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Freitag. M. 89. 14. November 1873. Weißerih-Aeitung. Amts-Matt für die KeriPts-Aemter und Stadtrüthe zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten - Zeile berechnet, Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. In einem, bei der 2. Kammer ein gegangenen königl. Decrete, einen Nachtrag zu dem ordent- lichen Staatsbudget auf die Finanzperiode 1874 und 1875 betreffend, ist Dippoldiswalde als Sitz einer Amts hauptmannschaft mit aufgeführt. Dieser Amtshaupt mannschaft sind zugewiesen: die königl. Gerichtsämter Dippoldis walde, Frauenstein, Altenberg, Lauenstein mit den Städten: Dippoldiswalde, Frauenstein, Altenberg, Geising, Lauenstein, Bärenstein und Glashütte, und umfaßt sie 12,ii Quadrat meilen Areal mit 50,666 Köpfen, welche sich mir 11,142 auf die 7 Städte und mit 39,524 auf die 95 Dörfer mit 21 Rittergütern der 4 Gerichtsämter vertheilen. — Auf dem, am 10. November in Chemnitz abge haltenen sächsischen Gemeindetage war auch Dippoldis walde durch seinen Bürgermeister vertreten. 3m Ganzen hatten 53 Gemeinden ihre Vertreter gesendet. — Unsere städtischen Behörden haben beschlossen, eine Deputation unserer Stadt, aus Herrn Bürgermeister Voigt Seiten des Stadtrathes und Herrn Klempnermstr. Teicher Seiten der Stadtverordneten bestehend, nach Dresden zu Sr. Maj. un- serm Könige zu senden, um demselben die Theilnahme an dem Heimgange des Königs Johann, als den Glückwunsch unserer Stadt zu seiner Thronbesteigung, auszusprechen. — Die meuchlerisch angefallene Christiane Berndt in Lungkwitz ist ihren schweren Leiden (sie hatte mehrere Schädel brüche erhalten) erlegen und am Mittwoch, den 12. Novbr., Abends gestorben. Der wahrscheinliche Uebelthäter, Hand arbeiter Petzoldt, ist etngezogen und an die Staatsanwalt schaft zu Freiberg abgeliefert worden. > Dresden. Die Mißbilligung, welche die Regierung im „Dresdner Journal" über das Verhalten des „katho lischen Kirchenblattes" ausgesprochen, gehört zu den erfreu lichsten Erscheinungen der neuesten Zeit in unserm inner sächsischen Staatsleben. Bisher hatte die Ludwig'sche An klage besonderen Werth darauf gelegt, daß das genannte Blatt ungehindert und ohne Widerspruch zu erfahren, kecker Weise behaupten konnte, das Unfehlbarkeitsdogma sei in Sachsen mit Umgehung der Landesgesetze dennoch veröffent licht worden; wenigstens hatte die Betonung der Verlesung des Fuldaer Hirtenbriefes keinen andern Sinn. Nun hatte zwar Skaatsnunister v. Gerber die Nichtigkeit der Behauptung mit dem Hinweis auf die staatliche Ungültigkeit der Ver öffentlichung des Dogma nachgewiesen; allein es konnte die öffentliche Meinung damit nicht Beruhigung fassen, denn Behauptung stand da der Behauptung in den Augen aller jener Katholiken gegenüber, welche in den beiden Hofpredigern Wahl und Potthoff und in dem von ihnen redigirten Kirchen blatte ihren geistlichen Rath und Beistand zu erkennen ge wohnt sind. Und nicht darauf kommt es ja an, was wir Protestanten von dem UnfehlbarkeitSdogma halten, sondern ob unsere katholischen Mitbürger daran glauben und wir in ihren Augen fort und fort als Ketzer dastehen. Jetzt, nach dem die Regierung die Unverschämtheit des Blattes — man kann sich nicht glimpflicher ausdrücken — zurückgewiesen, bleibt diesen, wie überall im deutschen Reiche, nur übrig, entweder als gute Staatsbürger mit der Regierung, welche dem UnfehlbarkeitSdogma nicht zustimmt, oder mit dem Papste und den Ultramontanen zu gehen, welche der weltlichen Obrig keit, aller beschönigenden Phrasen ungeachtet, nur Hohn sprechen. — Man schreibt, daß jetzt im Gesammtministerium Be- rathungen wegen Erhöhung der Civilliste des Königs stattfinden, Leipzig. Es ist ein Comitee zusammengetreten, um für ein in Leipzig zu errichtendes Denkmal des Königs Johann die nöthigen Beiträge zu sammeln. Berlin. Die Umgestaltung des Ministeriums ist nunmehr erfolgt: Graf Roon ist auf sein Gesuch von der Stellung eines Ministerpräsidenten enthoben, der Reichs kanzler Fürst Bismarck erhielt das Präsidium, und Finanz minister Camphausen ist zugleich Vicepräsident des Mini steriums. — Der Landtag der preußischen Monarchie ist am 12. Novbr. Mittags durch den Vicepräsidenten des StaatS- ministeriums v. Camphausen im königl. Schlosse eröffnet worden. — Für die Reichstags-Abgeordneten ist nunmehr auf allen Staats- und Privatbahnen freie Reise beschlossen, d. h. nur für die Dauer der Session. — Der neuePorto-Tarif ist jetzt den Postanstalten niitgetheilt worden. Darnach beträgt vom 1. Januar 1874 ab das Porto für Packete bis zu 5 Kilogramm 2'/s Sgr. und über 5 Kilogramm je nach 6 Entfernungszonen ein Mehr von V», 1, 2, 3, 4 und 5 Sgr., für Briefe mit Werthangabe ohne Unterschied des Gewichtes auf Entfernungen bis zu 10 Meilen einschließlich 2, auf alle weiteren Ent fernungen 4 Sgr., wozu eine Versicherungsgebühr tritt, welche ohne Unterschied der Entfernung und zu jeder Höhe der Werthangabe gleichmäßig '/r Sgr. für je 100 Thaler oder einen Theil von 100 Thlr., mindestens jedoch 1 Sgr. beträgt. — Die Vertreter der Stadt Lüneburg haben nun mehr beschlossen, das berühmte Silberzeug der preußischen Regierung für 200,000 Thlr. zu überlassen und nur eines von den 37 Gefäßen, einen Krug von 1720, der nach dem Willen deö Schenkers niemals verkauft werden soll, für die Stadt zu behalten.