Volltext Seite (XML)
Donnerstag. Rr 88. 8. April 1875. WePerih-Leitung. Amts-Matt für die Kerichts-Aemter und Stadträttje zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Rcdacteur: Cart Ichnc in Dippoldiswalde. Dieses Viait erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 2S Pfg. — Inserate, welche bei der bedentenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Amtlicher Theit. Bekanntmachung. Von dem unterzeichneten königlichen Gerichtsamte sollen erbtheilungShalber, und zwar neuerlichem Anträge zufolge im Gasthofe zu Höckendorf -e» LS. April L873, von Mittags LS Uhr an, die zum Nachlasse des verstorbenen Gutsbesitzers Gustav Adolf Lieber in Höckendorf gehörigen Grundstücke dir. 3 des Katasters, Nr. 3 und 156 de« Grund- und Hypothekenbuch« und 'Nr. 229n, 229k, 230a, 258b und 273k des Flurbuchs für Höckentoif, welche Grundstücke am 23. März 1875 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 7638 Mark 77 Pfg. gewürdert worden sind, versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Dippoldiswalde, am 24 März 1875. Königliches Gerichtsamt. Klimmer. Bekanntmachung. Den Schulvorständen des VIII. Schulaufsichtsbezirkes wird hierdurch bekannt gemacht, daß die auf Leinwand ge zogene „Wandkarte des Königreichs Sachsen von O. Delitsch" bis zum 30. April für den ermäßigten Preis von 16 Mark abgegeben werden soll. — Bestellungen nimmt Unterzeichneter an. Dippoldiswalde, am 5 April 1875 Der Königl. Nezirks-Schulinfpector. Mushacke. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Bei dem Dorfe Röthenbach hat sich am letzten Sonntage, 4. April, ein höchst beklagens- werther Unglücksfall zugetragen. Zwei Kinder des Wirth- schaftsbesitzers August Köhler in Sadisdorf, ein Mädchen von 14 Jahren und ein Knabe von 12 Jahren, waren nach Pretzschendorf geschickt worden und gingen bei Röthenbach über den fiskalischen Floßsteig am Borberge, der nur schmal und ohne Geländer ist und über die Weißeritz führt. Glück lich waren sie bei dem hohen Wasserstande auf dem Hinwege darüber gelangt, nahmen aber leider auch beim Rückwege, trotz vorher ihnen zu Theil gewordener Warnung, über den Floßsteig ihre Straße. Um sicherer zu gehen, scheint das Mädchen vorher noch der angehabten Stieseln sich entledigt zu haben. Das Geschwisterpaar, sich wahrscheinlich anfassend und einander haltend, hat nun auf dem Steige das Gleich gewicht verloren und ist in die tobenden Wellen gestürzt, von diesen auch noch mindestens 10 Minuten weit durch die emporstehenden Steine mit fortgerissen'worden! Der, durch das lange Ausbleiben der Kinder besorgt gewordene Vater ging am Abend noch nach Pretzschendorf und hörte daselbst, daß seine Kinder schon Nachmittags 3 Uhr sich auf den Heim weg begeben hätten; man mußte also schon auf ein geschehenes Unglück schließen. In aller Frühe des Montag-Morgens weckte Köhler seine treuen Nachbarn, die mit ihm ausgingen, die Kinder zu suchen. Gegen 7 Uhr fand der Vater selbst, 300 Schritte unter dem Wässerungswehre des Mühlenbesitzers Jäppelt bei Röthenbach, seine Tochter in den Fluthen zwischen zwei Steinen hängend, todt auf, und um 9 Uhr ward auch der Knabe, am Wehre hängend, aufgefunden. Man mußte ihn mittelst eines Hakens, den man unter einen ledernen Gürtel, welchen der Knabe um den Leib trug, schob, an das Land bringen. Der Jammer der Eltern und aller Anwesenden bei dem Anblicke der unglücklichen, so früh und schrecklich um das Leben gekommenen lieben Kinder läßt sich nicht beschreiben. — Die kaiserl. Post-Expedition ist jetzt bereits von früh 7 Uhr an geöffnet. — Der, wegen der einzurichtenden, wahrscheinlich am 1. Mai zu eröffnenden Telegraphen- Station nothwendig gewordene Umbau in den Localitäten des Parterre bedingt eine zeitweilige Verlegung der Expedition in die erste Etage des Postgebäudes (Eingang von der Rückseite, im Posthofe), worauf wir das Publikum hierdurch aufmerksam machen wollen.