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Sonnabend. Nr. 68. 19. Jpni 1875. Weißenh-Zeitung. Amis-Matt für die Herichts-Aernter und Stadträtl-e zu Aippoldiswatde und Krauenstein. Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 23 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit lO Pfg. für die Spalten-Zcile, oder deren Raum, berechnet. Amtlicher Th eit. B e k a rr n t m a ch n n g. Nachdem Christiane Caroline verw. Walther zu Seifersdorf als Hebamme für den Gemeinde bezirk Grotzölfa unterm heutigen Tage in Pflicht genommen worden ist, so wird dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dippoldiswalde, den 16 Juni 1875 Königliche 2lnltshauptmannschaft. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 17. Juni. Heute stieß man beim Grundgraben auf einer der Brandstellen an der Frei berger Straße auf einen irdenen Topf, der in einem Beutel, welcher alsbald bei seiner Berührung zerfiel, eine größere Anzahl von Silbermünzen enthielt. Eine sofort vorge nommene genaue Prüfung des gesammten Fundes hat folgen des Ergebniß gehabt. Der Fund beläuft sich auf 445 Stück und enthält nur Münzen in der Größe vom Drittelthaler bis Groschen. Nur ganz wenige davon stammen noch aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts (nämlich 2 sogen, halbe sächsische Spitzgroschen von Kurfürst Ernst und eine Anzahl sehr unscheinbarer böhmischer (Prager) Groschen von Wladis- laus II. 1471—1516). Die Mehrzahl der Münzen gehört erst dem 17. Jahrhundert an. — Dem Forscher bietet der Fund kein besonderes Interesse dar; er enthält auch keine namhaften Seltenheiten. Im Einzelnen zählten wir an kur sächsischen Münzen: 20 Drittelthaler (a. d. I. 1668 und 1669), 3 Sechstelthaler (1668), 18 Groschen aus der Zeit von Kurfürst Ernst bis August; 326, also der überwiegende Theil des ganzen Fundes, Groschen aus den Jahren 1623 bis 1668. Dazu kommen noch 4 Groschen herzoglich-sächsi schen Gepräges, weiter 46 alte böhmische (Prager) Groschen, zum Theil aus der Regierungszeit Ferdinands I. (1526—64); 9 Tyroler Zehnkreuzer aus den Jahren 1624—32; 4 Braun- schweig-Lüneburgische Zwei-Mariengroschenstücke; I kurfürstl. Brandenburgischer, 5 herzoglich Holsteinische resx. Glück- stadter, und 1 gräflich Mansfeld'scher Groschen, weiter 1 Mannsfelder Drittelthaler von 1669, welcher mit I Münze der Stadt HilveSheim von 1869, zu den selteneren Münzen gezählt werden darf; endlich 4 herzoglich Brabanter Drittel- thaler und 2 Dänische Münzen von 1608 und 1629. — Da die kurfürstlich sächs. Gepräge, namentlich die Groschen, im Funde so überwiegend sind, keines derselben aber eine spätere Jahrzahl als 1669 aufweist, obwohl man zahlreiche Groschen rc. auch aus den folgenden Jahren kennt, so dürfte sich die Annahme nahe legen, daß das gefundene Geld, in dem wir wegen des gänzlichen Mangels an größeren Stücken nur Ersparnisse eines minder Bemittelten zu sehen haben, bald nach 1669 an der betr. Stelle vergraben worden ist. Diese Annahme erhält noch eine Bestätigung durch das vom Rost zwar mehrfach geschädigte, aber sonst den unverkennbaren Stempelglanz noch tragende Aussehen der Stücke aus dem Jahre 1669. Die Veranlassung zum Vergraben des Geldes wird man daher in einer allgemeinen Noch, etwa drohendem Kriegsunglück, nicht zu suchen haben. Der Werth des FundeS wird sich wegen des schon oben angedeuteten Mangels an wirklich seltenen Stücken im Wesentlichen nur durch das Ge wicht und den faktischen Metallwerth der Münzen bestimmen lassen. — In den nächsten Tagen wird in unserer Stadt für die Abgebrannten vom 14. Juni eine allgemeine HauS- sammlung veranstaltet werden, der wir den besten Erfolg wünschen. — Mehrere am Donnerstag Nachmittag gleichzeitig über unsere Stadt hinziehende Gewitter haben glücklicherweise bei ihren heftigen Entladungen einen Schaden bei uns nicht angerichtet; eher könnte man solches von den damit begleitet gewesenen Regengüssen sagen, die so stark fielen, wie seit vielen Jahren nicht. Dresden. Unser König Albert wird in diesem Sommer kein Seebad gebrauchen, sondern gemeinsam mit der Königin nächste Woche eine Reise nach Süddeutschland antreten. — Am 17. d. MtS. fand die Betriebseröffnung der neuen Eisenbahn Berlin-Dresden statt; von Feierlichkeiten war abgesehen worden. Früh r/«9 Uhr ging der erste Zug nach Berlin, und Mittags '/ei Uhr kam der erste Zug von dort in Dresden an. — Herr Kaufm. Hessel hier veranstaltet auch Heuer wieder eine Extrafahrt nach Hamburg und Helgoland