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Sonnabend. * Nr 32. M. März 1875. Weißerih-Zettung. Amts-Wkatt für die Gerichts-Aemter «nd Stadträtye zu Dippoldiswalde und Arauenstein. Verantwortlicher Rcdactcur: Carl Ichnc in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 2S Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Berbreitnug finden, werden mit >0 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Zlntkcher Theil. Bekanntmachung. Unter dem Protectorate Ihrer Majestäten des Königs und der Königin wird in den ersten Sommer-Monaten dieses Jahres in Dresden eine Ausstellung der im Königreich Sachsen befindlichen Werke des Kunstgewerbes vom Mittel- alter bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts stattfinden. Die Ausstellung soll Werke enthalten aus dem Gebiete der Emaille-Arbeit, der Glas- und Miniaturmalerei und der Gemmenschneidekunst; Werke der kleinen Plastik, als Elfenbeinschnitzereien, Arbeiten in Speckstein, Wachs u. s. w.; Werke der Goldschmiedekunst, Metallarbeiten, sowohl Erzguß, als auch getriebene und schlosserarbeiten, Waffen, Zinngeschirr u. s. w.; Erzeugnisse der Kunsttöpferei, als Terracotten, Majolica-Malereien, Steingutkrüge, Porzellan, Fayence u. s. w.; ferner Glas geschirr, Möbel, überhaupt Kunsttischlerarbeiten, Webereien und Stickarbeiten, sowie Spitzen-, Leder- und Buchbinderarbeiten. Indem ich dies noch hierdurch zur Kenntniß des hiesigen Verwaltungsbezirks bringe, richte ich an die Besitzer solcher kunstgewerblichen Gegenstände die Bitte, das Unternehmen möglichst fördern und etwaige Zusagen bis Ende diese« Monats an den Schriftführer Architekt Grahl in Dresden, Walpurgisstraße 8, gelangen lassen zu wollen. Dippoldiswalde, den 18. März 1875. v. Bosse, Amtshauptmann. Bekanntmachung. Das Gewerbe- und Personalsteuer-Catasler für hiesigen Ort auf das Jahr 1875 liegt vom 20. dieses Monats ab auf unserer Stadtkassen-Expedition zur Einsichtnahme für die Betheiligten aus. Etwaige Reclamationen gegen dasselbe sind bei deren Verlust binnen drei Wochen und bis längsten« -en IN April -. I. schriftlich hier einzureichen. Frauenstein, den 18. März 1875. Der Sta-tgemein-erath. Grohmann, Bürgermeister. Bekanntmachung. Nach Mittheilung des Königlichen BezirkSthierarztes ist die unter den Viehbeständen hiesiger Stadt ausgebrochene Seuche als vollständig erloschen zu betrachten. Frauenstein, den 15. März 1875. Grohmann, Bürgermeister. Tagesge schichte. Dippoldiswalde, den 19. März. Am Dienstag, den 16. März, hielt Herr Diaconus Gersdorf von hier vor einer sehr zahlreichen und gespannt aufmerksamen Zuhörerschaft den vierten der öffentlichen Vorträge, über Bildung und Christenthum. Der Redner begann seinen Vortrag mit einer Schilderung und Deutung zweier Sagen des Alterthums, der Sphinxsage und der Prometheussage. Jene lasse erkennen, wovon alle Bildung ihren Ausgang nehme, davon nämlich, daß der Mensch sich selbst und seine menschliche Bestimmung erkenne, während die Prometheussage darstelle, wie aller Bildungsfortschritt nur im Bunde mit der Gott heit dem Menschen zum wahren Glück gereiche, ohne Gott zum schweren Verhängniß werde. An den Bildungsvölkern der alten Welt und ihrem kläglichen Untergange habe sich diese Wahrheit be stätigt. Ob die fortschreitende Bildung, aus die man jetzt mit Recht immer allgemeiner dringe, erstrebt werden solle mit Gott oder ohne Gott, vor diese entscheidungsvolle Frage sei auch die Gegenwart ge stellt. Und an ihrer Lösung entscheide sich die Zukunst. Zwischen der modernen Bildung und dem Christenthume bestehe heutzutage eine tiefe und weite Kluft. Man trenne die christliche Moral vom christlichen Glauben, und wolle nur jene gelten lassen. Die Ursachen dieser Kluft seien mannichsacher Art, namentlich wirkten sittliche Jactoren mit, eine allgemeine Abneigung gegen ein tieferes Eindringen in das Wesen des Christcnthums und darum mangelndes Verständ- niß seiner Wahrheiten. Daher könne es geschehen, daß Bewegungen auf den Gebieten der Wissenschaft und des socialen Lebens, durch welche an sich der Kern des Christcnthums unberührt bleibe, doch in einem, dem christlichen Glauben feindseligen Sinne ausgebeutet