Volltext Seite (XML)
Freitag. Nr. 89. 13. November 1874. Weißerih-Aeitung. Amts-Matt für die cherichts-Aemter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwottlicher Rcdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswal-r. Dieses Blalt erschein! wöchentlich zwei Mal: Dienstags nnd Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. PrttS vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werde» mit I Ngr. für hie Spalten - Zeile berechne!. Bekanntmachung, die Anlegung von Scheuengelauten betreffend. Will Rücksicht auf den eingetretenen Schneefall wird die Bestimmung der Verordnung vom 9. Juli 1872 hiermit in Erinnerung gebracht, daß mit Geldstrafe bis zu 20 Thalern oder mit Haft bi« zu 14 Tagen bestraft wird, wer bei gefallenem Schnee nicht fein Fuhrwerk mit Geläute versieht. Dippoldiswalde, den 12. November 1874 Königliche Amtshauptmannfchaft. v. Bosse. Bekanntmachung, die Absteckung der Winterbahn betreffend. Die Gemeinden des hiesigen Verwaltungsbezirks werden hierdurch veranlaßt, für Absteckung der Winterbahn, soweit dies nicht schon geschehen, unverzüglich Sorge zu tragen. Dippoldiswalde, den 12 November 1874 Königliche Amtshauptmannfchaft. v. Bösst. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Wir schreiben heute den 11. Novbr.; trotzdem wir aber so nahe an den Winter herangerückt sind, erfreute uns doch bis heute der Himmel mit schönem lauen, ja fast heißem Wetter, während wir in anderen Jahren um diese Zeit bereits Schnee in großen Mengen hatten. Heute aber stellten sich die ersten Boten des Winters ein, am Nach mittag kam dann und wann, untermischt mit dem präch tigsten Sonnenschein, ein ganz gehöriges Schneegestöber, und überzog die Felder nnd Fluren mit leichter Schneedecke. Jeden falls wäre es zu wünschen, daß wir vor dem völligen Ein wintern noch längere Zeit größere Regenmassen bekämen, die dem höchst fühlbaren Wassermangel gründliche Abhilfe schafften. Dresden. Aus dem Etat der Reichsxostverwaltung auf das Jahr 1875 ist ersichtlich, daß zur Herstellung eine« neuen Dienstgebäudes in Dresden für die vom Hauptpost amte abzuzweigende Packetexpedition, sowie für die Ober- postdirection nnd den Posthaltereibetrieb, die Summe von 1,680,000 Mark gefordert werden. Bei dem Generalpostawt soll die Stelle eines Postbaurathes begründet und das Gebiet der Reichöpost- und Telegraphen-Verwaltung in 13 Baubezirke getheilt werden. — Die Vollendung der Dresdner Wasserwerke wird eine Summe von 437,575 Thlr. beanspruchen. Der Stadtrath hat demnach beschlossen, bei den Stadtverordneten die Bewilligung des zu den bereits bewilligten 200,000 Thlrn. noch nöthigen Zuschusses von 237,575 Thlrn. zu beantragen. Pirna. Am 8. Novbr. wurde hier der, von den deutschen Sängern errichtete Denkstein für den Dichter Julius Otto enthüllt. An diesem Tage vor 25 Jahren wurde der damals 24 Jahr alte Dichter hier begraben. An der Ent hüllungsfeierlichkeit, zu der fluch der Vater des Verstorbenen, Cantor Otto in Dresden, erschienen war, nahmen auch viele auswärtige Vereine, zusammen über 200 Sänger, Theil. Nach Gesängen, Reden und Dankesworten begab sich der Festzug nach des Dichters Grab, wo auch Lorbeerkränze niedergelegt wurden. — Die Einweihung der Eisenbahn Pirna-Camenz wird in nicht zu langer Zeit erfolgen; der Brückenbau ist ziemlich beendet. Geringswalde, da« in den letzten Jahren durch mehrere Brände heimgesucht wurde, ist am 2. Novbr. wieder von einer Feuersbrunst betroffen worden, die 6 Häuser und viele Seiten- und Nebengebäude einäscherte. 25 Familien mit 100 Köpfen, meist arme Weber, wurden obdachlos und haben ihre ganze Habe verloren. Zwickau. Am 8. dss. Mts. Abends in der zwölften Stunde ist der im Abteufen begriffene und zur Zeit 150 Meter tiefe Brückenbergschacht Nr. 4 plötzlich zusammengestürzt; infolge dessen aber die im Abteufen befindlichen Arbeiter, sieben an der Zahl, von den niedergehenden Bruchmassen und ZimmerungStheilen offenbar erschlagen worden und somit tödtlich verunglückt. In der sechsten Stunde früh hatte der Bruch im Schachte fast die Landsohle erreicht und war bei dem fortwährenden Nachbrechen eine Rettung der Verunglückten geradezu unmöglich. Da irgend welcher Druck im Schachte nie wahrgenommen worden und die Zimmerung ganz neu ist, so fehlt bis jetzt jede« Anhalten bezüglich der Ursache de» Schachtbruches. — Neuere Nachrichten melden, daß am darauffolgenden Tage (9. Novbr.) und die ganze Nacht Bergwässer einge brochen sind, die den Schacht am 10. Vormittags 69 Meter hoch unter Wasser setzten. Wie sich herausstellt, hat der Bruch