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Sonnabend. Alk* 54. * 15. Nim 1875. WePerih-Ieitung. Amts-Wkatt für die Herichts-Aemler und Stadträttie zu Dixpokdiswakde und Irauenstein. Vcrantwottlichcr Rcdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags nnd Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 2S Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden nut 10 Pfg. für die Spalien-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Zmlkcher Theis. Bekanntmachung. Herr Orlsrichtcr Frenzel in Kleincarsdorf ist zu Ausübung der obrigkeitlichen Befugnisse und Pflichten innerhalb des Bezirks des Rittergutes Kleincarsdorf unter heutigem Tage allhier in Pflicht genommen worden, was mit Bezugnahme auf tz 84 der revidirten Landgemeindeordnung hiermit bekannt gemacht wird. Dippoldiswalde, den II Mai 1875. Königliche Amtshanptmannfchaft. v. Bosse. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Das Directorium der Prag-Duxer Eisenbahn hat die Negierungs-Bewilligung zum Abtreten der Strecke Brüx-Mulda an die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie (s. vor. Rr. d. Bl.) unterm I I. Mai erhalten. Dresden. Unsere König familie hat die Villa in Strehlen bezogen; Prinz und Prinzessin Georg die in Hoster- witz; die Königin-Mutter wohnt in Jahnishausen und die Königin Marie in Wachwitz. — Der diesjährige Dresdner Woll markt findet am 16. Juni d. I., und zwar nicht, wie bisher, auf dem Neu markte, sondern auf den disponiblen Räumlichkeiten des Centralschlachtviehhofcs auf der Leipziger Straße statt. — Die Dispositionen für die Elöffnung der Berlin- Dresdner Eisenbahn sind jetzt bestimmt festgesetzt, und zwar wird am 21. bis 23. d. Mts. die baupolizeiliche Ab nahme, am 29. eine Festfahrt und am I. Juni die Eröffnung des allgemeinen Betriebs stattfinden. — Auch nach Wien findet zu Pfingsten eine Ver gnügungsfahrt von Dresden aus zu sehr ermäßigten Preisen statt. In Prag ist (wegen des Nepomukfestes) ein dreistündiger Aufenthalt. — Das Dresdner Gew andhaus wird in nächster Zeit in Geschäfts-Localitäten der stadträthlichen Verwaltung um gewandelt werden. Der Kostenaufwand ist auf 70,000 Mark veranschlagt. — Die Sammlnng von Briefen und Manuskripten in hiesigem Körner museum ist dieser Tage durch drei Briefe Schiller's an Körner und die darauf bezüglichen Antworten des Letzteren (aus den Jahren 1787, 1795 und 1801) be reichert worden. Unter den übrigen interessanten Schrift stücken dieser Sammlung befindet sich ein Blatt von Körner'S Hand, das er seinen Eltern in frühester Jugend gewidmet hat. Auf demselben sind die folgenden kindlich treu-herzigen Worte zu lesen: „Besten Eldern, ich liebe Euch von ganzen Herzen, ich will ein recht guter Junge werden." Leipzig. Mit der Herstellung eines neuen Börsen- GebäudeS wird nun Ernst gemacht; die Anleihe dazu ist gezeichnet, und der Bau soll noch in diesem Jahre begonnen werden. Berlin. Das Abgeordnetenhaus hat in dritter Lesung das Klostergesetz mit 243 gegen 89 Stimmen endgültig angenommen. — Durch seine Verhaltungsgrundsätze, der renitenten katholischen Geistlichkeit gegenüber, ist der preußische Staat in wahrhaft tollhäuslerische Zustände gerathen. Der Fürst bischof Förster von Breslau hat sich dem Arme der Gerechtig keit durch eine schnelle Flucht nach dem österreichischen Schlosse Johannisberg entzogen und will von dort aus den preußischen Antheil seiner Diöccse ruhig weiter regieren. Da nun derselbe, wie sich jetzt herausstellt, auch geheimer Delegat für das Bisthum Posen und Gnesen ist, so liegt ein Zustand vor, in welchem ein großer Theil der Bevölkerung, fast ganze Pro vinzen, nicht nur von Nom aus seine Verhaltungsmaßregeln den, Staate gegenüber vorgezeichnet erhält, sondern in welchem sogar untergeordnete Organe ihren Sitz im Auslande nehmen und von dort aus die katholische Bevölkerung regieren. Es ist hohe Zeit, daß dieser römischen und ausländischen Mit regierung im Vaterlande ein Ende gemacht wird, und sollte es selbst nur durch eine zeitweise und vorübergehende Sus pension der ordentlichen Landesgesetze möglich sein. Wir ver langen aber vor allen Dingen Ruhe und Sicherheit im eigenen Lande und eine Regierung nach unseren Gesetzen, nicht nach römischem Belieben. — Schon wieder erzählt man von Komploten gegen das Leben des Fürsten Bismarck, und in letzter Zeit haben sich auch solche gegen den Kultusminister Falk zugesellt; selbst auf unfern Kaiser Wilhelm soll cS abgesehen sein.