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Dienstag.' ' ' Rr. S«. 10. August 1875. WePevih-Ieitung. Amts-Alatt für die KeriPts-Aemter und Stadträtße zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Verantwortlicher Ncdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis Vierteljährlich 1 Mark 23 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden niit 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Die Besitzer der vielen Heu-, Bret- und andern Fuhrwerke, welche von hier und der Umgegend nach Dresden verkehren, machen wir auf die, in dieser Num mer unseres Blattes enthaltene Bekanntmachung der Dresdner Polizeidirection aufmerksam, wornach alle Lastfuhrwerke von Beginn der öffentlichen Straßenbeleuchtung an mit einer brennenden Laterne versehen sein müssen. Altenberg, 9. August. Am gestrigen Tage fand hier die feierliche Weihe der neuen Fahne des Turnvereins statt. Nachdem früh 5 Uhr Weckruf erklungen war, waren viele geschäftige Hände eifrig bemüht, durch Fahnen- und Guirlandenschmuck das ihrige zur Verherrlichung des Festes beizutragen. Das Wetter war prächtig und fast drückend heiß. Von 10 Uhr an fand die Begrüßung der ankommen den fremden Turner statt, die von Teplitz, Mariaschein, Klostergrab, Dippoldiswalde, Glashütte, Bärenstein und Geising erschienen waren. — Das Mittagessen wurde von denselben in verschiedenen Gasthöfen eingenommen, und gegen 2 Uhr erfolgte vor dem Gasthof zur „Stadt Teplitz" die Aufstellung zum Festzuge, der sich zuerst nach dem „alten Amthause" bewegte, hier die noch verhüllte Fahne, die Fest jungfrauen und die städtischen Behörden in seine Mitte nahm und auf dem schön gelegenen Turnplätze sein Ende fand. Nachdem ein großer Kreis um die Rednertribüne formirt worden, begrüßte zunächst Herr Bürgermeister Adler die An wesenden mit herzlichen Worten, worauf der Gesangverein das Lied: Deutschland, Deutschland über Alles! rc. vortrug. Anknüpfend an dieses Lied, hielt darauf Herr Lehrer Thiele die tiefempfundene Weihrede. Nachdem Frl. Minna Müller die Fahne unter entsprechenden Worten enthüllt und der Gesangverein das Weihelied vorgetragen, wurden die Schleifen von Herrn F. Pahlitzsch, Frl. Ottilie Walther und vom Turnverein in Mariaschein, der gleichzeitig die herzlichsten Grüße und Wünsche von jenseits der Grenze brachte, an der prachtvollen Fahne befestigt, worauf Herr Bäcker Heymann, Vorstand des Turnvereins, die Rednertribüne bestieg und mit bewegten Worten den Jungfrauen der Stadt für ihre schöne Gabe, sowie den fremden Gästen für ihr Erscheinen dankte, und übergab alsdann die Fahne dem Fahnenwart. Dippol diswalde und Geising ließen nun ebenfalls Schleifen befestigen, während Glashütte und Bärenstein goldne Nägel gestiftet hatten. Ein passendes Lied beendete alsdann die Feier. Nach einer Pause von circa 20 Minuten wurde zu den Freiübungen angetreten, bei denen der Herr Rector Förster aus Altenberg vorturnte und die unter den Klängen der Musik exact ausgeführt wurden. An einen, von den Altenberger Turnern ausgeführten Reigen, verbunden mit Freiübungen, der wohlverdienten Beifall fand, schloß sich das Geräthturnen mit einmaligem Wechsel, und dann das Kürturnen. — Abends r/-7 Uhr erfolgte der Einzug in die Stadt. — Ein Ball hielt darauf die Fesitheilnehmer noch bis lange nach Mitter nacht zusammen. — Möchten sich immer neue Mitglieder um das neue Banner schaaren, auf daß unser Turnverein wachse, blühe und gedeihe! Dresden. Unser König Albert hat sich am 8. August nach Plauen begeben, um den deutschen Kaiser zu be grüßen, der auf der Rückreise von Gastein dort eintraf. Am Montag begleitet der König den Kaiser Wilhelm bis Leipzig, von wo er Abends nach Pillnitz zurückkehrt. — In der Nacht zum Sonntag (^HUHr) ist das in Friedrichstadt in der Wachsbleichgasse gelegene große und prächtige Gebäude der Entbindungsanstalt, mit Heb- ammen-Jnstitut und Klinik, 1866 erbaut, von einem nicht un bedeutenden Feuer arg geschädigt worden, das in der Mitte des Hauptgebäudes über dem großen Saale zwischen zwei Oessen auSbrach. Die Kranken, Wöchnerinnen und Säuglinge wurden in ihren Betten nach dem Stadtkrankenhause gebracht; leider sind einige in Folge des Schreckes gestorben und Ver wechselungen der Kinder vorgekommen. Der Dachstuhl deS Hauptgebäudes und ein Flügel sind abgebrannt, die Wohnung des (abwesenden) Directors vr. Winkel arg zugerichtet. Oschatz. In der Nacht zum 5. August ist der Artillerie- abtheilung, welche in Kreinitz bei Strehla kantonnirt, die Regimentscasse gestohlen und auf freiem Felde ausge leert worden; die Summe soll sich auf 10,500 Mark belaufen. Die auf Wache befindlichen Soldaten und der Besitzer deS LocalS, wo sich die Casse befand, sind in Haft genommen worden. Altenburg. Hier haben sich bereits die Ausführungs- Commissionen für die im October statlfindende Kartoffel ausstellung gebildet. M it derselben wird ei» Kartoffelsaat markt verbunden sein. Angemeldet sind bis jetzt über 2000 Sorten Kartoffeln. Berlin. Das gesammte preußische Staatspapier- geld wird zur Einlösung einberufen und nur noch bis 31. Decbr. 1875 angenommen. — Die Einnahmen des Reichs aus Zöllen und Steuern haben im ersten Semester des laufenden Jahrs 123,093,991 Mark gegen 126,625,209 Mark im ersten Se mester 1874 ergeben. Das Minus von 3,531,218 Mark oder noch nicht 3 pCt. wird mehr als ausgeglichen durch das Plus an Einnahmen der Post und der RetchSeisenbahnen. — Auf den deutschen Münzstätten herrscht eine große Thätigkeit, welche sich auch auf die Herstellung silberner Fünfmarkstücke und Fünfzigpfennigstücke erstreckt. Die Aus prägung der letztgedachten Münzstücke ist bekanntlich erst vor einigen Monaten vom BundeSrathe beschlossen worden.