertheidigcn haben: gegen die tür kischen Sleuerpächter und gegen die Bora, den unerbittlichen Nordoststurm, der die mühsam zusammengeschleppte Erde von den Felslehnen fegt und das karge Gut der Bauern spurlos vom Boden verschwinden macht. Von deutschem Bauernfleiße findet sich selbst in den fruchtbareren Gegenden keine Spur; selbst dort findet man weite Strecken nur mit Dornen, Disteln und dürrem Gestrüpp bewachsen. Wozu sollten die Armen auch Fleiß und Mühe an die Bestellung ihrer Felder verwenden? Zeigt sich in irgend einem Gehöfte Wohlstand, so fallen die türkischen Steuererheber gierig dar über her und pressen dem Besitzer so viel Abgaben und Steuern aus, um die stets leeren Kassen der Pascha's und anderer Beamten zu füllen, daß dieser in kurzer Frist wieder in Armulh zurücksinkt und es bitter bereut, durch seinen Fleiß die Aufmerksamkeit seiner Peiniger auf sich gezogen zu haben. Alle bestellen nur so viel Feld, als zu den unumgänglich unentbehrlichen Bedürfnissen nöthig ist. Die Bevölkerung ist eine slavische und gehört meist zu zu der sogenannten Rajah, worunter im türkischen Reiche alle die Unterthanen verstanden werden, welche sich nicht zum Islam, der Religion des Mohamed, bekennen. Es ist in den Verhältnissen begründet, daß eine solche Bevölkerung, der schon längst und schon oft von der Re gierung Abhülfe ihrer gerechten Beschwerden versprochen, aber nie gewährt worden ist, durch an sich unbedeutende Er eignisse schnell zu Empörungen fortgerissen werden muß. Zu verlieren giebt eS für sie nichts, als daS jämmerliche Leben;