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Dienstag. Rr. 84. ' 27. Juli 1875. Weißerih-Ieitung. Amts-Afatt für die Herichts-Aernter und Stadträttje zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Verantwottlicher Rcdacteur: Earl Jehnc in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehe» durch alle Post- Aiistaltcu und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 23 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutende» Auflage des Blattes ci»e sehr wirksame Verbreitung finde», werden mit lO Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet Amtlicher Theit. Bekanntmachung. Den Herren Lehrern des hiesigen Schulbezirkes kann der jetzt in 36. Auflage erschienene Volksfchul-AtlaS von vr. H. Lange seiner Reichhaltigkeit, Billigkeit und Sauberkeit von Zeichnung und Stich wegen in ganz besonderer Weise zur Einführung in den Schulen empfohlen werden. Dippoldiswalde, am 24. Juli 1875. Der Königl. Bezirks Schulinspector. Mushacke. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, 26. Juli. Gestern wurde IN Reich städt das Jahresfest des Zweigvereins der Gustav-Adolf- Stiftung für Dippoldiswalde und Umgegend gefeiert. Die Borbereitungen, welche die Gemeinde Reichstädt für die würdige Feier des kirchlichen Festes getroffen hatte, waren in höchstem Grade würdig und anerkennenswerth. Der vom dortigen Militärverein eröffnete Festzug bestand ferner aus der Schul- und erwachsenen Jugend, zahlreichen Jungfrauen, dem Gesangverein, sowie den älteren selbstständigen Gemeinde mitgliedern, insbesondere den Mitgliedern des Kirchenvorstandes und GemeinderatheS. Voran ein Musikchor, das den Choral „Ein' feste Burg rc." vortrug, bewegte sich der Zug präcis r/i3 Uhr unter dem Geläute der schönen Reichstädter Glocken, den vollzähligen Vorstand des Vereins, die Herren Geist lichen aus der Umgegend im Ornate und mehrere Gäste in die Mitte nehmend, nach der, in ihrem Innern auf das Geschmackvollste und reich decorirten Kirche, die sich auf allen Plätzen füllte. Wir können hier nicht umhin, der Gemeinde Reichstädt, dem Kirchenvorstande und Allen, die zur Ver schönerung des Festes beitrugen und daran Theil nahmen, insbesondere auch Hrn. Pastor Ficker, dem Leiter der ganzen Veranstaltungen, besondere Anerkennung und Dank aus zusprechen. Die kirchliche Feier anlangend, so hielt nach dem Ge sänge zweier Lieder und einer gut eingeübten Motette Herr Diac. Planitz aus Poffendorf eine frische, kräftige Predigt über die wunderbare Speisung, Mark. 8, und nahm daraus drei Fragen Christi an unfern Verein: 1) was uns zu Freunden des Vereins machen soll? (die Noth unsrer evan gelischen Mitchristen und Christi Beispiel); 2) wodurch wir ihn unterstützen? (Handreichung und Fürbitte); 3) was wir selbst für Segen daraus für uns hoffen? (Stärkung des eigenen Glaubens und der brüderlichen Glaubensgemeinschaft). Um 4 Uhr begann die gleichfalls gut besuchte Ver sammlung im nieder» Gasthof. Nach Gesang eines Lieder- verses hielt Hr. Pastor Stichart aus Reinhardtsgrimma einen geschichtlichen Vortrag, der das Verhältnis der Katholiken zu den Evangelischen in Böhmen (und umgekehrt) zum Thema hatte, und aus vielen, meist aus eigener Erfahrung genom menen lebendigen und interessanten Beispielen darlegte, ein mal, wie sehr unsre evangelischen Brüder in der Zerstreuung unsrer Unterstützung bedürfen, aber auch wie würdig sie der selben seien. Hierauf nannte der Vorsitzende, Hr. Superint. Opitz, der Versammlung den dermaligen Vorstand und ge dachte dabei mit dankender Anerkennung des langjährigen treuen Mitgliedes des Vereins, des nun Heimgegangenen Dkac. Mühlberg in Dippoldiswalde. Die darauf folgende Ablegung des Rechnungsberichtes wies dies Jahr eine etwa» höhere Einnahme gegen das Vor jahr, nämlich 403 Mark nach. Nach Abzug der nöthigen Auslagen blieben 290 Mark zur Verfügung, von denen auf Vorschlag des Vorstandes 130 Mark der Gemeinde Semonitz, 130 Mark dem Dresdner Hauptverein mit dem Vorschlag überschickt wurden, diese der Gemeinde Fleißen in Böhmen zukommen zu lassen. Die letzten 130 Mark stellte man statu tengemäß dem Centralvorstand iu Leipzig zur sofortigen Ver fügung anheim. Die Collecte im Betrag von 27 M. 13 Pf. bestimmte man zur allgemeinen Liebesgabe. Nachdem am Schluß noch die Herren Pastoren Ponikau und Ficker al« Abgeordnete für das Jahresfest in Löbau erwählt worden waren, schloß ein kurzes Gebet des Ortsgeistlichen die Feier. Wir aber schließen diesen Bericht mit dem Wunsche, daß das Fest, welches von Anfang bis E.:de in schönster Weise verlief, auch für diese Sache des Reiche« Gottes neuen Eifer und regere Theilnahme möge geweckt haben. Berlin. Die Reichscommision für die Ausstellung in Philadelphia hat die Anmeldungen nunmehr geschlossen; letztere sind zahlreicher eingegangeu, als sich erwarten ließ, und wird daher ein erheblich größerer Raum beansprucht werden, als ursprünglich erforderlich erschien. Die Zahl der deutschen Aussteller beträgt, einschließlich der Kunstbranche, etwa 800, unter welchen die Großindustrie der Rheinprovinz, Westfalens und des Königreichs Sachsen die erste Stelle einnimmt.