Volltext Seite (XML)
Sonnabend. Nr. 80. 17. Juli 18^5. Weißenh -Leitung. Amts-Atatt für die KeriPts-Aemter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Verantwortlicher Rcdactcnr: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten »nd die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 2S Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Tages gefch ichte. Dippoldiswalde, den 16. Juli. Der heutige Tag be zeichnet einen wichtigen Abschnitt in unfern Verkehrsver hältnissen. Heute wurden hier und in Altenberg die längst sehnlichst erwarteten Telegraphen-Stationen eröffnet. Die erste Depesche ging von dem hiesigen Stadtrath „an den General-Director der Bosten und Telegraphen, Herrn Dr. Stephan in Berlin," und lautet dieselbe: „Den unermüdlichen Förderer der postalischen und tele graphischen Vcrkehrsinteresscn begrüßt bei Eröffnung der hie sigen Telegraphen-Station in dankbarer Anerkennung der Stadtrath." Wie wir nicht im Geringsten zweifeln, daß die neue Ein richtung, die uns aus unsrer Jsolirtheit wenigstens in einer Hinsicht in den Weltverkehr einreiht, die allseitige Theilnahme finden und recht oft benutzt werden wird, so hoffen wir auch, daß nun auch der längstgehegte Wunsch einer Eisenbahnver bindung seiner Erfüllung wieder um ein Stück näher gerückt ist. Möchten wir uns in dieser Hinsicht nicht täuschen! Uebrigens können wir unfern Lesern die ihnen gewiß angenehme Mittheilung machen, daß wir Vorkehrungen ge troffen haben, durch Verbindung mit einem renommirten Telegraphen-Büreau sofort in den Besitz der inter essantesten telegraphischen Depeschen zu gelangen, und werden dieselben, insoweit sie uns vor jedesmaligem Schluß des Blattes zugehen, unverzüglich Aufnahme finden. Wir hoffen, durch diese uns nun möglich gewordene Erweite rung interessanter Mittheilungen den Werth unseres Blattes, dessen Vervollkommnung wir unausgesetzt anstreben, nicht un wesentlich zu erhöhen und uns den Dank unserer Leser zu verdienen. Dippoldiswalde, den 16. Juli. Bekanntlich fehlte es im Jahre des Krieges 1870—71 auch bei uns nicht an Opferfreudigkeit und freiwilliger Thätigkeit im Bereiche der Fürsorge für die im Felde stehenden Truppen, an Samm lungen für die in den Hospitälern liegenden Kranken und Verwundeten, sowie für die in Bedrängniß gerathenen Fami lien der Vaterlandsvertheidiger. Der bei uns in Wirksam keit gewesene Hülfsverein hat, wenn wir nicht irren, über 2000 Thlr. an Unterstützungen aufgebracht. Der noch jetzt im Bereiche der freiwilligen Krankenpflege thätige Alberts- Verein hat nun neuerdings mehrere der damals besonders thätigen Frauen hiesiger Stadt in Berlin zur Verleihung der von Sr. Maj. dem Kaiser Wilhelm gestifteten „Kriegs denkmünze von Stahl am Nicht-Combattanten-Bande" vor geschlagen, und ist dieselbe in diesen Tagen Frau Superint. Opitz, Frau Assessor Herold, Frau Schuldirector Engelmann, Fräulein Gersdorf, Frau vr. Pollack, Frau Kaufm. Schmidt, Frau Advocat Schumann, allerseits hier, nebst Diplom zuge fertigt worden. Die beiden erstgenannten Damen hatten bereits früher das sächsische Erinnerungskreuz erhalten. — Mit dem 21. Juli beginnen bei den königlichen Unter gerichten des Landes die Gerichtsferien, welche bis mit 31. August andauern. Jnnerhab dieser Zeit werden lediglich die dringlicheren Sachen expedirt, die weniger dringlichen da gegen bis nach Beendigung der Ferien verlegt. Dresden. Unser Königspaar hat sich von Friedrichs hafen nach Krauchenwies zum Besuche des Fürsten von Hohen- zollern begeben und ist von da über Schaffhausen und Zürich nach Luzern gereist; dann über den Rigi unh Andermatt auf der Gotthardstraße nach Locarno. Von hier aus reisten die Majestäten nach Stresa zum Besuch der Herzogin von Genua und über Turin und den Monl-Cenis nach Genf, von wo aus Se. Maj. der König am 17. Juli die Rückreise antreten wird, während die Königin noch einige Zeit am Genfer See sich aufhalteu wird. — Bei der Königlichen Prüfungs-Kommission für Frei willige zum einjährigen Militärdienst werden im Monat September d. IS. die vorschriftsmäßigen Prüfungen zur Er langung der Berechtigung zum einjährigen freiwilligen Militär dienste abgehalten werden. Diejenigen nach § 20 der Militär- Ersatz-Instruktion vom 26. März 1868 im Dresdner Re gierungsbezirk gestellpflichtigen jungen Leute, welche noch in diesem Jahre die Berechtigung zu erlangen wünschen, haben, vorausgesetzt, daß sie das 17. Lebensjahr vollendet, das dienstpflichtige Alter aber nicht bereits erreicht haben, ihre bezüglichen Anmeldungen an die genannte PrüfungS-Kom- Mission spätestens bis zum 31. August dieses Jahres schriftlich gelangen zu lassen und derselben 1. eine Geburts bescheinigung bez. mit Nachweis der Reichsangehörigkeit, 2. ein Einwilligungsattest des Vaters bez. Vormundes, 3. ein Un- bescholtenheitszeugniß für Zöglinge höherer Schulen (Gym nasien, Realschulen, Progymnasien, höhere Bürgerschulen) von deren Direktor, für alle übrigen jungen Leute von der Polizeiobrigkeit ausgestellt, und 4. einen Nachweis über die erlangte wissenschaftliche Ausbildung beizufügen. An die der Prüfung zu Unterziehenden wird rechtzeitige schriftliche Vor ladung ergehen. Großenhain. Am 11. Juli ist Hierselbst die große Caspari'sche Tuchfabrik mit allen Gebäuden abgebrannt. Glücklicherweise gelang eS, die Ventile am Dampfkessel zu öffnen, sonst hätte möglicher Weise eine Explosion noch größeres Unglück verursachen können. * Meißen. Allen, welche zu einem Sommerausflug das romantisch gelegene Meißen und Umgebung wählen, sind als dankbare Partieen zu nennen: eine kurze Dampfschifffahrt nach dem Scharfenberg oder nach den Spaarbergen, wohl auch nach Niederwartha, oder für gute Spaziergänger eine